März 2004
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Wirtschaft

 

Eine traditionelle ethnische Hochzeit der Lisu

Von Hu Xiaoping

Der 11. Januar 2004, der zwanzigste Tag des zwölften Monats nach dem Mondkalender war der Hochzeitstag von Zhang Zhengxiu, einem Mädchen der ethnischen Minderheit der Lisu. Die traditionelle Hochzeitszeremonie wurde in ihrem Heimatdorf im Kreis Decheng, Provinz Sichuan, abgehalten. Das Datum war von einem Dorfälteren und Meister der Rituale auserwählt worden.

Xiuxiu, wie sie von ihrer Familie und ihren Freunden genannt wird, stand an diesem wichtigsten Tag ihres Lebens sehr früh auf. Im Hof war schon etwas los; das Wasser kochte auf dem vorläufig aufgestellten Kochofen und ein paar junge Männer zerrten aus dem Schweinestall zum Schlachten ein Schwein heran.

Xiuxius wichtigste rituelle Hochzeitsvorbereitung – die Gesichtsenthaarung – fand zu Mittag statt. Das ist eine Zeremonie, die alle Lisu-Mädchen vor der Hochzeit durchmachen. Meistens findet sie an einem ruhigen, abgelegenen Ort in den Bergwäldern statt, entfernt von anderen Dorfbewohnern und vor allem den Männern. Xiuxiu setzte sich auf das Gras und ihre Tante nahm Gips heraus, den sie entlang des Haaransatzes auf die feinen Haare auftrug. Nachdem sie ihn sanft eingerieben hatte, riss sie die Haare damit aus und wischte das weiße Puder weg. Danach flocht Xiuxius Tante die Haare ihrer Nichte und legte einen schönen Schal auf ihren Kopf.

In der Lisu-Kultur ist Gesichtsenthaarung der Initiationsritus, der von der Mädchenzeit in die Weiblichkeit überleitet; das Ausreißen der feinen Haare entlang des Haaransatzes einer Frau soll die Wiedergeburt sichern.

Als Xiuxiu nun als Frau in den Hof zurückkehrte, waren die Hochzeitsvorbereitungen beinahe abgeschlossen. Sie saß mit ein paar Freundinnen in ihrem Zimmer und ihre Tante half ihr, ihre Füße und ihr Gesicht zu waschen, wonach das Wasser auf den Boden geschüttet wurde, um Fröhlichkeit und Glück einzuladen. Xiuxiu legte ihr besticktes Hochzeitskleid an und ging hinaus, um sich im Gras vor dem Zimmer hinzusetzen, wo sie ihren Segen erhalten sollte. Nach einem opulenten Festessen gab es eine Prozession zum Haus des Bräutigams, wo die Hochzeitszeremonie abgehalten wurde.

Ungefähr 400 Leute nahmen an Xiuxius Hochzeit teil. Am Abend wurden die Lampen angezündet und mehrere Feuer brannten im Hof, wo die Dorfbewohner zu auf traditionellen Instrumenten gespielter Volksmusik zur Feier des Tages tanzten. Am nächsten Tag ging Xiuxiu mit ihrem Mann und dessen jüngeren Geschwistern aus zum Hüten, ein Lisu-Brauch, der den Anfang des neuen Familienlebens markiert.

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