Februar 2004
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Eine Reise nach Macau

Von Martin Winter

In der monatlichen Programm- und Anzeigen-Zeitschrift that’s Beijing (thatsbeijing.com) erschien im Oktober 2004 ein Reisebericht aus Macau (澳门). Die Autorin Lisa Chiu beginnt und endet mit Impressionen von der relativ entlegensten Gegend, der Insel Coloane (路环), im Kontrast mit dem schnellen Geld der Casinos und der großen Hotels. Wer sich näher über die Sonderverwaltungszone Macau informieren will, findet u. a. im Internet ausführliche Quellen. Ich kann hier nur einige kleine Eindrücke von einer Kurzvisite bieten. Unsere drei Tage in Macau endeten an einem anstrengenden Grenzübergang nach Zhuhai, nach einer interessanten Taxifahrt von Coloane zu unserem Hotel auf der Halbinsel Macau, und weiter zur Grenze. Macau hat einen kleinen internationalen Flughafen auf der Insel Taipa (凼仔). Die Flüge scheinen nicht teurer zu sein als jene von oder nach Hong Kong. Vom Landesinneren aus gibt es jedoch viel mehr Angebote zum Flug nach Zhuhai. Unser Hotel war weit entfernt von allen Casinos (Hotel Ritz, Tel.: 339955, ca. 500 Patakas/Nacht, incl. Schwimmbad). Auch bei meiner nächsten Reise nach Macau würde ich mir eine Unterkunft in den kleinen Gassen suchen, wo die Einheimischen wohnen, zur Schule gehen und arbeiten, die nicht primär mit dem Touristengeschäft zu tun haben. In der Nähe des Monte-Forts, und auch nicht weit vom Wahrzeichen Macaus, der Fassade von St. Paul, liegt das kleine, aber recht saubere Hotel Holiday (Tel.: 853-350161, Fax: 350191) mit Zimmern für 250–280 Patakas. Von den Sehenswürdigkeiten her haben uns die St. Franz Xaver-Kirche (neben der Bibliothek) auf Coloane und der nahegelegene buddhistische Tempel auf einer kleinen Anhöhe hinter dem Sportplatz des Dorfes am meisten beeindruckt. Dieser Tin Hao (天后)- Tempel erinnert etwas an noch weiter südlich gelegene Tempelanlagen, etwa in Thailand oder Vietnam, auch durch den Eingangshof und die Katzen. Wir sahen sogar ein Schild mit „Room for rent“ im Ort. Die Verständigung mit Einheimischen ist nicht immer leicht; man braucht Zeit und Geduld, besonders wenn man des Kantonesischen nicht mächtig ist. Die chinesische Hochsprache verstehen viele recht gut. Nur wenige können sich auf Englisch unterhalten. Coloane ist dennoch erreichbar, und ich würde sehr gerne einmal mindestens ein oder zwei Wochen dort verbringen. Das chinesische Festland (eigentlich die Insel Heng Qin 横琴) ist sehr nahe, es gibt auch eine Brücke, über die allerdings keine Taxis fahren, wegen der Grenzformalitäten. Vom Festland aus soll es einen Bus geben. Von der Halbinsel Macau kommt man über Taipa, das vor 1969 eine eigene Insel war, und im 19. Jahrhundert noch aus zwei Inseln bestand. Jetzt liegen die engen Gassen des ehemaligen Fischerdorfes mitten zwischen Hochhäusern und der Landgewinnung entlang der Verbindung zu Coloane. An der Mauer jedes kleinen Hauses stecken die Einheimischen an einem besonderen Platz Räucherstäbchen in den Boden, um die Geister der Erde (土地公) und des Reichtums (财神) günstig zu stimmen. In vielen alten Gassen Macaus gibt es sehr gute und preiswerte portugiesische Restaurants, zum Beispiel La Lorcha (Tel.: 313193) auf der Rua Almirante Sergio neben dem Ah-Ma-Tempel (妈阁庙). Von diesem Tempel leitet sich laut lokalen Quellen der Name „Macau“ ab. Zu den traditionellen Spezialitäten aus Meeresfrüchten und anderen Köstlichkeiten passen die vielen ausgezeichneten portugiesischen Weine, von denen die meisten im Restaurant nur 70–90 Patakas pro Flasche kosten. Auf dem Hügel hinter dem Ah-Ma-Tempel steht die Klosterkirche Ermida da Penha (希望洋圣堂). Es ist ein Ort des Innehaltens und der Stille, die nur gelegentlich durch Reisegruppen unterbrochen wird. Von dort kann man zu Fuß durch die alten Gassen mit mehreren anderen Sehenswürdigkeiten die Fußgängerzone um den Senado Platz in der Stadtmitte und die St. Dominik-Kirche erreichen, von der es dann nur noch fünf Minuten zur Fassade von St. Paul sind. Die St. Dominik-Kirche ist sehr schön restauriert und beherbergt auch ein interessantes sakrales Museum. Die Stadtinformation auf dem Senatsplatz bietet kostenlose Karten und gute Ratschläge. Wer Geld wechseln und günstige Einkäufe tätigen will (neben Textilien zum Beispiel eine digitale Kamera), wird auf dem Senatsplatz sicher fündig. Von den vielen historischen und sakralen Gestalten, die einem in Macau auf Schritt und Tritt begegnen, blieb uns die Himmelskönigin besonders im Gedächtnis. Ich meine da in erster Linie nicht die buddhistische Guanyin (观音), die hier meist als Kun Lam oder Tin Hao (天后) verehrt wird. Die christliche Himmelskönigin heißt nämlich auch Tin Hao, und in einer Seitenkapelle der St. Franz-Xaver- Kirche auf Coloane gibt es ein schönes Bild dieser asiatischen Mutter Maria. Mich hat es gleich an das Altarbild in der Seitenkapelle der Xishiku (西什库)- Kathedrale in Peking erinnert. Die meisten Touristen kommen aber nicht wegen des Essens oder wegen der alten Gassen und der historischen Denkmäler nach Macau, sondern wegen der Casinos. Auch wir konnten der Versuchung nicht widerstehen. Das Casino Zur Griechischen Mythologie (希腊神话) auf Taipa beeindruckt durch sein prächtiges Dekor ebenso wie durch das lebhafte Treiben der vielen Besucher. Am Roulette-Tisch gibt es einen Mindesteinsatz von 200 Patakas, wenn man auf mehr als eine Zahl setzt. Deshalb halten sich die meisten eher an die Tische mit den Kartenspielen, oder an die vielen Maschinen. Es wird sehr viel Geld verspielt, obwohl eine Mehrzahl der Kunden nicht unbedingt sehr reich aussieht. Ein gut ausgestatteter Kindergarten mit netten Tanten kümmert sich um den Nachwuchs, während die Eltern an den Spieltischen beschäftigt sind. Es ist nicht weit zum Flugplatz, und über eine der drei stattlichen Brücken, von denen eine erst letzte Woche (am 9. Januar 2005) eröffnet wurde, ist man auch gleich wieder im Zentrum dieser eigenen kleinen alten Welt am südlichen Rande Chinas.

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