Februar 2004
Ihre Position: Homepage >

Tempel und Klöster Tibets (2)

Das im 7. Jahrhundert erbaute Ramoche-Kloster

500 m vom Jokhang-Kloster entfernt liegt das Ramoche-Kloster. Seine Vorderseite ist nach Osten gerichtet. Das Kloster hat eine Fläche von 4000 m².

Wie das Jokhang-Kloster wurde auch das Ramoche-Kloster in der Mitte des 7. Jahrhunderts gebaut. Am Anfang hatte es den gleichen Umfang wie das Jokhang-Kloster, aber wegen wiederholter Zerstörungen im Laufe der Jahrhunderte, insbesondere nach der Verbringung der Hauptstatue in das Jokhang-Kloster, verlor es allmählich an Bedeutung. Es wurde mehrmals renoviert, die ursprünglichen Bauwerke existieren aber größtenteils nicht mehr. Die vorhandenen Bauwerke wurden in der Ming-Dynastie und auch in der Zeit danach errichtet. Man kann die Halle der Gottheit und den Torturm als Hauptbauwerke des Klosters besichtigen. Die Halle und der Turm sind von Wandelgängen umschlossen. Die Halle der Gottheit hat eine Fläche von mehr als 2100 m² und besitzt drei Stockwerke. Im Jahr 1474, im 10. Jahr unter der Regierungsdevise Chenghua der Ming-Dynastie, diente das Kloster als Kloster der Gelug-Sekte zum Studium der buddhistischen Geheimlehre. Die hier ausgebildeten Buddhisten hatten gute Aussicht, Äbte des Gandain-Klosters in Dagze zu werden. Seit 1694 wird alljährlich im zweiten Monat nach dem tibetischen Kalender eine feierliche Zeremonie zum Gedenken an den fünften Dalai Lama veranstaltet.

Das Zhaibung-Kloster, das Kloster der Dalai Lamas aller Zeiten

Das Zhaibung-Kloster liegt südlich am Berg Genpi Wuze in der westlichen Vorstadt von Lhasa und ist, was den Umfang betrifft, das größte Kloster Tibets und das Kloster der Dalai Lamas aller Zeiten. Es zählt zusammen mit dem Sera-Kloster und dem Gandain-Kloster zu den „drei großen Klöstern Lhasas”. 

Das Zhaibung-Kloster wurde am Berghang gebaut. Die Gebäude stehen dadurch übereinander, Gassen führen kreuz und quer durch den Baukomplex. Er hat eine Fläche von mehr als 200 000 m² . Zeitweise hatte das Kloster über 10 000 Bewohner. Wenn man es aus der Ferne erblickt, vermutet man eine ganze Bergstadt zu sehen.

Das Kloster wurde im Jahre 1416, im 10. Jahr unter Kaiser Yongle der Ming-Dynastie, von Gamzang Qoigyi, einem berühmten Schüler des Gründers der Gelug-Sekte Tsongkapas, erbaut. Die Klosteranlage besteht aus einer großen Sutrahalle, 50 größeren Wohnkomplexen und Hunderten von kleineren Wohndörfen. Die große Sutrahalle bildet das Zentrum der Aktivitäten des Klosters. Sie misst 50 m in der Länge und 36 m in der Breite und hat vier Stockwerke. Sie hat eine Fläche von 4500 m2 und befindet sich im Mittelpunkt der Klosteranlage. Vor der Sutrahalle liegt ein mit Steinplatten belegter, 2000 m² großer Platz. Im 2. Stockwerk liegen die Litang-Ausgabe des Tripitaka der Ming-Dynastie, die Holzschnitt-Ausgabe aus der Zeit des Kangxi-Kaisers der Qing-Dynastie und eine mit Goldtinte geschriebene Ganggyur. Die hohen Würdenträger des Klosters waren stets einflussreiche Persönlichkeiten in Tibet. Sie verfügten nicht nur über die exekutive Macht im Kloster, sondern übernahmen auch die Verwaltung Lhasas während der Großen Gebetsfeste. Das Kloster hatte ursprünglich  sieben Zhacangs (buddhistische Kollegien) , die später in vier zusammengefasst wurden. Diese waren der obersten Klosterverwaltung unterstellt und hatten jeweils eigene Sutrahallen, Buddhahallen und Mönchsdörfer.

Gandain Phodrang ist ein in sich geschlossener Baukomplex im Südwesten der Klosteranlage. Er ist umschlossen von einer hohen Mauer und gliedert sich in Vorder- und Hinterhof. Ersterer diente als Wohnhaus und Büro des Dalai Lama, letzterer als Sutrahalle. Dieser Baukomplex wurde unter der Federführung des zweiten Dalai Lama gebaut, und unter dem fünften Dalai Lama, der für eine starke Lokalmacht eintrat, zum politischen Zentrum Tibets gemacht. Dies blieb so, bis in späterer Zeit der Dalai Lama in den Potala-Palast umzog und 1959 die Gaxag-Regierung aufgelöst wurde. Der Begriff Gandain Phodrang wurde vielfach in den tibetischen Geschichtsbüchern verwendet und verweist auf die „Gandain Phodrang-Epoche“.

Das Sera-Kloster

Das Sera-Kloster ist eines der „drei großen Klöster Lhasas“ und liegt am Fuß des Bergs Sera Wuze in der nördlichen Vorstadt von Lhasa. Einer Überlieferung zufolge wurde es nach einer gleichnamigen, auf dem Berg beheimateten Wildrose benannt. Es gibt aber auch eine andere Auslegung des Namens, nach der Sera „Hagel“ bedeutet. Der vollständige Name des Klosters lautet Sera Mahayana.

Das Sera-Kloster wurde von Tsongkapas Schüler, Sagya Yesches gegründet. Im Jahr 1419, im 12. Regierungsjahr unter Kaiser Yongle der Ming-Dynastie, entsandte ihn Tsongkapa zu einer Audienz bei Kaiser Zhudi in Nanjing. Im April des folgenden Jahres verlieh ihm der Kaiser den Ehrentitel „großer Dharma, großer Staatslehrmeister“. Sagya Yesches ließ nach seiner Rückkehr nach Tibet, der Absicht Tsongkapas folgend, im 17. Regierungsjahr unter Kaiser Yongle, 1419, das Sera-Kloster bauen.

Kurz nach der Gründung des Klosters gab es zwei Zhacangs (buddhistische Kollegien), die das Zentrum des Klosters bildeten. Später wurde das Kloster ausgebaut und nahm den heutigen Umfang an. Heute besteht das Kloster hauptsächlich aus der Sutrahalle, drei Zhacangs und 30 Wohnhäusern für Mönche und Lebende Buddhas. Das Kloster wurde nach den geographischen Verhältnissen gebaut. Die dicht nebeneinaner stehenden Häuser zeigen eine übersichtliche bauliche Ordnung, wobei die Hauptgebäude hervortreten. Die Große Sutra-Halle ist die größte Halle und zugleich das Verwaltungszentrum des Klosters. Sie hat vier Stockwerke. Die Haupthalle liegt im Nordwesten des Gebäudekomplexes, bestehend aus einem Vorplatz, einer Sutrahalle und fünf Wohnhäusern mit einer Fläche von nahezu 2000 m2. In der Haupthalle steht die Statue von Sagya Yesches. Hinter der Haupthalle gibt es drei kleinere Buddhahallen. In großen Bücherregalen an der südlichen Wand der Qamba-Halle stehen die von Kaiser Zhudi geschenkten, im 8. Regierungsjahr dieses Kaisers gedruckten Ganggyur. In der Arhat-Halle auf der westlichen Seite stehen 16 Arhatfiguren aus Ton, die den von Sagya Yesches aus dem Landesinneren gebrachten, aus Holz geschnitzten Arhatfiguren nachgebildet wurden. An diesen Figuren ist der Stil von Skulpturen der Ming-Dynastie deutlich erkennbar. Die große Arhathalle ist durch den Baustil des Landesinneren geprägt, was sich in der Balken- und Dach-konstruktion zeigt. Die Dächern sind mit Götter- und Tierfiguren geschmückt. Das Lagyi war das höchste Verwaltungsorgan des Sera-Klosters und bestand aus einem Campus Chiba, den Rektoren der drei Kollegien, zwei exekutiven Verwaltern für diziplinare Ordnung, zwei Verwaltern für wirtschaftliche Angelegenheiten, Sutralehrern, Verwaltern für schriftliche Angelegenheiten und einem von der Gaxag-Regierung entsandten Beamten.

Das Sera-Kloster verfügt über eine große Menge von Kulturgegenständen. Besonders zu erwähnen ist die vorhin genannte Ganggyur. Die Bände sind mit kaiserlichen Bemerkungen versehen und in Edelholzkisten mit Goldfäden verpackt. Den kaiserlichen Bemerkungen ist zu entnehmen, dass der Kaiser einen Sonderbeauftragten nach Tibet geschickt hatte, um diese heilige buddhistische Schrift zu holen, um sie später unter seiner Aufsicht drucken zu lassen. Der Text ist in tibetischer Sprache abgefasst; am Rande sind die Überschriften zusätzlich in Chinesisch angegeben. Diese Ausgabe hat eine vorzügliche Druckqualität und eine hochwertige Verpackung. Sie ist sowohl für die philologische Forschung, als auch für die Erforschung der Geschichte des Druckwesens Chinas von großer Bedeutung. Neben dieser Druckausgabe hat auch das vom Kaiser geschenkte Tangka mit dem Bildnis Sagya Yeshes einen hohen künstlerischen und historischen Wert. Dieses mit bunten Fäden durchwirkte Tangka ist schon über 500 Jahre alt und zeigt noch immer deutliche Linien. Neben dem Bild ist der vollständige Titel Sagya Yeshes zu lesen.

-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück