November 2004
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Gründung der Grundschule Lhasa

 

 

Im Abkommen über die Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets wurde festgelegt, „Sprache und Schrift sowie die Schulbildung der tibetischen Nationalität nach den wirklichen Umständen in Tibet schrittweise zu entwickeln“. In diesem Geist hielt im Februar 1952 das Arbeitskomitee der KP Chinas für Tibet, das erst einen Monat nach Stationierung der Volksbefreiungsarmee in Tibet gegründet wurde, mehrere Sitzungen ab, um über die Gründung von Schulen in Lhasa zu diskutieren. Manche schlugen vor, die nötigen Mittel durch Geldspenden zu beschaffen. Zhang Jingwu, der Vertreter der zentralen Volksregierung, erklärte deutlich, dass Schulgründung und -betreibung vor allem von der Zentralregierung zu finanzieren sei und man die Geldbeschaffung durch die Lokalregierung und durch Geldspenden der Adligen nicht betonen solle. Trotz verschiedener Schwierigkeiten stellte das Arbeitskomitee eine beträchtliche Summe von Silberdollar bereit. Weil die Gaxag-Regierung damals in Tibet noch an der Macht war, war es notwendig, die Gaxag-Regierung auch umfassend zu konsultieren. Gleichzeitig waren Persönlichkeiten der Oberschicht zu befragen.

Bei der Schulgründung in Lhasa ging das Zentralkomitee der KP Chinas sehr umsichtig vor. Ende Juni 1952 wies es das Arbeitskomitee für Tibet an, auch den Meinungen seitens der tibetischen Oberschicht bei der Schulgründung Gehör zu schenken und Entscheidungen erst nach wiederholten Konsultationen der Oberschicht zu treffen. Ob Schüler nach dem Schulabschluss Lamas werden sollten, müsse von ihren eigenen Wünschen abhängen. In Bezug auf den Inhalt des Lehrstoffes sollten Lehrbücher aus dem Landesinneren nur zur Information benutzt werden. Mit den in eigener Regie zusammengestellten Lehrbüchern müsse die Gaxag-Regierung einverstanden sein. Nach der Eintragung in die Akten könne man entsprechend verfahren. In diesem Geist handelte das Arbeitskomitee. Die meisten Befragten befürworteten die Empfehlungen des Zentralkomitees der KP Chinas.

Mit Unterstützung und dem aktiven Zusammenwirken aller Gesellschaftsschichten veranstaltete die Grundschule Lhasa am 15. August 1952 nach traditionellen tibetischen Ritualen eine feierliche Zeremonie zum Schulbeginn. Die Grundschule Lhasa war eine wichtige Grundschule auf dem „Dach der Welt“, die von der Lokalregierung Tibets nach der friedlichen Befreiung Tibets gegründet wurde.

Die Grundschule Lhasa profitierte von der Erfahrung der Grundschule Qamdo und errichtete einen Vorstand als höchstes Verwaltungsgremium, dem die Führung von Rektoren unterstand. Der Kommandeur der in Tibet stationierten Volksbefreiungsarmee, Zhang Guohua, fungierte gleichzeitig als Vorstandsvorsitzender. Zum Vorstand gehörten noch sechs stellvertretende Vorsitzende und 10 Mitglieder. Darüber hinaus gab es drei Rektoren und ebenfalls drei Vizerektoren.

Die Lehrkräfte bestanden aus drei Gruppen. Zur ersten gehörten etwa zehn bekannte Gelehrte und lamaistische Beamte sowie sechs bis sieben weltliche Beamte, die die Gaxag-Regierung geschickt hatte. Zur zweiten gehörten die in der Gesellschaft engagierten zehn Lehrer. Schließlich wurden fast 20 Kader und Mitarbeiter, die zusammen mit der Volksbefreiungsarmee nach Tibet gekommen waren, ausgewählt und der Schule zugeteilt. Damals gab es in der Grundschule Lhasa insgesamt mehr als 40 Lehrer und Mitarbeiter der Han-Chinesen und der tibetischen Nationalität.

Weil die Mitglieder des Schulvorstands und die Rektoren prominente Persönlichkeiten der Gesellschaft waren und die Unterrichtsqualität dank der starken Lehrkräfte ausgezeichnet war, erregte die Grundschule Lhasa große Aufmerksamkeit. Beim Semesterbeginn ließen sich über 300 Schüler registrieren. Darunter machten die Tibeter mehr als 90% aus. Die anderen waren Angehörige der Hui-Nationalität und Han-Chinesen. Die meisten Schüler kamen aus den Bezirken Lhasa, Shannan und Nagqu. Ihre Eltern waren Persönlichkeiten der Oberschicht, Geschäftsleute, städtische Einwohner oder Bauern und Hirten. In der Schule wurde ein Volksstipendiensystem eingeführt, das jedem Schüler monatlich 40 Silberdollar sowie einen Sommer- und einen Winteranzug jährlich gab. Die bedürftigen Schüler, die nicht in gesicherten Verhältnissen lebten, wurden von der Grundschule ernährt, d. h. die Schule trug alle Kosten für ihr Leben und ihren Unterricht.

In der Grundschule Lhasa wurde in tibetischer Sprache unterrichtet. Die modernen Lehrmethoden übten große Anziehungskraft aus. Das Lehrprogramm enthielt Tibetisch, Mathematik und die Vermittlung allgemeiner Kenntnisse über Natur und Politik. Da in der traditionellen Bildung Tibets großer Wert auf Kalligraphie gelegt wurde, kamen später Lehrgänge wie tibetische Kalligraphie und Rechtschreibung hinzu. Der sehr praktische Mathematikunterricht erfreute sich besonders bei den Eltern großer Beliebtheit. In den höheren Schulklassen wurden allgemeine naturwissenschaftliche Kenntnisse vermittelt, was eine wichtige Rolle bei der Volksaufklärung spielte. Im Politikunterricht lernten die Schüler nicht nur die lange Geschichte und die traditionelle Kultur Tibets kennen, sondern auch wichtige Vorgänge im  in- und ausländischen Zeitgeschehen. So lernen sie, dass Tibet ein untrennbarer Bestandteil des chinesischen Territoriums ist. Außerdem wurde das 17-Punkte-Abkommen systematisch erklärt. Ferner wurden vielfältige Musik- und Sportveranstaltungen sowie Ausstellungen zur bildenden Kunst organisiert. Die Gesangs- und Tanzgruppe der Schüler hatte zu wichtigen Festen Bühnenauftritte in der Öffentlichkeit. Sie wurde auch schon zum Wohnsitz des Dalai Lama eingeladen und spielte dort.

Dank des oben erwähnten umfassenden Unterrichts und der vielfältigen Lehrmethoden übertraf die Grundschule Lhasa alle anderen staatlichen und privaten Schulen in Tibet. Und die qualifizierten Lehrkräfte garantierten die Unterrichtsqualität. Viele Schüler der privaten Einklassenschulen wechselten von ihren Schulen zur Grundschule Lhasa. Vor Gründung der Grundschule Lhasa schickten manche Adlige und Geschäftsleute ihre Kinder nach Indien, und ließen sie dort die Schule besuchen. Nun kam der größte Teil von ihnen zurück. Sie wurden in eine spezielle Klasse aufgenommen und konnten bei Prof. Li Anzhai weiter Englisch lernen. Für einige Schüler, die vor der friedlichen Befreiung Tibets die von der Kuomintang-Regierung gegründete „staatliche Grundschule Lhasa“ besuchten und in der Grundschule Lhasa weiter Chinesisch lernen wollten, wurden extra einige Chinesischstunden pro Woche eingerichtet.

Die erfolgreiche Schulpolitik und die guten Erfahrungen, die beim Unterricht in der Grundschule Lhasa gemacht wurden, haben Regierung und Gesellschaft als große Beiträge zur Förderung und Entwicklung des Bildungswesens Tibets gewürdigt. Zu Beginn der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die neuen Schulen wie die in Xigaze und Gyangze wesentlich nach dem Vorbild der Grundschule Lhasa errichtet. Nach den drei bekannten Grundschulen in Qamdo, Lhasa und Xigaze (gegründet am 23. Mai 1953) wurde u. a. in Gyangze, Yadong, Shannan, Tagung, Nyingchi und Nagqu weitere Grundschulen gegründet. Bis Ende 1959 gab es in ganz Tibet 13 staatliche Grundschulen mit mehr als 2600 Schülern.

 

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