November 2004
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Ruinen alter Bauwerke in Tibet

Ruinen des Königreichs Guge

Die Ruinen des Königreichs Guge gehören zu den Kulturzeugnissen, die als erste unter staatlichen Denkmalschutz gestellt wurden. Die immer noch majestätisch wirkenden Ruinen befinden sich im Kreis Zada, und zwar auf einem 300 m hohen Hügel aus gelber Erde am Xiangquan-Fluss. Sie sind 18 km von der Kreisstadt Zada entfernt. Der Xiangquan-Fluss fließt vom Mapam Yumco in nordwestlicher Richtung. Die Flusstäler sind breit und fruchtbar. Die Landschaft hat einen eigenartigen Reiz, und die Ruinen verstärken noch diesen Eindruck.

Die Dynastie Guge wurde im 10. Jahrhundert von Nachkommen der Tubo-Dynastie gegründet und war lange Zeit eine lokale Macht. Nachdem Dharmo Tsanpo (Lang Darma) getötet wurde, spaltete sich die Tubo-Dynastie, wodurch es zu lang anhaltenden Kriegswirren kam. Der Urenkel von Dharmo Tsanpo, Gyide Nyima Gun, floh mit seinen restlichen Truppen nach Ngari und gründete dort die Guge-Dynastie. Danach übten seine drei Söhne und deren Nachkommen jeweils in ihren eigenen Einflusssphären die Herrschaft aus: das waren die Anfänge der Guge-, Darlac- und Burang-Dynastie, die alle auf glänzende Leistungen verweisen konnten. In der Blütezeit umfassten die Herrschaftsgebiete nicht nur das ganze Gebiet des heutigen Bezirks Ngari, sondern auch Teile des heutigen Kaschmir und Pakistan. Über den Untergang der Guge-Dynastie rätseln die Historiker bis heute; die meisten vermuten, dass die Soldaten von Darlac 1635 die Paläste der Guge-Dynastie gestürmt, zerstört und die königliche Familie sowie andere Palastbewohner getötet haben. Einige wenige Angehörige der königlichen Familie und ein paar ihre Anhänger wurden als Gefangene in Festungen gebracht und starben dort. Damit verschwand die Guge-Familie vom Schauplatz der Geschichte. 

Die vorhandenen Ruinen beweisen, wie imposant früher die Bauwerke gewesen sein müssen. Der ganze Palast wurde an einem Berghang gebaut und beherrschte von da aus majestätisch die Gegend. Vom Palast aus liefen unterirdische Gänge in verschiedene Richtungen. Der Palast war von einer festen Mauer umschlossen. Die Ruinen des Palastes liegen auf einer Fläche von 720 000 m²; sie bestehen aus 445 Häusern, 879 Höhlen, 58 Festungen, vier geheimen unterirdischen Wegen und 28 Stupas. Bis hinauf zum Gipfel des Berges stehen Hunderte von Häusern. Die meisten haben dicht aneinander gereihte gewölbte Dächer. Dieser einzigartige Palastkomplex bestand aus einer  Sommer- und einer Winterresidenz. An den Ecken der Schutzmauer standen vier Schutztürme. Bis heute gut erhalten geblieben sind der Altartempel, die Sutrahallen, der Rote Tempel, der Weiße Tempel und der Tempel des Samsara. Inner- und außerhalb der Ruinen wurden viele Getreidearten aufbewahrt, außerdem fand man auch landwirtschaftliche Geräte, Kleidungsstücke und Waffen wie Panzer, Schilde und Pfeile. Wegen des kalten und trockenen Klimas haben sie sich gut erhalten. In den Höhlen der Ruinen wurden zahlreiche kopflose Leichen entdeckt. Besonders erwähnenswert ist ein in einer Wand begrabenes drei- bis vierjähriges Mädchen; es ist die einzige unversehrte Leiche aus dieser Zeit. Sie befindet sich heute im Museum des Autonomen Gebiets Tibet.

Von der Guge-Dynastie sind viele Wandmalereien, Skulpturen und einzigartige Holzschnitzereien überliefert. All dies basiert auf der Kunst aus der Zeit der Tubo-Dynastie; jedoch ist außerdem der Einfluss indischer und nepalesischer buddhistischer Kunst zu erkennen. Diese Gegenstände werden von chinesischen und ausländischen Kunsthistorikern als „Guge-Kunst“ bezeichnet. Bei den Wandmalereien sind die verwendeten Farben und die Figurengestaltung beachtenswert. Auf den Wandmalereien werden das Paradies, die Menschenwelt und die Hölle dargestellt. Dabei werden menschliche Figuren zu Gottheiten erhöht, die kunstvoll gestaltet sind und durch eine flüssige Linienführung einen dynamischen Eindruck vermitteln. Eine derart volkommene künstlerische Gestaltung ist bei tibetischen Wadmalereien nur selten zu sehen. Obwohl sie vor Jahrhunderten entstanden, hat sich die Farbenpracht der Gemälde bis zur Gegenwart erhalten. Auf den farbenprächtigen Wandmalereien sind Schakjamuni sowie Könige der Guge-Dynastie und ihre Konkubinen zu sehen. Außerdem sind auch Gläubige der esoterischen Richtung des Buddhismus dargestellt. Durch kräftige Linienführung werden besonders intensiv die Höllenqualen zur Anschauung gebracht. An den Rändern der Bilder sind Dutzende weiblicher Gottheiten dargestellt; sie sehen alle sehr anmutig aus, unterscheiden sich aber voneinander durch Figur und Gestalt. Auf den Wandmalereien im Roten und Weißen Tempel sowie im Tempel des Samsara sind Schakjamuni, Könige und Prinzen der Tubo-Dynastie zu sehen. Außerdem sind  auch Könige der Guge-Dynastie und deren Berater abgebildet. Diese Wandmalereien sind den berühmten Wandmalereien von Dunhuang in jeder Hinsicht ebenbürtig. Die Skulpturen weisen einige Besonderheiten auf. Sie sind zwar insgesamt nicht sehr groß, aber die menschlichen Figuren sind im Verhältnis zu den übrigen überdimensioniert und vermitteln den Eindruck von Kraft und Stärke. Auf dem Holzbalken der Tempel sind verschiedene Tierfiguren wie Löwen, Elefanten, Pferde, Drachen und Pfaue zu bewundern. Die eigentliche Schatzkammer der Steinschnitzerei ist aber die Mauer der früheren Stadt. Sie diente zwar früher hauptsächlich der Verteidigung, doch sind dort auch viele Zeugnisse künstlerischen Schaffens zu entdecken. In der Mauer sind mehr als 4502 Figuren zu sehen; auch sind Verwünschungen und andere Sprüche auf Tibetisch und Sanskrit eingeritzt. Die meisten sind allerdings im Laufe der Jahrhunderte verwittert und wurden durch die Natur eingefärbt, was ihnen einen besonderen Charme verleiht. Die Stadtmauer kann gewissermaßen als eine Art Ausstellung der  Nyima-Steinschnitzerei gelten. Natürlich sind auch außerhalb der Mauer sehenswerte Schnitzereien zu finden, vor allem die in große Kieselsteine eingeschnitzten Figuren sind oft Meisterwerke.

Ruine des Palastes Qingwa Dagze

Bei der Ruine des Palastes Qingwa Dagze, auch Qoinwa Daze genannt, handelt es sich eigentlich um einen großen Komplex von Palästen der Könige der frühen Tubo-Dynastie.Die Ruine liegt auf dem Steinberg Qoinwa Daze am Fluss Qoingyi. Hier war das Kerngebiet des Stammes Yarlung. Damals lebten die Könige in diesen riesigen Festungen, hier war die Hauptstadt der Tubo-Dynastie in ihrer Frühphase. In den tibetischen Geschichtsbüchern steht geschrieben, dass der Palast Qingwa Dagze in der Ära des 9. Königs Budaigonggyi gebaut wurde, die auf diesen folgenden fünf Könige haben sich ebenfalls hier eigene Paläste bauen lassen. Daraus entstand ein Bautenkomplex, der später als die „sechs Paläste von Qingwa Dagze“ bezeichnet wurde. Die Überreste der Paläste und Festungsmauern sind heute noch zu sehen. Steht man zwischen ihnen auf dem Berg, wird ihre günstige Lage für den Verteidigungsfall deutlich.

An dem Felsen auf der südlichen Bergseite des Qoinwa Dagze sind Schnitzereien zu sehen, die schwer zu datieren sind. Man sieht Figuren und Schriftzeichen. Es sind 56 Figuren zu erkennen; vor allem verschiedene buddhistische Gottheiten. Die größte ist 3 m groß, die kleinste nur 20 cm. Die Schriftzeichen sind allerdings so verwittert, dass sie kaum noch zu entziffern sind.

Ruine des Palastes Gyima

Diese Ruine liegt an der Gyima-Grube im südlichen Teil des Kreises Maizhokunggar. Hier befand sich einst das Zentrum der Tubo-Dynastie.

Im 6. Jahrhundert hatte Songtsan Gampos Vater, Xiangri Songtsan,  mit seinen Truppen die Region Gyima erobert und ließ hier einen Palast bauen. Songtsan Gampo wurde hier geboren. Zur gleichen Zeit wurden auch der Palast Tuigar und andere Paläste gebaut. Dieser Ort war die Hauptstadt der Tubo-Dynastie, bevor die Hauptstadt nach Lhasa verlegt wurde. Die Paläste wurden an Berghängen errichtet. Heute sind noch die Ruinen derselben und Spuren von Straßen zu sehen, die von hier aus ins Land führten.

In der Yuan-Dynastie (1271-1368) befand sich hier eine der dreizehn Wanhu-Verwaltungseinheiten von Tibet. Das ehemalige Verwaltungsgebäude existiert bis heute, im Volksmund wurde es Palast Gyima genannt.1640 gab es kriegerische Auseinandersetzungen zwischen dem Vorsteher der Wanhu-Verwaltungseinheit , der der Desi Tsangpa-Macht unterstand, und den von der Gelug-Sekte nach Tibet geführten mongolischen Truppen, wodurch viele Bauwerke, darunter auch der Sitz der Wanhu-Verwaltungseinheit, zerstört wurden. Heute sind hier die zahlreichen Ruinen der Festungen zu sehen. Bei archäologischen Untersuchung wurden verschiedene Kulturgegenstände entdeckt. In dieser Region ist auch die Ruine des Landgutes von Horkang zu besichtigen. Das waren massive Bauwerke, allein die Schutzmauer ist 2 m stark; und vor der Mauer lag noch ein Schutzgraben.

 

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