Februar 2002
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Geschichten und Legenden ums Pferd

Das Jahr 2002 ist in der Reihenfolge der zwölf chinesischen Tierzeichen das "Jahr des Pferdes".

Pferde nehmen im Leben des chinesischen Volkes einen wichtigen Platz ein. Viele Sagen und Legenden über das Pferd sowie Sprichwörter und Redewendungen in Bezug auf das Pferd sind im chinesischen Volk verbreitet. Die Gestalt des Pferdes, seine langen Beine und sein kräftiger Körper haben zu allen Zeiten die Künstler inspiriert. In einer berühmten Pferdefigur aus der Zeit der Östlichen Han-Dynastie (25-220) sind die Kraft und Geschwindigkeit des Pferdes meisterhaft dargestellt: Ein galoppierendes Pferd berührt mit einem Huf eine Schwalbe, es hebt den Kopf, die anderen Hufe schweben über dem Boden.

Im chinesischen Altertum wurden Pferde sehr oft als Lasttiere und für militärische Zwecke gebraucht. Wer eine kaiserliche Prüfung bestanden hatte und damit Beamter wurde, schmückte sich oft mit einer roten Schärpe über der Schulter und einer roten Blume auf der Brust und ritt stolz über den Markt, um  die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Und von Konfuzius ist überliefert, dass er zu Pferde eine Rundreise durch damalige Fürstentümer machte, um Fürsprecher für seine Ideen zu finden. In den Kriegen des Altertums spielten Kampfpferde und Kampfwagen eine herausragende Rolle. Die zahlreichen tönernen Pferdefiguren und Kampfwagen aus der Grabstätte des ersten Qin-Kaisers Shi Huang Di (259-210 v.Chr) bei Xi'an, Provinz Shaanxi, zeugen davon, dass die Kavallerie und die Kampfwagen damals das Rückgrat der Armee waren. 1980 wurde bei Xi'an ein bronzenes Vierergespann aus der Qin-Zeit freigelegt, die Pferde mit Gold und Silber und der Wagen mit bunten Mustern verziert. Man vermutet, dass es sich hierbei um eine Kopie des Gespanns für die Gemahlin des Kaisers Shi Huang Di handelt.

Das Kloster des Weißen Pferdes in Luoyang in der Provinz Henan ist das älteste buddhistische Kloster in China. Vor dem Eingang stehen zwei Steinpferde aus der Zeit der Song-Dynastie (960-1279). Es war während der Östlichen Han-Zeit, als Kaiser Ming Di Gesandte nach Indien schickte, um von dort buddhistische Schriften zu holen. Weil die Bücher dann von einem weißen Pferd befördert wurden, bekam das Kloster den Namen "Baima" (weißes Pferd). Später skulptierte man zwei Pferde und stellte sie vor dem Kloster auf.

Im Südwesten des Kreises Dunhuang in der Provinz Gansu soll es in der Han-Zeit (206 v.Chr. - 220) inmitten einer Wüste vier Quellen gegeben haben. Die größte Quelle, so die Überlieferung, fasste man mit Steinen ein, so dass ein Teich entstand. Um diesen Teich herum wuchs üppiges Gras. Ein Gefangener war hierher verbannt, und dieser beobachtete, dass ein wunderschönes Pferd oft zu dem Teich kam und daraus trank. Es gelang dem Mann, das Pferd einzufangen. Er gab ihm den Namen "Himmlisches Ross" und bot es Kaiser Wu Di als Geschenk an. Wu Di begnadigte daraufhin den Gefangenen. Weiter ist überliefert, dass der Kaiser ein Gedicht geschrieben habe, in dem er das Pferd als einen Drachen darstellte, der Wind und Regen herbeizaubern konnte. Solche übernatürlichen Fähigkeiten des Pferdes kamen noch oft in künstlerischen Darstellungen zum Ausdruck. Die bekanntesten Beispiele sind die geflügelten Pferde.

In der Grabstätte des Tang-Kaisers Li Shimin (599-649) in der Provinz Shaanxi wurde ein Relief mit sechs Pferden freigelegt. Es heißt, die hier dargestellten Pferde sollen sich um die Gründung der Tang-Dynastie (618-907) bedeutende militärische Verdienste erworben haben. Deutlich ist zu sehen, dass alle sechs Pferde durch Pfeile tödlich verwundet wurden, eines ist sogar von fünf Pfeilen getroffen.

Schon in der Tang-Dynastie kam das Polo-Spiel in China auf, was Darstellungen in Zeichnungen und Wandmalereien aus jener Zeit beweisen. Ebenfalls in der Tang-Dynastie erfuhr der Handel über die Seidenstraße eine bemerkenswerte Entwicklung. Pferde waren dabei neben Kamelen die Haupttransportmittel. Daran erinnern dreifarbige glasierte Keramik-Pferde aus jener Zeit, die man in vielerlei Variationen gefunden hat.

Auf dem Grasland in Nordwestchina leben viele Hirten fast ausschließlich vom Pferd. Sie ziehen mit Pferden von Weideplatz zu Weideplatz, sie trinken Stutenmilch und essen Pferdefleisch. Unentbehrlich sind Pferde auch bei vielen traditionellen Sportveranstaltungen der chinesischen nationalen Minderheiten.

Ein mongolischer Hirte, so wird erzählt, baute einst, als sein Lieblingspferd starb, aus den Knochen des Tieres eine Geige und verzierte den oberen Teil mit einem geschnitzten Pferdekopf. Die Geige mit der Pferdekopfverzierung, "Matouqin" genannt, ist heute ein bei Mongolen sehr beliebtes Musikinstrument.

Auch die modernen chinesischen Künstler schätzen das Pferd als Sujet für ihre Werke. Der Maler Xu Beihong z.B. hat durch seine lebendige Pferdedarstellungen internationalen Ruf erworben.

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