Geschichte
des Dorfes für hochwertiges Saatgut

Von dieser Geschichte habe ich in Lhasa
gehört. Das Dorf Sangmo des Kreises Doilungdeqen ist
bekannt für hochwertiges Saatgut, weil es bisher insgesamt
elf hochwertige Sorten von Kulturpflanzen aus den USA und
Frankreich eingeführt hat. Nachdem sie mit Erfolg angebaut
wurden, wurden sie den Nachbardörfern empfohlen. Dass
hochwertiges Saatgut die wirtschaftliche Effizienz steigert,
leuchtet allen ein. Auf dem Markt kostet normale Hochlandgerste
1,6 Yuan pro kg und Winterweizen 1,2 Yuan, während die
Preise für die entsprechenden hochwertigen Sorten 2,6 Yuan
bzw. 2,5 Yuan betragen. So ist leicht verständlich, dass
jede Familie hochwertige Sorten anpflanzen möchte. Im
letzten Jahr hat das Dorf Sangmo mehr als 45 000 kg Getreide
hochwertiger Sorten verkauft, und die Einkommen der Dorfbewohner
nahmen damit stark zu.
In
der Tat legen die Bauern größeren Wert auf das
Potential der Ertragssteigerung. Durch die Einführung hochwertiger
Sorten hat sich in Tibet der Hektarertrag von Hochlandgerste
von weniger als 2000 kg auf mehr als 6000 kg erhöht und
der Hektarertrag von Frühjahrsweizen von 3750 kg auf 6750
kg. Im Gebiet Xigaze hat man für Winterweizen mit einem Hektarertrag
von 12 750 kg einen neuen Rekord aufgestellt. Entsprechenden
Berichten zufolge hat Tibet über 80 hochwertige Sorten von
Weizen, Hochlandgerste und Raps eingeführt und verbreitet.
Auf mehr als 70% der Äcker Tibets werden hochwertige
Sorten angebaut.
Die Verbreitung hochwertiger Sorten und
von Wissenschaft und Technik hat das Denken der Bauern verändert.
Früher wurden bei einzelnen Familien unterschiedliche Aussaattechniken
angewendet. Die Böden, die verschiedene Familien für
sich bestellten, eigneten sich nicht für maschinelle Bestellung.
Darüber hinaus war man bei der Bekämpfung von Getreidekrankheiten
und Schädlingsbefall nur beschränkt erfolgreich.
So haben sich in Lhasa, Xigaze und Shannan viele Bauern spontan
zusammengeschlossen oder wurden von der Regierung organisiert,
um die maschinelle Bestellung der Felder, das Säen und
Mähen sowie die Verwaltung zu vereinheitlichen. Das hat
nicht nur der Initiative zur Einführung des Systems der vertragsgebundenen
Verantwortlichkeit auf der Basis der Haushalte und in Verbindung
mit dem Produktionsertrag Schwung gegeben, sondern auch günstige
Bedingungen für die Verbreitung und Anwendung von Wissenschaft
und Technik geschaffen.
Darüber
hinaus ist das Bewusstsein für die Marktwirtschaft gestiegen.
In Vororten der Städte Lhasa und Xigaze übernehmen die
Bauern den Frachttransport und pflanzen Gemüse. Manche betreiben
in der Stadt Läden und Restaurants. Ländliche Betriebe
mit Zugang zu städtischen Absatzmärkten haben sich
schnell entwickelt. Viele tibetische Spezialitäten sind
bei Touristen, deren Zahl ständig zunimmt, sehr gefragt.
Da sie auf dem Lande produziert werden, ist eine Reihe von
Dörfern entstanden, die sich auf die Produktion kunstgewerblicher
Gegenstände spezialisieren. Darunter sind z. B. das Dorf
für die Produktion tibetischer Messer im Kreis Lhaze, das
Pulu (Wollfilz)-, das Schürzen- und das Tonwaren-Dorf sowie
das Dorf für traditionelle Papierproduktion (im Kreis Kong).
In Vororten werden die Vieh- und Geflügelzucht
und der Anbau von Gemüse und Obst gefördert. Im vorigen
Jahr gründete man im Kreis Gyangze mit der Unterstützung Shanghais
eine Fabrik für Futterzusätze, deren Jahresproduktion
1500 t betragen soll. Die Bauern werden angespornt, durch
die Verbesserung der Haustierrassen und den Einsatz von Futterzusätzen
die Mästzeit zu kürzen und die Anzahl von Mastvieh zu
erhöhen. Nach traditionellen Gewohnheiten stehen in ländlichen
Gebieten Tibets Hautiere nur als Transportmittel zur Verfügung.
Sie dürfen nicht geschlachtet und verkauft werden. Weil sie
Wiesen benötigen und nicht lange als Lasttiere dienen
können, ist ihre wirtschaftliche Effizienz gering. Um
diese Situation zu ändern, hat die Provinz Guangdong
speziell für das Gebiet Nyingchi landwirtschaftliche Maschinen
entwickelt, die den Arbeitsaufwand der Bauern wesentlich verringern.
In der Zeit des größten Arbeitsanfalls werden Maschinen
eingesetzt, um die Felder zu bestellen und das Korn zu säen,
während sie in ruhigeren Zeiten als Transportmittel dienen.
Die Bauern in der Umgebung der Städte
haben ihre Einkommen durch den Gemüseanbau erhöht. In
den letzten Jahren hat die Nachfrage nach Gemüse schnell zugenommen.
Heute essen auch die Bauern viel mehr Gemüse als früher, was
ihrer Gesundheit offensichtlich gut tut. In den Vororten von
Lhasa und Xigaze sowie im Gebiet Shannan gibt es viele Bauernfamilien,
die sich auf den Gemüseanbau spezialisiert haben. Sie haben
erfahrene Bauern aus dem Landesinneren engagiert und sehen
mit großer Freude, dass auf dem Boden, wo früher nur
Gras wuchs, heute Gemüse und Obst verschiedener Arten, wie
Wassermelonen, Tomaten und Gurken, geerntet werden können.
Durch Wissenschaft und Technik und eine
moderne Produktionsweise erfährt das Leben der Tibeter
große Veränderungen, die sie herzlich willkommen
heißen. Als ich einen alten Bauern fragte, wie er die
Modernisierung finde, antwortete er: „Ich verstehe nicht,
was Modernisierung bedeutet. Aber ich liebe die Saaten, mit
denen man mehr Getreide ernten kann, und die Maschinen, die
unsere Feldarbeit erheblich erleichtert haben. Kurz: ich möchte
ein besseres Leben führen.“