Februar 2003
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Kultur und Kunst

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Wandmalereien aus der Tang-Dynastie

Wandmalereien aus der Tang-Dynastie

Von Yang Hong

Das im Jahre 711 gebaute Grab von Li Xian, dem Prinzen Zhanghuai aus der Tang-Dynastie (618-907), im Kreis Qianxian, Provinz Shaanxi, wurde 1972 freigelegt. Er war der Sohn des Kaisers Gao Zong und der Kaiserin Wu Zetian. Allein in der Vorkammer gibt es acht Wandmalereien. Bei allen handelt es sich um Menschendarstellungen, und zwar um Eunuchen und Hofdamen.

An der Wand, die nach Westen liegt, sind drei Hofdamen zu sehen; die eine mit hellgrünen langen Rock und roten Schultertuch beobachtet kleine fliegende Vögel. Das unglückliche Leben, das sie im Palast erleiden muss, ist ihr ins Gesicht geschrieben, ebenso ihre Sehnsucht nach Freiheit. Eine andere kleine Hofdame, in Männerkleidung, ist beim Zikadenfangen. An ihrem kindlichen Gesicht kann man erkennen, dass sie noch nicht lange im Palast ist. Im Hintergrund steht eine ältere Hofdame mit gelbem Rock. Ihr Gesichtsausdruck ist starr; das lange und grausame Leben am Kaiserhof haben sie verschlossen und verbittert gemacht.

Der Maler ist unbekannt, aber prächtige Farben und kraftvolle sichere Linienführung, z. B. bei der Gestaltung der Kleidung, zeugen von einem hohen Niveau.

Von der Vorkammer aus führt ein langer Korridor zur Hauptkammer, wo sich der Steinsarg des Prinzen Zhanghuai befindet. Hier sind die Wände mit Szenen aus dem Leben der Hofdamen bedeckt. Von dort aus gelangt man dann über einen langen Korridor, vier Wandelgänge und vier kleine Höfe zur Grabkammer. Die ganze Grabstätte misst 71 Meter. Insgesamt enthält sie 50 Wandmalereien, die auf einer Fläche von 400 Quadratmetern Korridore, Wandgänge, Höfe und Kammern schmücken.

Auf dem Weg zur Grabkammer kommt man an einer 12 m langen Wandmalerei vorbei, die eine Gruppe von Jägern zeigt. Über fünfzig feurige Pferde scheinen direkt auf den Betrachter zu galoppieren.

Eine andere Malerei zeugt davon, dass während der Tang-Dynastie Polo in der Hauptstadt Chang‘an allgemein beliebt war. Dieses Ballspiel stammt aus Persien, und einige Kaiser sollen ausgezeichnete Polospieler gewesen sein. Das Bild zeigt fünf Reiter, und besonders der junge, der einen Fuchs reitet und sich nach hinten überzeugt, ist gut getroffen.

Auch die anderen Menschendarstellungen, wie z. B. kräftige Wachen mit Schnauzbart, zwergwüchsige Spaßmacher, ausländische Gesandte, Beamte beim Gästeempfang und Eunuchen mit hässlichen Gesichtern sind ein Beweis für die Geschicklichkeit der Künstler.

Das Grab von Li Chongrun, Prinz Yide (Enkel des Kaisers Gao Zong und der Kaiserin Wu Zetian), das ebenfalls 1972 ausgegraben wurde und aus dem Jahre 705 stammt, ist noch größer als das Grab des Prinzen Zhanghuai. Es misst über hundert Meter in der Länge, hat sechs Wandelgänge und sieben Höfe.

Auf dem Weg zur Grabkammer sind rechts und links an den Wänden blaue Drachen und weiße Tiger in Wolken zu sehen. 196 Menschen sind dargestellt, hohe Mauern und Berge. Vor einem prächtigen Pavillon steht ein eindrucksvolles Ehrengefolge. Eine Wandmalerei zeigt Dienstpersonal, das auf einen Jagdfestzug wartet, mit Jagdfalken, Jagdleoparden, Jagdhunden und Waffen. Im ersten und zweiten Hof sind Ehrengarden vor einer Reihe von Hellebardenträgern dargestellt, dabei Wachen mit Pfeil und Bogen, sich verbeugenden Eunuchen und Hofdamen, die verschiedenes Gerät tragen. In der Sargkammer schließlich ist die Decke mit unzähligen Sternen verziert. Außer den erwähnten Gräbern wurden bisher auch das Grab von Li Xianhui, der Prinzessin Yongtai, zwischen 1960-1962 freigelegt und das Grab von Li Shou, des Prinzen Jing in Huaian (577-630), das 1973 ausgegraben wurde, beide ebenfalls mit schönen Wandmalereien. Auch in den Gräbern von hohen Beamten aus der Tang-Dynastie sind Wandmalereien zu finden.

Während der Tang-Dynastie spielten nämlich Wandmalereien eine große Rolle. Und um Paläste, Haushöfe und Klöster zu schmücken, wurden bekannte Maler engagiert.

(Aus „China im Aufbau“, Nr. 6, 1979)

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