Februar 2003
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Kultur und Kunst

Tänze aus der Tang-Dynastie
Liu Hongkuan und sein Bild „Über das Leben auf der Achse des alten Beijing“
Beethoven und China
Miniaturgarten- und Topfpflanzenkultur in China
Wandmalereien aus der Tang-Dynastie

Miniaturgarten- und Topfpflanzenkultur in China

Die Miniaturgärten gehören seit alter Zeit zum chinesischen traditionellen Kunsthandwerk. In einem Topf, Kübel oder schalenartigem Gefäß kann man mit Steinen und Pflanzen faszinierende Landschaftsmotive wie Hügel, Seen, bestimmte Baumarten, Pavillons und kleine gebogene Pfade oder Fischer im Boot stilvoll der Natur nachbilden.

In diesem pittoresken Mikrokosmos herrschen entweder Baumelemente oder Steine und Miniaturfelsen vor. Die Minibäume werden vielfach mit Felsengruppen, Menschenfiguren und winzigen Pagoden zu einer Landschaft verbunden. Es gibt über hundert verschiedenartige dünnstämmige Bäume oder Sträucher mit starker Keimfähigkeit wie Kiefer, Ulme, Buchsbaum, Ginster, Japanische Quitte und andere, um diese Miniaturlandschaft in kunsthandwerklichen Gefäßen herzustellen. Seit langer Zeit entstehen so in verschiedenen Gebieten mit unterschiedlichsten Baumarten in einer besonderen Verarbeitungstechnik stilistisch sehr vielseitige und unterschiedliche kleine Wunderwerke.

Im Changjiang-Flußgebiet beschnürt man die Bäumchen mit Palmenfasern zur besseren Anordnung und Gestaltung. Die Topfpflanzen aus Suzhou werden hauptsächlich mit Ulme, gelbem Flachs, Granatäpfeln und Winterkirsche in frischer, geschmackvoller Wirkung hergestellt. Die Künstler in Yangzhou schaffen ihre Topfpflanzengebilde aus Kiefer und Zypresse sowie Buchsbaum, deren Stämme drachenförmig gebogen und dünne Blätter wie aufziehende Wolken geformt sind. Im Kreis Shexian der Provinz Anhui werden Topfpflanzenarrangements mit dem hierfür geeigneten gebogenen Zypressenzweig und der Winterkirsche, deren natürlicher Stamm sich mal links, mal rechts in Form eines schwimmenden Drachens anordnen lässt, zusammengestellt. Und in der Provinz Sichuan werden künstlerische Topfpflanzen überwiegend mit Kakifeige, Quitte und wildem Apfel gestaltet und zwar nach der poetischen Umschreibung für den Wuchs ihrer Stämme: „Biegungen des Regenwurms“ und „die Drachen umfassen die Perlen“.

Aber in der Provinz Guangdong wird eine andere Methode angewendet. Man nimmt Baumarten und Sträucher wie Ulme, gelber Flachs und Fujian-Tee, stutzt die Baumstämme und behält die Zweige zurück. Nachdem man sie dann zu phantasievollen Topfpflanzen zusammengestellt hat, zeigen sie unbefangen und kräftig einen natürlichen und anziehenden Charakter.

Shanghaier Künstler haben für sich, nachdem sie von dem Stil und den Methoden der anderen vieles lernten. Sie verbinden kunstvoll Bäumchen mit Gestein und legen den Hauptwert auf das Arrangement.

Eine ausgezeichnete Baumstumpf-Topfpflanze kann erst richtig durch geordnete Gestaltung und durch jährliches Stutzen sowie sorgfältige Pflege gezogen werden. Je älter die Baumelemente sind, desto preiswerter ist das Arragement. In den Städten Nantong und Yangzhou gibt es über 400 Jahre alte Topfpflanzen von Luohan-Kiefer und Zypresse; in der Lunghua-Baumschule bei Shanghai blüht jedes Jahr eine 240 Jahre alte Granatapfel-Topfpflanze und bringt neue Früchte, trotzdem das Holz bereits morsch wurde.

Die kunstvollen Miniatur-Felsengärten werden arrangiert mit Gräsern, Moos, zierlichen Pavillons, Booten und Brücken. Bereits im Buch „Yunlin Shipu“ aus der Song-Dynastie (960-1127) wurde überliefert, dass es damals schon 116 Arten von Steinen für die Herstellung und Dekoration der Mini-Felsengärten gegeben hat. Heute verwendet man auch lockere Steine wie Sandstein und Bimsstein, die leicht Wasser absorbieren, so dass Moos darauf besser ansetzen und wachsen kann, aber man nimmt auch ohne Moos härtere Steine wie Axinit und Stalagmit. Man verwendet auch „Songhuashi“, eine Kieferversteinerung, die zur Elite der Gartenfelsen zählt, wobei sowohl die Gestalt und Art der Kiefer als auch der Charakter des Felssteins erhalten bleiben.

Die Mini-Felsengärten stellen auch als Landschaftsmotiv einen empor ragenden Berg oder eine baumreiche Bergkette dar, ganz wie es in einem alten chinesischen Gedicht beschrieben ist: „Wenn auch winzig wie ein Kinderfuß, scheint es doch zehntausend Li weit; und an kleinsten Ort erscheinen uns Tausende von hohen Bergen.“ Wichtig hierbei ist, wie man einen Miniaturgarten komponieren und arrangieren will. Nachdem die Künstler die natürlichen Steine bearbeiteten, klebten und zersägten, können sie diese dann zu einem perspektivischen Landschaftsbild anordnen.

Ein schönes Topfpflanzenkunstwerk muss auch mit dem entsprechenden Gefäß und Blumentisch angeboten werden. Die Töpfe selbst sind dann im Grunde auch wertvolles Kunsthandwerk, darunter gibt es Marmor-, Keramik- und Porzellantöpfe oder Kübel. Die Keramik- und glasierten Töpfe von Yixing in der Provinz Jiangsu und Foshan in der Provinz Guangdong nehmen hier den ersten Platz ein. Manche alten Töpfe aus der Qing- und Ming-Zeit sind von den Miniaturgarten-Freunden noch höher geschätzt. Die Blumentische sind aus chinesischem Rotholz, Schwarz-Bambus und auch natürlichen Baumwurzeln, und zwar viereckig, rund, lang oder hoch geformt.

Diese chinesische Miniaturgartenkunst hat eine Geschichte von über 1200 Jahren, wie aus den ersten Überlieferungen der Tang-Dynastien (618-907) hervorgeht. Auf den 1971 in Qianling in der Provinz Shanxi entdeckten Wandmalereien im Grab des Prinzen Zhanghuai, des zweiten Sohnes der Kaiserin Wu Zetian aus der Tang-Dynastie, kann man sehen, dass eine Hofdame eine Minilandschaft in den Händen trägt. Dieses alte Grab wurde 706 u. Z. gebaut und die darin befindlichen Wandmalereien zeigen das echte Leben des kaiserlichen Hofs. In der Tang- und Song-Zeit entstanden ferner viele noch heute beliebte Gedichte über dieses überlieferte Kunsthandwerk. Noch umfangreicher entwickelte sich diese Floristenkunst in der Ming- und Qing-Zeit. Damals schrieb man sogar Fachbücher darüber, welche auf die Herstellungstechnik und Pflege der Miniaturgärten näher eingehen.

In China bemüht man sich jetzt in Parkanlagen des ganzen Landes um die Entwicklung dieser Gartenkunst, In manchen Städten gibt es Organisationen oder Verbände für Miniaturgärten und Topfpflanzenarrangements, welche untereinander die Technik dafür austauschen. In den Städten Guangzhou, Shanghai, Hangzhou, Guilin, Nanning, Nantong und Yangzhou sind die Topfpflanzen-Gärten der Bevölkerung zugänglich. Seit 1954 sammelt der Garten der Lunghua-Baumschule bei Shanghai Raritäten von Miniaturgärten und Topfpflanzengebilden sowohl aus der Stadt Shanghai als auch von dem ganzen Land. Hier entwickelte sich bereits ein großes Miniaturgarten-Zentrum mit über zehntausend faszinierenden Schöpfungen. Und manche Leute gestalten auch mit großem Engagement selbst Mini-Landschaften in ihrer Freizeit. Sie hegen solche Gebilde zur Verschönerung ihres Heims und haben daran Freude, denn auch zu Hause kann man sich jetzt die Schönheit einer Landschaft vorstellen. In Parks werden oft Miniaturgarten-Ausstellungen eröffnet. Auch in Hotels, Banketthallen und Gasthäusern stellt man zur Begrüßung der Gäste wertvolle Topfplanzen auf. Sie sind ferner ein beliebtes Geschenk unter Freunden.

Anleitung zum Selbermachen:

1.    Die Pflanzenerde muss unbedingt immer feucht sein. Ungleich, je nach Jahreszeit, werden Topfpflanzen begossen, im Sommer täglich zweimal, am Morgen und Abend, im Frühling und Herbst etwas weniger, im Winter aber gießt man sie höchstens alle paar Tage einmal. Durch zuviel Wassergehalt werden die Wurzeln verdorben.

2.    Die kleinen Baumlandschaften sollen in einem sonnigen Raum stehen, besonders wenn man sie erst eingewöhnt. Im Sommer aber dürfen manche Topfpflanzen, wie Kiefer oder Ahorn, keine direkte Sonnenbestrahlung bekommen, um den Blätternachwuchs zu schützen.

3.    Zum Verschönen der Gestaltung muss man rechtzeitig die Zweige stutzen. Die langen Zweige sind kürzer zu schneiden und die dichten Zweigen zu lichten.

4.    In kleinen Mengen können auch Düngemittel öfter im Jahre verwendet werden, mit Ausnahme von Pinien- und Zypressengestecken, die leichte Düngung lediglich drei oder viermal in Jahre benötigen. In China pflegt man Phosphat- und Kalidünger, Bohnen- oder Rapskuchensubstanz (nachdem hier das Pflanzenöl bereits ausgepesst ist) zur Bodenanreicherung zu benutzen.

5.    Die Pflanzenerde muss in Frühjahr alle zwei bis drei Jahre und für die größeren Topflandschaften alle vier bis fünf Jahre erneuert werden. Damit zugleich sind die alten Wurzeln teilweise abzuschneiden, damit die neuen schneller wachsen können.

6.    Außerdem muss man auch für die Verhütung und Beseitigung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen sowie Unkraut Sorge getragen werden. Die in Südchina wachsenden oder in dünnen Töpfen gezogenen Topfpflanzen sind vor der Winterkälte zu schützen.

(Aus „China im Aufbau“, Nr. 6, 1979)

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