Liu
Hongkuan und sein Bild „Über das Leben auf der Achse
des alten Beijing“
Von Yu Haidong

Das von
Liu Hongkuan gemalte Bild „Über das Leben auf der Achse
des alten Beijing“ ist das längste Einzelbild mit den
meisten Menschenfiguren und den vollständigsten Bauwerken
in der chinesischen Gemäldegeschichte. Auf der 53 m langen
Bildrolle kann man 5000 gemalte Menschenfiguren betrachten.
Das Bild stellt das Alltagsleben, die Sitten und Gebräuche
sowie den kaiserlichen Baukomplex in Beijing am Anfang des
20. Jahrhunderts dar.
Der 64-jährige
Liu Hongkuan studierte am Institut für Chinesische Malerei
Gongbi-Malerei (einen durch feine Pinselführung und
detaillierte Darstellung gekennzeichneten Stil der chinesischen
traditionellen Malerei). Viele seiner Werke wurden im ganzen
Land ausgestellt. Er malte außerdem für die Große
Halle des Volkes, das Tor des Himmlischen Friedens und die
Yanjing-Bibliothek der Harvard University.
Der Beweggrund
zum Schaffen des Bildes „Über das Leben auf der Achse
des alten Beijing“ lag darin, die historischen Bauwerke und
das soziale Leben in dieser grandiosen Stadt wiederzugeben.
Neben dem Studium historischer Aufzeichnungen sammelte Liu
Hongkuan in Beijings Gassen Informationen vor Ort und fertigte
viele Skizzen an.
Lebensgetreue
Szenen sind ein hervorstechendes Merkmal des Bildes. Das Bild
zeigt nicht nur bekannte Bauwerke und die Handelskultur
des alten Beijing wie z. B. das Theater in Tianqiao, den lebhaften
Markt in Qianmen und den Kaiserpalast, sondern auch alte Sitten
und Gebräuche wie Trauerzüge, Hochzeitsfeiern, Bummel
mit Vogelkäfigen, Kampfkunstvorführungen, Verkaufsstände
an der Straße und Wohnhäuser und Läden.
Bauwerke
und Menschenfiguren bilden den Hauptteil des langen Bildes.
Um die Wiederholung von Menschenfiguren zu vermeiden, verwendete
der Maler die traditionelle Darstellungsmethode des starken
Kontrasts von „viel“ und „wenig“, z. B. gibt es für das Geschäftsviertel
Qianmen über 100 Figuren pro Quadrat-Chi (1/9 m²),
während auf dem ganzen Bild nur ein einziger den Verkehr
regelnder Verkehrspolizist zu sehen ist. Die Menschenfiguren
im Bild zeigen keine Gesichtszüge, ihr seelischer Zustand
wird durch ihr Benehmen und ihr Handeln zur Schau gestellt.
Das Bild
zeigt den einzigartigen kaiserlichen Baustil und die majestätischen
Hallen im Kaiserpalast.
In chinesischen
Künstlerkreisen wird das Bild als Meisterwerk
angesehen. Im Bild sind viele schöne Erinnerungen an
das alte Beijing erhalten geblieben: die Straßenbahn
auf der Qianmen-Straße, kohlebetriebene Busse, Kamelkarawanen,
eine 2 m lange Tabakpfeife u.a.
Der künstlerische
Beitrag von Liu Hongkuan zur chinesischen Malerei findet in
allen chinesischen Gesellschaftsschichten Anerkennung. Das
Bild mit den fröhlichen Farben, fein gemalten Bauwerken
und zahlreichen Menschenfiguren hat seinen ganz besonderen
Wert. Für Architekten und Restauratoren hat das Bild neben
seiner künstlerischen Qualität noch eine unersetzbare
Referenzfunktion für den Wiederaufbau historischer Bauwerke.