Januar 2003
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Sonderberichte

Zwischen Tradition und Modernisierung

1999 wurde das 40-jährige Jubiläum der demokratischen Reform in Tibet gefeiert. In Beijing gab es zwei wichtige Ereignisse um Tibet. Das eine war eine Ausstellung über tibetische Kultur namens „Perle des Schneegebiets“, die Anfang 1999 in der Beijinger Ausstellungshalle stattfand. Zwar kostete eine Eintrittskarte 20 Yuan, vor dem Schalter standen die Leute aber jeden Tag Schlange. Das andere war der im Hochsommer desselben Jahres im Arbeiterstadion aufgeführte Tanz „Qomolangma“. Keine Aufführung war nicht bis zum letzten Platz ausverkauft. Die Zuschauer waren außer sich vor Freude beim Anblick des graziösen, altehrwürdigen Ringeltanzes, des „Tanzes des Adlers“, der den Kummer und die Freude des Lebens zum Ausdruck bringt, und des Trommeltanzes, bei dem Trommeln mit Haarknoten mit irrsinniger Geschwindigkeit geschlagen werden. Viele Beijinger hatten gedacht, dass Tibet ein hochgelegenes, kaltes Gebiet ist, in dem es an Sauerstoff mangelt und das ursprünglich, öde und verlassen ist. Diese Gesangs- und Tanzvorführung trug dazu bei, dass sie Tibet mit ganz anderen Augen sahen.

„Qomolangma“ ist weder ein Palast- noch ein Tempeltanz aus alter Zeit, sondern eine moderne tibetische Gesangs- und Tanzvorführung, in der die Tradition mit modernen Elementen vermischt ist. Gerade wegen ihres modernen Inhaltes hat sie viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Im Ausland vertreten manche Leute die Ansicht, dass man in Tibet das Gesellschaftssystem, die Lebensweise, die Ideologie, die Struktur der Städte, die Musik und den Tanz aus der Zeit vor 1959 wiederherstellen sollte. So ärgern sie sich über jegliche Veränderung und sind stark dagegen. Es sieht so aus, als würde Tibet als Zivilisation verschwinden, wenn nur irgend etwas in Tibet modernisiert wird. Dazu sind die Tibeter selbst aber anderer Meinung. Sie sind einerseits stolz auf ihre Tradition, suchen andererseits auch nach Veränderungen. Ein Tibetologe sagt: „Die Welt hat sich so schnell entwickelt, dass unser Globus ein Dorf geworden ist. Durch die Wissenschaft hat sich der Traum der Menschheit, am Himmel zu fliegen, verwirklicht. Wer kann denn noch von der Außenwelt isoliert bleiben? Warum dürfen sich die USA, Europa und andere Gebiete verändern und entwickeln? Warum soll unser Tibet im Gegensatz dazu rückständig bleiben?“ Ein Student, der sein Studium an der Zentralen Nationalitätenuniversität bald abschließen wird, meint, dass die Ansicht, dass Tibet keine Veränderungen erleben und keine Fortschritte machen soll, Tibet und die Tibeter diskriminiert. Das sei ungerecht für Tibet und die Tibeter. „Haben nur entwickelte Länder und bestimmte Rassen das Recht, sich zu verändern?“, fragt er voller Groll.

Noch nie strebten Tibeter in ihrer Geschichte nach Entwicklung und Veränderung wie heute.

1951 wurde Tibet friedlich befreit. Unter Führung der Kommunistischen Partei Chinas vertrieben die Tibeter die Mächte des Imperialismus und schafften damit die Voraussetzung dafür, das System der Leibeigenschaft zu vernichten, was die folgenden acht Jahre in Anspruch nahm. Die konterrevolutionäre Rebellion der tibetischen Oberschicht erreichte gerade das Gegenteil, nämlich, dass in Tibet eine demokratische Reform durchgeführt wurde. Die im Jahr 1959 begonnene demokratische Reform befreite Millionen von Leibeigenen und führte darum einen großartigen sozialen Wandel herbei. Danach wies Tibet zum ersten Mal in der Geschichte das gleiche politische und Wirtschaftssystem auf wie die anderen Landesteile Chinas. Überdies wurde die Verwaltung Tibets durch die Zentralregierung verstärkt, was die Basis für die Gründung eines autonomen Gebiets schuf und die Gleichzeitigkeit der Modernisierung Tibets mit den anderen Landesteilen garantierte. Die demokratische Reform hat die Einheit der Tibeter mit Angehörigen der anderen Nationalitäten Chinas gestärkt. Dass alle ethnischen Gruppen gleichberechtigte Beziehungen miteinander haben, ist wichtig für einen modernen Staat. Außerdem hat die demokratische Reform zur Entstehung einer neuen Ideologie beigetragen. Die Unterwerfung der gesellschaftlichen Ideologie unter eine religiös legitimierte Macht in der feudalen Leibeigenschaft fand mit der tiefgehenden Umwälzung des Gesellschafts-, Wirtschafts- und des politischen Systems ein Ende. Damit hat sich Tibet von einer mittelalterlichen zu einer modernen weltlichen Gesellschaft entwickelt. Die ideologische Situation, die die Anwendung und Entwicklung der modernen Wissenschaft und Technik in der Produktion und im Leben verhinderte, existiert nicht mehr. Es wird mit Nachdruck gefordert, moderne Wissenschaft und Technik sowie fortgeschrittene Produktionsweisen anzuwenden und die Gesellschaft allseitig voranzutreiben.

Wir können ohne Übertreibung sagen, dass Entwicklung der allgemeine Wunsch der Tibeter ist.

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