


Yu
Kuizhi, die führende Persönlichkeit in der Kunst der
Pekingoper
Von Gao Zhuan
Yu Kuizhi ist der Intendant des Pekingoper-Ensembles
Nr. 2 in Beijing und ein in China hoch angesehener und sehr
beliebter Pekingoper-Schauspieler. Er ist ein Schauspieler
des höchsten staatlichen Rangs und wurde vor einigen
Jahren als einer der „Zehn Verdienstvollen Jungen Chinesen“
ausgezeichnet. Er spielt nicht nur in klassischen Opernstücken,
sondern hat auch Pekingoper-Aufführungen in verschiedenen
Ländern in Asien, Europa, Amerika und Afrika
geleitet. Durch seine langjährigen Bemühungen setzt
er sich dafür ein, dass die Pekingoper, diese traditionsreiche chinesische Darbietungskunst, eine
neue Blüte erreicht.
Yu Kuizhi wurde
1961 in Shenyang in der Provinz Liaoning geboren. Mit zehn
Jahren begann er als talentierter Schüler, die Pekingoper
zu lernen, und nahm große Anstrengungen auf sich, um
eine hohe künstlerische Fertigkeit zu erlangen. Mit 13 Jahren
trat er auf die Bühne und spielte die Hauptrolle in einem
modernen Pekingoper-Stück. 1978 bestand er die Hochschulaufnahmeprüfung
und nahm im gleichen Jahr seine künstlerische Ausbildung an
der Beijinger Hochschule für Traditionelle Oper auf, die er
vier Jahre später abschloss. Nach dem Studium arbeitete
er als Schauspieler im Pekingoper-Ensembel Nr. 2. Am Anfang
durfte er keine Hauptrollen besetzen. Drei
Jahre lang spielte er als junger Schauspieler in verschiedenen
Stücken nur Nebenrollen. Dabei war er jedoch von seinem Beruf
nicht enttäuscht und ließ sich seine Passion für
die Opernkunst nicht nehmen. In dieser Zeit übte er jeden
Tag Gesang und nutzte die Zeit, um sich die Rollen in verschiedenen
traditionellen Stücken von den Meistern anzueignen.
1985 bot sich ihm
eine günstige Chance. Bei einer Aufführung eines Opernstücks
sprang er für den erkrankten Hauptdarsteller ein und erzielte
einen sensationellen Erfolg. Seine künstlerische Leistung
wurde von Fachkreisen und dem Publikum anerkannt. Vom Jahr
1987 an nahm er an einer Reihe nationaler Pekingoper-Wettbewerbe
teil und wurde mit hoch angesehenen Preisen ausgezeichnet.
Später absolvierte er einen Aspirantenkurs und konnte
sich dadurch auch theoretisch bereichern. Er betrachtet die
Pekingoper als umfassende Kunst, also als Synthese von Gesang,
Tanz, Akrobatik, Geschichte, Literatur und bildender Kunst.
Nach seiner Auffassung sollte ein guter Schauspieler alle
diese Künste beherrschen.
Yu Kuizhi spielt
den Rollentypus Laosheng (die männliche Heldenrolle).
Seine Darbietung ist dadurch gekennzeichnet, dass er die Essenz
der bekannten tradierten Schulen wie der von Yu Shuyan, Li
Shaochun und Yang Baosen aufgenommen, andererseits aber einen
eigenen Stil entwickelt hat, u.a. durch die angemessene Übernahme
bestimmter Elemente des Gesangs der europäischen Opernkunst.
So hat er traditionellen chinesischen Opernstücken eine neue
künstlerische Darbietungsform gegeben. Das ist auch ein Grund,
warum seine Aufführung von traditionellen Stücken sowohl ältere
als auch jüngere Zuschauer zur Huldigung verleitet.
Ein repräsentatives Werk von Yu Kuizhi ist die Geschichte einer
leeren Stadt. Darin verkörpert er den Militärstrategen
Zhuge Liang, den
Typus des Weisesten aller Zeiten in der chinesischen Geschichte.
Durch seine Darbietung bringt er die Weisheit und den Mut
Zhuge Liangs zur Anschauung. In diesem Stück geht es, kurz
zusammengefasst, um Folgendes: In der Periode der Drei Reiche
(220–280) erlitten die Truppen des Staates Shu wegen der Unfähigkeit
ihres Kommandanten Ma Su eine Reihe von Niederlagen. Der General
des Staates Wei drang mit seinen Soldaten bis vor die Stadt
Xi, wo keine Truppen stationiert waren. Zhuge Liang, dem Militärstrategen
von Shu, blieb nichts anderes übrig, als sich für eine höchst
riskante Lösung zu entscheiden. Er ließ das Stadttor
öffnen, bestieg mit zwei jungen Dienern den Stadtturm
und spielte gelassen die Klassische Zither. Der General des
Staates Wei war verblüfft, es fiel ihm außerordentlich
schwer zu beurteilen, ob die Stadt Xi leer oder ein Hinterhalt
gelegt worden war. Er hörte sich die Musik an und merkte
nicht im geringsten Unsicherheit oder Angt. So schloss er,
dass ein Hinterhalt gelegt worden und die Musik nur ein Mittel
war, um seine Truppen in die Falle zu locken. Daraufhin ließ
er seine Truppen zurückziehen. Dadurch rettete Zhuge Liang
sich und die Stadt vor einer Katastrophe. Eine bekannte Geschichte,
ein altes Stück. Doch Yu Kuizhis Darbietung gibt neuen Aufschluss
über den Charakter des Weisen Zhuge Liang, dieser wird in
vollendeter Weise dargestellt.
Für Yu Kuizhi ist die Pekingoper eine künstlerische Schatzkammer. Darin
sind die guten Tugenden der Chinesen und die kulturelle Tradition
Chinas zu erkennen. Deshalb bemüht
er sich auch um die Wiederaufführung alter Stücke. Es gelang
ihm z. B., das alte Stück Wildschweinewald wieder zur
Aufführung zu bringen. Das Stück basiert auf dem klassischen
Roman Die Räuber vom Liangshan-Moor. Es spielt
in der ausgehenden Nördlichen Song-Dynastie (960–1127):
der Sohn Gao Qius, des ranghöchsten Beamten am Hof, will die Frau Lin Chongs, des Exerziermeisters der in der Hauptstadt stationierten
Truppen, in
Besitz nehmen. Er intrigiert gegen den Exerziermeister, so
dass dieser unschuldig verurteilt und nach Cangzhou strafversetzt
wird. Der Intrigant besticht außerdem die Gerichtsdiener,
damit diese Lin Chong im Wildschweinewald ermordern,
doch im kritischen Moment wird Lin Chong von Lu Zhishen gerettet.
In Cangzhou muss Lin Chong ein Futterlager bewachen. Gao Qiu
versucht erneut, ihn zu töten und schickt
einen Brandstifter, der im Lager Feuer legen soll, doch Lin
Chong deckt das Komplott rechtzeitig auf und tötet den
Brandstifter.
Daraufhin flieht Lin Chong zusammen mit einem Verbündeten
zu den „Räubern vom Liangshan-Moor“. Aufrichtigkeit und
der Aufstand gegen das Böse bilden das Thema dieses Stücks.
Yu Kuizhi verkörpert den Helden Lin Chong. Seine Darbietung
verleiht dem Helden klare Charakterzüge, außerdem wird
die Handlung durch die Neubearbeitung gestrafft. Die Wiederaufführung
dieses Stücks war ein großer Erfolg und fand beim Fachpublikum
und bei den Zuschauern ein positives Echo. Es gehört
heute zum Repertoire des Ensembles.
Yu Kuizhi war Delegierter am 16. Parteitag der KP Chinas,
der vom 8. bis zum 14. November des letzten Jahres stattfand.
Durch die Teilnahme an diesem bedeutenden Parteitag gewann
er neue Erkenntnisse über den kulturellen Aufbau und ist von
der Sache der Pekingoper sehr überzeugt. Ihm liegen die Wahrung
und Entwicklung dieser Kunsttradition am Herzen. Schon gleich
nach dem Abschluss des Parteitags stürzte er sich in die Dreharbeiten
zu einer fünfteiligen Fernsehserie über ein klassisches Stück.
Er will mit seinen Taten zum allseitigen Aufbau eines bescheidenen
Wohlstands in China beitragen.