Oktober 2002
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Kultur und Kunst

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Chinesischer Tee

Chinesischer Tee

Jedem, der China besucht, wird dauernd Tee angeboten. Es ist das Lieblingsgetränk der Chinesen. In jeder Stadt, jedem Dorf gibt es Teehäuser, in Parks und öffentlichen Anlagen gibt es Pavillons, wo die Leute bei einer Tasse Tee entspannen können. In Fabriken und den anderen Arbeitsplätzen wird für die Belegschaft Tee bereitgestellt. Und nach der Arbeit wird in vielen Familien eine Kanne Tee aufgegossen, man sitzt zusammen und plaudert.

Ein Vers eines klassischen Gedichts lautet: "Den Gästen in der kalten Nacht wird Tee statt Wein angeboten." Und wirklich besteht seit langem die Gewohnheit, dem Gast, sobald er das Haus betreten hat, eine Tasse Tee anzubieten. Außerdem ist es eine Höflichkeitsgeste. An traditionellen Festtagen bringen Freunde und Verwandte, wenn sie zu Besuch kommen, ein Päckchen einer berühmten Teesorte als Geschenk mit. Ein guter Tee ist ein Muss bei Einladungen und geselligen Zusammenkünften, und bei der Hochzeitsfeier zum Beispiel danken Braut und Bräutigam ihren Gästen mit einer Tasse Tee.

Manche nationalen Minderheiten in China bevorzugen Ziegeltee (Teestaub wird mit Reiswasser als Bindungsmittel zu Blöcken gepresst). Die Tibeter z.B. kochen ihn in einer Kanne auf und geben ein wenig Salz dazu. Bei besonderen Anlässen, z. B. wenn sie weit hergereiste Gäste haben, fügen sie noch Jak-Butter hinzu und servieren dann den Tee mit einer besonderen Zeremonie. Die mongolischen Hirten auf dem Grasland in Nordchina trinken Milchtee, Tee, der mit Kuh- oder Schafsmilch und ein wenig Salz gekocht wird. Die Hui, Moslems, bieten ihren Gästen heißen Tee mit braunem Zucker und Datteln in einer Tasse mit einem Deckel an. Die Zutaten sollen ausdrücken, dass man Glück wünscht.

Die Han trinken ihren Tee heiß ohne Salz oder Zucker. Große Aufmerksamkeit wird der Wasserbeschaffenheit, der Teesorte, der Art der Zubereitung und den Gefäßen geschenkt. Frisches Quellwasser ohne Salz oder Alkalien ist am besten, am zweitbesten sind Regen- oder Schneewasser. Alkalisches Wasser verfärbt die Teeblätter und zerstört die Luft. Der Tee wird am besten mit eben gekochtem Wasser, und zwar sollte man ihn in einem kleinen Gefäß aufgießen, weil das Aroma sich sonst verflüchtigt.

Porzellangefäße sind zu bevorzugen, Gefäße aus Ton und Glas kann man auch benutzen, aber auf keinen Fall solche aus Metall. Wieviel Tee man nimmt, hängt vom persönlichen Geschmack ab, aber im allgemeinen rechnet man 3-5 g Tee für 200 - 300 ml Wasser. Nachdem der Tee aufgegossen ist, schließt man das Gefäß sofort und lässt dann den Tee zwei bis drei Minuten ziehen.

Der chinesische Tee ist für seine gute Qualität bekannt. Je nach der Herstellung unterscheidet man: Schwarzen Tee, Grünen Tee, Oolong Tee, Blumentee und Ziegeltee.

Der schwarze Tee ist fermentierter Tee (bei etwa 30° C wird der Tee fermentiert, wobei die Gerbstoffe des Blattes oxydiert werden und diese eine kupferrote Farbe annehmen). Einer der beliebtesten ist der Qimen-Tee. Der Grüne Tee ist nicht fermentiert, die frischen Blätter werden nur mit Wasserdampf oder in trockener Hitze abgetötet, zu Kugeln gerollt und getrocknet. Es ist besonders delikat und sehr erfrischend. Longjing-Tee gehört zu den besten Sorten. Der halbfermentierte Oolong-Tee macht eine Spezialbehandlung durch. Die Fermentation zur Herstellung von Schwarzem Tee wird nach der halben Zeit unterbrochen. Die Blätter sind dunkel, aber noch grünlich. Er schmeckt ähnlich wie Grüner Tee, aber das Aroma ist stärker. Der Wuyi-Narzissen-Tee ist ein Oolong-Tee. Bei der Herstellung von Blumentee werden Grünem Tee Blüten zugesetzt, gewöhnlich Jasmin- oder Magnolienblüten.

Dass Tee gut für die Gesundheit ist, weiß man schon seit langem. Im Tee sind etwa 300 chemische Elemente enthalten, hauptsächlich aber Polyphenol oder Tannin. Es wirkt desinfizierend und entzündungshemmend. Außerdem gibt es noch Brenzkatechin im Polyphenol, eine Substanz, die die Herztätigkeit anregen, die Blutgefäße elastisch halten und einen günstigen Effekt bei chronischer Leber- und Nierenentzündung haben kann. 5% Alkaloide im Tee, hauptsächlich Koffein, regen das Zentralnervensystem an, beleben den Stoffwechsel, fördern die Muskel-, die Herz- und Nierenfunktion. Tee kann Müdigkeit verscheuchen, regt den Appetit und die Verdauung an. Eine aromatische Verbindung im Tee spaltet tierische Fette. Daher kommt es auch, dass diejenigen nationalen Minderheiten, deren Nahrung viel Fett enthält, reichlich Tee trinken.

Im 16. oder 17. Jahrhundert war Tee in Europa noch nicht bekannt. Dagegen erzählt eine Legende, dass man in China während der Herrschaft von Shen Nong, 2737 v. u. Z. Tee zu trinken begann. Shen Nong probierte hundert Kräuter auf ihre Heilwirkung aus, und unter diesen Kräutern gab es auch Tee.

Im Jahre 780, während der Tang-Dynastie, schrieb Lu Yu "Das Buch über Tee", eine Beschreibung des Anbaus und der Zubereitung. Darüberhinaus enthalten viele klassische literarische Werke Schilderungen über das Teetrinken.

Heute ist in vielen Volksliedern und Tänzen die Rede davon, so z. B. in dem Lied der Han "Teepflücken", dem Tanz "Tanz der Teepflücker" und dem Lied "Einen Korb voll Tee nach Beijing tragen", in dem tibetischen Lied "Trink eine Tasse Buttertee"  und dem uigurischen "Dem Vorsitzenden Hua Milchtee" abbieten.

                              (Aus Nr. 3 von "China im Aufbau", 1979) 

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