Jia Lanpo und der
"Peking-Mensch"
Jia Lanpo wurde am 25. November 1908 im Kreis
Yutian, Provinz Hebei, geboren. Nachdem er die Oberschule in Beijing
abgeschlossen hatte, konnte er aus finanziellen Gründen kein
Hochschulstudium aufnehmen. Auf Vorschlag eines Bekannten fand Jia
Lanpo im Chinesischen Geologischen Forschungsinstitut einen Arbeitsplatz
und begann seinen ersten Arbeitstag in Zhoukoudian (ein Vorort Beijings),
wo er später die weltberühmten Schädelfossilien des
"Peking-Menschen" entdeckte.
Im
Chinesischen Geologischen Forschungsinstitut lernte Jia Lanpo Bian
Meinian kennen, der dort zur gleichen Zeit eine Arbeitsstelle fand.
Bian Meinian hatte sein Studium an der Yanjing-Universität,
dem Vorgänger der heutigen Peking-Universität, abgeschlossen.
Er brachte Jia Lanpo viele fachliche Kenntnisse bei. Beide wurden
sehr gute Freunde.
Mit der Zeit schwärmte Jia Lanpo für
Tierfossilien. Er lieh das in London herausgegebene Buch "Grundkenntnisse
über Skelette der Säugetiere" von der Bibliothek
aus und vergrub sich mit Hilfe von Bian Meinian und anderen Kollegen
in dieses 373-seitige Buch in englischer Sprache. Inzwischen setzte
er eigenhändig ein vollständiges Hundegerippe zusammen,
um das Skelett eines Tieres besser kennen zu lernen. Später
kaufte Jia Lanpo das englische Buch "Die Menschheit der Altsteinzeit",
das von einem Mitglied der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften
geschrieben wurde und fast die Hälfte seines monatlichen Gehaltes
kostete. "Die beiden Bücher sind für meine Forschungsarbeit
von großer Bedeutung", so sagte Jia Lanpo häufig.
Von 1934 an war Jia Lanpo zuständig für
die Ausgrabungsarbeit in Zhoukoudian. 1939 wurde er im Xiehe Krankenhaus
von Beijing in Anatomie ausgebildet. Nach der Gründung der
Volksrepublik China 1949 arbeitete Jia Lanpo in leitender Funktion
weiter in Zhoukoudian. 1980 wurde er zum Mitglied der Chinesischen
Akademie der Wissenschaften, 1994 zum ausländischen Mitglied
der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften und 1996 zum Mitglied
der Akademie der Dritten Welt für Wissenschaften gewählt.
Das größte Verdienst von Jia Lanpo
ist es, vom 15. bis zum 26. November 1936 in Zhoukoudian drei Schädelfossilien
des "Peking-Menschen" gefunden zu haben. Darüber
hinaus entdeckte er Überreste des "Dingcun-Menschen"
und des "Lantian-Menschen". So kann der Ursprung der Menschheit
auf dem chinesischen Festland bis in die Zeit vor einer Million
Jahren zurückdatiert werden. 1941, fünf Jahre nach ihrer
Entdeckung, waren die drei wertvollen Schädelfossilien des
"Peking-Menschen" während des Widerstandskriegs gegen
die japanische Aggression (1937-1945) beim Transport in die USA
geheimnisvoll verlorengegangen, was bis auf den heutigen Tag noch
ein Rätsel bleibt. Bis zum Tod bewahrte Jia Lanpo die englische
Abschrift der Verpackungsliste dieser Schädelfossilien auf.
Er sagte: "Ich habe immer noch einen Hoffnungsschimmer, dass
die Schädelfossilien des Peking-Menschen irgendwo auf der Welt
aufbewahrt werden. Denn sie wurden damals mit so großer Sorgfalt
verpackt, dass jeder ihren Wert kennen musste."
Im
Jahr 2000 drehte der Beijinger Sender einen Fernsehfilm, in dem
Jia Lanpo und andere 13 Mitglieder der Chinesischen Akademie der
Wissenschaften einen Appell an die ganze Welt richteten, nach den
verlorengegangenen Schädelfossilien des "Peking-Menschen"
zu suchen.
Was das Museum der Überreste des "Peking-Menschen",
das man in Zhoukoudian gegründet hat, betrifft, meinte Jia
Lanpo, dass es dem Besucher das Gefühl einer Zeitreise in die
Zeit vor 500 000 Jahren vermitteln soll. Die Überreste des
"Peking-Menschen" in Zhoukoudian, die von der UNESCO in
die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurden, sollten dank ihrer
großen Anzahl von Fossilien von Menschen und Wirbeltieren
aus uralter Zeit einen beispiellosen Platz in der Welt einnehmen.
Um 11.44 Uhr des 8. Juli 2001 endete das
Leben des 93-jährigen Jia Lanpo. Nach seinem Wunsch wurde die
Hälfte seiner Asche im Longgu-Berg von Zhoukoudian begraben.
Er wird Zhoukoudian ewig bewachen.
Von Zhang Zhong
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