Inhalt von Oktober 2001
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Ausländische Supermärkte in China


Seit knapp zwei Jahren geht Frau Wan täglich in den Supermarkt Carrefour in der Nähe ihrer Wohnung, um Gemüse und Fischereiprodukte zu kaufen, anstatt auf den Bauernmarkt. Sie bevorzugt deshalb den von Franzosen geführten Supermarkt, weil dort nicht nur Alltagswaren, sondern auch Gemüse, Obst und Fleischwaren angeboten werden. Der Einkauf dort ist bequemer und zuverlässiger als der auf dem Bauernmarkt.

Relativ früh hat sich die ausländische Ladenkette Pricesmart in Beijing niedergelassen. Bei dieser Ladenkette ist der Kunde ein Vereinsmitglied, das ist etwas Neues in China. Dieses Kaufhaus hat eine große Geschäftsfläche mit einem großen Parkplatz, dort werden verschiedene Waren, manchmal auch in Form von gebündelten Waren verkauft, der Service ist gut und es gibt auch mancherlei importierte Waren. Obwohl der Preis in diesem Supermarkt nicht niedriger als der in chinesischen Supermärkten ist, wird er von jenen Kunden bevorzugt, die durch die Reform und Öffnung reich geworden sind. Es sei aber auch darauf hingewiesen, dass der Supermarkt Pricesmart Filialen zwar in verschiedenen Bezirken der Stadt Beijing eröffnet und den Warenpreis gesenkt hat, aber seine Kundschaft wegen des für Chinesen ungewohnten Vereinssystems, bei dem ein Vereinsmitglied eine Jahresgebühr von etwa 100 Yuan zahlen muss, kleiner als die von Carrefour ist.

Die Supermarktkette Carrefour entspricht offensichtlich eher dem Geschmack gewöhnlicher Kunden in China. Carrefour ist heute der weltweit zweitgrößte Multikonzern im Einzelhandel mit der Zentrale in Paris - der größte ist der amerikanische Multikonzern Walmart. Carrefour ist durch das große Angebot, den niedrigen Preis, effektiven Warenumschlag und effektive Finanz- und Personalverwaltung gekennzeichnet und weitgehend von den Einwohnern anerkannt. Die einheimischen Supermärkte und Warenhäuser verschiedener Größe sind dadurch unter Druck geraten.

Wenn der Supermarkt Pricesmart mit importierten Waren, vornehmem Ambiente und spezialisiertem Kundendienst eher Kunden aus der oberen Sozialschicht anzieht, so ist Carrefour für die breiten Massen da. Ein wichtiges Konzept seiner Geschäftsführung besteht darin, dass das Angebot den einheimischen Verhältnissen entspricht. Bevor eine Carrefour-Filiale eröffnet wird, wird eine ausführliche und strenge Marktuntersuchung durchgeführt. Sie dauert ein Jahr und umfasst verschiedene Aspekte wie kulturelle Tradition, das Klima, die Lebensgewohnheiten und die Kaufkraft. Dazu sagte Daniel Bernard, der Generaldirektor von Carrefour: " Eine Filiale ist eine Miniatur des Landes, in dem sie sich befindet, und muss den einheimischen Verhältnissen und der kulturellen Tradition entsprechen." Die Carrefours in China sind nicht viel anders als die billigen chinesischen Supermärkte: Es herrschen dort ebenfalls Lärm und Gedränge, und Gemüse in Verkaufsregalen wird auch nach der chinesischen Form präsentiert. Gerade weil Carrefour die Schwelle gesenkt hat und qualitativ gute Waren zu niedrigem Preis anbietet, blüht das Geschäft der Filiale schon kurz nach ihrer Eröffnung.

Der amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart hat bisher noch keine Filiale in Beijing eröffnet und hat statt dessen in der Stadt Shenzhen sechs Filialen. Das hängt wohl damit zusammen, dass Walmart immer Filialen in einer Region mit höherer Kaufkraft eröffnet. Da Shenzhen eine der Städte ist, die bei der Reform und Öffnung früh geöffnet wurden, und heute eine neue Industriestadt geworden ist, ist die Kaufkraft der Einwohner dort höher als die in anderen Regionen.

Vor 38 Jahren wurde Walmart vom Amerikaner Sam Walton gegründet. Heute hat Walmart bereits eine imponierende Größe. 2000 betrug sein Umsatz 160 Milliarden US-Dollar und nahm den zweiten Platz in der Auflistung der 500 Top-Unternehmen der Welt in der Zeitschrift Fortune ein. Das Unternehmen verfügt über mehr als 4000 Filialen auf der Welt. Seine Strategie ist es, jeden Tag preiswerte Waren anzubieten und den Kunden durch guten Service zufriedenzustellen. Durch die Praktizierung dieser einfachen Losung werden zahlreiche Konsumenten angezogen. 1996 hat Walmart in Shenzhen den ersten Schritt auf den chinesischen Markt getan. Vier Jahre später hat man Filialen in Dongguan, Dalian und Kunming eröffnet. Aber im Vergleich zu Carrefour mit 23 Filialen ist Walmart eher zurückhaltend. Aber in diesem Jahr wird man kräftig expandieren, indem acht weitere Filialen eröffnet werden. Dies entspricht der Tendenz der allgemeinen Entwicklung.

Durch die ausländischen Supermärkte haben sich nicht nur die Kaufgewohnheit und die Geschäftsführung geändert, sondern es wird auch die Produktion einheimischer Produkte gefördert, denn sowohl Walmart als auch Carrefour kaufen 90% ihrer Waren vor Ort ein. Während ausländische Supermärkte der Branche Einzelhandel in China neue Erfahrungen vermitteln, setzen sie sie aber auch gleichzeitig unter Druck. Die Konkurrenz zwischen dem einheimischen und dem ausländischen Einzelhandel in China wird immer härter.

Man war eine Zeitlang der Meinung, dass die Branche Einzelhandel in China erst nach Chinas Beitritt in die WTO völlig geöffnet werde, tatsächlich aber gelangen immer mehr chinesische Unternehmer zur Erkenntnis, dass es sich beim Beitritt nur um eine Formalität handelt. Im Stillen haben viele Branchen in China den internationalen Anschluss gefunden. In einem 1999 veröffentlichten Bericht über die Branche Einzelhandel in China nahm Carrefour Platz drei und Walmart Platz neun ein, wobei darauf hingewiesen sei, dass die beiden erst seit vier bzw. fünf Jahren in China etabliert waren. Im ersten Jahr des neuen Jahrhunderts planen Walmart und Metro, acht weitere Filialen in China zu gründen, nach dem Expansionsplan von Carrefour werden mindestens vier neue Filialen in China eröffnet. Für die einheimische Einzelhandelsbranche geht es nun um Kopf und Kragen.

Beachtenswert ist, dass die internationalen Multikonzerne den chinesischen Markt als einen großen Kuchen betrachten, und die Erschließung dieses Markts gelingt fast ohne Ausnahme. Hingegen ist die Leistung der chinesischen Supermärkte allen Bemühungen zum Trotz eher mäßig. Die Experten sind der Ansicht, dass sich die Einzelhandelsbranche in China im Vergleich zu Multikonzernen sowohl hinsichtlich der Verwaltung und Technik als auch hinsichtlich der Personalausbildung nicht ausreichend vorbereitet hat.

Aber jetzt versucht man in China, sich auf die Konkurrenz einzustellen, anstatt wegen des erheblichen Abstands aufzugeben. Wang Min, der Vorstandsvorsitzende der Chaotongkeji-GmbH, sagte: "Der Markt ist gerecht. Niemand ist gezwungen, dieses oder jenes zu machen. Wir können von den fortschrittlichen Unternehmen der Welt lernen. Das ist ein schwieriger Prozess. Wie können dabei auch manche unserer Methoden beibehalten. Die ausländischen und die chinesischen Supermärkte haben fast gleiche Kunden, gleiche Waren, gleiche Ausrüstung und gleiches Personal, der einzige Unterschied besteht in den Verwaltungskonzepten und -methoden. In einigen Jahren wird der chinesische Markt so ausgereift sein wie der in Europa und Amerika. In jeder Stadt, oder sogar im ganzen Land, wird es nur etwa Dutzende erfolgreicher Supermärkte bzw. Supermarktketten geben. Ihr Verwaltungsniveau muss sehr hoch sein, die meisten davon müssten chinesische Unternehmen sein."

Nach einem Zeitungsbericht plant ein chinesischer Supermarkt in Tianjin, eine Filiale in Beijing zu eröffnen, um mit ausländischen Supermärkten in Konkurrenz zu treten.

Von Li Xia

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