Inhalt von Juni 2001
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Wieder spektakuläre Ausstellung aus China: Wuppertal zeigt urzeitliche Sensationen

Ein glücklicher Zufall und das Verhandlungsgeschick eines Museumsdirektors haben Deutschland eine sensationelle Ausstellung beschert. Unter dem Titel „Fossile Schätze Chinas“ zeigt das Wuppertaler Fuhlrott-Museum bis Ende September neunzig versteinerte Urzeittiere: Gefiederte Dinosaurier, Urvögel, Schwimmsaurier, Gliederfüßer, Echsen, urzeitliche Fische und andere „Oldtimer“ von Erdenbewohnern, darunter nie zuvor in der westlichen Welt gesehene Kreaturen.

Damit wird eine lange Reihe überaus erfolgreicher Ausstellungen mit Exponaten aus China fortgesetzt. An einige der herausragenden sei hier erinnert:

Von der Tonarmee zu Tsingtau

1990: Das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund steht mit seiner Tonarmee-Ausstellung monatelang im Blickpunkt der Öffentlichkeit.

1991: Das Hessische Landesmuseum Darmstadt verbucht einen sensationellen Erfolg mit der Ausstellung „Dinosaurier aus China“.

1993: Riesenandrang zur Ausstellung „Chinas Goldenes Zeitalter – die Tang-Dynastie“ in Dortmund.

1994: Das Römer- und Pelizäus-Museum Hildesheim zeigt in seiner Ausstellung „China – eine Wiege der Weltkultur“ aufsehenerregende Leihgaben aus der Volksrepublik.

1995: Die Kulturstiftung Ruhr präsentiert in Essen die Ausstellung „Das alte China – Menschen und Götter im Reich der Mitte“.

1997: Das Übersee-Museum Bremen zeigt historische Objekte zum Thema „Chinesische Heilkunde“.

1997/1998: Das Reiss-Museum Mannheim gibt in Zusammenarbeit mit dem Palast-Museum in Beijing Einblick in das Leben der Kaiser der Qing-Dynastie (1644-1911).

1998: Das Deutsche Historische Museum in Berlin rollt mit der Ausstellung „Tsingtau“ ein Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China auf.

„Ein ganzes Museum verschifft“

Die Ausstellung „Fossile Schätze Chinas“ wurde in enger Kooperation mit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften organisiert und konzipiert. „Wir haben quasi ein ganzes Museum verschifft“, sagt Prof. Dr. Schleich, der Direktor des Wuppertaler Museums. Nur weil das Geologische Museum in Nanjing, Chinas berühmte Heimstätte zahlreicher Urzeittiere, gegenwärtig renoviert wird, konnte die komplette Schau auf die lange Reise gehen.

Zunächst aber spielte der Zufall seine entscheidende Rolle. In Indien sah Prof. Schleich Fotos chinesischer Fossilien, die ihn förmlich „elektrisierten“. Er reiste nach China und erfuhr, dass auch Taiwan seine Fühler ausgestreckt hatte. Ein spannendes Rennen um den Zuschlag begann, und erst kurz vor seinem Abflug nach Deutschland gelang es dem Museumsdirektor, die Konkurrenz auszubooten. Nicht Taiwan, sondern Wuppertal bekam die einmalige Gelegenheit, der Welt zu präsentieren, was bislang nur Chinesen und etliche China-Reisende gesehen hatten.

Konserviert in vulkanischer Asche

Hochversichert hinter Vitrinenglas liegen nun in dem renommierten Naturkundemuseum des Rheinlands die Leihgaben aus China. Einer der Stars der spektakulären Schau, ein gefiederter Mini-Saurier, der vor rund 130 Millionen Jahren in einem vulkanischen Aschenregen den Tod gefunden hatte, wurde erst kürzlich von einem chinesischen Bauern aus der Erde gebuddelt. Die ältesten der gezeigten Fossilien lagen ca. 530 Millionen Jahre unter Feldern und in verschlammten einstigen Binnenseen, bis sie gefunden wurden.

Die Wissenschaft konnte sich lange kein genaues Bild von der Fauna dieser frühen Epoche machen. Außer ein paar spärlichen Funden von versteinerten Resten niedriger Weichkörper-Schnecken und Würmer gab es keine nennenswerten Fossilien. Das änderte sich, als man im Jahr 1984 in der Provinz Yunnan auf eine nach ihrem Fundort als „Chengjiang-Fauna“ bezeichnete Lebensgemeinschaft aus dem frühen Kambrium stieß. Sie umfasst eine Reihe sehr unterschiedlicher, oft bizarr anmutender Organismen. Infolge ihrer Einbettung in vulkanische Asche, die dann verschlammte und schließlich versteinerte, sind diese Urzeittiere ungewöhnlich gut erhalten. Selbst die winzigen Augen und zarten Flügel eines nur zentimetergroßen Insekts sind mit bloßem Auge zu erkennen, und bei manchen der Urtiere lässt sich sogar noch der Mageninhalt bestimmen.

Zoll nahm Dinos „in Haft“

So spannend, wie sich das Zustandekommen dieser Ausstellung gestaltete, so aufregend waren auch noch die letzten Tage vor ihrer Eröffnung. Drei der Superstars des großen Aufgebots an Urzeittieren, zwei Mini-Saurier und ein Urvogel, waren vom Zoll beschlagnahmt worden. Eine hochrangige chinesische Delegation, die die wertvollen Exponate im Handgepäck mit nach Deutschland gebracht hatte, war am Frankfurter Flughafen verdächtigt worden, die Fossilien ins Land schmuggeln und zu Geld machen zu wollen. Vorgelegte Begleitschreiben von Ministerium und Botschaft konnten die Beamten nicht beeindrucken. So waren die beiden Dinos und der Vogel noch zwei Tage vor Ausstellungsbeginn „in vorläufiger Haft“. Gründlich blamiert, nachdem die örtliche Presse den Fall aufgegriffen hatte, rückte der Zoll die Stars der Urzeit-Schau endlich wieder heraus.

Das große Staunen über die „geballte Ladung fossiler Funde“, wie eine Zeitung schrieb, konnte beginnen.

Atze Schmidt

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