Heute
mit einem Blick in die

Frankreich
hat das Jahr 2003 zum "Chinesischen Jahr" erklärt.
"Doch Nizza ist dieser Initiative weit voraus",
lesen wir dazu in der deutschsprachigen "Riviera-Côte
d'Azur Zeitung". Hier sei schon in diesem Jahr China
im Blickpunkt.
Seit Monaten erregen die verschiedensten
Veranstaltungen zum Thema China die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit.
Zunächst hat sich Nizza mit der italienischen Riviera-Metropole
Sanremo zusammengetan und eine vielbeachtete Ausstellung über
ursprünglich nur in China beheimatete und dann im Mittelmeerraum
angesiedelte Pflanzen präsentiert. Das vom Historischen
Naturkundemuseum Nizza, dem Botanischen Garten Nizza und dem
Umweltamt Sanremo arrangierte "botanische Ereignis"
erinnerte daran, dass von der Römerzeit bis zu Beginn
des 20. Jahrhunderts eine Vielzahl von Nutz- und Zierpflanzen
aus China an die französische und italienische Riviera
gebracht und dort kultiviert wurden.
"Ganz selbstverständlich pflückt
man heute am Mittelmeer Mandarinen, Orangen, Zitronen, Kiwis
und Kumquats, und im Sommer erfüllen die exotischen Düfte
von Jasmin, Clematis, Hibiskus und Aralien die Luft - und
alle stammen sie aus China", schreibt die Zeitung. "Und
wieso heißt die Mandarine eigentlich Mandarine? Des
Rätsels Lösung: Die in China einst seltene Frucht
war ausschließlich den hohen chinesischen Beamten, den
Mandarinen, vorbehalten."
(Lesern von "China heute" ist
der umfangreiche Pflanzen-Transfer von China nach Europa und
in andere Teile der Welt nichts Neues, denn diesem Thema war
in unserer Zeitschrift bereits eine 34-teilige Serie mit dem
Titel "Chinesische Gewächse in aller Welt"
gewidmet.)
Die große Pflanzenschau war für Nizza
indes nur der Auftakt zu weiteren "China-Events",
wie man es heute neudeutsch formuliert. So verwöhnten
chinesische Chefköche Feinschmecker mit Spezialitäten
aus dem Reich der Mitte; China war Ehrengast bei der diesjährigen
"Foire de Nice", der bedeutendsten regionalen Messe;
und die Galerie Soardi zeigt noch bis Mitte September eine
bemerkenswerte Sammlung von Werken zeitgenössischer chinesischer
Künstler.
Einer der ersten europäischen Galeristen,
der die kontemporäre Kunst Chinas für den westlichen
Markt entdeckte, war Urs Meile aus Luzern. Zusammen mit dem
Züricher Kunstsammler Hans Erich Fischer, dem früheren Schweizer
Botschafter in China Dr. Ueli Sigg, und den Galeristen Colette
und Jean-Pierre Soardi kam nun die Ausstellung in Nizza zustande.
Auf die Frage, was das Faszinierende an
den Arbeiten der chinesischen Künstler sei, sagte Urs Meile
der "Riviera-Côte d'Azur Zeitung": "Die zeitgenössische
chinesische Kunst ist lebendig, sie ist nicht belastet mit
einer hundertjährigen Geschichte der Moderne. Je länger
sich der Betrachter in ein Bild vertieft, desto mehr sieht
er. Es sind poetisch-meditative Werke. Ganze Landschaften
steigen nach und nach aus der Tiefe herauf. Wir müssen uns
nur die Zeit nehmen, uns darauf einzulassen."