Tee,
erfrischend und gesund
Von Zhang
Dawei


China
ist die Heimat des Tees. Seit etwa viertausend Jahren wird er in China angebaut
und getrunken. Im „Buch des Tees“, dem ältesten Fachwerk auf diesem Gebiet,
das von Lu Yu, einem chinesischen Teeforscher der Tang-Zeit (618–907), verfasst
wurde, heißt es, Shennong, der mythische Erfinder des Ackerbaus, habe Tee
als Getränk entdeckt. Historisch richtig ist wohl, dass die Menschen beim
Übergang zu Ackerbau und Viehzucht auch begannen Tee zu kultivieren. Oder
wie Chen Yuan, Professor der Tee-Fakultät der Anhuier landwirtschaftlichen
Hochschule, sagt: „Parallel zur Entstehung der chinesischen Kultur wurde auch
der Tee entdeckt und benutzt.“
Heute
wird Tee in 46 Ländern und Regionen der Welt angebaut und hergestellt. 1981
erreichte der Weltertrag 1 825 500 Tonnen. Hauptproduktionsländer sind China,
Indien, Indonesien, Japan, Sri Lanka, die Türkei, Bangladesh, Kenia und die Sowjetunion.
Alle diese Teeanbauländer haben Tee oder Teesamen einst unmittelbar oder
mittelbar aus China eingeführt. Im 16. Jahrhundert gelangte das aromatische Getränk
aus China auch in westeuropäische Länder. Die Bezeichnung Tee geht auf
die Aussprache seines chinesischen Namens in Xiamen (Amoy) zurück.
Fünf
Hauptteesorten
In
keinem anderen Teeanbauland gibt es so viele Teesorten wie in China. In Indien,
Sri Lanka und Kenia wird hauptsächlich schwarzer Tee produziert, in Japan
gedämpfter tiefgrüner Tee. China hat eine lange Geschichte in der Zubereitung
verschiedener Tees. Es werden fünf Hauptteesorten unterschieden: schwarzer Tee,
grüner Tee, Blumentee, Wulong-Tee und Ziegeltee. Daneben gibt es noch weißen
Tee, Puer-Tee und gelben Tee, die überwiegend exportiert werden.
Charakteristisch
für den fermentierten schwarzen Tee ist sein starker und delikater Geschmack,
sein süßer Duft und seine rötliche Färbung (weswegen er in china
„roter Tee“ heißt). Man kann ihn sowohl pur als auch mit Milch und Zucker
trinken. Die besten Sorten kommen aus Qimen, Yunnan, Sichuan, Hainan und Yingde.
Der Qimen-Tee wird wegen seines einzigartigen Aromas als „Qimen-Duft“ gerühmt.
Englands Connoisseure preisen ihn als „Besten aller Tees“.
Grüner
Tee ist die Hauptteesorte Chinas. Er ist unfermentiert, und wenn man ihn aufgießt,
färbt sich das Wasser hellgrün. Guter grüner Tee schmeckt aromatisch oder
nach Kastanie. Der weltbekannte Longjing-Tee wird in unserem Land bevorzugt ausländischen
Ehrengästen angeboten. Zu den bekannten Sorten zählen Tees aus Anhui,
Jiangxi und Hangzhou sowie der „Perlentee“ aus Zhejiang, die in viele afrikanische
Länder verkauft werden.
Der
halbfermentierte Wulong-Tee (auch: Oolong) ist eine speziell chinesische Varietät.
Durch ein besonderes Herstellungsverfahren wird nur der Blattrand fermentiert,
während er innen zartgrün bleibt, was ihm einen ganz spezifischen „Orchideenduft“
verleiht. Die bekanntesten Sorten sind „Tieguanyin“, Rougui und Huangjingui. Wulong-Tee
wird nicht nur im Südteil der Provinz Fujian und in der Stadt Shantou, Provinz
Guangdong, viel getrunken, sondern ist auch bei Auslandschinesen in Südostasien
und Japanern sehr beliebt.
Zur
Herstellung des Blumentees wird tiefgrüner Tee als Rohstoff verwendet. Er wird
getrocknet und dann mit frischen Blumen, etwa Magnolien, Jasmin, chloranthus spicatus
oder Rosen, geräuchert. Im Altertum wurden auch Winterkirschen und Lotosblumen
benutzt. Die Teeblätter und Blüten mischen und ergänzen sich zu einem
besonders delikaten Aroma. Eine Tasse Blumentee verscheucht nicht nur alle Müdigkeit
und löscht den Durst, sondern ist auch ein herrlicher Genuss. Ein chilenischer
Dichter schrieb einmal: „Am Blumentee aus China habe ich den Frühlingsduft gerochen.“
Ziegeltee
wird durch Fermentation, Dämpfen und Pressen von großen Teeblättern
und zarten Ablegern der Teebäume produziert. Dieser zu einer festen Form
gepresste Tee kann lange Zeit gelagert werden, ohne zu verderben. Da er leicht
transportiert werden, kann, ist er ein Lieblingsgetränk der nationalen Minderheiten
in den Grenzgebieten.
Medizinisch
wirksame Substanzen
Mit
dem Kaffee und Kakao zählt der Tee zu den drei wichtigsten alkoholfreien
Getränken der Welt. Im Tee sind eine Reihe gesundheitsfördernder Substanzen
enthalten. Medizinische Forschungsanstalten im In- und Ausland haben dies mit
zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten belegt. Laut einem Fachbuch, herausgegeben
vom Teeforschungsinstitut der Akademie für Agrarwissenschaften, wurden im Tee
durch Dissoziation und Analyse bereits 500 chemische Komponenten identifiziert,
darunter mehr als 450 organische Stoffe. Die Hauptsubstanzen im Tee sind Polyphonol
(20–35%), Alkoloide (einschließlich Theophyllin und Koffein 3–5%), Einweiße
(20–30%), Aminosäuren (1–4%), Kohlehydrate (20–25%), organische Säuren
(etwa 3%), Ester (8%), Pgmente (1%), Armaten (0,005–0,03%), Vitamine (0,6–1%)
und anorganische Komponenten (4–7%).
Dass
Tee für die Gesundheit von besonderem Wert ist, weiß man schon seit langem.
In vielen chinesischen Klassikern der Medizin wird er als durstlöschend,
verdauungsfördernd, harntreibend, auswurfsfördernd, beruhigend, gewichtsreduzierend,
geistanregend und sehkraftschärfend beschrieben. Heute sind die in den alten
Büchern genannten Wirkungen des Tees im Großen und Ganzen wissenschaftlich
bestätigt.
Ein
unentbehrliches Getränk
Das
Koffein im Tee kann die Nerven anregen und damit die Denkfähigkeit fördern.
Ein amerikanischer Neurologe berichtete über einen Versuch, bei dem die Denkfähigkeit
nach dem Teetrinken 45 Minuten lang um 10% erhöht wurde. Ferner fördern
die Akloloide im Tee die Kontraktionsfähigkeit, der quergestreiften Muskeln,
was müdigkeitsverscheuchend wirkt. In Experimenten erwies sich das Blättergetränk
in einem weiteren Anwendungsbereich als sehr nützlich: Schlürft man nach Alkoholgenuss
starken Tee, wird der Alkohol im Körper doppelt so schnell abgebaut wie sonst.
Die
Alkoloide und Aromaten im Tee – besonders, wenn stark und heiß getrunken
– lösen Fett, vernichten Fischgeruch im Mund und fördern die Sekretion
der Magensäfte und die Aufnahme des Eiweißes. Für chinesische Minoritäten,
die Fleisch als Hauptnahrung essen, ist denn das Teetrinken auch sehr wichtig.
Da verzichten sie lieber drei Tage aufs Essen als einen Tag auf ihren Tee.
In
Tierexperimenten fanden Wissenschaftler heraus, dass bei weißen Mäusen,
die Polyphenol schluchten, die Elastizität der Haargefäße erheblich
verbessert wurde. Auch klinische Versuche zeigen: Wenn Vitamin C zusammen mit
Tee eingenommen wird, ist die Wirkung zur Erhöhung der Haargefäßelastizität
viermal so hoch wie sonst. 1974 untersuchte die Fujianer medizinische Hochschule
520 über 30-jährige Menschen auf Hypertonie. Ergebnis: Unter den Nichtteetrinkern
waren 10% erkrankt, unter Teetrinkern nur knapp 7%. Eine andere Untersuchung ergab
einen Durchschnitt von 5,76% Herzkranken, aber unter Teetrinkern waren es nur
1,07%. Daraus erhellt, dass regelmäßiges Teetrinken gegen Herzgefäßkrankheiten,
besonders Koronarsklerose, vorbeugen kann.
Außerdem
wirkt das Polyphenol im Tee adstringierend und kann Bakterien vernichten. Man
hat durch Versuche bewiesen, dass grüner Tee-Extrakt fähig ist, Typhus, Bazillenruhr,
Pararuhr, das goldene Traubenkokkus und den Cholerabazillus zu inhibieren. Seit
1958 wurden 742 Patienten mit Tee-Extrakt behandelt. Ergebnis: Bei akuter Sysenterie
akuter Darmentzündung betrug die Heilungsrate jeweils über 96% und bei chronischer
Dysenterie immerhin auch 81,7%.
Wenn
man Choptis-Tabletten zusammen mit Tee einnimmt, ist die Wirkung noch besser.
Gegen die Bazillenruhr braucht man nur ein bis drei Tage 15 bis 20 g starken Tee
zu trinken, um wieder gesund zu werden. Wer regelmäßig starken Tee
trinkt, ist gegen Bazillenruhr denn auch bestens gewappnet. Mehr und mehr medizinische
Wirkungen des Tees wurden in den letzten Jahren erforscht. In Tianjin wurden zwei
Vergleichsgruppen weißer Mäuse mit radioaktivem Cobalt 60 bestrahlt.
40 Prozent der Teetrinker-Gruppe wurde nach 30 Tagen wieder gesund, während
in der Vergleichsgruppe nur 10 Prozent überlebten. Ferner wurden 119 Tumorpatienten,
die bei der Bestrahlung leichte Reaktionen wie Schwindel, Brechreiz, Appetitlosigkeit
und Erbrechen sowie eine Verminderung der Leukozyten aufwiesen, mit Tee behandelt
– Wirkungsrate: über 90 Prozent. In Beijing, Tianjin und Changsha wurde dieselbe
Behandlungsmethode bei 235 Kranken, die an einer Verminderung der Leukozyten litten,
versucht – bei 81,7% mit Erfolg. Damit erscheint Tee als ein ideales Getränk
für alle diejenigen, die beruflich viel mit Radioaktivität zu tun haben.
Im
Tee ist Fluor enthalten. Dieses Spurenelement ist für den Zahn- und Knochenbau
bedeutsam. Besonders in Regionen, wo das Trinkwasser einen niedrigen Gehalt an
Fluor hat, ist das Teetrinken eine einfache Methode, diesen Stoff dennoch dem
Körper zu zuführen. Im Kreis Suichang, Provinz Zhejiang, wurde mit 379 acht-
bis neunjährigen Schülern der Versuch durchgeführt, Tee als Vorbeugungsmittel
gegen Karies zu verwenden. Nach zwei Semestern war der Kriesbefall in der Teetrinker-Gruppe
um 70 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe. Dasselbe erprobte die Beijinger
HNO-Klinik im Jahre 1981 bei 141 drei- bis sechsjährigen Kindern von drei
Kindergärten. Den Kleinen wurde aufgetragen, täglich eine Tasse ungesüßten
Tee zu trinken. Obgleich die Kinder sich nicht streng an die Auflage hielten,
war nach einem Jahr der Kariesbefall um 10% gesunken.
Tee
enthält außerdem die Vitamine A, B1, B2, B3,
C, P, PP und K. In je 100 g frischem grünem Tee finden sich z. B. 180 mg Vitamin
C – nicht weniger als in einer Zitrone.
Vitamin
C ist ziemlich hitzefest, nach 5 Minuten in 80° C heißem Wasser betragen
die Verluste nur 15%. Schwarzer Tee enthält viel Vitamin K: Mit täglich
fünf Tassen ist der Bedarf des Körpers voll gedeckt. Deshalb ist Tee eine
gute Quelle zur Ergänzung des Vitaminbedarfes. Bei den nationalen Minderheiten
Nordwestchinas, wo es nicht immer frisches Gemüse und Obst gibt, ist das Teetrinken
besonders als Vorbeugung gegen Vitaminmangelkrankheiten von großer Bedeutung.
Außerdem
erhöht Tee die Widerstandsfähigkeit gegen Krebs und verhilft dem Körper
sowohl bei Hitze als auch bei Käste zu Wohlgefühl. Die verschiedenen Substanzen
im Tee ergänzen einander wie eine genau nach Rezept gemischte chinesische
Arznei, sie verbessern nicht nur die allgemeine Körperkonstitution, sondern
stärken auch die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Dennoch ist
das Teetrinken nicht jedem anzuraten. Wer an Schlaflosigkeit, Bettnässen,
Magengeschwüren, Hyperthyroidismus, Asthma oder Kardiopalmus leidet und wer Sedativa
oder eisenhaltige Arzneien eingenommen hat, sollte auf den Genuss dieses Getränkes
lieber verzichten. Und in Gebieten, wo das Trinkwasser besonders viel Fluor enthält,
sollte man für den Aufguss nur Sorten bester Qualität verwenden.
Richtiges
Teetrinken ist eine Kunst. Gewöhnlich genügen 2 bis 3 g der aromatischen
Blätter für eine Tasse. Die ideale Temperatur des Wassers hängt von
der Art des Tees ab. Hochwertiger Tee wie Longjing, Biluochun und Maofeng sollte
mit etwa 70° C heißem Wasser aufgebrüht und braucht zum Ziehen nicht zudeckt
werden. Für Jasmintee ist eine Wassertemperatur von etwa 85° C zu empfehlen; Wulong-Tee,
Scheiben- und Staubtee verlangen gar über 90° C. Bewirtet man einen Gast, sollte
man den Tee in seiner Schale zunächst nur mit wenig Wasser aufgießen
und die Tasse erst nach drei bis fünf Minuten vollführen, so dass sich der Geschmack
gleichmäßig in ihr verteilt.
Aus „China im Aufbau“, Nr. 1, 1984