September 2004
Ihre Position: Homepage >

Tee, erfrischend und gesund

Von Zhang Dawei

China ist die Heimat des Tees. Seit etwa viertausend Jahren wird er in China angebaut und getrunken. Im „Buch des Tees“, dem ältesten Fachwerk auf diesem Gebiet, das von Lu Yu, einem chinesischen Teeforscher der Tang-Zeit (618–907), verfasst wurde, heißt es, Shennong, der mythische Erfinder des Ackerbaus, habe Tee als Getränk entdeckt. Historisch richtig ist wohl, dass die Menschen beim Übergang zu Ackerbau und Viehzucht auch begannen Tee zu kultivieren. Oder wie Chen Yuan, Professor der Tee-Fakultät der Anhuier landwirtschaftlichen Hochschule, sagt: „Parallel zur Entstehung der chinesischen Kultur wurde auch der Tee entdeckt und benutzt.“

Heute wird Tee in 46 Ländern und Regionen der Welt angebaut und hergestellt. 1981 erreichte der Weltertrag 1 825 500 Tonnen. Hauptproduktionsländer sind China, Indien, Indonesien, Japan, Sri Lanka, die Türkei, Bangladesh, Kenia und die Sowjetunion. Alle diese Teeanbauländer haben Tee oder Teesamen einst unmittelbar oder mittelbar aus China eingeführt. Im 16. Jahrhundert gelangte das aromatische Getränk aus China auch in westeuropäische Länder. Die Bezeichnung Tee geht auf die Aussprache seines chinesischen Namens in Xiamen (Amoy) zurück.

Fünf Hauptteesorten

In keinem anderen Teeanbauland gibt es so viele Teesorten wie in China. In Indien, Sri Lanka und Kenia wird hauptsächlich schwarzer Tee produziert, in Japan gedämpfter tiefgrüner Tee. China hat eine lange Geschichte in der Zubereitung verschiedener Tees. Es werden fünf Hauptteesorten unterschieden: schwarzer Tee, grüner Tee, Blumentee, Wulong-Tee und Ziegeltee. Daneben gibt es noch weißen Tee, Puer-Tee und gelben Tee, die überwiegend exportiert werden.

Charakteristisch für den fermentierten schwarzen Tee ist sein starker und delikater Geschmack, sein süßer Duft und seine rötliche Färbung (weswegen er in china „roter Tee“ heißt). Man kann ihn sowohl pur als auch mit Milch und Zucker trinken. Die besten Sorten kommen aus Qimen, Yunnan, Sichuan, Hainan und Yingde. Der Qimen-Tee wird wegen seines einzigartigen Aromas als „Qimen-Duft“ gerühmt. Englands Connoisseure preisen ihn als „Besten aller Tees“.

Grüner Tee ist die Hauptteesorte Chinas. Er ist unfermentiert, und wenn man ihn aufgießt, färbt sich das Wasser hellgrün. Guter grüner Tee schmeckt aromatisch oder nach Kastanie. Der weltbekannte Longjing-Tee wird in unserem Land bevorzugt ausländischen Ehrengästen angeboten. Zu den bekannten Sorten zählen Tees aus Anhui, Jiangxi und Hangzhou sowie der „Perlentee“ aus Zhejiang, die in viele afrikanische Länder verkauft werden.

Der halbfermentierte Wulong-Tee (auch: Oolong) ist eine speziell chinesische Varietät. Durch ein besonderes Herstellungsverfahren wird nur der Blattrand fermentiert, während er innen zartgrün bleibt, was ihm einen ganz spezifischen „Orchideenduft“ verleiht. Die bekanntesten Sorten sind „Tieguanyin“, Rougui und Huangjingui. Wulong-Tee wird nicht nur im Südteil der Provinz Fujian und in der Stadt Shantou, Provinz Guangdong, viel getrunken, sondern ist auch bei Auslandschinesen in Südostasien und Japanern sehr beliebt.

Zur Herstellung des Blumentees wird tiefgrüner Tee als Rohstoff verwendet. Er wird getrocknet und dann mit frischen Blumen, etwa Magnolien, Jasmin, chloranthus spicatus oder Rosen, geräuchert. Im Altertum wurden auch Winterkirschen und Lotosblumen benutzt. Die Teeblätter und Blüten mischen und ergänzen sich zu einem besonders delikaten Aroma. Eine Tasse Blumentee verscheucht nicht nur alle Müdigkeit und löscht den Durst, sondern ist auch ein herrlicher Genuss. Ein chilenischer Dichter schrieb einmal: „Am Blumentee aus China habe ich den Frühlingsduft gerochen.“

Ziegeltee wird durch Fermentation, Dämpfen und Pressen von großen Teeblättern und zarten Ablegern der Teebäume produziert. Dieser zu einer festen Form gepresste Tee kann lange Zeit gelagert werden, ohne zu verderben. Da er leicht transportiert werden, kann, ist er ein Lieblingsgetränk der nationalen Minderheiten in den Grenzgebieten.

Medizinisch wirksame Substanzen

Mit dem Kaffee und Kakao zählt der Tee zu den drei wichtigsten alkoholfreien Getränken der Welt. Im Tee sind eine Reihe gesundheitsfördernder Substanzen enthalten. Medizinische Forschungsanstalten im In- und Ausland haben dies mit zahlreichen wissenschaftlichen Experimenten belegt. Laut einem Fachbuch, herausgegeben vom Teeforschungsinstitut der Akademie für Agrarwissenschaften, wurden im Tee durch Dissoziation und Analyse bereits 500 chemische Komponenten identifiziert, darunter mehr als 450 organische Stoffe. Die Hauptsubstanzen im Tee sind Polyphonol (20–35%), Alkoloide (einschließlich Theophyllin und Koffein 3–5%), Einweiße (20–30%), Aminosäuren (1–4%), Kohlehydrate (20–25%), organische Säuren (etwa 3%), Ester (8%), Pgmente (1%), Armaten (0,005–0,03%), Vitamine (0,6–1%) und anorganische Komponenten (4–7%).

Dass Tee für die Gesundheit von besonderem Wert ist, weiß man schon seit langem. In vielen chinesischen Klassikern der Medizin wird er als durstlöschend, verdauungsfördernd, harntreibend, auswurfsfördernd, beruhigend, gewichtsreduzierend, geistanregend und sehkraftschärfend beschrieben. Heute sind die in den alten Büchern genannten Wirkungen des Tees im Großen und Ganzen wissenschaftlich bestätigt.

Ein unentbehrliches Getränk

Das Koffein im Tee kann die Nerven anregen und damit die Denkfähigkeit fördern. Ein amerikanischer Neurologe berichtete über einen Versuch, bei dem die Denkfähigkeit nach dem Teetrinken 45 Minuten lang um 10% erhöht wurde. Ferner fördern die Akloloide im Tee die Kontraktionsfähigkeit, der quergestreiften Muskeln, was müdigkeitsverscheuchend wirkt. In Experimenten erwies sich das Blättergetränk in einem weiteren Anwendungsbereich als sehr nützlich: Schlürft man nach Alkoholgenuss starken Tee, wird der Alkohol im Körper doppelt so schnell abgebaut wie sonst.

Die Alkoloide und Aromaten im Tee – besonders, wenn stark und heiß getrunken – lösen Fett, vernichten Fischgeruch im Mund und fördern die Sekretion der Magensäfte und die Aufnahme des Eiweißes. Für chinesische Minoritäten, die Fleisch als Hauptnahrung essen, ist denn das Teetrinken auch sehr wichtig. Da verzichten sie lieber drei Tage aufs Essen als einen Tag auf ihren Tee.

In Tierexperimenten fanden Wissenschaftler heraus, dass bei weißen Mäusen, die Polyphenol schluchten, die Elastizität der Haargefäße erheblich verbessert wurde. Auch klinische Versuche zeigen: Wenn Vitamin C zusammen mit Tee eingenommen wird, ist die Wirkung zur Erhöhung der Haargefäßelastizität viermal so hoch wie sonst. 1974 untersuchte die Fujianer medizinische Hochschule 520 über 30-jährige Menschen auf Hypertonie. Ergebnis: Unter den Nichtteetrinkern waren 10% erkrankt, unter Teetrinkern nur knapp 7%. Eine andere Untersuchung ergab einen Durchschnitt von 5,76% Herzkranken, aber unter Teetrinkern waren es nur 1,07%. Daraus erhellt, dass regelmäßiges Teetrinken gegen Herzgefäßkrankheiten, besonders Koronarsklerose, vorbeugen kann.

Außerdem wirkt das Polyphenol im Tee adstringierend und kann Bakterien vernichten. Man hat durch Versuche bewiesen, dass grüner Tee-Extrakt fähig ist, Typhus, Bazillenruhr, Pararuhr, das goldene Traubenkokkus und den Cholerabazillus zu inhibieren. Seit 1958 wurden 742 Patienten mit Tee-Extrakt behandelt. Ergebnis: Bei akuter Sysenterie akuter Darmentzündung betrug die Heilungsrate jeweils über 96% und bei chronischer Dysenterie immerhin auch 81,7%.

Wenn man Choptis-Tabletten zusammen mit Tee einnimmt, ist die Wirkung noch besser. Gegen die Bazillenruhr braucht man nur ein bis drei Tage 15 bis 20 g starken Tee zu trinken, um wieder gesund zu werden. Wer regelmäßig starken Tee trinkt, ist gegen Bazillenruhr denn auch bestens gewappnet. Mehr und mehr medizinische Wirkungen des Tees wurden in den letzten Jahren erforscht. In Tianjin wurden zwei Vergleichsgruppen weißer Mäuse mit radioaktivem Cobalt 60 bestrahlt. 40 Prozent der Teetrinker-Gruppe wurde nach 30 Tagen wieder gesund, während in der Vergleichsgruppe nur 10 Prozent überlebten. Ferner wurden 119 Tumorpatienten, die bei der Bestrahlung leichte Reaktionen wie Schwindel, Brechreiz, Appetitlosigkeit und Erbrechen sowie eine Verminderung der Leukozyten aufwiesen, mit Tee behandelt – Wirkungsrate: über 90 Prozent. In Beijing, Tianjin und Changsha wurde dieselbe Behandlungsmethode bei 235 Kranken, die an einer Verminderung der Leukozyten litten, versucht – bei 81,7% mit Erfolg. Damit erscheint Tee als ein ideales Getränk für alle diejenigen, die beruflich viel mit Radioaktivität zu tun haben.

Im Tee ist Fluor enthalten. Dieses Spurenelement ist für den Zahn- und Knochenbau bedeutsam. Besonders in Regionen, wo das Trinkwasser einen niedrigen Gehalt an Fluor hat, ist das Teetrinken eine einfache Methode, diesen Stoff dennoch dem Körper zu zuführen. Im Kreis Suichang, Provinz Zhejiang, wurde mit 379 acht- bis neunjährigen Schülern der Versuch durchgeführt, Tee als Vorbeugungsmittel gegen Karies zu verwenden. Nach zwei Semestern war der Kriesbefall in der Teetrinker-Gruppe um 70 Prozent niedriger als in der Vergleichsgruppe. Dasselbe erprobte die Beijinger HNO-Klinik im Jahre 1981 bei 141 drei- bis sechsjährigen Kindern von drei Kindergärten. Den Kleinen wurde aufgetragen, täglich eine Tasse ungesüßten Tee zu trinken. Obgleich die Kinder sich nicht streng an die Auflage hielten, war nach einem Jahr der Kariesbefall um 10% gesunken.

Tee enthält außerdem die Vitamine A, B1, B2, B3, C, P, PP und K. In je 100 g frischem grünem Tee finden sich z. B. 180 mg Vitamin C – nicht weniger als in einer Zitrone.

Vitamin C ist ziemlich hitzefest, nach 5 Minuten in 80° C heißem Wasser betragen die Verluste nur 15%. Schwarzer Tee enthält viel Vitamin K: Mit täglich fünf Tassen ist der Bedarf des Körpers voll gedeckt. Deshalb ist Tee eine gute Quelle zur Ergänzung des Vitaminbedarfes. Bei den nationalen Minderheiten Nordwestchinas, wo es nicht immer frisches Gemüse und Obst gibt, ist das Teetrinken besonders als Vorbeugung gegen Vitaminmangelkrankheiten von großer Bedeutung.

Außerdem erhöht Tee die Widerstandsfähigkeit gegen Krebs und verhilft dem Körper sowohl bei Hitze als auch bei Käste zu Wohlgefühl. Die verschiedenen Substanzen im Tee ergänzen einander wie eine genau nach Rezept gemischte chinesische Arznei, sie verbessern nicht nur die allgemeine Körperkonstitution, sondern stärken auch die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten. Dennoch ist das Teetrinken nicht jedem anzuraten. Wer an Schlaflosigkeit, Bettnässen, Magengeschwüren, Hyperthyroidismus, Asthma oder Kardiopalmus leidet und wer Sedativa oder eisenhaltige Arzneien eingenommen hat, sollte auf den Genuss dieses Getränkes lieber verzichten. Und in Gebieten, wo das Trinkwasser besonders viel Fluor enthält, sollte man für den Aufguss nur Sorten bester Qualität verwenden.

Richtiges Teetrinken ist eine Kunst. Gewöhnlich genügen 2 bis 3 g der aromatischen Blätter für eine Tasse. Die ideale Temperatur des Wassers hängt von der Art des Tees ab. Hochwertiger Tee wie Longjing, Biluochun und Maofeng sollte mit etwa 70° C heißem Wasser aufgebrüht und braucht zum Ziehen nicht zudeckt werden. Für Jasmintee ist eine Wassertemperatur von etwa 85° C zu empfehlen; Wulong-Tee, Scheiben- und Staubtee verlangen gar über 90° C. Bewirtet man einen Gast, sollte man den Tee in seiner Schale zunächst nur mit wenig Wasser aufgießen und die Tasse erst nach drei bis fünf Minuten vollführen, so dass sich der Geschmack gleichmäßig in ihr verteilt.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 1, 1984
-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+--+-+-+-+--+-+-+--+-
Zurück