September 2004
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Entwicklungstendenzen und Perspektiven der bürgergesellschaftlichen Organisationen in chinesischen Wohngebieten

Von Dong Kelin

Mit der Einführung und der schrittweisen Vervollkommnung des Marktwirtschaftssystems in China entwickeln sich die bürgergesellschaftlichen Organisationen in China, insbesondere in den Wohngebieten, schnell. In den letzten Jahren hat die chinesische Regierung aktiv ein Rechtssystem in Bezug auf die bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten etabliert, wodurch die Rechte und Interessen der bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten geschützt wurden und deren gesunde Entwicklung gefördert wurde.

I.   Die gegenwärtige Lage der chinesischen bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten

In China beziehen sich die bürgergesellschaftlichen Organisationen hauptsächlich auf gesellschaftliche Organisationen, von Bewohnern betriebene nichtgewerbliche Einrichtungen und Stiftungen. Zur Zeit gibt es in China mehr als 260 000 bürgergesellschaftliche Organisationen, davon sind 142 000 gesellschaftliche Organisationen, über 120 000 von Einwohnern betriebene nichtgewerbliche Einrichtungen und mehr als 2000 Stiftungen. Knapp 40 000 bürgergesellschaftliche Organisationen befinden sich in Wohngebieten, das sind 20% der Gesamtzahl der bürgergesellschaftlichen Organisationen des ganzen Landes.

Die bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten Chinas wurden meist von Gruppen oder einzelnen Personen eines Wohngebiets gegründet, um verschiedene Bedürfnisse der Bewohner des jeweiligen Wohngebiets zu befriedigen. Sie dienen dem Gemeinwohl und sind nichtstaatlich. Der Form nach sind sie gesellschaftliche Organisationen, von Einwohnern betriebene nichtgewerbliche Einrichtungen und Stiftungen. Alle diese Organisationen haben den Status juristischer Personen. Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete konzentrieren ihre Aktivitäten vor allem auf Kultur, Bildung und Sport, auf Sozialleistungen des jeweiligen Wohngebiets, auf die Wahrung von kommunalen und Bürgerrechten, auf freiwillige Arbeitseinsätze oder auf Dienstleistungen im Wohngebiet. Zu den gesellschaftlichen Organisationen im Wohngebiet gehören u. a. wissenschaftliche, branchenbezogene, fachliche oder vereinigte Organisationen, wie z. B. der Verband der Wohngebietsmitarbeiter, die Wohngebietsgesellschaft für Popularisierung von Wissenschaft, die Wohngebietsgesellschaft für Familienplanung, die Wohngebietsgesellschaft für den Schutz von Frauen und Kindern und die Wohngebietsgesellschaft für Umweltschutz. Zu den von Einwohnern betriebenen nichtgewerblichen Einrichtungen der Wohngebiete gehören u. a. Schulen für Senioren, Alterstagesstätten und -heime, Kindergärten, medizinische Stationen, Plätze und Hallen für Kultur, Kunst und Sport, Berufsausbildungszentren, Arbeits- oder Heiratsvermittlungsagenturen, Zentren für Rechtshilfe, Zentren für wissenschaftlich-technischen Service und Organisationen von Freiwilligen. Die Stiftungen lassen sich in zwei Typen einteilen: der eine finanziert sich durch öffentliche Spendensammlungen, der andere ist nicht von öffentlichen Spenden abhängig. In den Wohnvierteln basieren sie hauptsächlich auf gegenseitiger Hilfe. All diese Organisationen sind direkt in Wohngebieten entstanden und dienen den Bewohnern des jeweiligen Wohngebiets. Sie spielen bei der Befriedigung der Bedürfnisse der Bewohner, bei deren Selbstverwaltung und gegenseitiger Hilfe, beim kulturellen Aufbau in den Wohngebieten und bei der Entwicklung der sozialen Zivilisation eine positive und wichtige Rolle.

II. Entwicklungstendenzen der bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten Chinas

Die bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten Chinas begannen sich nach den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zu entwickeln. Anfang der 80er Jahre ging China schrittweise von der Planwirtschaft zur geplanten Warenwirtschaft und dann zur Marktwirtschaft über. In den 90er Jahren zielte die Reform des chinesischen Wirtschaftssystems darauf ab, ein Marktwirtschaftssystem zu etablieren und die gesellschaftliche Produktivkraft zu befreien und zu entwickeln. Mit der Schaffung und der allmählichen Vervollkommnung des Marktwirtschaftssystems erfährt auch das gesellschaftliche Verwaltungssystem Chinas einen tiefgreifenden Wandel. Die einheitliche Verwaltung durch die Regierung wird schrittweise durch die vergesellschaftete Verwaltung ersetzt. Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung, des gesellschaftlichen Fortschritts, der ständigen Erhöhung des Lebensniveaus der Bevölkerung, der Alterung der Stadtbevölkerung und der Diversifizierung der Bedürfnisse der Bewohner sind die Schaffung und Entwicklung von bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten eine allgemeine Entwicklungstendenz.

1.      Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete beteiligen sich bei der Regelung von Angelegenheiten an der Entscheidungsfindung und Beratung. Sie werden Berater und Helfer der Regierungen der verschiedenen Ebenen sein.

Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete sind meistens gesellschaftliche Vermittlungsinstitutionen, die als Brücken zwischen Unternehmen, einzelnen Personen und Regierungen fungieren. Weil ihre Mitarbeiter zumeist Bewohner von Wohngebieten sind, vertreten sie die Interessen einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppierung. In ihrer Routinearbeit gehen sie unmittelbar an die Basis, um sich nach den Bedürfnissen verschiedener Gesellschaftsschichten zu erkundigen. Sie haben nicht nur direkten Kontakt mit den Massen, sondern stehen auch mit der Regierung in enger Verbindung, sie klären die Bevölkerung auf und unterrichten zugleich die Regierung über deren Wünsche und Willen. Besonders in wissenschaftlichen Organisationen der Wohngebiete konzentriert sich eine große Anzahl von Gelehrten und Experten. Durch Studien und Untersuchungen zahlreicher gesellschaftlicher Probleme bieten sie den Regierungen aller Ebenen von verschiedenen Blickwinkeln Beratungen und Informationen an und machen ihnen rationelle Vorschläge über die Lösung des Problems, wie die Bedürfnisse der Grundebene befriedigt werden sollen. Damit liefern sie eine wissenschaftliche Grundlage für die Entscheidungsfindung und Verwaltung der Regierung. Der Bezirk Pudong der Stadt Shanghai ist dafür ein gutes Beispiel. Für den Aufbau und die Entwicklung des neuen Stadtbezirks Pudong hat man in den Wohngebieten dieses Stadtbezirks wissenschaftliche Organisationen wie die Fudan-Forschungsgesellschaft für gesellschaftliche Entwicklung und den Verein für eine vielseitige Wirtschaft im neuen Bezirk Pudong gegründet. Bevor die Regierung eine Entscheidung für ein wichtiges Projekt im Rahmen der Entwicklung und des Aufbaus des Bezirks Pudong trifft, holt sie stets die Meinungen dieser beiden wissenschaftlichen Organisationen und von anderen Experten und Gelehrten ein, um die Entscheidung wissenschaftlich zu fundieren. Ihre Stärken, auf dem weiten Feld soziale Aktivitäten durchzuführen und reiche gesellschaftliche Ressourcen zu besitzen, voll zur Geltung bringend, haben diese bürgergesellschaftlichen Organisationen eine Reihe wertvoller Vorschläge für den Aufbau und die Entwicklung des neuen Bezirks Pudong gemacht.

2.      Bei der institutionellen Umstrukturierung übernehmen die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete einen Teil der Regierungsfunktionen. Sie werden Beschleuniger der Reform des politischen Systems Chinas sein.

Chinas Reform entwickelt und vertieft sich und geht schrittweise vom wirtschaftlichen Gebiet auf das gesellschaftliche und politische Gebiet über. Inzwischen haben auch die Struktur und die Organisationsform der Gesellschaft große Veränderungen erfahren. Das früher von der Regierung einheitlich organisierte Gesellschaftsleben wird nun zunehmend von der Regierung, dem Markt und Bürgern gemeinsam organisiert. Die institutionelle Umstrukturierung der Regierung verwandelt die Funktion der Regierung hinsichtlich der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verwaltung von einer Mikroverwaltung in eine Makroverwaltung. Die Selbstentscheidungsbefugnisse, die den Unternehmen gehören, werden an diese delegiert, die Funktion der Marktregulierung wird dem Markt übertragen, und die Funktion der öffentlichen Dienstleistungen in den wirtschaftlichen Tätigkeiten werden an die bürgergesellschaftlichen Organisationen, einschließlich jener in den Wohngebieten, transferiert.

Die Regierung der Stadt Qingdao z. B. hat im Zuge der institutionellen Umstrukturierung aus eigener Initiative die Funktion der öffentlichen Dienstleistungen teilweise an die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete transferiert. Mit finanzieller Unterstützung der Regierung und nichtstaatlichen Investitionen und unter Beteiligung gesellschaftlicher Kräfte ist in den Wohngebieten eine große Anzahl von bürgergesellschaftlichen Organisationen im Interesse des Gemeinwohls wie Polikliniken, Rehabilitationszentren, Ausbildungsbasen, philanthropische Supermärkte, „Heime für Senioren“ und Seniorenschulen gegründet worden. Sie stehen im Dienst der Gesellschaft und werden alle durch ein Netzwerk verwaltet. Einerseits wurde eine Informationsplattform errichtet, die alle besuchen können. Hier sind alle Dienstleistungen von bürgergesellschaftlichen Organisationen in den Wohngebieten verzeichnet, so dass alle, die eine bestimmte Dienstleistung benötigen, ein entsprechendes Angebot finden können. Angebote und Nachfragen können so direkt miteinander verknüpft werden. Außerdem registrieren die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete wahrheitsgetreu die Dauer eines freiwilligen Arbeitseinsatzes eines Bewohners für andere. Wenn dieser dann die Hilfe anderer benötigt, setzen die Organisationen auch für ihn Freiwillige ein oder bieten ihm kostenlosen Service an. Die Menschen, die in einem Wohngebiet leben, helfen einander und tragen gemeinsam dazu bei, ein harmonisches Miteinander unter dem Motto „einer für alle, alle für einen“ zu gestalten. Alle können durch das Netzwerk der bürgergesellschaftlichen Organisationen auf freiwilliger Basis etwas für die Selbstausbildung, Selbstdienstleistung und Selbstverwaltung tun. Diese bürgergesellschaftlichen Organisationen sind in den Wohngebieten verwurzelt. Sie mobilisieren die Gesellschaft, nichtstaatliche Ressourcen auszunutzen, um der Regierung zu helfen, den Bedarf der Bevölkerung zu decken. So bilden die Bewohner vieler Wohngebiete ihre eigene Organisationen, um ihre Probleme selbst zu lösen.

3.      Bei der Etablierung des Marktwirtschaftssystems machen die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete rechtzeitig das Versagen oder Versäumnis der Regierung oder des Marktes wiedergut. Sie werden schrittweise im gesellschaftlichen Leben einen wichtigen Platz einnehmen.

Unter den Bedingungen der Planwirtschaft wurden in China alle Institutionen für  öffentliche Dienstleistungen von der Regierung gegründet und betrieben. Aus Mangel an finanziellen Ressourcen und infolge der Monopolisierung war die Zahl dieser Institutionen gering. Konkurrenz zwischen ihnen war kaum vorhanden. Damit war jede Art von Serviceleistungen sehr bescheiden, und von Servicequalität konnte nur selten die Rede sein. Seit der Einführung der Marktwirtschaft spielt nun auch in China der Markt eine wesentliche Rolle bei der Erschließung und Umverteilung der Ressourcen, bei der Vermehrung des Eigentums und bei gesellschaftlichen Dienstleistungen. Allerdings kann auch das in China eingeführte Marktwirtschaftssystem die allgemeinen Mängel des Marktes nicht vermeiden: das Streben nach maximalen Profiten. Um maximale Gewinne zu erzielen, muss der Markt auf sozial schwache Gruppen und unrentable Branchen, die zwar eine Nachfrage haben, aber nicht in der Lage sind, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, verzichten. Gerade die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete bieten den sozial schwachen Gruppen ihre Hilfe an. Die Dienstleistungen an diesen werden von Unternehmen als nicht profitabel betrachtet, und die Regierung kann die Probleme in diesem Bereich nicht oder nur mit minderer Leistungskraft lösen. Bei der Vereinfachung und Reorganisation der Verwaltungsapparate in den letzten Jahren verloren manche Beamte ihre Positionen und wurden freigesetzt. Auch in den Staatsunternehmen wurden viele Arbeiter und Angestellte infolge der Umstrukturierung arbeitslos. Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete haben rechtzeitig für diese Leute Wiederbeschäftigungsmöglichkeiten geschaffen. Zum Beispiel haben die einige hundert bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete der Stadt Shenzhen Tausende von Arbeitslosen als ihre Mitarbeiter eingestellt. Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete haben nicht nur durch ihre Existenz und Entwicklung, sondern auch durch verschiedene von ihnen unterstützte soziale Aktivitäten Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen. Der von den Wohngebieten Shenzhens ins Leben gerufene Freiwilligenbund ruft seine Mitglieder auf, sich in den Dienst von sozial schwachen Gruppen zu stellen. Außerdem hat er eine Hotline für Wanderarbeiter aus anderen Landesteilen errichtet, um ihnen zu helfen, ihre Probleme zu lösen. Manche bürgergesellschaftliche Organisationen der Wohngebiete sind zugleich wichtige Ausbildungsbasen für Arbeitslose und Freigesetzte. Diejenigen, in denen Fachleute und Techniker konzentriert sind, beschäftigen sich mit der Berufsausbildung und Umschulung für freigesetzte Beamte sowie Arbeiter und Angestellte, damit sie sich den neuen Umständen möglichst bald anpassen und eine neue Qualifikation erhalten können.

Kurz, die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete Chinas sind zu einer wichtigen Kraft bei der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung geworden. Aber von der Perspektive der Entwicklung der Marktwirtschaft, die in China eingeführt wurde und sich allmählich vervollkommnet, und der Bedürfnisse der Gesellschaft ausgesehen lassen die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete in der Gewinnung und Nutzung von Ressourcen, der Koordinierung verschiedener Beziehungen und der Entfaltung ihrer Funktionen noch zu wünschen übrig. Die Gründe dafür sind zunächst einmal in den mangelnden Ressourcen zu sehen. Bei einigen bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete herrscht dringender Geldmangel, so dass sie selbst die alltäglichen Routinearbeiten kaum finanzieren können. Andere entfalten zwar gewinnbringende Aktivitäten, um ihre Weiterexistenz zu sichern, doch das hat mit ihren eigenen Aufgaben nichts oder nur sehr wenig zu tun. Was das Personal betrifft, sind die Mitarbeiter der meisten bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete Rentner und Pensionäre, die freiwillig Beiträge leisten. Zweitens sind diese bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete meist nicht leistungsstark. Sie sind normalerweise von geringem Umfang und nur selten in der Lage, Geld zu beschaffen und gesellschaftliche Ressourcen zu mobilisieren. Auch ihre Fähigkeiten in der Organisierung, Verwaltung, Innovation, Expandierung und nachhaltigen Entwicklung reichen beim Weiten nicht aus. Drittens entwickeln sich die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete ungleichmäßig. Zwischen einzelnen Regionen bzw. zwischen Stadt und Land gibt es große Unterschiede. Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete in den östlichen Gebieten, besonders in den Küstengebieten, entwickeln sich wesentlich schneller als die in den westlichen Gebieten und im Landesinneren. Aber auch in den östlichen und den Küstengebieten ist die Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete von Region zu Region sehr unterschiedlich. Im Vergleich mit den ländlichen Gebieten entwickeln sich die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete in den Städten relativ schnell. Das trifft besonders auf die Großstädte zu. Jedoch in den mittleren und Kleinstädten, besonders in den ländlichen Gebieten, gibt es nur sehr wenige bürgergesellschaftliche Organisationen.

III.               Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete Chinas haben neue Entwicklungschancen vor sich.

In der Transformationsphase der chinesischen Gesellschaft bieten die Verhältnisse in Wirtschaft, Gesellschaft, System und Kultur sowie das internationale Milieu den bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete neue Entwicklungschancen.

1.      Die Reform des Wirtschaftssystems hat der Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete einen Spielraum gegeben.

Die Reform des Wirtschaftssystems trägt dazu bei, die in verschiedenen Schichten der chinesischen Gesellschaft enthaltenen enormen Energien freizusetzen und diverse Bedürfnisse zu erkunden. Die früher politisierte, administrativ organisierte und einheitliche Gesellschaft ist zu einer geöffneten, marktorientierten und vielgestaltigen Gesellschaft geworden. Die vor mehr als 20 Jahren begonnene Reform des Wirtschaftssystems entspricht einem unaufhaltbaren Trend der Geschichte. Das hat der Gesellschaft mit Wohnvierteln als Basis und dem Verwaltungsmodus, der durch die Selbstdienstleistung und Selbstverwaltung der Bewohner gekennzeichnet ist, eine feste Grundlage gegeben.

2.      Die schrittweise Vertiefung der Reform des politischen Systems hat der Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete den Weg geebnet.

Die institutionelle Umstrukturierung und Funktionsänderung der chinesischen Regierung mit dem Ziel „kleine Regierung, große Gesellschaft“ haben der Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete große gesellschaftliche Nachfrage und entsprechende Ressourcen geliefert. Die Vertiefung dieser Reform wird den Kern des früheren Verwaltungssystems berühren. Mit anderen Worten, die Regierung wird sich aus immer mehr Bereichen, die bisher direkt unter ihrer Kontrolle stehen, zurückziehen und noch mehr und noch konkretere Funktionen, die sie bisher ausgeübt hat, den bürgergesellschaftlichen Organisationen, einschließlich jener in den Wohngebieten, übertragen.

3.      Die Inkraftsetzung der gegenwärtig geltenden Gesetze und Verordnungen hat für die Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete ein gutes externes Umfeld geschaffen.

Seit mehr als zehn Jahren sucht die chinesische Regierung nach einem Weg, die bürgergesellschaftlichen Organisationen nach Kategorien und im Rahmen des Gesetzes zu verwalten. 1998 gab der Staatsrat Die Vorschriften über die Registrierung und Verwaltung gesellschaftlicher Organisationen und Die provisorischen Verordnungen über die Registrierung und Verwaltung der von Einwohnern betriebenen nichtgewerblichen Einrichtungen bekannt. Im Hinblick auf die gesellschaftliche Entwicklung und die während der Durchführung der oben genannten Vorschriften aufgetauchten Probleme arbeiten die zuständigen Abteilungen des Staatsrates an der Abänderung und Verbesserung der beiden Dokumente. Am 8. März dieses Jahres wurden die Verwaltungsbestimmungen für Stiftungen vom Staatsrat erlassen. Die ständige Verbesserung des gesetzlichen Umfeldes hat dazu beigetragen, die gesetzliche Stellung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete zu erhöhen.

4.      Die Reife der Marktwirtschaft, die Transformation der Gesellschaft und die Tendenz zur Diversifizierung haben für die Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete in vielen Bereichen wie im Umweltschutz und bei sozialen Dienstleistungen günstige Bedingungen geschaffen.

Die Entwicklung der Marktwirtschaft führt zur Diversifizierung der Gesellschaft. Die Regierung ist nicht länger der einzige Verwalter öffentlicher Angelegenheiten. Das Einheitssystem löst sich allmählich auf. Die politische Demokratisierung, die durch die Wahl der Grundorgane staatlicher Macht in den Wohnvierteln gekennzeichnet ist, ermöglicht den bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete Chinas, immer mehr in verschiedenen gesellschaftlichen Angelegenheiten mitzuwirken und dabei eine effektive Rolle zu spielen.

5.      Chinas WTO-Beitritt hat der Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete noch mehr Chancen gegeben.

Der WTO-Beitritt wirkt in verschiedenem Grad auf die Regierung, die Unternehmen und auch die bürgergesellschaftlichen Organisationen ein. Besonders die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete haben dadurch ihr Blickfeld erweitert und bessere Möglichkeiten bekommen, noch mehr äußere Ressourcen zu gewinnen. Gleichzeitig hat Chinas WTO-Beitritt den Prozess der Veränderung der Funktionen der Regierung beschleunigt und die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen aller Ebenen und den bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete vorangetrieben.

Mit einem Wort, mit der Wirtschafts- und Gesellschaftsreform und der Beschleunigung des Prozesses der Marktorientierung der Wirtschaft und der Diversifizierung der Gesellschaft wird sich die Regierung schrittweise aus vielen bisher unter ihrer Kontrolle stehenden Bereichen zurückziehen. Sie ist dabei, einen rechtlichen Rahmen für die Tätigkeiten der bürgergesellschaftlichen Organisationen zu schaffen, wobei sie die Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete aktiv gefördert oder geschützt hat. Es gibt jetzt immer weniger administrative Beschränkungen. Die Bürger haben immer mehr Chancen, an wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Tätigkeiten teilzunehmen, wobei sie einen immer größer werdenden Enthusiasmus an den Tag legen. Das Recht auf die Freiheit, die Idee der Selbstständigkeit, der Mechanismus der Selbstverwaltung und die öffentliche Moral der freiwilligen Dienstleistungen haben sich herausgebildet und entwickeln sich schnell. Das lockere gesellschaftliche Umfeld zeigt schöne Perspektiven für die Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete.

Die bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete in China entstanden relativ spät und sind noch nicht ausgereift. Der Mechanismus sowohl für ihre Entwicklung als auch für ihre Überwachung und Verwaltung ist weiter zu verbessern. Wir haben erfahren, dass Deutschland hinsichtlich der Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete sehr gute Erfahrungen gemacht hat. So hoffen wir, dass wir Gelegenheit haben, mit Deutschland bei der Einschätzung und Entwicklung der bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete zusammenzuarbeiten. Wir wollen von den Erfahrungen Deutschlands bei der Verwaltung der bürgergesellschaftlichen Organisationen lernen, um die Entwicklung der chinesischen bürgergesellschaftlichen Organisationen der Wohngebiete zu fördern.

Der Autor ist ein Beamter des Verwaltungsamts für nichtstaatliche Organisationen des Ministeriums für Zivilangelegenheiten.

Der Beitrag wurde auf dem VI. Deutsch-Chinesischen Menschenrechtsdialog, der vom 6. bis 7. Juli in Berlin stattfand, verlesen.

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