August 2004
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Chinas

Wellness-Revolution

Internationale Fitnessketten und heimische Clubs profitieren von Chinas Drang, gut auszusehen und sich fit zu fühlen.

Von Mark Godfrey

Einige Jahre nach seiner Publikation ist das Buch The Wellness Revolution noch immer ein Kultbestseller. Sein Autor, der Geschäftsmann und Motivationsredner Paul Zane Pilzer, weist Investoren und Börsenamateuren darauf hin, dass „Wellness“ das nächste Milliardengeschäft wird. Man kann viel Geld machen mit dem Bedürfnis der Menschen sich gut zu fühlen und gut auszusehen, schrieb Pilzer und rät den Investoren, ihr Geld in Firmen, die für Gesundheitsnahrung, Schönheitsprodukte und Fitnessszentren arbeiten, zu stecken.

China scheint sich Pilzers Rat zu Herzen genommen zu haben, und multinationale und lokale Fitnessstudios reißen sich um wohlhabende Einheimische. Im März kündigte Clark Hatch, eine der ersten Fitnessstudio-Firmen, die nach China kamen, einen Schwall von Neueröffnungen im Land an. Neue Fitnessstudios im Hua Ting-Hotel in Shanghai und im Landmark Hotel in Beijing bringen die Gesamtzahl der Clubs in China auf elf und die Zahl ist im Steigen begriffen, laut eines Sprechers der Firma. Währendessen kündigte Evolution Fitness, ein australisch-chinesisch-neuseeländisches Joint Venture vor kurzem die Eröffnung seines zweiten Bejinger Clubs in den Castle International Apartments an.

Clark Hatch und Evolution sind nur zwei von vielen ausländischen Fitnessfirmen, die sich nach China ausdehnen. Ein Joint Venture des amerikanischen Powerhouse Gym und der chinesischen Cy Sports Corp wird in den nächsten Jahren eine Kette von Clubs in China eröffnen. „Unser Expansionsplan ist klar, wohl definiert und auf realistischen, gut kalkulierten Zielen basierend. Außerdem hat Cy Sports Corp eine gründliche Einsicht in die Fitnessindustrie in China“, sagt der Geschäftsführer von Powerhuse William Dabish im Mai.

Dabish und seine chinesischen Partner sind sehr interessiert daran, die Firma als eine mit Kundenservice hoher Qualität zu etablieren. Dafür stellen Dabish und seine chinesischen Partner nationale und internationale Fitnessfachleute ein und betonen den Service des persönlichen Trainers für ihre Kunden. Die Einrichutngen der Cy Sport Powerhouse Fitnessstudios werden sehr groß sein, mit Etagenflächen von 25 000 square feet bis 50 000 square feet. Das Juwel in der Krone wird eine Fitnessanlage mit 100 000 square feet sein, die in der Olympischen Anlage 2008 in Tianjin, einer zwei Stunden von Bejing entfernt gelegenen Hafenstadt, stehen wird.

Das Marktpotential ist riesig und offensichtlich, doch die Profiten kommen für manche Clubs nur langsam. Der Four Seasons Healthclub in Beijings Tuanjiehu-Gegend, versuchte die Mitgliederzahlen anzukurbeln, indem die Beiträge gesenkt wurden. Das 3000 qm große Unternehmen mit japanischer Investiton bietet spezielle Klassen für Spinning (Gruppen-Fitnesstraining auf Fahrrädern), Wasseraerobics, und andere trendige Aktivitäten. Andere in Hotels gelegene Clubs, wie das Jingguang-Zentrum in Beijings zentralem Geschäftsbezirk, reduzierten ihre Preise für die gleichzeitige Anmeldung mehrere Mitglieder. Vier neue Mitglieder können das gut ausgestattete Fitnesszentrum, das an ein Vier-Sterne-Hotel angeschlossen ist, für 2500 Yuan pro Jahr besuchen. Eine Jahresmitgliedschaft in einem internationalen Club in der Stadt kostet bis zu vier Mal so viel.

Im Mai 2004 feierte die Chicagoer Firma Bally das Zweijahresjubiläum des Unternehmens in China. Bally, das weltgrößte Fitnessclubunternehmen, ist eine Partnerschaft mit China Sports Industry (CSI), einer staatlichen Firma, eingegangen. In nur einem Jahr errichtete CSI-Bally fünf Kettenclubs im ganzen Land, eine Wachstumsrate, die sich gut mit der des US-Unternehmens vergleichen lässt. Ein Angebot von CSI und nachfolgende Marktforschung brachten Bally nach China, sagt Howard T. Quach, Vertriebsdirektor bei CSI-Bally. Laut Forschungen der Firma sind Einheimische gewillt, pro Jahr ein bis zwei Monatsgehälter für Fitness auszugeben. Chinesische Mittelverdiener, fanden die Marktforscher heraus, sind zunehmend gesundheitsbewusst, besuchen aber nicht mondäne und gehobene Fitnessclubs.

„Es gibt augenscheinlich einen großen Kundenbedarf für Fitness und nur eine kleine Anzahl von akkreditierten, professionellen Unernehmen im Fitnesssektor“, sagt Tomer S. Rothschild, Generalbevollmächtigter von CSI. „Wir finden die Konkurrenz nicht stark.“ CSI-Bally hat fünf Clubs in drei chinesischen Städten eröfffnet. Mehr als 6 000 Mitglieder trainieren in Bally-Fitnessräumen im ganzen Land für ihre Fitness, und werden dabei von 200 Angestellten bedient.

Die meisten Fitnessclubs, die in China miteinander konkurrieren, arbeiten mit der gleichen Bevölkerungsgruppe: junge Berufstätige, vor allem Frauen. „Wir betrachten die höher Gebildeten als unsere Hauptkunden“, sagt Kang Tiancheng von den International Shaping Association Clubs, einer Fitnesskette, die Shaping-Kurse (Körperformung) abhält, aber auch körperliche Fitnesstests, Ernährungsberatung, Schönheitssalons und Imagebildung anbietet. „Unsere Kunden sind sich der Wichtigkeit von Gesundheit und Fitness bewusst und sie verdienen auch gut. Der Großteil von ihnen sind gehobene Angestellte.“ Kang Tiancheng eröffnete 150 Shaping-Salons in China, seitdem er 1994 in den chinesischen Markt einstieg.

CSI-Bally berechnete, dass Bejinger durchschnittlich jährlich mehr als 100 US-Dollar für Fitness ausgeben. Wenn 10 Millionen Bewohner der Hauptstadt diese Summe ausgäben, wäre der Jahresumsatz des Beijinger Fitnessmarkts über 10 Milliarden US-Dollar. Die Firma gesteht aber ein, dass die Realität wohl etwas anders aussieht. „Es gibt Chinesen, die wirklich fit werden wollen, weil sie mehr Kaufkraft, mehr Zeit und mehr Freizeit haben. Fitness wird für Chinesen wichtiger. Gleichzeitig haben wir die 2008-Olympia-Welle. Aus diesen Gründen ist China wirklich ein Markt für Bally“, sagt Rothschild.

Eines der erfolgreichsten chinesischen Fitness-Unternehmen, Nirvana, warb alleine in Beijing in weniger als zwei Jahren 8 000 Mitglieder an. Die Firma lehnt sich stark an westliche Clubkonzepte und Managementsysteme an, doch auf der Firmenwebsite argumentiert Nirvana, dass die Firma im Vorteil ist durch ihr Verständnis der lokalen kulturellen Normen. Trotzdem betont Nirvana auch, dass im westlichen Management- Know-how seine Zukunft liegt. Zusätzlich zu Fitnessmaschinen und einem Spezialprogramm für die Kundinnen, verkauft Nirvana auch eine Reihe von „Sportnahrung“ und Fitnessprodukten. Eine Stunde mit einem persönlichen Trainer kostet 200 Yuan.

Nivranas Konkurrent, die singapurische Gruppe New Life Recources, zielt auf chinesische Kunden zwischen 25 und 40 Jahren ab. Laut dem Geschäftsführer Loni Wang sind die idealen Kunden Angestellte ausländischer Firmen, die in den reicheren Städten wie Shenzhen, Shanghai, Beijing und Guangzhou leben. „Es gibt einen gnerellen Trend zum sogenannten gesunden Lebensstil, sagt ein Sprecher der Firma. „China hungert nach einem internationalen Sporterfolg und dem Prominentenstatus, der damit einhergeht. „.New Life plant, bis 2006 in ganz China 100 Gesundheits- und Fitnesszentren zu führen. Die Firma schätzt den jährlichen Wert der Gesundheits- und Fitnessindustrie zu diesem Zeitpunkt auf über 1 Milliarde US-Dollar. Sie vertraut auf die Kaufkraft der chinesischen Frauen. Frauen machen ca. 60 Prozent der Kunden von New Life Recouces aus“, sagt Geschäftsführer Loni Wang.

Nicht alle sind so optimistisch, was die chinesischen Fitnessbegeisterung betrifft. Pure Tsai, Leiter der taiwanesischen Youth Camp Health Group, mahnt zur Vorsicht. „Ich glaube nicht, dass der chinesische Markt für die Fitnessindustrie vorbereitet ist. China ist ein Entwicklungsland, deshalb konzentrieren sich die Leute hier mehr darauf, Geld zu verdienen. Sie legen mehr Wert auf ihre Finanzen als auf ihre Gesundheit und Fitness“, sagt Tsai, dessen Kette, die 1977 in Taiwan gegründet wurde, die erste ihrer Art in Taiwan war. „Ich fand heraus, dass es zwar eine große Anzahl an Mitgliedern in Fitnessclubs gab, aber diese Leute verwenden ihre Mitgliedschaft, nur um anzugeben. Ich denke, es wird für China viel länger dauern, bis es sich in einen reifen Verbrauchermarkt verwandelt.“

Natürlich waren die meisten Chinesen am Festland noch nie in einem Gesundheitsclub. Bally war von dem gewaltigen Potential Chinas begeistert, aber die Profite müssen erst verdient werden. Die Ausbildung des Personals wurde eine Hauptausgabe in einem Land, für das Fitnessclubs eine Neuheit sind, auch die Anwerbung und das Training der Clubmitglieder. „Wir müssen viele Leute erziehen“, sagt der Generaldirektor von CSI-Bally. „Das umfasst unsere Mitarbeiter, was die Anwerbung angeht und unsere Mitglieder, was den Verkauf der Mitgliedschaften angeht – wir wollen, dass die Leute verstehen, dass Fitness eine lebenslange Gewohnheit ist.“. Trotzdem haben die zwei ersten Clubs der Firma so weit Profite abgeworfen. CSI-Bally will landesweit 100 Clubs innerhalb von fünf Jahren eröffnen.

Evolution Fitness ist, was China betrifft, optimistisch, konzentriert sich aber darauf, eine Qualitätsmarke zu etablieren, bevor weitere Fitnessstudios eröffnen werden, sagt der Generaldirektor der Firma in Beijing, Matt Lewis. „Während andere Firmen sehr schnell expandieren, gehen wir sicher, dass jeder Schritt für die Firma, das Team, die Investoren, unsere Mitglieder und die Partner, mit denen wir zusammenarbeiten, mit Sicherheit getätigt wird. Unser Schwerpunkt liegt nicht darauf, mehr Clubs als irgendjemand anderer zu eröffnen, sondern darauf, Weltklasse-Fitnesszentren mit hoher Qualität zu gründen. Wir wollen weiterhin neue Zentren eröffnen und in jedem einzelnen die Weltklasse-Dienstleisungen und –Ausstattungen zu angemessenen Preisen bieten, für die Evolution Fitness bekannt geworden ist.“

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