
Chinas
Wellness-Revolution
Internationale
Fitnessketten und heimische Clubs profitieren von Chinas Drang,
gut auszusehen und sich fit zu fühlen.
Von
Mark Godfrey

Einige Jahre nach seiner Publikation ist das
Buch The Wellness Revolution noch immer ein Kultbestseller.
Sein Autor, der Geschäftsmann und Motivationsredner Paul
Zane Pilzer, weist Investoren und Börsenamateuren darauf
hin, dass „Wellness“ das nächste Milliardengeschäft
wird. Man kann viel Geld machen mit dem Bedürfnis der Menschen
sich gut zu fühlen und gut auszusehen, schrieb Pilzer und rät
den Investoren, ihr Geld in Firmen, die für Gesundheitsnahrung,
Schönheitsprodukte und Fitnessszentren arbeiten, zu stecken.
China
scheint sich Pilzers Rat zu Herzen genommen zu haben, und multinationale
und lokale Fitnessstudios reißen sich um wohlhabende Einheimische.
Im März kündigte Clark Hatch, eine der ersten Fitnessstudio-Firmen,
die nach China kamen, einen Schwall von Neueröffnungen
im Land an. Neue Fitnessstudios im Hua Ting-Hotel in Shanghai
und im Landmark Hotel in Beijing bringen die Gesamtzahl der
Clubs in China auf elf und die Zahl ist im Steigen begriffen,
laut eines Sprechers der Firma. Währendessen kündigte Evolution
Fitness, ein australisch-chinesisch-neuseeländisches Joint
Venture vor kurzem die Eröffnung seines zweiten Bejinger
Clubs in den Castle International Apartments an.
Clark Hatch und Evolution sind nur zwei von
vielen ausländischen Fitnessfirmen, die sich nach China
ausdehnen. Ein Joint Venture des amerikanischen Powerhouse Gym
und der chinesischen Cy Sports Corp wird in den nächsten
Jahren eine Kette von Clubs in China eröffnen. „Unser Expansionsplan
ist klar, wohl definiert und auf realistischen, gut kalkulierten
Zielen basierend. Außerdem hat Cy Sports Corp eine gründliche
Einsicht in die Fitnessindustrie in China“, sagt der Geschäftsführer
von Powerhuse William Dabish im Mai.
Dabish und seine chinesischen Partner sind
sehr interessiert daran, die Firma als eine mit Kundenservice
hoher Qualität zu etablieren. Dafür stellen Dabish und
seine chinesischen Partner nationale und internationale Fitnessfachleute
ein und betonen den Service des persönlichen Trainers für
ihre Kunden. Die Einrichutngen der Cy Sport Powerhouse Fitnessstudios
werden sehr groß sein, mit Etagenflächen von 25 000
square feet bis 50 000 square feet. Das Juwel in der Krone wird
eine Fitnessanlage mit 100 000 square feet sein, die in der
Olympischen Anlage 2008 in Tianjin, einer zwei Stunden von Bejing
entfernt gelegenen Hafenstadt, stehen wird.
Das Marktpotential ist riesig und offensichtlich,
doch die Profiten kommen für manche Clubs nur langsam. Der Four
Seasons Healthclub in Beijings Tuanjiehu-Gegend, versuchte die
Mitgliederzahlen anzukurbeln, indem die Beiträge gesenkt
wurden. Das 3000 qm große Unternehmen mit japanischer
Investiton bietet spezielle Klassen für Spinning (Gruppen-Fitnesstraining
auf Fahrrädern), Wasseraerobics, und andere trendige Aktivitäten.
Andere in Hotels gelegene Clubs, wie das Jingguang-Zentrum in
Beijings zentralem Geschäftsbezirk, reduzierten ihre Preise
für die gleichzeitige Anmeldung mehrere Mitglieder. Vier neue
Mitglieder können das gut ausgestattete Fitnesszentrum,
das an ein Vier-Sterne-Hotel angeschlossen ist, für 2500 Yuan
pro Jahr besuchen. Eine Jahresmitgliedschaft in einem internationalen
Club in der Stadt kostet bis zu vier Mal so viel.
Im Mai 2004 feierte die Chicagoer Firma Bally
das Zweijahresjubiläum des Unternehmens in China. Bally,
das weltgrößte Fitnessclubunternehmen, ist eine Partnerschaft
mit China Sports Industry (CSI), einer staatlichen Firma, eingegangen.
In nur einem Jahr errichtete CSI-Bally fünf Kettenclubs im ganzen
Land, eine Wachstumsrate, die sich gut mit der des US-Unternehmens
vergleichen lässt. Ein Angebot von CSI und nachfolgende
Marktforschung brachten Bally nach China, sagt Howard T. Quach,
Vertriebsdirektor bei CSI-Bally. Laut Forschungen der Firma
sind Einheimische gewillt, pro Jahr ein bis zwei Monatsgehälter
für Fitness auszugeben. Chinesische Mittelverdiener, fanden
die Marktforscher heraus, sind zunehmend gesundheitsbewusst,
besuchen aber nicht mondäne und gehobene Fitnessclubs.
„Es gibt augenscheinlich einen großen
Kundenbedarf für Fitness und nur eine kleine Anzahl von akkreditierten,
professionellen Unernehmen im Fitnesssektor“, sagt Tomer S.
Rothschild, Generalbevollmächtigter von CSI. „Wir finden
die Konkurrenz nicht stark.“ CSI-Bally hat fünf Clubs in drei
chinesischen Städten eröfffnet. Mehr als 6 000 Mitglieder
trainieren in Bally-Fitnessräumen im ganzen Land für ihre
Fitness, und werden dabei von 200 Angestellten bedient.
Die meisten Fitnessclubs, die in China miteinander
konkurrieren, arbeiten mit der gleichen Bevölkerungsgruppe:
junge Berufstätige, vor allem Frauen. „Wir betrachten die
höher Gebildeten als unsere Hauptkunden“, sagt Kang Tiancheng
von den International Shaping Association Clubs, einer Fitnesskette,
die Shaping-Kurse (Körperformung) abhält, aber auch
körperliche Fitnesstests, Ernährungsberatung, Schönheitssalons
und Imagebildung anbietet. „Unsere Kunden sind sich der Wichtigkeit
von Gesundheit und Fitness bewusst und sie verdienen auch gut.
Der Großteil von ihnen sind gehobene Angestellte.“ Kang
Tiancheng eröffnete 150 Shaping-Salons in China, seitdem
er 1994 in den chinesischen Markt einstieg.
CSI-Bally berechnete, dass Bejinger durchschnittlich
jährlich mehr als 100 US-Dollar für Fitness ausgeben. Wenn
10 Millionen Bewohner der Hauptstadt diese Summe ausgäben,
wäre der Jahresumsatz des Beijinger Fitnessmarkts über
10 Milliarden US-Dollar. Die Firma gesteht aber ein, dass die
Realität wohl etwas anders aussieht. „Es gibt Chinesen,
die wirklich fit werden wollen, weil sie mehr Kaufkraft, mehr
Zeit und mehr Freizeit haben. Fitness wird für Chinesen wichtiger.
Gleichzeitig haben wir die 2008-Olympia-Welle. Aus diesen Gründen
ist China wirklich ein Markt für Bally“, sagt Rothschild.
Eines der erfolgreichsten chinesischen Fitness-Unternehmen,
Nirvana, warb alleine in Beijing in weniger als zwei Jahren
8 000 Mitglieder an. Die Firma lehnt sich stark an westliche
Clubkonzepte und Managementsysteme an, doch auf der Firmenwebsite
argumentiert Nirvana, dass die Firma im Vorteil ist durch ihr
Verständnis der lokalen kulturellen Normen. Trotzdem betont
Nirvana auch, dass im westlichen Management- Know-how seine
Zukunft liegt. Zusätzlich zu Fitnessmaschinen und einem
Spezialprogramm für die Kundinnen, verkauft Nirvana auch eine
Reihe von „Sportnahrung“ und Fitnessprodukten. Eine Stunde mit
einem persönlichen Trainer kostet 200 Yuan.
Nivranas Konkurrent, die singapurische Gruppe
New Life Recources, zielt auf chinesische Kunden zwischen 25
und 40 Jahren ab. Laut dem Geschäftsführer Loni Wang sind
die idealen Kunden Angestellte ausländischer Firmen, die
in den reicheren Städten wie Shenzhen, Shanghai, Beijing
und Guangzhou leben. „Es gibt einen gnerellen Trend zum sogenannten
gesunden Lebensstil, sagt ein Sprecher der Firma. „China hungert
nach einem internationalen Sporterfolg und dem Prominentenstatus,
der damit einhergeht. „.New Life plant, bis 2006 in ganz China
100 Gesundheits- und Fitnesszentren zu führen. Die Firma schätzt
den jährlichen Wert der Gesundheits- und Fitnessindustrie
zu diesem Zeitpunkt auf über 1 Milliarde US-Dollar. Sie vertraut
auf die Kaufkraft der chinesischen Frauen. Frauen machen ca.
60 Prozent der Kunden von New Life Recouces aus“, sagt Geschäftsführer
Loni Wang.
Nicht alle sind so optimistisch, was die chinesischen
Fitnessbegeisterung betrifft. Pure Tsai, Leiter der taiwanesischen
Youth Camp Health Group, mahnt zur Vorsicht. „Ich glaube nicht,
dass der chinesische Markt für die Fitnessindustrie vorbereitet
ist. China ist ein Entwicklungsland, deshalb konzentrieren sich
die Leute hier mehr darauf, Geld zu verdienen. Sie legen mehr
Wert auf ihre Finanzen als auf ihre Gesundheit und Fitness“,
sagt Tsai, dessen Kette, die 1977 in Taiwan gegründet wurde,
die erste ihrer Art in Taiwan war. „Ich fand heraus, dass es
zwar eine große Anzahl an Mitgliedern in Fitnessclubs
gab, aber diese Leute verwenden ihre Mitgliedschaft, nur um
anzugeben. Ich denke, es wird für China viel länger dauern,
bis es sich in einen reifen Verbrauchermarkt verwandelt.“
Natürlich waren die meisten Chinesen am Festland
noch nie in einem Gesundheitsclub. Bally war von dem gewaltigen
Potential Chinas begeistert, aber die Profite müssen erst verdient
werden. Die Ausbildung des Personals wurde eine Hauptausgabe
in einem Land, für das Fitnessclubs eine Neuheit sind, auch
die Anwerbung und das Training der Clubmitglieder. „Wir müssen
viele Leute erziehen“, sagt der Generaldirektor von CSI-Bally.
„Das umfasst unsere Mitarbeiter, was die Anwerbung angeht und
unsere Mitglieder, was den Verkauf der Mitgliedschaften angeht
– wir wollen, dass die Leute verstehen, dass Fitness eine lebenslange
Gewohnheit ist.“. Trotzdem haben die zwei ersten Clubs der Firma
so weit Profite abgeworfen. CSI-Bally will landesweit 100 Clubs
innerhalb von fünf Jahren eröffnen.
Evolution Fitness ist, was China betrifft,
optimistisch, konzentriert sich aber darauf, eine Qualitätsmarke
zu etablieren, bevor weitere Fitnessstudios eröffnen werden,
sagt der Generaldirektor der Firma in Beijing, Matt Lewis. „Während
andere Firmen sehr schnell expandieren, gehen wir sicher, dass
jeder Schritt für die Firma, das Team, die Investoren, unsere
Mitglieder und die Partner, mit denen wir zusammenarbeiten,
mit Sicherheit getätigt wird. Unser Schwerpunkt liegt nicht
darauf, mehr Clubs als irgendjemand anderer zu eröffnen,
sondern darauf, Weltklasse-Fitnesszentren mit hoher Qualität
zu gründen. Wir wollen weiterhin neue Zentren eröffnen
und in jedem einzelnen die Weltklasse-Dienstleisungen und –Ausstattungen
zu angemessenen Preisen bieten, für die Evolution Fitness bekannt
geworden ist.“