August 2004
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Gemeinsames Vorgehen

in der Region der Mohnblüte

Von unserem Mitarbeiter Liu Dongping

 

Als Hauptopfer des Drogenhandels im Goldenen Dreieck haben die Grenzstädte und – gemeinden gemeinsame Maßnahmen zur Ausmerzung der Wurzel dieses Übels ergriffen.

Im Goldenen Dreieck treffen sich die Grenzen von Thailand, Laos und Myanmar. Es zieht sich über eine Fläche von 200 000 qm und beherbergt 1 Million Einwohner. Es produziert Gold und Teakholz, hat aber für seine Opium- und Heroinproduktion traurige Berühmtheit erlangt. Hier liegt das weltweit berüchtigste Gebiet für Dorgenhandel.

Der Weg von Kunming in das Goldene Dreieck führt über die Stadt Simao in Süd-Yunnan und Menglian Dai, Lahu und den autonomen Kreis Wa an der chinesisch-myanmarischen Grenze. Der Zugang zum Goldenen Dreieck, dem größten Mohnanbaugebiet der Welt, ist einfach, entweder fährt man über Mangxin oder Meng’a im Kreis Menglian.

Die Antidrogen-Vorhut

Auf der 130 km langen Landesgrenze in Menglian liegen 18 kleine Grenzübergänge und 4 Grenzorte. Die zwei Hauptübergänge, die von Mangxin und Meng’a, den zwei größten der 18 Übergänge ausgehen, verbinden China mit Myanmar und führen jeweils zu Myanmars Mengbo und Bangkang (Bangshang). Menglian ist ein alter Handelshafen, der schon immer enge Handelsbeziehungen mit Myanmar und Thailand unterhalten hat. Blühender Grenzhandel und Tourismus machen das heutige Menglian zu einem Hauptdurchgang für Kraftfahrzeuge und Passagiere. Es wurde auch zum Hauptübergang für den internationalen Drogenhandel.

Die Grenzbeamten der Mangxin-Grenzkontrollstelle entdeckten vor kurzem drei Fälle von Drogenhandel innerhalb von vier Stunden. Sie beschlagnahmten 2 262 Gramm Heroin und 1 865 Gramm Opium und verhafteten fünf Verdächtige. Die Grenzkontrollstellen in Yunnan bilden die vorderste Verteidigungslinie gegen die Einlieferung harter Drogen nach China.

Internationale Zusammenarbeit bei Dorgenrazzien gehört für die Beamten zum Alltag. Die chinesische Polizei fand einst eine Hochburg für Morphiumverarbeitung in einem myanmarischen Dorf. Gemäß den Prinzipien des Geheimdienstaustausches und des gemeinsamen Vorgehens arbeiteten die chinesische und myanmarische Polizei eng zusammen, zerstörten dieses Drogennest und nahmen 12 Verdächtige gefangen. Die myanmarische Polizei nahm auch schon Verdächtige auf chinesischem Boden ins Visier und verhaftete einen 72-köpfigen Drogenring mit der Hilfe der chinesischen Polizei.

Ein grünes Abwehrschild errichten

Durch den geschäftigen Grenzhandel ist Meng’a der betriebsamste Hafen in Menglian. Täglich werden 26 Reisebusse abgefertigt und 150 000 Leute überqueren hier jährlich die Grenze.

Auf der anderen Seite des Nanka-Flusses gegenüber von Meng’a liegt Bangkang, die Hauptstadt der Spezialregion Nummer 2 des Schan-Staates in Myanmar, der auch als Wa-Staat bekannt ist. Der Wa-Staat, der im Nordosten Myanmars liegt, grenzt an Lancang und Simao in Yunnan an. Er ist 40 000 qkm groß und hat 600 000 Einwohner, von denen 70% der ethnischen Gruppe Wa angehören. Als Khun Sa 1996 geschlagen wurde, wurden die Wa die stärkste politische Kraft im Goldenen Dreieck.

Nur zwei Kilometer vom Hafen Meng’a gelegen, sieht Bangkang nicht anders aus als jede gedeihende chinesische Stadt. Schilder mit chinesischen Zeichen weisen auf Restaurants, Unterhaltungszentren und Läden hin und es wird hauptsächlich Chinesisch gesprochen. Laut Lao Yang, einem Yunnaner Reporter, der über das Goldene Dreieck Bescheid weiß, hat sich Bangkang in den letzten zwei Jahren stark verändert. Früher bestand Bangkang nur aus einer alten Straße, die von baufälligen strohgdeckten Hütten gesäumt war. Der heutige Wohlstand von Bangkang ist das Ergebnis des wirtschaftlichen Fortschritts.

Seit Mitte der 90er arbeitet die Lokalregierung des Wa-Staates an der Abschaffung von Drogen bis 2005. Die Nachbarn des Wa-Staates, die chinesischen Kreise Cangyuan, Menglian, Ximeng und Lancang, stellten finanzielle und technologische Unterstützung zur Verfügung, um dem Gebiet mit Ersatzpflanzungen zu helfen. Bis heute wurden in Bangkang 10 000 Mu (1 Mu = 1/15 Hektar) mit Gummi, Kaffee und Obstbäumen bepflanzt. Die Nachbarn halfen dem Wa-Staat, auch Einrichtungen in den Bereichen Verkehr, Energie, Verwaltung, Handel und Tourismus aufzubauen.

Die Pläne der Wa-Regierung für die Abschaffung von Drogen sind mannigfaltig. Der Anbau von Schlafmohn ist eine jahrhundertalte Tradition und schwierig von heute auf morgen zu verbieten. Die Regieurng teilte die Region in unterschiedliche Teile, um den Mohnanbau schrittweise auslaufen zu lassen und ihn letzendlich auszumerzen. Gleichzeitig  baut die Lokalregierung die Verkehrsinfrastruktur, die Gewinnung von Bodenschätzen, den Güterumlauf und den Anbau von Ersatzpflanzungen aus, um Bauern andere Einkommensmöglichkeiten zu geben.

In den letzten Jahren kamen Land- und Forstwirtschaftsexperten von den Kreisen Menglian und Lancang über die Grenze, um den Wa-Bauern mit Samen und chemischen Düngemitteln, die von China zur Verfügung gestellt wurden, beim Anbau von Reis, Gummi- und Obstbäumen und anderen Feldfrüchten zu helfen. China kauft von vielen von ihnen ausgereifte Pflanzen zu Marktpreisen. Das motivierte Wa-Bauern, auf Ersatzpflanzen umzusteigen und dadurch eine regelmäßige Einkommensquelle zu erlangen. 

Als Pino Arlacchi, der verantwortliche Direktor des Internationalen Drogenkontrollprogramms der Vereinten Nationen (UNIDCP), Yunnan vor einigen Jahren besuchte, sprach er lobend von Yunnans Beiträgen für die Ersatzbewirtschaftung in Myanmar: „Chinas Hilfestellung für die Nachbarländer in Form von Ersatzpflanzungen ist unabhängig durchgeführt worden, ohne Hilfe der UNO, und der Erfolg übersteigt meine Erwartungen.“ Er sagte, dass Yunnans Erfahrungen der internationalen Gemeinschaft bewiesen hätten, dass Ersatzpflanzungen erfolgreich sein könnten, und dass dies überzeugende Unterstützung für die neue globale Drogenkontrollstrategie biete, die bei der Sondersitzung der UN-Generalversammlung vorgeschlagen wurde.

Entzückende Blumen, tödliche Gefahr

Auf der anderen Seite der Stadt Mangxin finden wir ein völlig anderes Bild vor. Mangxin ist ein Frachtentransport- und Transitdurchgang und nicht so belebt wie Meng’a. Mit Bauholz beladene Lastwägen kommen von Myanmar und an den Straßenrändern in der Nähe der Kontrollstelle liegt Holz aufgestapelt.

Auf dem Grenzbalken am Grenzposten steht auf der einen Seite in chinesischer und auf der anderen Seite in birmanischer Sprache „Nummer 200“. Südlich des Balkens liegt der bergige Wa-Kreis Mengbo.

Einige hundert Meter nach der Grenzlinie liegt ein Feld mit weißem Mohn in Blüte. Die durchsichtigen Blütenblätter sind wie ein feiner Dunst, die Blumen groß und wunderschön leuchtend. Die weiße Fläche ist getupft mit rosa, violetten und roten Blumen, die sich im Wind neigen. Von der Ferne scheint das Feld von einem weißen Nebel überzogen zu sein, der einen über die Todesgefahr, die von ihm ausgeht, hinwegtäuscht.

Der Schlafmohn gehört zur Familie der Mohngewächse, die aus 28 Gattungen und 250 Arten besteht. Opium kann nur aus zwei dieser Arten extrahiert werden. Eine davon, die papaver somniferum, wächst überall im Goldenen Dreieck.

Einen halben Kilometer vom Opiumfeld entfernt wohnt unter einem riesigen Felsen die Familie eines Opiumbauers. Yao Yu, 64, gehört der ethnischen Gruppe Lisu an. Sie lebte früher in Yinjiang, Yunnan, und zog dann nach Myanmar. Yao hat zwei Söhne mit ihrem Mann. Diese vierköpfige Familie lebt von der Opiumpflanzung.

Laut Yao wird im November ausgesät und im folgenden Februar blühen die Mohnblumen, die dunkelgrüne ei-große Kapseln tragen. Erntezeit ist zwei Wochen später. Ein porfessionelles Schneidewerkzeug besteht aus drei oder vier parallelen Stahlrasierklingen, die an einem Griff angebracht sind. Wenn man sie vertikal anritzt, produziert die reife Kapsel einen weißen Milchsaft, der sich, wenn er Luft ausgesetzt wird, in einen braunen dickflüssigen Saft verwandelt – Opium. Eine Kapsel kann sechs Mal geritzt werden, um 80 mg gewinnen zu können. Ein Hektar Schlafmohn wirft 15 kg Opium ab. Bauern, die Opium ernten, benetzen oft die Klinge mit der Zunge und werden unbeabsichtigterweise abhängig.

Jedes Jahr pflanzen, ernten und verkaufen Yao und ihre Familie Opium, aber sie werden damit nicht reich. Der lange Kontakt mit Opium hat Yaos Mann abhängig gemacht. Er war in einem Drogenrehabilitationszentrum in Menglian doch mit mäßigem Erfolg, nach seiner Rückkehr zur Feldarbeit holte ihn seine Abhängigkeit stärker als je zuvor wieder ein.

Vor dem 19. Jahrhundert lebten die Bauern im Goldenen Dreieck von Maisanbau und der Jagd. Sie kannten Schlafmohn nicht bis 1825, als britische Kolonialisten die Region betraten und die ersten Samen anpflanzten. Um eine ausreichende Versorgung gewährleisten zu können, zahlten die Briten im Voraus für den Mohnanbau. Diese Tradition ist erhalten geblieben. Bauern verdienen ihren Lebensunterhalt durch Schlafmohn, doch die Preise sinken ständig. In den Wa-Bergen bekommt man für fünf Kilogramm Opium einige tausend Yuan.

Laut des Jahresberichts der UNIDCP ist Myanmar weltweit der größte Opiumproduzent, der Ertrag macht 50-60% der Weltproduktion aus. UNIDCP, die Central Intelligence Agency (CIA) und chinesische Drogenforscher geben an, dass der Ertrag des Wa-Staates 70-80% des regionalen Gesamtertrags ausmacht und viele Drogenexperten sehen den Wa-Staat als den führenden Drogenproduzenten der Region an. Diese Tatsachen und die öffentliche Meinung machen den Wa-Staat zum Brennpunkt. Statistiken zeigen, dass das Goldene Dreieck in den letzten Jahren 100 000 Hektar Mohnfelder hatte. Da der Wa-Staat 80% des regionalen Opiums bereitstellt, wird sein Anpflanzungsgebiet auf wenigstens 80 000 Hektar geschätzt.

Die Wa-Regierung gegen Dorgen vorgehen, doch Schlafmonanbau ist noch immer die einzige Einkommensquelle für viele Einwohner dieser abgelegenen Gegend.

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