Gemeinsames
Vorgehen
in
der Region der Mohnblüte
Von
unserem Mitarbeiter Liu Dongping
Als
Hauptopfer des Drogenhandels im Goldenen Dreieck haben die
Grenzstädte und – gemeinden gemeinsame Maßnahmen
zur Ausmerzung der Wurzel dieses Übels ergriffen.
Im Goldenen Dreieck treffen sich die Grenzen
von Thailand, Laos und Myanmar. Es zieht sich über eine Fläche
von 200 000 qm und beherbergt 1 Million Einwohner. Es produziert
Gold und Teakholz, hat aber für seine Opium- und Heroinproduktion
traurige Berühmtheit erlangt. Hier liegt das weltweit berüchtigste
Gebiet für Dorgenhandel.
Der Weg von Kunming in das Goldene Dreieck
führt über die Stadt Simao in Süd-Yunnan und Menglian Dai,
Lahu und den autonomen Kreis Wa an der chinesisch-myanmarischen
Grenze. Der Zugang zum Goldenen Dreieck, dem größten
Mohnanbaugebiet der Welt, ist einfach, entweder fährt
man über Mangxin oder Meng’a im Kreis Menglian.
Die Antidrogen-Vorhut
Auf der 130 km langen Landesgrenze in Menglian
liegen 18 kleine Grenzübergänge und 4 Grenzorte. Die
zwei Hauptübergänge, die von Mangxin und Meng’a, den
zwei größten der 18 Übergänge ausgehen,
verbinden China mit Myanmar und führen jeweils zu Myanmars
Mengbo und Bangkang (Bangshang). Menglian ist ein alter Handelshafen,
der schon immer enge Handelsbeziehungen mit Myanmar und Thailand
unterhalten hat. Blühender Grenzhandel und Tourismus machen
das heutige Menglian zu einem Hauptdurchgang für Kraftfahrzeuge
und Passagiere. Es wurde auch zum Hauptübergang für den internationalen
Drogenhandel.
Die Grenzbeamten der Mangxin-Grenzkontrollstelle
entdeckten vor kurzem drei Fälle von Drogenhandel innerhalb
von vier Stunden. Sie beschlagnahmten 2 262 Gramm Heroin und
1 865 Gramm Opium und verhafteten fünf Verdächtige. Die
Grenzkontrollstellen in Yunnan bilden die vorderste Verteidigungslinie
gegen die Einlieferung harter Drogen nach China.
Internationale Zusammenarbeit bei Dorgenrazzien
gehört für die Beamten zum Alltag. Die chinesische Polizei
fand einst eine Hochburg für Morphiumverarbeitung in einem
myanmarischen Dorf. Gemäß den Prinzipien des Geheimdienstaustausches
und des gemeinsamen Vorgehens arbeiteten die chinesische und
myanmarische Polizei eng zusammen, zerstörten dieses
Drogennest und nahmen 12 Verdächtige gefangen. Die myanmarische
Polizei nahm auch schon Verdächtige auf chinesischem
Boden ins Visier und verhaftete einen 72-köpfigen Drogenring
mit der Hilfe der chinesischen Polizei.
Ein grünes Abwehrschild errichten
Durch den geschäftigen Grenzhandel
ist Meng’a der betriebsamste Hafen in Menglian. Täglich
werden 26 Reisebusse abgefertigt und 150 000 Leute überqueren
hier jährlich die Grenze.
Auf der anderen Seite des Nanka-Flusses
gegenüber von Meng’a liegt Bangkang, die Hauptstadt der Spezialregion
Nummer 2 des Schan-Staates in Myanmar, der auch als Wa-Staat
bekannt ist. Der Wa-Staat, der im Nordosten Myanmars liegt,
grenzt an Lancang und Simao in Yunnan an. Er ist 40 000 qkm
groß und hat 600 000 Einwohner, von denen 70% der ethnischen
Gruppe Wa angehören. Als Khun Sa 1996 geschlagen wurde,
wurden die Wa die stärkste politische Kraft im Goldenen
Dreieck.
Nur zwei Kilometer vom Hafen Meng’a gelegen,
sieht Bangkang nicht anders aus als jede gedeihende chinesische
Stadt. Schilder mit chinesischen Zeichen weisen auf Restaurants,
Unterhaltungszentren und Läden hin und es wird hauptsächlich
Chinesisch gesprochen. Laut Lao Yang, einem Yunnaner Reporter,
der über das Goldene Dreieck Bescheid weiß, hat sich
Bangkang in den letzten zwei Jahren stark verändert.
Früher bestand Bangkang nur aus einer alten Straße,
die von baufälligen strohgdeckten Hütten gesäumt
war. Der heutige Wohlstand von Bangkang ist das Ergebnis des
wirtschaftlichen Fortschritts.
Seit Mitte der 90er arbeitet die Lokalregierung
des Wa-Staates an der Abschaffung von Drogen bis 2005. Die
Nachbarn des Wa-Staates, die chinesischen Kreise Cangyuan,
Menglian, Ximeng und Lancang, stellten finanzielle und technologische
Unterstützung zur Verfügung, um dem Gebiet mit Ersatzpflanzungen
zu helfen. Bis heute wurden in Bangkang 10 000 Mu (1
Mu = 1/15 Hektar) mit Gummi, Kaffee und Obstbäumen
bepflanzt. Die Nachbarn halfen dem Wa-Staat, auch Einrichtungen
in den Bereichen Verkehr, Energie, Verwaltung, Handel und
Tourismus aufzubauen.
Die Pläne der Wa-Regierung für die
Abschaffung von Drogen sind mannigfaltig. Der Anbau von Schlafmohn
ist eine jahrhundertalte Tradition und schwierig von heute
auf morgen zu verbieten. Die Regieurng teilte die Region in
unterschiedliche Teile, um den Mohnanbau schrittweise auslaufen
zu lassen und ihn letzendlich auszumerzen. Gleichzeitig
baut die Lokalregierung die Verkehrsinfrastruktur, die Gewinnung
von Bodenschätzen, den Güterumlauf und den Anbau von
Ersatzpflanzungen aus, um Bauern andere Einkommensmöglichkeiten
zu geben.
In den letzten Jahren kamen Land- und Forstwirtschaftsexperten
von den Kreisen Menglian und Lancang über die Grenze, um den
Wa-Bauern mit Samen und chemischen Düngemitteln, die von China
zur Verfügung gestellt wurden, beim Anbau von Reis, Gummi-
und Obstbäumen und anderen Feldfrüchten zu helfen. China
kauft von vielen von ihnen ausgereifte Pflanzen zu Marktpreisen.
Das motivierte Wa-Bauern, auf Ersatzpflanzen umzusteigen und
dadurch eine regelmäßige Einkommensquelle zu erlangen.
Als Pino Arlacchi, der verantwortliche Direktor
des Internationalen Drogenkontrollprogramms der Vereinten
Nationen (UNIDCP), Yunnan vor einigen Jahren besuchte, sprach
er lobend von Yunnans Beiträgen für die Ersatzbewirtschaftung
in Myanmar: „Chinas Hilfestellung für die Nachbarländer
in Form von Ersatzpflanzungen ist unabhängig durchgeführt
worden, ohne Hilfe der UNO, und der Erfolg übersteigt meine
Erwartungen.“ Er sagte, dass Yunnans Erfahrungen der internationalen
Gemeinschaft bewiesen hätten, dass Ersatzpflanzungen
erfolgreich sein könnten, und dass dies überzeugende
Unterstützung für die neue globale Drogenkontrollstrategie
biete, die bei der Sondersitzung der UN-Generalversammlung
vorgeschlagen wurde.
Entzückende Blumen, tödliche Gefahr
Auf der anderen Seite der Stadt Mangxin
finden wir ein völlig anderes Bild vor. Mangxin ist ein
Frachtentransport- und Transitdurchgang und nicht so belebt
wie Meng’a. Mit Bauholz beladene Lastwägen kommen von
Myanmar und an den Straßenrändern in der Nähe
der Kontrollstelle liegt Holz aufgestapelt.
Auf dem Grenzbalken am Grenzposten steht
auf der einen Seite in chinesischer und auf der anderen Seite
in birmanischer Sprache „Nummer 200“. Südlich des Balkens
liegt der bergige Wa-Kreis Mengbo.
Einige hundert Meter nach der Grenzlinie
liegt ein Feld mit weißem Mohn in Blüte. Die durchsichtigen
Blütenblätter sind wie ein feiner Dunst, die Blumen groß
und wunderschön leuchtend. Die weiße Fläche
ist getupft mit rosa, violetten und roten Blumen, die sich
im Wind neigen. Von der Ferne scheint das Feld von einem weißen
Nebel überzogen zu sein, der einen über die Todesgefahr, die
von ihm ausgeht, hinwegtäuscht.
Der Schlafmohn gehört zur Familie der
Mohngewächse, die aus 28 Gattungen und 250 Arten besteht.
Opium kann nur aus zwei dieser Arten extrahiert werden. Eine
davon, die papaver somniferum, wächst überall
im Goldenen Dreieck.
Einen halben Kilometer vom Opiumfeld entfernt
wohnt unter einem riesigen Felsen die Familie eines Opiumbauers.
Yao Yu, 64, gehört der ethnischen Gruppe Lisu an. Sie
lebte früher in Yinjiang, Yunnan, und zog dann nach Myanmar.
Yao hat zwei Söhne mit ihrem Mann. Diese vierköpfige
Familie lebt von der Opiumpflanzung.
Laut Yao wird im November ausgesät
und im folgenden Februar blühen die Mohnblumen, die dunkelgrüne
ei-große Kapseln tragen. Erntezeit ist zwei Wochen später.
Ein porfessionelles Schneidewerkzeug besteht aus drei oder
vier parallelen Stahlrasierklingen, die an einem Griff angebracht
sind. Wenn man sie vertikal anritzt, produziert die reife
Kapsel einen weißen Milchsaft, der sich, wenn er Luft
ausgesetzt wird, in einen braunen dickflüssigen Saft verwandelt
– Opium. Eine Kapsel kann sechs Mal geritzt werden, um 80
mg gewinnen zu können. Ein Hektar Schlafmohn wirft 15
kg Opium ab. Bauern, die Opium ernten, benetzen oft die Klinge
mit der Zunge und werden unbeabsichtigterweise abhängig.
Jedes Jahr pflanzen, ernten und verkaufen
Yao und ihre Familie Opium, aber sie werden damit nicht reich.
Der lange Kontakt mit Opium hat Yaos Mann abhängig gemacht.
Er war in einem Drogenrehabilitationszentrum in Menglian doch
mit mäßigem Erfolg, nach seiner Rückkehr zur Feldarbeit
holte ihn seine Abhängigkeit stärker als je zuvor
wieder ein.
Vor dem 19. Jahrhundert lebten die Bauern
im Goldenen Dreieck von Maisanbau und der Jagd. Sie kannten
Schlafmohn nicht bis 1825, als britische Kolonialisten die
Region betraten und die ersten Samen anpflanzten. Um eine
ausreichende Versorgung gewährleisten zu können,
zahlten die Briten im Voraus für den Mohnanbau. Diese Tradition
ist erhalten geblieben. Bauern verdienen ihren Lebensunterhalt
durch Schlafmohn, doch die Preise sinken ständig. In
den Wa-Bergen bekommt man für fünf Kilogramm Opium einige
tausend Yuan.
Laut des Jahresberichts der UNIDCP ist Myanmar
weltweit der größte Opiumproduzent, der Ertrag
macht 50-60% der Weltproduktion aus. UNIDCP, die Central Intelligence
Agency (CIA) und chinesische Drogenforscher geben an, dass
der Ertrag des Wa-Staates 70-80% des regionalen Gesamtertrags
ausmacht und viele Drogenexperten sehen den Wa-Staat als den
führenden Drogenproduzenten der Region an. Diese Tatsachen
und die öffentliche Meinung machen den Wa-Staat zum Brennpunkt.
Statistiken zeigen, dass das Goldene Dreieck in den letzten
Jahren 100 000 Hektar Mohnfelder hatte. Da der Wa-Staat 80%
des regionalen Opiums bereitstellt, wird sein Anpflanzungsgebiet
auf wenigstens 80 000 Hektar geschätzt.
Die Wa-Regierung gegen Dorgen vorgehen,
doch Schlafmonanbau ist noch immer die einzige Einkommensquelle
für viele Einwohner dieser abgelegenen Gegend.