Wertvolle
Kooperationen
Die
Friedrich-Ebert-Stiftung in China
Von
Gao Zhuan
Die
Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist eine traditionsreiche, gemeinnützige
deutsche politische Stiftung mit weltweiter Kooperation in über
einhundert Ländern. Ihre Zentralen sind in Berlin und Bonn.
Bereits in der Anfangsphase der chinesischen Reform und Öffnung
hat die Stiftung 1978 erste Arbeitskontakte mit China aufgenommen.1985
eröffnete sie ein Büro in Shanghai, 1987 ein Büro in Beijing.
Seitdem begleiten die FES-Büros in China den tief greifenden
Reformprozess in den vergangenen zwei Jahrzehnten und haben
durch umfangreiche Kooperationen mit chinesischen Partnern für
die Zusammenarbeit und Verständigung zwischen Deutschland
und China beigetragen.
Kennzeichnend
für die Kooperationsarbeit der FES-Büros ist, dass die Themen
mittelfristig angelegt sind und sich nach Bedürfnissen und Interessen
ihrer chinesischen Partner orientieren. Diese sind vor allem
Institutionen auf Regierungsebene, Forschungseinrichtungen,
Gewerkschaften und gesellschaftliche Organisationen. Zu ihrer
langjährigen Zusammenarbeit sagt B. Reddies, Leiter des
Beijinger FES-Büros: „In der Zusammenarbeit mit unseren chinesischen
Partnern sind wir gleichrangig und gleichwertig. Selbst wir,
die aus einem entwickelten Industrieland kommen, bieten keine
Rezepte für die Modernisierung an. Wir stellen gemeinsam die
Themen auf und führen sie in Zusammenarbeit aus.“ Die kooperative Arbeit der FES in China
weist ein breites inhaltliches Spektrum von Bereichen auf. Sie
erstreckt sich von bilateralen Dialogen über Menschenrechte
und internationalen sicherheitspolitischen Dialogen über Gewerkschaftsfragen
und Diskussionen über die Bewältigung ökologischer Herausforderungen
bis zur Vergabe von Stipendien. Die Kooperationsformen wie partizipativ
angelegte Seminare, Runde Tische, Informationsprogramme und
Experteneinsatz sowie gemeinsame Veröffentlichung wissenschaftlicher
Studien haben sich bewährt und werden von den chinesischen
Partnern weitgehend begrüßt.
Die
FES-Büros in China betrachten die sozial und ökologisch
verträgliche marktwirtschaftliche Reform als eines ihrer
wichtigen Arbeitsfelder. In diesem Gebiet hat die FES in China
schwerpunktmäßig eine intensive Zusammenarbeit mit
der Provinz Sichuan durchgeführt. Bereits in der Mitte der 80er Jahre des
vorigen Jahrhunderts wurde ein provinzorientiertes Informationsprogramm
zu Fragen der Wirtschaftsreform, der ökologischen Herausforderungen
und der sozialen Reformen in Gang gesetzt. Seither wird die
Arbeit auf diesen Gebieten erweitert und vertieft. Ein Beispiel
dafür ist das Symposium für die energiesparende Architektur
im Dezemeber 2000, das vom Bauamt der Provinz Sichuan und einer
Zweigstelle der Gesellschaft des Chinesischen Volkes für die Freundschaft mit dem Ausland
in Zusammenarbeit mit der FES veranstaltet wurde. In diesem
Symposium wurde das Programm zur energiesparenden Architektur
im Zeitraum des 10. Fünfjahresplans und die entsprechende Planung
bis 2015 der Provinz Sichuan eingehend beraten. Die FES
fungierte im September 2003 als Mitorganisatorin für ein Symposium
zum Thema der Umweltfrage und nachhaltigen Entwicklung des Tourismus
in Leshan (Provinz Sichuan), wo sich ein Weltkulturerbe,
nämlich die größte Buddhastatue der Welt, befindet.
Auf diesem Symposium sprachen 20 Experten aus dem ganzen Land
über das Thema Tourismus und Ökologie. Aufgrund des großen
Echos dieser Fachkonferenz wird ein weiteres mit der FES partizipativ
angelegtes Symposium zum Thema Schutz und Erschließung
des Weltkulturerbes in diesem Jahr geplant. Auch zum Thema Ökologie
veranstalteten die Agenda des 21. Jahrhunderts und die
FES im November 2000 ein internationales Symposium über die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Regierung und Privatunternehmen
beim Aufbau der Infrastruktur der städtischen Umwelt. Es
wurden ausländische Erfahrungen ausgewertet, chinesische
Verhältnisse analysiert und Lösungsmodelle beraten.
Was solche Veranstaltungen bieten, sind neue Anregungen und
Aufschlüsse für chinesische Partner.
Mit
der rasanten Wirtschaftsentwicklung Chinas wird dem Umweltschutz
immer mehr Beachtung geschenkt. Die Bestrebung einer harmonischen
Entwicklung von Mensch und Natur wird großgeschrieben.
Im Februar dieses Jahres hielt Ulrike
Mehl, die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion
auf dem von der FES und ihren Partnern veranstalteten Shanghaier
Forum für Wirtschaft und Umwelt einen Vortrag mit dem Titel
Globale Umweltpolitik – Herausforderungen
des 21. Jahrhunderts. Sie stellte zuerst die Entstehungs-
und Entwicklungsgeschichte des Konzepts der Ökologie dar
und wies dann darauf hin, dass bestimmte europäische Erfahrungen
nicht nachahmenswert sind und welche Gegenmaßnahmen heute
gegen diese Fehler ergriffen werden können. „Wir Europäer
leisten uns den Luxus, jedes nur mögliche landwirtschaftliche
Produkt aus dem letzten Winkel der Erde zu jeder Jahreszeit
auf unsere Tische zu bringen und dies auch noch möglichst
billig. Den Preis, den wir bezahlen, ist die schleichende Zerstörung
unserer Kulturlandschaft, unserer ländlichen Kultur, aber
auch die Zerstörung der Umwelt in den Entwicklungsländern.
Wir haben uns in einen Kreislauf des „immer Mehr“ und „immer
Billiger“ hineinmanövriert, den wir nur noch auf Kosten
der Natur, in den Industrie- und den Entwicklungsländern,
aufrechterhalten können. Wir sind uns der Problematik bewusst
und versuchen, die Mechanismen von staatlicher Subventionierung
und Massenproduktion zu durchbrechen. Wir haben uns die Umstrukturierung
der Landwirtschaft auf die politische Agenda gesetzt, damit
sie flächendeckend nachhaltig wird. D. h. ohne Bodenerosion,
ohne Wasserbelastung ohne klimaschädliche Produktionsweisen.“
Diese tiefsinnige Reflexion über problematisches europäisches
Konsumverhalten und die entsprechenden Lösungsmaßnahmen
geben Anregungen zum Prägen eines stärkeren Umweltbewusstseins
von chinesischen Konsumenten, die angefangen haben, in bescheidenem
Wohlstand zu leben. Um den genannten Kreislauf zu vermeiden,
ist es naheliegend umweltbewusst zu kosumieren. Denn bei der
Ökologie geht es jeden an, wie U. Mehl betont: „Umweltpolitik
ist keine nationale Angelegenheit mehr, Umweltverschmutzung
macht an den Ländergrenzen nicht halt, unser Handeln vor
Ort hat immer auch Auswirkungen auf die gesamte Menschheit.“