Juni 2004
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Wertvolle Kooperationen

­Die Friedrich-Ebert-Stiftung in China

Von Gao Zhuan

Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist eine traditionsreiche, gemeinnützige deutsche politische Stiftung mit weltweiter Kooperation in über einhundert Ländern. Ihre Zentralen sind in Berlin und Bonn. Bereits in der Anfangsphase der chinesischen Reform und Öffnung hat die Stiftung 1978 erste Arbeitskontakte mit China aufgenommen.1985 eröffnete sie ein Büro in Shanghai, 1987 ein Büro in Beijing. Seitdem begleiten die FES-Büros in China den tief greifenden     Reformprozess in den vergangenen zwei Jahrzehnten und haben durch umfangreiche Kooperationen mit chinesischen Partnern für die Zusammenarbeit und Verständigung zwischen Deutschland und China beigetragen.

Kennzeichnend für die Kooperationsarbeit der FES-Büros ist, dass die Themen mittelfristig angelegt sind und sich nach Bedürfnissen und Interessen ihrer chinesischen Partner orientieren. Diese sind vor allem Institutionen auf Regierungsebene, Forschungseinrichtungen, Gewerkschaften und gesellschaftliche Organisationen. Zu ihrer langjährigen Zusammenarbeit sagt B. Reddies, Leiter des Beijinger FES-Büros: „In der Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern sind wir gleichrangig und gleichwertig. Selbst wir, die aus einem entwickelten Industrieland kommen, bieten keine Rezepte für die Modernisierung an. Wir stellen gemeinsam die Themen auf und führen sie in Zusammenarbeit aus.“ Die kooperative Arbeit der FES in China weist ein breites inhaltliches Spektrum von Bereichen auf. Sie erstreckt sich von bilateralen Dialogen über Menschenrechte und internationalen sicherheitspolitischen Dialogen über Gewerkschaftsfragen und Diskussionen über die Bewältigung ökologischer Herausforderungen bis zur Vergabe von Stipendien. Die Kooperationsformen wie partizipativ angelegte Seminare, Runde Tische, Informationsprogramme und Experteneinsatz sowie gemeinsame Veröffentlichung wissenschaftlicher Studien haben sich bewährt und werden von den chinesischen Partnern weitgehend begrüßt.

Die FES-Büros in China betrachten die sozial und ökologisch verträgliche marktwirtschaftliche Reform als eines ihrer wichtigen Arbeitsfelder. In diesem Gebiet hat die FES in China schwerpunktmäßig eine intensive Zusammenarbeit mit der Provinz Sichuan durchgeführt. Bereits in der Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurde ein provinzorientiertes Informationsprogramm zu Fragen der Wirtschaftsreform, der ökologischen Herausforderungen und der sozialen Reformen in Gang gesetzt. Seither wird die Arbeit auf diesen Gebieten erweitert und vertieft. Ein Beispiel dafür ist das Symposium für die energiesparende Architektur im Dezemeber 2000, das vom Bauamt der Provinz Sichuan und einer Zweigstelle der Gesellschaft des Chinesischen Volkes für die Freundschaft mit dem Ausland in Zusammenarbeit mit der FES veranstaltet wurde. In diesem Symposium wurde das Programm zur energiesparenden Architektur im Zeitraum des 10. Fünfjahresplans und die entsprechende Planung bis 2015 der Provinz Sichuan eingehend beraten. Die FES fungierte im September 2003 als Mitorganisatorin für ein Symposium zum Thema der Umweltfrage und nachhaltigen Entwicklung des Tourismus in Leshan (Provinz Sichuan), wo sich ein Weltkulturerbe, nämlich die größte Buddhastatue der Welt, befindet. Auf diesem Symposium sprachen 20 Experten aus dem ganzen Land über das Thema Tourismus und Ökologie. Aufgrund des großen Echos dieser Fachkonferenz wird ein weiteres mit der FES partizipativ angelegtes Symposium zum Thema Schutz und Erschließung des Weltkulturerbes in diesem Jahr geplant. Auch zum Thema Ökologie veranstalteten die Agenda des 21. Jahrhunderts und die FES im November 2000 ein internationales Symposium über die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Regierung und Privatunternehmen beim Aufbau der Infrastruktur der städtischen Umwelt. Es wurden ausländische Erfahrungen ausgewertet, chinesische Verhältnisse analysiert und Lösungsmodelle beraten. Was solche Veranstaltungen bieten, sind neue Anregungen und Aufschlüsse für chinesische Partner.

Mit der rasanten Wirtschaftsentwicklung Chinas wird dem Umweltschutz immer mehr Beachtung geschenkt. Die Bestrebung einer harmonischen Entwicklung von Mensch und Natur wird großgeschrieben. Im Februar dieses Jahres hielt Ulrike Mehl, die umweltpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion auf dem von der FES und ihren Partnern veranstalteten Shanghaier Forum für Wirtschaft und Umwelt einen Vortrag mit dem Titel Globale Umweltpolitik – Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Sie stellte zuerst die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Konzepts der Ökologie dar und wies dann darauf hin, dass bestimmte europäische Erfahrungen nicht nachahmenswert sind und welche Gegenmaßnahmen heute gegen diese Fehler ergriffen werden können. „Wir Europäer leisten uns den Luxus, jedes nur mögliche landwirtschaftliche Produkt aus dem letzten Winkel der Erde zu jeder Jahreszeit auf unsere Tische zu bringen und dies auch noch möglichst billig. Den Preis, den wir bezahlen, ist die schleichende Zerstörung unserer Kulturlandschaft, unserer ländlichen Kultur, aber auch die Zerstörung der Umwelt in den Entwicklungsländern. Wir haben uns in einen Kreislauf des „immer Mehr“ und „immer Billiger“ hineinmanövriert, den wir nur noch auf Kosten der Natur, in den Industrie- und den Entwicklungsländern, aufrechterhalten können. Wir sind uns der Problematik bewusst und versuchen, die Mechanismen von staatlicher Subventionierung und Massenproduktion zu durchbrechen. Wir haben uns die Umstrukturierung der Landwirtschaft auf die politische Agenda gesetzt, damit sie flächendeckend nachhaltig wird. D. h. ohne Bodenerosion, ohne Wasserbelastung ohne klimaschädliche Produktionsweisen.“ Diese tiefsinnige Reflexion über problematisches europäisches Konsumverhalten und die entsprechenden Lösungsmaßnahmen geben Anregungen zum Prägen eines stärkeren Umweltbewusstseins von chinesischen Konsumenten, die angefangen haben, in bescheidenem Wohlstand zu leben. Um den genannten Kreislauf zu vermeiden, ist es naheliegend umweltbewusst zu kosumieren. Denn bei der Ökologie geht es jeden an, wie U. Mehl betont: „Umweltpolitik ist keine nationale Angelegenheit mehr, Umweltverschmutzung macht an den Ländergrenzen nicht halt, unser Handeln vor Ort hat immer auch Auswirkungen auf die gesamte Menschheit.“

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