Juni 2004
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 „Für unsere gemeinsame Sache“

–Zum Jubiläum des 100. Geburtstags von Trudy Rosenberg

Von Li Zhaonian und Gao Zhuan

Im nächsten Jahr ist das Jubiläum des 100. Geburtstags von Trudy Rosenberg. Sie kam als Deutsche 1932 nach China und verschrieb sich zeitlebens der Sache der Befreiung  des chinesischen Volkes und dem Aufbau der chinesischen Gesellschaft, bis sie im Januar 1997 in Beijing im Alter von 92 Jahren starb. Ihr Mann war Hans Shippe, ein in China hoch verehrter revolutionärer Märtyrer, der zur Berichterstattung über den chinesischen Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression im November 1941 an der Front in Shandong fiel. Seine Gedenkstätte steht heute in Linyi, Provinz Shandong. (Über die Einweihung der Gedenkstätte Shippes und dessen Verdienste wurde ein ausführlicher Bericht in der Januar-Ausgabe 1990 von China heute veröffentlicht.)   

Kurz nach der Hochzeit kam Trudy Rosenberg 1932 zum ersten Mal nach China, und zwar mit ihrem Mann, der bereits 1925 nach China gereist war und seither als Journalist zahlreiche Berichte über China, insbesondere das viel Aufsehen erregende Buch Von Kanton bis Shanghai 1926–1927 herausbrachte. Nach der Ankunft in Shanghai richtete das Ehepaar seine Wohnung in Shanghai ein. Herr Shippe arbeitete als Journalist für die deutsche und die amerikanische Presse. Nach dem Zwischenfall vom 7. Juli 1937 begann der chinesische Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression. Frau Rosenberg unterstützte wie ihr Mann die chinesische Neue Vierte Armee, indem sie für diese in der damaligen schwierigen Zeit Medikamente und medizinische Geräte besorgte. 1939 begleitete sie ihren Mann zur Recherche vor Ort zum Hauptquartier der Neuen Vierten Armee in Jingxian, Provinz Anhui, das Ehepaar tarnte sich als Arzt und Krankenschwester und erreichte unerkannt den Ort. Dort wurden sie von Zhou Enlai und anderen führenden Persönlichkeiten der Armee empfangen. Ihre an der Front geschriebenen Berichte entlarvten die Gräueltaten der japanischen Agressoren und schilderten die tapferen Kämpfe chinesischer Soldaten. Das Jahr 1941 war ein ungewöhnliches Jahr für Frau Rosenberg, in diesem Jahr ging Hans Shippe wieder zur Berichterstattung an die Front in Shandong, in Shanghai erhielt Trudy Rosenberg mehrere von ihrem Mann geschriebene Berichte wie Reise durch die von Japanern besetzten Regionen, Die Achte Route-Armee in Shandong und Kampf um die Zurückeroberung von Shandong und leitete sie an die europäische und die amerikanische Presse weiter. Wenig später ging sie selbst nach Shandong zu ihrem Mann. 50 Tage lang waren sie mit der Armee zusammen, sie marschierten und kämpften mit chinesischen Soldaten an der Front. Auch in diesem Jahr entfesselten die japanischen Aggressoren einen grausamen Ausrottungsfeldzug, die Lage wurde äußerst ernst. Die Führung der Achten Route-Armee legte den beiden nahe, nach Shanghai zurückzukehren, doch Hans Shippe war entschieden dagegen, er sagte: „Ich bin dafür, dass Trudy umgehend zurückgeht. Aber ich verlasse Shandong auf keinen Fall. Ein zielbewusster Journalist lässt sich nicht von Patronen und Kanonen abschrecken.“ Auf seine Empfehlung hin kehrte Trudy Rosenberg allein nach Shanghai zurück – ein Abschied von ihrem Mann für immer. Wenig später fiel Hans Shippe in einem Kampf an der Front. Nach dem Tod ließ ihr die KP Chinas im Untergrund einen Geheimbrief zukommen, in dem die Partei ihr ihr Beileid aussprach und die Grüße von „unserem Vorgesetzten Herrn Zhou“ übermittelte.

In den 50er Jahren kehrte Trudy Rosenberg nach Europa zurück. Im Frühjahr 1963 kam Trudy Rosenberg aus der Bundesrepublik Deutschland nach Shandong, um am Grab Hans Shippes zu gedenken. Nach der Gedenkfeier nahm sie einige Weizenkörner von Shandong als Andenken mit und sagte: „Ich werde sie in Deutschland anpflanzen, damit sie zum Symbol der Freundschaft zwischen dem deutschen und dem chinesischen Volk werden.“

1978 kam Frau Rosenberg erneut nach China und Soong Ching Ling (Mme. Sun Yatsen) (1893–1981) sorgte dafür, dass sie sich in Beijing niederließ und als Expertin in der deutschen Redaktion von China im Aufbau (später China heute) arbeitete. Sie war später ehrenamtliches Vorstandsmitglied der Soong Ching Ling-Stiftung und ehrenamtliche Beraterin der Gesellschaft der Erforschung der sich für die Freundschaft einsetzenden internationalen Persönlichkeiten. In der deutschen Redaktion war Trudy Rosenberg eine kompetente und strenge Expertin mit großem Arbeitseifer. Sie kümmerte sich um die Redaktionsarbeit von der Aufstellung von Themen bis hin zur sprachlichen Geschliffenheit im Detail. Mit ihrem umfangreichen Wissen hat sie zur deutschsprachigen Ausgabe von China im Aufbau, die sich damals noch in der Anfangsphase befand, erheblich beigetragen. An die fruchtbare Zusammenarbeit mit Trudy Rosenberg können sich heute noch viele Kollegen erinnern. Dazu sagt ihr deutscher Kollege A. Schmidt: „Meine erste Begegnung mit Trudy war Ende 1987 in einem Lokal, in dem China im Aufbau (China heute) ein Willkommensbankett bestellt hatte. Ich war das frisch nach China eingereiste neue Redaktionsmitglied, Trudy war da schon in Rente, aber lebhaft interessiert an der weiteren Entwicklung der Zeitschrift. ‚Junger Mann‘, sagte sie (Ich war 50!), ‚denk bloß nicht, das hier wird ein bezahlter China-Urlaub! Das wird harte Arbeit für dich.‘(Trudy duzte alle.) Wann immer ich sie später traf, war sie unersättlich wissbegierig: ‚Was schreibst du gerade? Bekommt ihr viele Leserbriefe? Kannst du schon Chinesisch? Bist du auch lieb zu deiner Frau?‘ –Denk ich an Trudy, so ist sie mir so lebendig gegenwärtig wie damals.“

Ein wichtiger Verdienst Rosenbergs ist, dass sie sich für die Sammlung und Bearbeitung der Schriften Hans Shippes intensiv eingesetzt hat. Bereits am Ende der 70er Jahre war sie sehr begeistert von dem Plan der Veröffentlichung der Schriften ihres Mannes. Sie recherchierte in Bibliotheken Materialien, stellte Shippes auf Englisch und Deutsch abgefassten Schriften zusammen und schrieb Erinnerungen. In Beijing und Shandong empfing sie mehrmals chinesische Besucher, die an der Publikation der Schriftensammlung arbeiteten. Mit ihrer tatkräftigen Unterstützung konnte 1986 das Werk Gesammelte Werke Hans Shippes erscheinen. 1990 erschien Kampf auf dem chinesischen Boden–Die Schriftensammlung Hans Shippes in China und Erinnerungen an ihn. Die beiden in China herausgebrachten Publikationen sind für die Erforschung der Geschichte der chinesischen Revolution von großer Bedeutung und lassen sich als bleibendes Symbol der Würdigung von Hans Shippe und Trudy Rosenberg betrachten.

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