„Für
unsere gemeinsame Sache“
–Zum
Jubiläum des 100. Geburtstags von Trudy Rosenberg
Von
Li Zhaonian und Gao Zhuan

Im
nächsten Jahr ist das Jubiläum des 100. Geburtstags
von Trudy Rosenberg. Sie kam als Deutsche 1932 nach China und
verschrieb sich zeitlebens der Sache der Befreiung des
chinesischen Volkes und dem Aufbau der chinesischen Gesellschaft,
bis sie im Januar 1997 in Beijing im Alter von 92 Jahren starb.
Ihr Mann war Hans Shippe, ein in China hoch verehrter revolutionärer
Märtyrer, der zur Berichterstattung über den chinesischen
Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression im November
1941 an der Front in Shandong fiel. Seine Gedenkstätte
steht heute in Linyi, Provinz Shandong. (Über die Einweihung
der Gedenkstätte Shippes und dessen Verdienste wurde ein
ausführlicher Bericht in der Januar-Ausgabe 1990 von China
heute veröffentlicht.)
Kurz
nach der Hochzeit kam Trudy Rosenberg 1932 zum ersten Mal nach
China, und zwar mit ihrem Mann, der bereits 1925 nach China
gereist war und seither als Journalist zahlreiche Berichte über
China, insbesondere das viel Aufsehen erregende Buch Von
Kanton bis Shanghai 1926–1927 herausbrachte. Nach der Ankunft
in Shanghai richtete das Ehepaar seine Wohnung in Shanghai ein.
Herr Shippe arbeitete als Journalist für die deutsche und die
amerikanische Presse. Nach dem Zwischenfall vom 7. Juli 1937
begann der chinesische Widerstandskrieg gegen die japanische
Aggression. Frau Rosenberg unterstützte wie ihr Mann die chinesische
Neue Vierte Armee, indem sie für diese in der damaligen schwierigen
Zeit Medikamente und medizinische Geräte besorgte. 1939
begleitete sie ihren Mann zur Recherche vor Ort zum Hauptquartier
der Neuen Vierten Armee in Jingxian, Provinz Anhui, das Ehepaar
tarnte sich als Arzt und Krankenschwester und erreichte unerkannt
den Ort. Dort wurden sie von Zhou Enlai und anderen führenden
Persönlichkeiten der Armee empfangen. Ihre an der Front
geschriebenen Berichte entlarvten die Gräueltaten der japanischen
Agressoren und schilderten die tapferen Kämpfe chinesischer
Soldaten. Das Jahr 1941 war ein ungewöhnliches Jahr für
Frau Rosenberg, in diesem Jahr ging Hans Shippe wieder zur Berichterstattung
an die Front in Shandong, in Shanghai erhielt Trudy Rosenberg
mehrere von ihrem Mann geschriebene Berichte wie Reise durch
die von Japanern besetzten Regionen, Die Achte Route-Armee
in Shandong und Kampf um die Zurückeroberung von Shandong
und leitete sie an die europäische und die amerikanische
Presse weiter. Wenig später ging sie selbst nach Shandong
zu ihrem Mann. 50 Tage lang waren sie mit der Armee zusammen,
sie marschierten und kämpften mit chinesischen Soldaten
an der Front. Auch in diesem Jahr entfesselten die japanischen
Aggressoren einen grausamen Ausrottungsfeldzug, die Lage wurde
äußerst ernst. Die Führung der Achten Route-Armee
legte den beiden nahe, nach Shanghai zurückzukehren, doch Hans
Shippe war entschieden dagegen, er sagte: „Ich bin dafür, dass
Trudy umgehend zurückgeht. Aber ich verlasse Shandong auf keinen
Fall. Ein zielbewusster Journalist lässt sich nicht von
Patronen und Kanonen abschrecken.“ Auf seine Empfehlung hin
kehrte Trudy Rosenberg allein nach Shanghai zurück – ein Abschied
von ihrem Mann für immer. Wenig später fiel Hans Shippe
in einem Kampf an der Front. Nach dem Tod ließ ihr die
KP Chinas im Untergrund einen Geheimbrief zukommen, in dem die
Partei ihr ihr Beileid aussprach und die Grüße von „unserem
Vorgesetzten Herrn Zhou“ übermittelte.
In den 50er Jahren
kehrte Trudy Rosenberg nach Europa zurück. Im Frühjahr 1963
kam Trudy Rosenberg aus der Bundesrepublik Deutschland nach
Shandong, um am Grab Hans Shippes zu gedenken. Nach der Gedenkfeier
nahm sie einige Weizenkörner von Shandong als Andenken
mit und sagte: „Ich werde sie in Deutschland anpflanzen, damit
sie zum Symbol der Freundschaft zwischen dem deutschen und dem
chinesischen Volk werden.“
1978
kam Frau Rosenberg erneut nach China und Soong Ching Ling (Mme.
Sun Yatsen) (1893–1981) sorgte dafür, dass sie sich in Beijing
niederließ und als Expertin in der deutschen Redaktion
von China im Aufbau (später China heute)
arbeitete. Sie war später ehrenamtliches Vorstandsmitglied
der Soong Ching Ling-Stiftung und ehrenamtliche Beraterin der
Gesellschaft der Erforschung der sich für die Freundschaft einsetzenden
internationalen Persönlichkeiten. In der deutschen Redaktion
war Trudy Rosenberg eine kompetente und strenge Expertin mit
großem Arbeitseifer. Sie kümmerte sich um die Redaktionsarbeit
von der Aufstellung von Themen bis hin zur sprachlichen Geschliffenheit
im Detail. Mit ihrem umfangreichen Wissen hat sie zur deutschsprachigen
Ausgabe von China im Aufbau, die sich damals noch in
der Anfangsphase befand, erheblich beigetragen. An die fruchtbare
Zusammenarbeit mit Trudy Rosenberg können sich heute noch
viele Kollegen erinnern. Dazu sagt ihr deutscher Kollege A.
Schmidt: „Meine erste Begegnung mit Trudy war Ende 1987 in einem
Lokal, in dem China im Aufbau (China heute) ein
Willkommensbankett bestellt hatte. Ich war das frisch nach China
eingereiste neue Redaktionsmitglied, Trudy war da schon in Rente,
aber lebhaft interessiert an der weiteren Entwicklung der Zeitschrift. ‚Junger Mann‘, sagte sie (Ich war 50!),
‚denk bloß nicht, das hier wird ein
bezahlter China-Urlaub! Das wird harte Arbeit für dich.‘(Trudy
duzte alle.) Wann immer ich sie später traf, war sie unersättlich
wissbegierig: ‚Was schreibst du gerade? Bekommt ihr viele Leserbriefe?
Kannst du schon Chinesisch? Bist du auch lieb zu deiner Frau?‘ –Denk ich an Trudy, so ist sie
mir so lebendig gegenwärtig wie damals.“
Ein
wichtiger Verdienst Rosenbergs ist, dass sie sich für die Sammlung
und Bearbeitung der Schriften Hans Shippes intensiv eingesetzt
hat. Bereits am Ende der 70er Jahre war sie sehr begeistert
von dem Plan der Veröffentlichung der Schriften ihres Mannes.
Sie recherchierte in Bibliotheken Materialien, stellte Shippes
auf Englisch und Deutsch abgefassten Schriften zusammen und
schrieb Erinnerungen. In Beijing und Shandong empfing sie mehrmals
chinesische Besucher, die an der Publikation der Schriftensammlung
arbeiteten. Mit ihrer tatkräftigen Unterstützung konnte
1986 das Werk Gesammelte Werke Hans Shippes erscheinen.
1990 erschien Kampf auf dem chinesischen Boden–Die Schriftensammlung
Hans Shippes in China und Erinnerungen an ihn. Die beiden
in China herausgebrachten Publikationen sind für die Erforschung
der Geschichte der chinesischen Revolution von großer
Bedeutung und lassen sich als bleibendes Symbol der Würdigung
von Hans Shippe und Trudy Rosenberg betrachten.