Im
Nordosten Geschäfte machen
Von
Fang Yong


Ich mache seit 1991 im Nordosten Geschäfte.
Damals mussten manche staatseigene Unternehmen im Nordosten
Präzisionsmaschinen und -anlagen großen Typs wie
z. B. Werkzeugmaschinen mit numerischer Steuerung importieren.
Die Firma, bei der ich arbeitete, wurde mit der Abwicklung
dieser Anschaffungen beauftragt.
Vor
1993 liefen die Geschäfte ziemlich gut, weil die Regierung
den staatlichen Unternehmen im Nordosten viele Begünstigungsmaßnahmen
wie Devisenzuteilung und Kreditprojekte für die technische
Umgestaltung gewährte. Das Absatzvolumen unserer Firma
betrug jährlich mehr als 20 Mio. US-Dollar. In der zweiten
Jahreshälfte 1994, als sich die Systemreform im Nordosten
immer vertiefte, wurden die Staatsunternehmen, die von der
Vorzugspolitik des Staats abhängig gewesen waren, angewiesen,
den Investitionsumfang zu verkleinern und das Personal zu
reduzieren. Unter diesen Umständen zog sich unsere Firma
vom nordöstlichen Markt zurück.
1996 gründete ich in Zusammenarbeit mit
der Tianjin-Universität eine eigene Firma, die Beijing
Tianda Lichtspektrum GmbH. Meine Firma beschäftigt sich
vor allem mit der Entwicklung von Analysatoren, darunter einem
Kontrollgerät für die Blutgefäße des Herzens
und einem Schnellanalysator für die Zusammensetzung von Molkereiprodukten.
Die drei nordöstlichen Provinzen sind der größte
Verkaufsmarkt meiner Firma, die dort zehn Vertretungen und
mehrere Zweigstellen errichtet hat.
In den letzten zwei Jahren wurde die Wirtschaft
des Nordostens dank der Umsetzung der Strategie „Den wirtschaftlichen
Aufschwung Nordostchinas fördern“ in einem gewissen Maße
wiederbelebt. Als Vertreter der deutschen Firma Arnold nahm
meine Firma den Import von Maschinen und Anlagen in den Nordosten
wieder auf. Mein wichtigster Kunde ist die Fabrik für Personenwagen
und Omnibusse Changchun. Sie zählt zu den konkurrenzfähigsten
Unternehmen des Nordostens. Die U-Bahn und die Stadtbahn in
Beijing beispielsweise fahren mit Zugskompositionen aus diesem
Unternehmen. Wenn alles glatt läuft, wird das Absatzvolumen
meiner Firma dieses Jahr 6 Mio. US-Dollar erreichen.
Nordostchina ist ein Gebiet, das sowohl
an Natur- als auch an Personalressourcen reich ist. Die meisten
Leute, mit denen ich Kontakt hatte, sind fleißig, klug
und tüchtig. Der Hauptgrund für die verlangsamte wirtschaftliche
Entwicklung im Nordosten liegt im System. Hier gibt es zahlreiche
staatseigene Großunternehmen, die lange Zeit durch die
Vorzugspolitik des Staats begünstigt wurden. In der Planwirtschaft
orientierte sich das Management nicht nach der Leistungsfähigkeit
und Qualität. Die Unternehmen waren mit Personal überbesetzt
und waren für die Lebenskosten, die Gesundheitsversorgung,
die Unterkunft u. a. einer immer größeren Zahl
von Rentnern verantwortlich, was eine große Belastung
darstellte. In den letzten Jahren sind viele mir bekannte
junge technische Fachkräfte aus dem Nordosten nach Südchina
gezogen. Sie haben dort Arbeit gefunden und leben heute ziemlich
gut.
Meiner Meinung nach sollte man in Nordostchina
am dringendsten das Denken verändern. Dass inzwischen
so viele Arbeiter freigesetzt worden sind, hat schon klar
gemacht, was „Markt“ bedeutet. Aber das Konzept des Markts
ist noch nicht tief in den Köpfen verwurzelt. Viele Leute
fragen mich, warum sich meine Produkte, insbesondere die Kontrollgeräte
für die Blutgefäße des Herzens, im Nordosten so
gut verkaufen. Meine Antwort ist, dass alle Vertretungen meiner
Firma über
ein Dienstleistungssystem
verfügen, das sich nach dem Markt richtet.
Beim Handel mit dem Nordosten finde ich
außerdem menschliche Beziehungen sehr wichtig. So muss
man seine lokalen Vertreter mit größter Sorgfalt
wählen. Darüber hinaus soll man sich den örtlichen
Gepflogenheiten anpassen. Die Leute im Nordosten legen besonderen
Wert auf Gefühle. Wenn man sich mit ihnen angefreundet hat,
ist es leicht, mit ihnen Geschäfte zu machen.