Dezember 2004
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Die Mittelschule Lhasa

in Jarrag Lingka

Nachdem das vorbereitende Komitee die Gaxag-Regierung und patriotisch gesinnte Persönlichkeiten mehrmals im April 1956 konsultiert hatte, wurde auf der 8. Sitzung des ständigen Ausschusses des vorbereitenden Komitees die Resolution zur Gründung der Mittelschule Lhasa angenommen. Das vorbereitende Komitee wies Gelder in Höhe von einer Million Tael Silberdollar an, die Gaxag-Regierung stellte ein großes Stück „Lingka“ (das Gebiet eines Parks) als Schulstandort zur Verfügung und die in eine Zivilstellung übergewechselten Armeeangehörigen des 18. Korps begannen mit den Bauarbeiten.

Am 21. September 1956 wurde die Mittelschule Lhasa, die erste Mittelschule Tibets, eröffnet. Die Abgänger der Grundschule Lhasa machten den größten Teil der Mittelschüler aus; hinzu kamen noch Grundschulabgänger aus Gyangze und Xigaze und einige wenige Abgänger der privaten Einklassenschulen im Bezirk Lhasa. Damals gab es fünf Klassen der Unterstufe, drei vorbereitende Klassen der Unterstufe, zwei Kurzkurse zur Ausbildung von Lehrkräften und eine Lamaklasse. Insgesamt waren es 650 Schüler und 58 Lehrer. Das Alter der Schüler lag zwischen 12 und über 40 Jahren. Ihr Bildungsstand war unterschiedlich. Manche hatten schon ein ziemlich hohes Niveau erreicht, andere konnten eben mit Mühe lesen und schreiben und wieder andere waren sogar noch Analphabeten. Weil die Schule noch im Bau war, wurde anfangs in Zelten unterrichtet und auch gewohnt.

1959 wurde die Mittelschule reorganisiert. Die Zahl der Schüler und Lehrer wurde auf etwas mehr als 200 reduziert; Regeln und Vorschriften wurden vervollständigt. Auf dieser Grundlage wurde den wirklichen Umständen Tibets gemäß und bei Beachtung der Sitten und Gebräuche verschiedener Nationalitäten ein anderes Unterrichtssystem als im Landesinneren eingeführt. Nach der neuen Bestimmung konnten nun morgens 20 Minuten lang tibetische Lehrer und Schüler sowie Angehörige der Hui-Nationalität ihre Gebete verlesen. An jedem Freitag konnten Lehrer und Schüler der Hui-Nationalität an ihrer Gebetsversammlung teilnehmen. Tibetische Lehrer und Schüler konnten einmal im Jahr den Dalai Lama auf Knien anbeten. Die Regierung trug alle Kosten für Essen, Unterkunft, Kleidung und schulische Artikel aller Schüler. Das Lehrprogramm richtete sich nach den Bedürfnissen des Aufbaus des neuen Tibet und umfasste u. a. Politik, tibetische und chinesische Sprache und Schrift, Mathematik, Biologie und Geographie. Der Unterricht wurde vor allem in tibetischer Sprache erteilt. Für die Unterstufe der Mittelschule waren vier Jahre vorgesehen. Nach der Erinnerung von Qamba Dainda, der damals in der Mittelschule Lhasa Lehrer war, verlangte die Schule von den Han-Lehrern, die tibetische Sprache und Schrift zu erlernen, um in Tibetisch unterrichten zu können. So wurde ein Teil von Han-Lehrern nach Xianyang, Provinz Shaanxi, geschickt, um in der dortigen staatlichen Kaderschule für Tibet Tibetisch zu lernen. Die anderen Han-Lehrer blieben weiter in Lhasa und beschäftigten sich neben dem Unterricht und dem Tibetischlernen noch mit der Zusammenstellung und Übersetzung von Lehrstoffen.

Nach der offiziellen Gründung wurde die Mittelschule Lhasa in Jarrag Lingka, im westlichen Vorort, untergebracht. Die geräumigen Klassenzimmer, die Bibliothek, die Büros und das Schülerheim waren erstklassig für Tibet. Alle Fenster waren verglast. Dutzende von Zelten wurden als Wohnungen für Han-Lehrer aufgestellt. Die Bibliothek hatte 14 000 Bücher und man konnte dort Zeitungen und Zeitschriften aus allen Landesteilen lesen.

1958 wurde die staatliche Kaderschule für Tibet in Xianyang, Provinz Shaanxi, gegründet. Schüler waren neben Kadern verschiedener Nationalitäten meist Kinder von Leibeigenen. 1958 betrug die Schülerzahl 3415, darunter Jugendliche der tibetischen, der Hui-, der Yi-, der Naxi-, der Tu-, und der mongolischen Nationalität sowie der Han aus allen Teilen Tibets. Im April 1959 kehrten mehr als 2100 Schüler der Schule nach Tibet zurück, um an der Niederschlagung der Rebellion mitzuwirken und an der Reform teilzunehmen (Das Jahrbuch des chinesischen Bildungswesens, Band der Jahre 1949-1984).

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