Dezember 2004
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Ein Besuch im Mausoleum des Gelben Kaisers

Von Fang Dong

Die Lößhochebene in Nordwestchina, im Gebiet des berühmten Gelben Flusses, ist als Ursprung der Kultur der chinesischen Nation bekannt. Ihre Erschließung reicht nicht nur in die Zeit vor 5000 Jahren, als der Mensch die Schrift erfand, sondern sogar bis in die Zeit des Affen-Menschen vor 500 000 Jahren zurück. Über diese Lößhochebene führt auch die weltbekannte Seidenstraße gen Westen. Als Wiege der chinesischen Nation birgt sie viele bekannte Sehenswürdigkeiten, wovon eine das Mausoleum des Gelben Kaisers im Kreis Huangling in der Provinz Shaanxi ist. Der Gelbe Kaiser soll der Ahn aller Nationalitäten Mittelchinas und der Stammvater der chinesischen Nation sein.

Das Mausoleum liegt etwa 200 km weit von Xi’an, der Hauptstadt der Provinz Shaanxi, entfernt und ist heute bereits zu einem Ort geworden, der nicht wenige chinesische und ausländische Touristen in seinen Bann zieht. Allein im letzten Jahre haben bereits mehr als 200 000 Menschen das Mausoleum besichtigt.

Der Xuanyuan-Tempel

Der Kreis Huangling befindet sich am südlichen Rand des Yan’an-Gebietes, das als eine der grünen Inseln auf der 600 000 qkm weiten Lößhochebene bekannt ist. Der Qiaoshan nördlich der Kreisstadt Huangling, auf dem sich das Mausoleum des Gelben Kaisers befindet, liegt wie ein Kleinod in diese grüne Insel eingebettet und ist bedeckt von üppigen grünen Zypressen, wodurch er sich von allen anderen Bergen in diesem Gebiet unterscheidet.

Der neu renovierte, prächtige Xuanyuan-Tempel liegt am östlichen Fuß des Qiaoshan. Über dem Eingangstor des Tempels hängt eine Tafel mit drei großen chinesischen Schriftzeichen „Xuanyuan-Tempel“, da der Tempel nach dem Namen des Gelben Kaisers Xuanyuan benannt wurde. Betritt man den Tempelbezirk, erblickt man zuerst eine große, alte Zypresse, die 19 m hochragt und einen Umfang von 6 m hat, der sich an der Basis auf 10 m vergrößert. Die Zypresse ist zwar in die Jahre gekommen, aber immer noch kräftig. Der Überlieferung nach wurde diese Zypresse vom Gelben Kaiser selbst gepflanzt und ist schon über 5000 Jahre alt, weshalb man sie auch die „Xuanyuan-Zypresse“ nennt. Ausländische Gelehrte rühmen sie als den „Vater aller Zypressen auf der ganzen Welt“. Insgesamt gibt es im Tempelbezirk 14 solcher Zypressen. Sie sind Zeugen der Geschichte der chinesischen Nation, die durch mehrere tausend Jahre hindurch harte Kämpfe und große Veränderungen erlebt hat.

Inmitten des Hofs befindet sich ein Pavillon, in dem früher Steintafeln standen, auf denen die Namen mancher Kaiser und berühmter Schriftsteller und Dichter, die einst hierher kamen, um dem Gelben Kaiser zu opfern, und deren Trauergebete aufgezeichnet waren. Heute stehen hier nur noch Steintafeln mit Trauergebeten aus der Ming- und Qing-Dynastie sowie der Republik.

Hinter dem Pavillon liegt die Haupthalle des Tempels, die eine Tafel mit den vier großen goldenen chinesischen Schriftzeichen „Der früheste Ahn der chinesischen Nation“ trägt. In dieser Halle steht vor der Gedenktafel des Gelben Kaisers, die sich in einer kleinen Nische befindet, ein Weihrauchaltar, zu dessen beiden Seiten zwei Kränze aufgestellt worden sind. An der linken und rechten Wand der Halle hängen hölzerne Tafeln, die an die Geschichte des Gelben Kaisers, seines Mausoleums und des Xuanyuan-Tempels erinnern. Manche Besucher verhalten in stillem Gebet vor der Gedenktafel des Gelben Kaisers und verbeugen sich dann dreimal, um ihre Verehrung für ihn zum Ausdruck zu bringen.

Vor der Halle steht eine alte Zypresse, an die Liu Bang, der Kaiser der Han-Dynastie (140–87 v. Z.), einst seinen Helm und seinen Panzer hängen sollte, bevor er bei Suofang ins Feld (heute im Westteil der Inneren Mongolei und Nordshaanxis) zog. Heute sind noch die Nagellöcher in der Zypressenrinde zu sehen, aus denen der Baumsaft fließt.

Nach der Überlieferung wurde der Xuanyuan-Tempel in der Han-Dynastie (206 v. u. Z.–220 u. Z.) am östlichen Fuß des Qiaoshan erbaut, in der Tang-Dynastie (618–907) an den westlichen Fuß des Qiaoshan verlegt und in der Song-Dynastie (960–1279) wiederum an den östlichen Fuß zurück versetzt. Der Tempel nimmt eine Fläche von etwa 0,66 ha ein und wurde in den letzten Jahren neu renoviert und mit Zypressen und mehr als 170 verschiedenen Blumen und Pflanzen geschmückt, so dass er heute wie ein Garten wirkt.

Das Mausoleum des Gelben Kaisers

Vom Xuanyuan-Tempel führt ein Weg durch einen Zypressenhain zum Gipfel des Qiaoshan, an dessen Ende man das Mausoleum des Gelben Kaisers erreicht. Das Grab ist 3,6 m hoch, hat einen Umfang von 48 m und ist von einer niedrigen Ziegelmauer umgeben. Auf dem Grab wachsen üppige Bäume, und vor dem Grab steht eine Steintafel mit der Inschrift „Das Grab des Gelben Kaisers auf dem Qiaoshan“, die im Jahre 1776 während der Qing-Dynastie vom Gouverneur der Provinz Shaanxi gestiftet wurde. Vor der Steintafel befindet sich ein Pavillon, in dem das Grab, geschmückt mit der Kalligraphie des berühmten chinesischen Literaten und Historikers Guo Moruo, steht.

Rechts vor dem Grab liegt eine große, hohe Terrasse. Man sagt, der Han-Kaiser Liu Bang habe diese Terrasse bauen lassen, um zu den Schutzgeistern zu beten, als er einstmals zum Grab gekommen sei, um dem Gelben Kaiser zu opfern.

Der Gelbe Kaiser soll vor 5000 Jahren der Anführer des Stammbundes im Gebiet des Gelben Flusses im heutigen Mittel-, Nordwest- und Nordchina gewesen sein. Wegen seiner großen Kriegsverdienste sei er von allen Stämmen zum Führer gewählt worden. Er habe 25 Söhne gehabt, die in den Gebieten am Gelben Fluss und am Yangtse ihre Kinder und Kindeskinder hinterlassen haben. Der Gelbe Kaiser soll das Volk dazu angehalten haben, Ackerbau zu treiben sowie Vögel und Tiere zu züchten; er soll auch Schlösser haben bauen lassen, habe Boot und Wagen bauen sowie fünffarbige Kleidung weben können und habe Schriftzeichen, Musik, Medizin und Mathematik geschaffen. In Wirklichkeit wurden manche Erfindungen, die man dem Gelben Kaiser zuschrieb, von anderen gemacht. Z. B. hatte Lei Zu, die Frau des Gelben Kaisers, die Seidenraupenzucht, die Seidenspinnerei und das Brokatweben erfunden. Ein damaliger Geschichtsschreiber, namens Cang Jie, hatte alte Schriftzeichen neu geordnet und dadurch die chinesische Schrift geschaffen.

Nach Aufzeichnungen aus dem Altertum wurde der Gelbe Kaiser sehr vom Volk verehrt. Sima Qian, ein Historiker der Han-Dynastie, vor mehr als 2000 Jahren, schrieb ab der Zeit des Gelben Kaisers die Geschichte Chinas vor der Han-Dynastie nieder, deshalb nannte man den Gelben Kaiser später den „frühesten Ahnen der chinesischen Nation“. Der Überlieferung nach war der Gelbe Kaiser mit dem Kaiser Yan Di, dem Führer des Stammbundes des heutigen Südchina, blutsverwandt. Deswegen vereinigten sich die zwei großen Stammbünde zu einer Nation, der chinesischen Nation, und so nennen sich die Chinesen auch Nachfolger des Kaisers Yan Di und des Gelben Kaisers. Für die Lokalisierung des Geburtsortes des Gelben Kaisers gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie den Kreis Xinzheng in der Provinz Henan und den Kreis Shouqiu in der Provinz Shandong. Es soll neben dem Mausoleum in der Provinz Shaanxi auch in den Provinzen Gansu und Henan ein Mausoleum des Gelben Kaisers geben. Aber nach den Aufzeichnungen der „Biographie der fünf Kaiser“ sowie der „Biographie des Gelben Kaisers“ im Buch „Shi Ji (Geschichtliche Aufzeichnungen)“ von Sima Qian wurde der Gelbe Kaiser, nachdem er gestorben war, auf dem Qiaoshan bestattet.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 12, 1984
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