Landgüter
von Adligen
Es sind nicht viele Landgüter von tibetischen Adligen erhalten
geblieben; nur die Landgüter Pharla, Nanseling und
Palast Lhagyili sind noch zu sehen.
Der Sitz des Landgutes Pharla
Der
Sitz des Landgutes Pharla ist gut erhalten, er liegt im Dorf Bangjor
Lhunbo am Fluss Nyang Qu, knapp 4 km vom Marktflecken Gyanze
entfernt. Die Sippe Pharla war in der neueren Geschichte
Tibets eine bekannte Adelsfamilie. Fünf Familienmitglieder
waren hohe Beamte in der Lokalregierung Tibets. Die Sippe
war eine der acht mächtigen Sippen Tibets. Im Ostteil Tibets
hatte sie 25 Landgüter für Ackerbau und 8 Landgüter für die Viehzucht.
Sie verfügte insgesamt über eine Fläche von 667 ha und über
7000 Stück Vieh. Die Sippe besaß etwa 3000 Leibeigene und
Sklaven. Das Landgut Pharla, eines dieser Landgüter, hat ein
dreistöckiges Hauptgebäude, in welchem zahlreiche Fotos und
Gegenstände ausgestellt sind, durch die man einen Einblick
in die damalige Zeit gewinnen kann. Da sieht man verschiedene
luxiöse Gebrauchsgegenstände und daneben schreckliche Folterwerkzeuge.
Im krassen Gegensatz zum luxeriös ausgestatteten Wohnhaus
der Adligen stehen die ärmlichen Hütten der Dorfbewohner,
die ausnahmslos Leibeigene oder Sklaven waren. Die heutigen
Dorfbewohner dagegen wohnen in neuen Häusern, die
dem früheren Wohnhaus der Adligen in nichts nachstehen, so
dass die Besucher kaum noch einen Unterschied feststellen
können. Durch einen Besuch dieses Landgutes erfährt man, wie
das alte Tibet aussah. Das Landgut Pharla wurde von der Lokalregierung
des Autonomen Gebiets Tibet als Stätte zur patriotischen Erziehung
bestimmt und als wichtiges Kulturzeugnis in Xigaze eingestuft.
Der Sitz des Landgutes Nanseling
Der Sitz des Landgutes Nanseling, auch Xiangseling genannt, ist
ziemlich vollständig erhalten. Es wurde in der Ming-Dynastie
(1368 - 1644) erbaut und gehört heute zu den unter Schutz
stehenden bedeutenden Kulturstätten des Bezirks Shannan. Das
Landgut befindet sich in der Gemeinde Chanang im Kreis Chanang.
Es liegt, durch einen Fluss getrennt, dem Samye-Kloster
gegenüber und ist 25 km von der Gemeinde Zetang entfernt.
Das Hauptgebäude des Landguts hat sieben Stockwerke. Vorn
hat es einen Anbau, zu beiden Seiten gibt es Nebenräume, Pferdeställe,
Mühlen, Färbereien, Webereien, Festungsanlagen und Gefängnisse.
Der Sitz des Palasts Lhagyili
Der Sitz des Palasts Lhagyili ist relativ gut erhalten. Er
liegt südlich der Kreisstadt Qusum. Dies war die
Residenz des Dharma-Königs Lhagyili und das Zentrum des von
ihm beherrschten Gebiets. Im 10. Jahrhundert brachten einige
Adlige der Tubo-Dynastie zwei Enkelsöhne Lang Darmas, des
letzten Königs der Tubo-Dynastie, hierher und gründeten die
Xarlung Jorwo-Dynastie; das Königshaus wurde Lhagyili genannt.
„Lha“ bedeutet im Tibetischen „Gottheit“. Später schloss das
Könighaus Bündnisse mit den Mächtigen der buddhistischen Klöster.
Das Oberhaupt trug den Titel Dharma-König. In der Zeit des
Machtwechsels von der Yuan- zur Ming-Dynastie, also in der
Epoche der Sagya- und Parba Zhaba-Herrschaft, bewahrte der
Dharma-König eine relative Unabhänigkeit. Zu Beginn der Qing-Dynastie
schlossen sich die Klöster von Lhagyili der Gelug-Sekte an.
Der fünfte Dalai Lama erkannte die Macht des Dharma-Königs
und seiner Erben an. Das Gebiet wurde vom direkt vom
Dharma-König entsandten Vertreter verwaltet. Die ganze
Palastanlage ist imposant. Bis heute sind die Hallen Zhaxi
Qoinzong und Gaindan Lhaze gut erhalten. Die königliche Familie
lebte im nördlichen Flügel der Halle Gaindan Lhaze und die
amtlichen Angelegenheiten wurden meist auch dort erledigt.
Diese Halle hat eine Fläche von 5000 m²; sie bestand
aus einem östlichen und westlichen Teil und hatte einst fünf
Stockwerke, wegen unzulänglicher Renovierungsversuche
existieren aber nur noch drei Stockwerke. Die Säulengänge
und die Querbalken sind zum Teil mit vergoldeten Schnitzereien
und bunter Bemalung verziert. Verschiedene Motive - Löwen,
Wolken oder Lotusblumen - weisen auf die reiche Symbolik in
der tibetischen Architektur hin. Der Hallenboden besteht aus gestampfter
Erde, 8 cm stark. Die Fläche hat einen matten Glanz.
Die architektonische Besonderheit dieses Baukomplexes besteht
u.a. darin, dass viele architektonische Elemente aus dem Landesinneren
übernommen wurden, was vor allem an den Türrahmen und an der
Dachkonstruktion deutlich wird.