Berichterstattung
an den Lesegewohnheiten der Ausländer ausrichten
Die
Leser der Zeitschrift China Today, die Ausgaben
in mehreren Sprachen hat, haben andere Sprachen, Kulturhintergründe,
Lebensweisen und politische Überzeugungen. Es ist deshalb
für Redakteure und Journalisten notwendig, ausländische
Kulturen kennen zu lernen und ihre Unterschiede zur chinesischen
Kultur zu entdecken.
Der englischen Ausgabe, die die größte
Auflage hat, schenken die Redakteure der britischen und amerikanischen
Kultur, besonders der letzteren, große Aufmerksamkeit.
Die Unterschiede zwischen der chinesischen und der amerikanischen
Kultur sind sehr interessant. Chinesen vertreten Mäßigung
und nehmen oft den Mittelweg. Auf Fragen antwortet man in China
gern mit wahrscheinlich. Die chinesische Kultur
achtet jedoch darauf, eine klare Linie zwischen dem Höher-
und dem Tiefergestellten, dem Älteren und dem Jüngeren
sowie dem Hoch- und dem Minderwertigen zu ziehen. Im Gegensatz
dazu steht die amerikanische Kultur für Selbständigkeit
und Gleichberechtigung. Chinesen schreiben eine Anschrift in
der Reihenfolge Staat, Provinz, Stadt bis zu Straße, Amerikaner
machen es umgekehrt. Chinesen schätzen das Kollektiv hoch
und unterschätzen aber das Individuum. Shen Suru, ehemaliger
Vizechefredakteur von China Today, führt in
seinem Werk Abriss der Medienkunde für Ausländer
Beispiele an: Im alten Chinesischen wird ich bescheiden
meine Wenigkeit genannt. In den USA wird ich
immer groß geschrieben. Beim Essen stehen die Gerichte
auf dem Tisch allen am Tisch sitzenden zur Verfügung. In
der westlichen Küche hat jeder sein eigenes Gericht.
Die
Redakteure und Journalisten von China Today lernen
Unterschiede zwischen der chinesischen und der westlichen Kultur
und die Lesegewohnheiten der Ausländer kennen, um Artikel
zu schreiben, die von den Lesern gern gelesen werden.
Anfangs lernten junge Leute in der Redaktion
vor allem durch die Praxis. Sie gingen in verschiedene Landesteile
Chinas, um dort Interviews zu machen, und schrieben dann direkt
auf Englisch Artikel. Eine Hochschulabsolventin zum Beispiel
war einmal in einem Dorf in der Provinz Hunan. Da sie niemand
aufnahm, wohnte sie in einem unbewohnten Pfahlhaus aus Bambus
und recherchierte. Später wurde sie zu einer qualifizierten
Redakteurin für Artikel über Wirtschaft, medizinische
Betreuung und Gesundheitsfürsorge. Seit den 50er Jahren
hat China viel Auf und Ab erlebt. Die Redakteure und Journalisten
von China Today stählten sich in dieser reichlichen
Praxis und wurden zu Fachleuten auf dem Gebiet der Medien für
Ausländer.
Seit den letzten Jahren betrachten junge Leute
in der Redaktion zwei Werke von Shen Suru als ihre Richtschnur,
in denen Shen grundlegende Theorien über die Medien für
Ausländer vorgestellt und praktische Erfahrungen auf diesem
Gebiet gesammelt hat.