Yu
Youjun,
der junge Bürgermeister von Shenzhen
Von Shen
Honglei
„Das Rind vom Ödland“ ist die bekannteste
Skulptur in Shenzhen. Es stellt den Geist der Bahnbrecher dar.
Die Leute in Shenzhen empfinden etwas Besonderes für das Rind,
denn es ist sowohl eine künstlerische Darstellung als auch ein
Symbol für den Pioniergeist.
Nach Yuan Geng leiteten Zheng Liangyu, Li
Youwei und Li Zibin die Sonderwirtschaftszone Shenzhen.
2000 wurde Yu Youjun Bürgermeister von Shenzhen.
Er ist bis jetzt der jüngste. Nach dem Amtsantritt kündigte
er an, die wirtschaftliche Entwicklung von Shenzhen beschleunigen,
den Abstand mit Hongkong verringern und Shenzhen zu einem „Effizienz-Standort“
entwickeln zu wollen.
Die Zeitung „Southern Weekend“ ist in China
allgemein dafür bekannt, oft über Bestechung und Korruption
im ganzen Land zu berichten. Die Berichte veranlassen die Leser
zum Nachdenken. Als Yu Youjun noch Leiter für Öffentlichkeitsarbeit
in der Provinz Guangdong war, setzte er sich stark für die Zeitung
ein.
In den Interviews lernten wir Yu Youjuns Rechtschaffenheit
kennen.
Es geschah kurz nach seinem Amtsantritt als
Bürgermeister. Ein Kader vom Amt für Industrie und Handel wollte
sich auf einer Dienstreise vergnügen, und zwar unter Begleitung
einer Prostituierten, was Empörung auslöste. Als die
Stadtregierung Shenzhen eine Strafe über ihn verhängte,
baten viele Leute um Nachsicht. Es wurde erst ruhig, als die
Stadtregierung ihre Entscheidung durchsetzte. Darüber zeigte
sich Yu Youjun tief beeindruckt. Er sagte: „Meine Absicht war
nicht, einen Kader zu bestrafen, sondern gesetzmäßig
zu handeln, sonst hätte ich mich gegenüber dem Volk schuldig
gefühlt!“.
Kurz vor der Eröffnung
des 16. Parteitags unterhielt sich Yu Youjun mit Wu Nansheng,
dem vormaligen Leiter des Verwaltungsausschusses der industriellen
Erschließungszone Shekou, und tauschte mit ihm viele Gedanken
und Gefühle aus. Wu Nansheng meinte, während der Pionierjahre
habe der Staat Shenzhen viele Vergünstigungen gewährt,
und aus Verbundenheit mit der Heimat hätten viele Landsleute
aus Taiwan, Hong Kong und Macao in Shenzhens Aufbau investiert.
Yu Youjun war der selben Ansicht. Er sagte, dass Shenzhen einerseits
diese Bindungen pflegen und wahren, andererseits aber mehr Wert
auf Ehrlichkeit und Vertrauen legen müsse. Nur so könne
es die führende Position bei der wirtschaftlichen Entwicklung
beibehalten. Mit Hilfe von Ehrlichkeit und Vertrauen sicherte
sich Shenzhen ein Projekt des japanischen Elektrotechnik-Unternehmens
Sumitomo. Allein für die erste Bauphase wurden 700 Mio. US-Dollar
investiert.
Nach einer über 20-jähigen Entwicklung
zählt Shenzhen zur Zeit zu den Städten mit der besten
wirtschaftlichen Effizienz in China. Es gleicht einem glitzernden
Stern im Perlfluss-Delta. Die Träume der Pioniere sind
Wirklichkeit geworden. Die größte Sorge der Leute
in Shenzhen ist, ob das „Phänomen Shenzhen“, „Shenzhens
Tempo“ und „Shenzhens Geist“ nicht wie ein Meteorschauer bald
vorbei sein werden. Allen ist klar, dass der Reichtum, den Shenzhen
allen Chinesen hinterlässt, nicht mit Zahlen zu messen
ist. Es lässt sich zwar nicht bestreiten, dass die gestrigen
Leistungen u.a. auf der Grundlage der Vergünstigungen erbracht
wurden. Doch heute ist die Sonderzone nichts Besonderes mehr
und es stellt sich die Frage, wie die neue Stadtregierung weitere
Erfolge erzielen kann.
Vor kurzem reiste eine große Studiengruppe
unter Leitung von Yu Youjun und Parteisekretär Huang Liman
nach Shanghai und Suzhou. In den letzten Jahren hat sich die
Wirtschaft in Zhejiang, Jiangsu und Shanghai rasant entwickelt.
Viele ausländische Investoren schätzen diese Gebiete.
Nach der Studienreise meinte Yu Youjun, das sei ein Warnzeichen
für Shenzhen. Shenzhen müsse jederzeit auf der Hut vor einer
Krise sein, das Investitionsumfeld optimieren, die Umwelt weiter
verbessern und die Konkurrenzfähigkeit steigern.
Yu Youjun hat ein klares Bild vom heutigen
Shenzhen. Für die Zukunft stellt er in Aussicht, einen „Effizienz-Standort“
aufzubauen. Im Arbeitsbericht an die Staatsführung sagte Yu
Youjun, die frühere Entwicklung Shenzhens wäre auf die
Unterstützung der staatlichen Vorzugspolitik zurückzuführen.
Heute fordere Shenzhen von der Zentralregierung das „Recht auf
Experimente“.
Vom „Weg bereiten“ zum „Experimentieren“ sind
20 Jahre vergangen. Shenzhens bahnbrechender Geist wird eine
Fortsetzung finden.