Die
Dreifarbenkeramik aus
der Tang-Dynastie
Von
Mei Jianying
Die Dreifarbenkeramik entstand in der Tang-Dynastie
(618-907). Wegen ihrer einfachen farbenfrischen und abwechslungsreichen
Glasuren und ihrer geschickten Herstellungsmethoden zeugt
sie von dem damaligen hohen künstlerischen Niveau.


Die Dreifarbenkeramik aus der Tang-Dynastie
entwickelte sich aus den gelb- und grünglasierten Tonarbeiten
in der Han-Dynastie (206 v.u.Z. - 220 u. Z.). Die Keramikgegenstände
wurden meistens nur mit einer Farbe bemalt, Gelb oder Grün.
Während der Tang-Dynastie wurden auf einem Objekt gleichzeitig
gelbe und grüne Glasuren aufgetragen. Auch bei den Formen,
Verzierungen und Glasuren der Keramik hat man damals höchste
Perfektion erreicht. "Die Dreifarbenkeramik" ist
ein Sammelbegriff für die Tongegenstände mit der Bleiglasur.
Auf einem Objekt kommen drei Farben vor, wie Gelb, Grün und
Weiß oder Gelb, Grün und Blau. Aber manchmal nur eine
Farbe oder gleich fünf Farben. Um diese Dreifarbenkeramik
aus der Song- und der Liao-Dynastie zu unterscheiden, wird
sie die dreifarbige Keramik der Tang-Dynastie genannt. Von
der Dreifarbenkeramik aus der Song-, der Liao und der Tang-Dynastie
ist die Dreifarbenkeramik aus der Tang-Dynastei die beste
und für die ausgezeichneten Glasuren, die Technik des Auftragens
von Glasuren, Formen und Vierzierungen in der ganzen Welt
bekannt.
Die
Hauptmaterialien der Glasuren bestehen aus Blei und Quarz.
Diese Glasuren sind durchsichtig. Wenn man eine geeignete
Menge Kupferoxyd dazugibt, dann wird die Glasur nach dem Brennen
grün; wenn man Eisenoxyd dazu gibt, wird dabei die eisenhaltige
Glasur nach dem Brennen braun bis dunkelbraun und rotbraun
oder violett, je nach dem Eisengehalt. Nach der Untersuchung
ist von Fachleuten festgestellt worden, dass die braune Glasur
auch etwas Stibium und Mangan enthält. Der Farbstoff
für die blaue Glasur ist Kobaltoxyd. Aber dieses Material
war zu jener Zeit sehr schwer erhältlich, deshalb wurden
die blauglasierten Tongegenstände sehr wenig produziert.
Bekanntlich ist die Dreifarbenkeramik aus der Tang-Dynastie
mit der blauen Farbe sehr wertvoll.
Ein Pferd, das nach der Gründung der Volksrepublik
China in der Stadt Anyang, Provinz Henan, ausgegraben wurde,
hat einen dreifarbigen Sattel auf schwarzem Untergrund. An
diesem Pferd kann man auch noch etwas Zinnoberrot entdecken.
Ein seltenes Kunstwerk also!
Die Temperaturbeständigkeit
der Dreifarbenkeramik mit der Bleiglasur ist niedrig. Zuerst
wird die Keramikmesser im Ofen bei etwa 1000 °C gebrannt, das heißt ungemustertes Brennen. Nach dem Brennen werden
darauf farbige Glasuren aufgetragen, dann wird wieder im Ofen
bei 800 °C - 900 °C gebrannt. Die Farbglasuren verflüssigen sich bei dem Brennen, dadurch
entstehen die Farbabstufungen. Diese Keramikschöpfungen
mit den schönen Verzierungen und herrlichen Farben machen
einen faszinierenden Eindruck.
Die Künstler in der Tang-Dynastie malten
auf die Scherben ihren geometrischen Dekor oder das berühmte
Kurvenlinienmuster. Bei dem Brennvorgang fließen die
Glasuren von selbst, sodass sich dadurch die wunderbaren Muster
entwickeln.
Das Verfahren bei der Bleiglasur in der
Tang-Dynastie war schon erfolgreich. Aber das künstlerische
Niveau hängt nicht nur von den Materialien ab. Für ein
Kunstwerk sind schöne Form, Verzierung und Glasur wichtig.
In der Tang-Dynastie achtete man auf zahlreiche Grabbeigaben
und benutzte die Dreifarbenkeramik aus der Tang-Dynastie als
solche wertvolle Grabbeigaben. Die Feudalherren lebten von
Utopien. Sie meinten, nach dem Tode lebe der Mensch weiter
und müsse in Jenseits noch diejenigen Gegenstände bei
sich haben, die ihm im Leben lieb waren. Deshalb wurden die
dreifarbigen Keramikfiguren wie Diener, Wachen, Tänzerinnen,
Musikanten, Pferde, Kamele und Gebrauchsgegenstände wie
Vasen, Teller, Kannen und Schüsseln als Grabbeigaben dem Toten
mitgegeben. Vollbusige Frauenfiguren mit hohen Frisuren, vollen
Armen und dem im Wind wehenden Rock waren besonders beliebt.
Beamte mit hoher Mütze und Gürtel gefielen durch ihre ansprechende
Aufmachung. Hundenfiguren mit den tiefliegenden Augen, der
spitzen Nase, der Zipfelmütze und dem dazupassenden Anzug,
spielen Huqin (hunnische Geige) und Pipa (Laute). Krieger
im Harnisch mit kräftigen Muskeln und weit aufgerissenen
Augen spannen den Bogen. Ein Himmelsgott tritt den Teufel
unter seine Füße. Tierfiguren mit entfalteten feurigen
Flügeln, die das Grab bewachen, blicken bösen drein.
Diese Tonfiguren von Fabeltieren spiegeln die Phantasie und
künstlerische Leidenschaft ihrer Schöpfer wider. Es gibt
noch eine große Menge von Tonfiguren, Akrobaten, Tänzer,
Musiker und Ritterfräulein. Die äußere Gestalt
aber auch Gemütsausdruck und Eigenart dieser Geschöpfe
verstanden die Künstler perfekt zu gestalten. In Tontierplastiken
sind feurige Pferde und Kamele eingezeichnet. Die Tierfiguren
aus der Tang-Dynastie sind vor allem wegen ihrer richtigen
Maße, klaren Komposition, lebendigen Darstellungen und
vollendeten Technik weltweit anerkannt. Obwohl die Tonplastiken
aus der Tang-Dynastie kleiner als Steinskulpturen in Longmeng
sind, kann sich das künstlerische Niveau mit den Steinskulpturen
in Longmen vergleichen. An den dreifarbigen Tonobjekten aus
der Tang-Dynastie, nicht nur Menschenfiguren, sondern auch
künstlerische Stilleben kann man fremde Einflüsse bemerken.
Das beweist den Kulturaustauch Chinas mit dem Ausland, des
Han mit anderen Nationaliäten.
Vom Anfang bis zur Blütezeit
der Tang-Dynastie war China ein einheitlicher Staat, die Wirtschaft
erlebte einen großen Aufschwung, Handel und Verkehr
desgleichen. Die Händler aus dem Westen kamen über die
alte Seidenstraße nach Chang'an, das heutige Xi'an,
das damals die Hauptstadt der Tang-Dynastie war, eine große
internationale Metropole und das Zentrum des Wirtschafts-
und Kulturaustausches zwischen China und dem Ausland, dem
Han und anderen Nationalitäten. Deshalb gibt es unter
den dreifarbigen Tongegenständen auch Menschenfiguren
von Hunnen, Musikinstrumente wie Huqin und weitere Gegenstände,
die das Leben, die Sitten und Gebräuche der anderen Nationalitäten
widerspiegeln. Die Gebrauchsgegenstände aus der Dreifarbenkeramik
sind Teller, Schüsseln, Schalen, Krüge, Kannen, Vasen, kleine
Dosen und Öfen. Für diese Objekte ist die einfache und
lebendige Form charakteristisch. Einige davon sind vor allem
wegen ihrer neuen Formen und schönen Verzierungen geschätzt,
etwa eine Kanne in Form eines Phönixkopfes, ein Krug
mit zwei drachenförmigen Henkeln, eine Kanne in Form
einer Blume. Diese Tonwaren spiegeln die künstlerischen Stil
in der Blützeit der Tang-Dynastie wider.
Zur Blütezeit der Tang-Dynastie hatte man
in der Herstellung der dreifarbigen Tongegenstände ein
neues Niveau erreicht. Bis zum An-Shi-Staatsstreich ging die
Tang-Dynastie immer weiter dem Untergang entgegen. Gleichzeitig
nahm die Gewohnheit, zahlreiche Grabbeigaben den Toten mitzugeben,
ab. Die Herstellung von weißem Porzellan aus der Xing-Manufaktur
in Nordchina und Seladonporzellan aus der Yuezhou-Manufaktur
in Südchina steigerte sich, während die Herstellung der
dreifarbigen Keramik zurückging. Nach dem Zusammenbruch der
Tang-Dynastie wurde das Porzellan in der Liao-Dynastie (916-1125)
in Nordchina produziert, einschließlich des heutigen
Autonomen Gebietes Inneren Mongolei und der Mongolischen Volksrepublik.
Das Porzellan aus der Liao-Dynastie wurde nach dem Stil der
Dreifarbenkermaik aus der Tang-Dynastie und weißes Porzellan
aus der Dinzhou-Manusfaktur geschaffen. Besonders bemerkenswert
bei Kannen sind die Form eines Steigbügels oder eines Hahnenkammes,
es gibt phönixköpfige Vasen, Krüge in Form eines
Hühnerbeins und andere. Die Glasurmethode der Dreifarbenkeramik
aus der Liao-Dynastie ist einfach und die Masse rauh, sie
hat ihren eigenen Charakter. Nach Gründung der Volksrepublik
China haben wir im Nordosten und im Autonomen Gebiet Inneren
Mongolei eine große Menge von Ruinen der Brennöfen
und auch Grabbeigaben aus der Liao-Dynastie entdeckt. An Porzellanfunden
erkennen wir, dass es den Kulturaustausch und Einflüsse zwischen
dem Han- und den Nationalitäten gegeben hat.
Während der Song-Dynastie (960-1279)
waren für die Dreifarbenkeramik eine zarte Form und eingeritzte
oder eingeschnittene Verzierungen charakterisch. Die ausgegrabenen
Nackenstützen aus Ton in der Song-Dynastie haben Blumen-.
Vögel- udn Schriftverzierungen. Die Porzellanherstellung
in der Song-Dynastie entwickelte sich vorzüglich, es gab reiche
Stile und gute Qualität, deshalb legte man auf die dreifarbige
Keramik keinen Wert mehr. Während der Ming-Dynastie (1368-1644)
und der Qing-Dynastie (1644-1911) wurde die Bleiglasur bei
den glasierten Ziegeln ausgenutzt und auf weißes Porzellan
farbig aufgetragen. Es gab auch drei Farben wie Gelb, Grün
und Violett (Manganoxyd als Farbstoff). Zur Zeit wird in China
dreifarbige Keramik jetzt als besonderes Kunsthandwerk produziert.
(Aus
"China im Aufbau", Nr. 5, 1979)