Die
Erschließungszone Jiangning, Nanjings „Pudong“
Von Wu
Xinyi und Gao Yan

Ende 1984 beschloss die chinesische
Regierung, in 14 industriellen Hafenstädten,
wie Dalian, Tianjin, Shanghai und Guangzhou Erschließungszonen
zu errichten, damit sie bei der Öffnung nach außen,
bei der Anziehung ausländischen Kapitals sowie für die
wirtschaftliche Entwicklung der Region eine Fensterfunktion
ausüben könnten.
Acht Jahre danach wurde die wirtschaftlich-technische
Erschließungszone Jiangning in Nanjing, Provinz Jiangsu,
gegründet. Im 70 km2 großen Erschließungsgebiet
sind bereits über 1000 Projekte aus 21 Ländern und Gebieten
angesiedelt worden und das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt
drei Milliarden US-Dollar. Sechs bekannte Universitäten
und fünf wichtige wissenschaftliche Forschungsinstitute bilden
den Kern des wissenschaftlich-technischen Uni-Parks und des
Zentrums für wissenschaftlich-technische Pionierarbeiten. In
Nanjing erhebt sich ein „Pudong“.
Rahmenbedingungen, die wie ein Magnet wirken
Die
Erschließungszone Jiangning weigerte sich von Anfang an,
zu einer „isolierten Insel“ zu werden. Sie hat sich als eine
moderne Zone positioniert. In der zehnjährigen Erschließung
durchlief der Aufbau der Rahmenbedingungen verschiedene Entwicklungsstufen.
In der Anfangsphase lautete das Entwicklungsziel:
Nicht nur Industriestandort, sondern auch Wohnviertel. Mit aufwendigen
Investitionen wurden in den folgenden sieben Jahren fünf Quartiere
für Ausbildung, Wohnen, Handel, Freizeitaktivitäten und
medizinische Betreuung gebaut.
Um ein gutes Investitionsumfeld zu schaffen,
wurden hoch qualifizierte Experten für die erstklassige Gestaltung
der biologischen Umwelt in der Erschließungszone engagiert.
300 Millionen Yuan wurden für Felsen, Wälder, Seen, Rasen,
Statuen und beleuchtete Springbrunnen eingesetzt. Die Grünfläche
macht 40% der Gesamtfläche aus. Die Erschließungszone
ist stolz darauf: „Es gibt einen harten Konkurrenzkampf um die
Ansiedlung von Projekten, trotzdem haben wir in der chemischen
Industrie kein einziges umweltschädliches Projekt zugelassen.“
Im Juni 2001 erhielt die Erschließungszone das ISO-14000-Zertifikat
für Umweltmanagement.
Gegenwärtig
hat man eine neue Idee für noch attraktivere Rahmenbedingungen:
Den Bau eines erstklassigen Wohnviertels, das zu einer High-Tech-Industriezone
passt. Dabei wird die harmonische Verbindung zwischen Mensch
und Natur weiter vervollkommnet. Daneben liegen die Schwerpunkte
in der Vervollständigung der Infrastruktur, d.h. im Ausbau
der medizinischen Betreuung, des Verkehrs und der Telekommunikation.
Die Vorhaben, das Stromnetz zu erneuern und die Kabel unterirdisch
anzulegen, werden das „Spinnengewebe“ in der Luft verschwinden
lassen.
Mit einem guten Umfeld zieht die Erschließungszone
wie ein Magnet zahlreiche Projekte und große Investitionen
an. Viele Multikonzerne wie Siemens, Ericsson und Fiat haben
in die Zone investiert. Für sie liegt ein wichtiger Grund im
guten Investitionsumfeld.
Wie kann man das Herz der Investoren gewinnen?
Die Investoren in der Erschließungszone
legen großen Wert auf zwei Punkte, nämlich auf das
harte und auf das weiche Umfeld. Beim letzten werden fast jedes
Jahr neue Maßnahmen ergriffen – so sind eine Reihe von
Mechanismen für Investitionen, den Kapital- und Personaleinsatz,
für Dienstleistungen und ein Anreizsystem errichtet worden.
Nur wenn dem Management und dem Service die
gleiche Aufmerksamkeit geschenkt werden, kann man das Herz der
Investoren gewinnen.
Seit der Gründung der Erschließungszone
wird beim Management das System der „drei Institutionen in einer
Einheit“ befolgt. Das heißt, für die Parteiarbeit, die
Verwaltung der Erschließungszone und die Leitung der Erschließungsgesellschaft
sind die gleichen Personen zuständig. Doch um die Weiterentwicklung
der Erschließungszone zu gewährleisten, entschloss
sich ihre Leitung, die Betriebe in Aktiengesellschaften zu überführen,
die administrativen Funktionen von der Betriebsleitung zu trennen
und sich bewusst nach der Marktwirtschaft zu richten.
Zur Zeit läuft die Umwandlung der Betriebe
in AGs auf Hochtouren. Viele bekannte staatliche Unternehmen
sind bereit, an diesem Prozess teilzunehmen. Voraussichtlich
wird die Arbeit Ende des Jahres beendet. Sie wird der Erschließungszone
flexible Strukturen und große Kapitalmengen verschaffen.
12 Millionen Yuan wurden in den Bau eines
Servicezentrums der Erschließungszone investiert, in dem
„One-Stop“-Service geboten wird. Wenn man das Servicezentrum
betritt, sieht man 21 Schalter, hinter denen über 50 Mitarbeiter
aus 21 Behörden für Industrie und Handel, Telekommunikation
und Umweltschutz u.a. sitzen. Für ein Projekt kann man in diesem
Servicezentrum innerhalb von nur 10 Tagen alle Formalitäten
erledigen. Die Leistungsfähigkeit des Zentrums kommt den
Investoren entgegen und entspricht den internationalen Handelsgepflogenheiten.
Der neue Dienstleistungsstandard hat das weiche Investitionsumfeld
erheblich verbessert und bringt den Investoren große Erleichterung.
Wo sich Fachkräfte niederlassen, geht
der Wohlstand auf
1997 wurde der Gebietsteil mit der schönsten
Umgebung in der Erschließungszone als Unterrichts- und
Forschungsbasis für sechs Universitäten aus Nanjing reserviert.
Danach investierte die Erschließungszone fast 200 Millionen
Yuan in den Bau des Wohnviertels „Gelehrtengarten Jiangnan“
seitlich des Gaohu-Parks. Die Wohnhäuser wurden zu Preisen,
die unter dem Selbstkostenpreis lagen, an Mitglieder der Chinesischen
Akademie der Wissenschaften und der Chinesischen Akademie der
Ingenieurswissenschaften in Nanjing, Professoren des „Changjiang“-Forschungsplans
und Gelehrte aus wichtigen wissenschaftlichen Fachgebieten der
Provinz Jiangsu verkauft. Nun studieren mehr als 30 000 Studenten
und wohnen Hunderte von Professoren, Gelehrten und Experten
hier.
Durch den Zuzug von Fachkräften wird
die wissenschaftlich-technische Entwicklung gefördert.
Viele bekannte ausländische Unternehmen wie Ericsson und
Siemens haben sich in der Erschließungszone niedergelassen.
Der Wissenschafts- und Technik-Park der Dongnan-Universität
wurde ebenfalls hier, mit einer Investitionssumme von hundert
Millionen Yuan, errichtet. Es folgten 14 Universitäten
und Forschungsinstitute wie die Universität für Luft- und
Raumfahrt Nanjing, die TU Nanjing und das Forschungsinstitut
Nr. 14 des Ministeriums für Informationsindustrie, die hier
Forschung betreiben, wissenschaftlich-technische Innovationen
hervorbringen und Spin-Off-Betriebe gründen. Inzwischen sind
die internationalen Multikonzerne, die hier Joint Ventures oder
eigene Firmen errichten wollen, auch bereit, ihre Forschungs-
und Entwicklungsinstitutionen in der Erschließungszone
anzusiedeln.
Um Vorteile aus der großen Dichte an
Fachkräften zu ziehen, errichtete die Erschließungszone
zusammen mit der Erziehungsbehörde der Provinz Jiangsu
das über 10 000 m2 große wissenschaftlich-technische
Zentrum für Pionierarbeiten, das als moderner und intelligenter
Brutkasten für mittlere und kleine wissenschaftlich-technische
Betriebe dient. Für Projekte mit eigenem Urheberrecht werden
Risikoinvestitionen oder Kredite gewährt und ein umfangreicher
Beratungsdienst für Firmengründungen und das Management geboten.
Zur Zeit gibt es in der Erschließungszone einige Dutzend
wissenschaftliche Forschungsprojekte. Viele kleine Betriebe,
die sich auf die Entwicklung von Software konzentrieren, wachsen
schnell.
Durch die Gründung des wissenschaftlich-technischen
Zentrums für Pionierarbeiten wird die rasche Entwicklung einiger
Hunderter mittlerer und kleiner privater technischer Betriebe
vorangetrieben. An ihnen lässt sich das starke wirtschaftliche
Wachstum ablesen. Der Anteil der mittleren und kleinen Betriebe
und der großen High-Tech-Unternehmen an der Produktionsmenge,
dem Umsatz und den Steuern der Erschließungszone macht
zwischen 65% und 80% aus. 2001 betrugen die Gesamteinnahmen
aus dem technischen, industriellen und Handelsbereich 20,235
Milliarden Yuan, und die Ausfuhren brachten 160 Millionen US-Dollar
ein.
Xi Tongfu, ständiges Mitglied des Parteikomitees
des Bezirks Jiangning und Generalmanager der Erschließungszone,
verglich die Entwicklung der Erschließungszone mit dem
Wachstum eines Menschen: die Entwicklung der Betriebe entspricht
der Stärkung des Knochengerüsts, die Ansiedlung der Universitäten
ist wie die Herausbildung des Gehirns und die Verstädterung
bedeutet die allseitige Entwicklung.