August 2002
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Wirtschaft

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Die Erschließungszone Jiangning, Nanjings „Pudong“

Die Erschließungszone Jiangning, Nanjings „Pudong“

Von Wu Xinyi und Gao Yan

Ende 1984 beschloss die chinesische Regierung, in 14 industriellen Hafenstädten wie Dalian, Tianjin, Shanghai und Guangzhou Erschließungszonen zu errichten, damit sie bei der Öffnung nach außen, bei der Anziehung ausländischen Kapitals sowie für die wirtschaftliche Entwicklung der Region eine Fensterfunktion ausüben könnten.

Acht Jahre danach wurde die wirtschaftlich-technische Erschließungszone Jiangning in Nanjing, Provinz Jiangsu, gegründet. Im 70 km2 großen Erschließungsgebiet sind bereits über 1000 Projekte aus 21 Ländern und Gebieten angesiedelt worden und das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt drei Milliarden US-Dollar. Sechs bekannte Universitäten und fünf wichtige wissenschaftliche Forschungsinstitute bilden den Kern des wissenschaftlich-technischen Uni-Parks und des Zentrums für wissenschaftlich-technische Pionierarbeiten. In Nanjing erhebt sich ein „Pudong“.

Rahmenbedingungen, die wie ein Magnet wirken

Die Erschließungszone Jiangning weigerte sich von Anfang an, zu einer „isolierten Insel“ zu werden. Sie hat sich als eine moderne Zone positioniert. In der zehnjährigen Erschließung durchlief der Aufbau der Rahmenbedingungen verschiedene Entwicklungsstufen.

In der Anfangsphase lautete das Entwicklungsziel: Nicht nur Industriestandort, sondern auch Wohnviertel. Mit aufwendigen Investitionen wurden in den folgenden sieben Jahren fünf Quartiere für Ausbildung, Wohnen, Handel, Freizeitaktivitäten und medizinische Betreuung gebaut.

Um ein gutes Investitionsumfeld zu schaffen, wurden hoch qualifizierte Experten für die erstklassige Gestaltung der biologischen Umwelt in der Erschließungszone engagiert. 300 Millionen Yuan wurden für Felsen, Wälder, Seen, Rasen, Statuen und beleuchtete Springbrunnen eingesetzt. Die Grünfläche macht 40% der Gesamtfläche aus. Die Erschließungszone ist stolz darauf: „Es gibt einen harten Konkurrenzkampf um die Ansiedlung von  Projekten, trotzdem haben wir in der chemischen Industrie kein einziges umweltschädliches Projekt zugelassen.“ Im Juni 2001 erhielt die Erschließungszone das ISO-14000-Zertifikat für Umweltmanagement.

Gegenwärtig hat man eine neue Idee für noch attraktivere Rahmenbedingungen: Den Bau eines erstklassigen Wohnviertels, das zu einer High-Tech-Industriezone passt. Dabei wird die harmonische Verbindung zwischen Mensch und Natur weiter vervollkommnet. Daneben liegen die Schwerpunkte in der Vervollständigung der Infrastruktur, d.h. im Ausbau der medizinischen Betreuung, des Verkehrs und der Telekommunikation. Die Vorhaben, das Stromnetz zu erneuern und die Kabel unterirdisch anzulegen, werden das „Spinnengewebe“ in der Luft verschwinden lassen.

Mit einem guten Umfeld zieht die Erschließungszone wie ein Magnet zahlreiche Projekte und große Investitionen an. Viele Multikonzerne wie Siemens, Ericsson und Fiat haben in die Zone investiert. Für sie liegt ein wichtiger Grund im guten Investitionsumfeld.

Wie kann man das Herz der Investoren gewinnen?

Die Investoren in der Erschließungszone legen großen Wert auf zwei Punkte, nämlich auf das harte und auf das weiche Umfeld. Beim letzten werden fast jedes Jahr neue Maßnahmen ergriffen – so sind eine Reihe von Mechanismen für Investitionen, den Kapital- und Personaleinsatz, für Dienstleistungen und ein Anreizsystem errichtet worden.

Nur wenn dem Management und dem Service die gleiche Aufmerksamkeit geschenkt werden, kann man das Herz der Investoren gewinnen.

Seit der Gründung der Erschließungszone wird beim Management das System der „drei Institutionen in einer Einheit“ befolgt. Das heißt, für die Parteiarbeit, die Verwaltung der Erschließungszone und die Leitung der Erschließungsgesellschaft sind die gleichen Personen zuständig. Doch um die Weiterentwicklung der Erschließungszone zu gewährleisten, entschloss sich ihre Leitung, die Betriebe in Aktiengesellschaften zu überführen, die administrativen Funktionen von der Betriebsleitung zu trennen und sich bewusst nach der Marktwirtschaft zu richten.

Zur Zeit läuft die Umwandlung der Betriebe in AGs auf Hochtouren. Viele bekannte staatliche Unternehmen sind bereit, an diesem Prozess teilzunehmen. Voraussichtlich wird die Arbeit Ende des Jahres beendet. Sie wird der Erschließungszone flexible Strukturen und große Kapitalmengen verschaffen.

12 Millionen Yuan wurden in den Bau eines Servicezentrums der Erschließungszone investiert, in dem „One-Stop“-Service geboten wird. Wenn man das Servicezentrum betritt, sieht man 21 Schalter, hinter denen über 50 Mitarbeiter aus 21 Behörden für Industrie und Handel, Telekommunikation und Umweltschutz u.a. sitzen. Für ein Projekt kann man in diesem Servicezentrum innerhalb von nur 10 Tagen alle Formalitäten erledigen. Die Leistungsfähigkeit des Zentrums kommt den Investoren entgegen und entspricht den internationalen Handelsgepflogenheiten. Der neue Dienstleistungsstandard hat das weiche Investitionsumfeld erheblich verbessert und bringt den Investoren große Erleichterung.

Wo sich Fachkräfte niederlassen, geht der Wohlstand auf

1997 wurde der Gebietsteil mit der schönsten Umgebung in der Erschließungszone als Unterrichts- und Forschungsbasis für sechs Universitäten aus Nanjing reserviert. Danach investierte die Erschließungszone fast 200 Millionen Yuan in den Bau des Wohnviertels „Gelehrtengarten Jiangnan“ seitlich des Gaohu-Parks. Die Wohnhäuser wurden zu Preisen, die unter dem Selbstkostenpreis lagen, an Mitglieder der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Chinesischen Akademie der Ingenieurswissenschaften in Nanjing, Professoren des „Changjiang“-Forschungsplans und Gelehrte aus wichtigen wissenschaftlichen Fachgebieten der Provinz Jiangsu verkauft. Nun studieren mehr als 30 000 Studenten und wohnen Hunderte von Professoren, Gelehrten und Experten hier.

Durch den Zuzug von Fachkräften wird die wissenschaftlich-technische Entwicklung gefördert. Viele bekannte ausländische Unternehmen wie Ericsson und Siemens haben sich in der Erschließungszone niedergelassen. Der Wissenschafts- und Technik-Park der Dongnan-Universität wurde ebenfalls hier, mit einer Investitionssumme von hundert Millionen Yuan, errichtet. Es folgten 14 Universitäten und Forschungsinstitute wie die Universität für Luft- und Raumfahrt Nanjing, die TU Nanjing und das Forschungsinstitut Nr. 14 des Ministeriums für Informationsindustrie, die hier Forschung betreiben, wissenschaftlich-technische Innovationen hervorbringen und Spin-Off-Betriebe gründen. Inzwischen sind die internationalen Multikonzerne, die hier Joint Ventures oder eigene Firmen errichten wollen, auch bereit, ihre Forschungs- und Entwicklungsinstitutionen in der Erschließungszone anzusiedeln.

Um Vorteile aus der großen Dichte an Fachkräften zu ziehen, errichtete die Erschließungszone zusammen mit der Erziehungsbehörde der Provinz Jiangsu das über 10 000 m2 große wissenschaftlich-technische Zentrum für Pionierarbeiten, das als moderner und intelligenter Brutkasten für mittlere und kleine wissenschaftlich-technische Betriebe dient. Für Projekte mit eigenem Urheberrecht werden Risikoinvestitionen oder Kredite gewährt und ein umfangreicher Beratungsdienst für Firmengründungen und das Management geboten. Zur Zeit gibt es in der Erschließungszone einige Dutzend wissenschaftliche Forschungsprojekte. Viele kleine Betriebe, die sich auf die Entwicklung von Software konzentrieren, wachsen schnell.

Durch die Gründung des wissenschaftlich-technischen Zentrums für Pionierarbeiten wird die rasche Entwicklung einiger Hunderter mittlerer und kleiner privater technischer Betriebe vorangetrieben. An ihnen lässt sich das starke wirtschaftliche Wachstum ablesen. Der Anteil der mittleren und kleinen Betriebe und der großen High-Tech-Unternehmen an der Produktionsmenge, dem Umsatz und den Steuern der Erschließungszone macht zwischen 65% und 80% aus. 2001 betrugen die Gesamteinnahmen aus dem technischen, industriellen und Handelsbereich 20,235 Milliarden Yuan, und die Ausfuhren brachten 160 Millionen US-Dollar ein.

Xi Tongfu, ständiges Mitglied des Parteikomitees des Bezirks Jiangning und Generalmanager der Erschließungszone, verglich die Entwicklung der Erschließungszone mit dem Wachstum eines Menschen: die Entwicklung der Betriebe entspricht der Stärkung des Knochengerüsts, die Ansiedlung der Universitäten ist wie die Herausbildung des Gehirns und die Verstädterung bedeutet die allseitige Entwicklung.

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