August 2002
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Wirtschaft

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Reise in das „Bambusdorf“ Anji in der Provinz Zhejiang

Von Wu Xinyi und Jia Lan

Der Entwicklungsweg der Armutsgebiete in China ist genau wie ein Bergpfad. Aus der Ferne kann man ihn knapp erkennen. In der Tat aber ist er voller Windungen und Kurven. So blieb den Bewohnern von Gebirgsgegenden nichts anderes übrig, als ein hartes Leben zu führen. Denn wegen natürlicher Beschränkungen konnten in den Gebirgsgegenden nur die Agrar- und die Forstwirtschaft entwickelt werden. Um die Menschen aus der Armut zu befreien, versuchte man einst, Industrie anzusiedeln. Leider war der Preis zu hoch: Der blaue Himmel verschwand, es gab keine klaren Flüsschen mehr, und das Ackerland wurde verseucht… Man fragt sich, ob wirtschaftliche Entwicklung zwingend die Verschmutzung der Umwelt mit sich bringt?

Anji, ein Kreis im Nordwesten der Provinz Zhejiang, hat aber einen neuen Weg zum Wohlstand eingeschlagen: Es setzt auf die Entwicklung der Öko-Landwirtschaft, der Öko-Industrie und des Öko-Tourismus.

Straßenverbindung zur Außenwelt

Anji nimmt eine Fläche von 1886 Quadratkilometern ein, wovon eine Million Mu (15 Mu = 1 ha) auf den Bambusanbau entfällt. Deshalb wird Anji als die Heimat des Bambus bezeichnet.

Der Kreis Anji ist ein Versuchsstandort für die Errichtung einer ökologischen Zone nationalen Ranges. Er ist von Bergen umgegeben, und zahlreiche Flüsschen verteilen sich über dem ganzen Kreis. 75% der gesamten Fläche ist von Pflanzen bedeckt. Hier gibt es frische Luft und klares Wasser. Darauf sind die Einwohner sehr stolz.

Anji liegt nur 223 km von der Metropole Shanghai und 65 km von der bekannten Tourismusstadt Hangzhou entfernt. Bis Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts brauchte man mit dem Bus aber noch über zwei Stunden für die Strecke von Anji nach Hangzhou. Wegen der ungünstigen Verkehrslage entwickelte sich die Wirtschaft in Anji auch nur sehr langsam.

„Willst du reich werden, baue Straßen“, lautet einer der allgegenwärtigen Slogans auf dem Land. Nach 1997 hat man die Landesstraße Nr. 318 sowie kleinere Provinzstraßen nach Hangzhou und Huzhou angelegt. Zur Zeit braucht man von Anji nach Shanghai, Nanjing oder Suzhou mit dem Auto nur drei Stunden. Die Fahrzeit von Anji nach Hangzhou oder Huzhou dauert weniger als eine Stunde.

Tourismus in Anji

Das Öko-Tourismus-Gebiet macht 1/10 der gesamten Fläche des Kreises Anji aus.

Anji ist bekannt für Bambus. Jedes Jahr werden hier 12 Millionen Bambusstöcke geerntet. Anji steht damit an der Spitze des ganzen Landes. Hier liegt der größte Bambusgarten Chinas, dem von in- und ausländischen Experten die kompletteste Sammlung von Bambusarten bescheinigt wird. Dieser Garten ist eine Forschungsbasis für Bambus. Viele Delegationen von INBAR, dem internationalen Netzwerk für Bambus und Rattan, und ausländische Experten haben ihn besucht. Er wird „das größte Bambusreich Asiens“ genannt.

Die Einwohner in Anji sind sehr stolz auf die schöne Umgebung mit dem klaren Wasser und den grünen Bergen. Im Naturschutzgebiet Longwanshan liegt die Quelle des Huangpu-Flusses. In einem 12 000 Mu großen Urwald sind zahlreiche seltene Tiere und Pflanzen beheimatet, die unter staatlichem Schutz stehen. Das Pumpspeicherkraftwerk im Landschaftsgebiet Tianhuangping, das größte seiner Art in Asien und das zweitgrößte der Welt, fügt sich äußerst harmonisch in die schöne Umgebung ein. Die Gegend ist deshalb ein Versuchsgebiet, wo die Entwicklung der Industrie und des Tourismus aufeinander abgestimmt werden sollen.

Im Jahr 2001 haben 1,4 Millionen in- und ausländische Touristen Anji besucht. Die Tourismus-Einnahmen erreichten 310 Millionen Yuan, das entsprach 6,1% des gesamten Bruttoinlandsprodukts von Anji. Es gibt Pläne für einen Öko-Garten in Huxi mit einer Gesamtfläche von 20 km2, der von einer britischen Firma angelegt werden soll. Kreisvorsteher Qian Kunfang sagt: „Obwohl Anji im Berggebiet liegt, übt er eine große Anziehungskraft auf Touristen und Investoren aus.“

Öko-Landwirtschaft und Öko-Industrie

Bei der Entwicklung des Öko-Tourismus wird in Anji auch großer Wert auf die Entwicklung der Öko-Landwirtschaft und -Industrie gelegt. Mit den Vorzügen bezüglich natürlicher Ressourcen, wie dem günstigen Klima und der schönen Umgebung, setzt Anji vor allem auf natürliche Produkte wie Bambussprossen, Tee, Gemüse und Zierpflanzen. Farmen für die Herstellung von Bio-Produkten wurden gegründet, und Märkte für die Agrarprodukte und den Großhandel wurden ins Leben gerufen. Außerdem wurde ein Ziergarten angelegt, wo man die Ferien genießen kann.

Zur Zeit liegt der Marktanteil der Bioprodukte in Anji bei 40%. Der Verkaufspreis für "Weißen Tee" aus Anji ist beispielsweise höher als für Longjing-Tee, weil sein Qualitätsindex der internationalen Norm entspricht. Dank der Entwicklung der Bio-Produkte ist das Jahreseinkommen der Bauern von 3708 Yuan im Jahre 1998 auf 4556 Yuan im vorigen Jahr gestiegen.

Bei der Entwicklung der Industrie wird ein „kettenformiges“ Ökosystem aufgebaut. Die Industrie für die Herstellung von Bambusprodukten ist seit alter her die wirtschaftliche Stütze des Kreises. Bambus bringt nicht nur Nahrungsmittel, Kunsthandwerksprodukte und Baumaterialien hervor, sondern seine früher unbrauchbaren Reste können heute ebenfalls verwertet werden. Zur Zeit werden Bambusprodukte aus Anji in mehr als 20 Länder in Südostasien, Europa und Amerika exportiert. Etwa 1/4 des gesamten industriellen und landwirtschaftlichen Produktionswertes stammt von Bambusprodukten.

Die schöne Umwelt zieht zahlreiche in- und ausländische Investoren an. Allein im Jahr 2001 wurden mehr als 50 Millionen US-Dollar in Anjian angelegt. Bei der Einfuhr ausländischen Kapitals hielt die Kreisregierung am Prinzip fest, dass nur Unternehmen, die keine umweltverschmutzenden Projekte verwirklichen, sich in Anji ansiedeln dürfen.

Dank solchen Maßnahmen sind große Fortschritte nicht nur bei der Wirtschaftsentwicklung, sondern auch beim Umweltschutz gemacht worden. Die Kreisregierung hat sich das Ziel gesetzt, Anji zu einem schönen Garten zu machen, damit immer mehr Menschen aus der Stadt hierher kommen, um Kapital anzulegen oder einfach ihre Ferien zu genießen.

Anji, eine grüne Perle in Ostchina, heißt alle in- und ausländischen Investoren und Touristen herzlich willkommen.

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