Yibin
– eine Stadt im Bambusmeer
Von
Jia Lan

Die Stadt Yibin mit
einer Fläche von 3283 qkm liegt am südlichen Rand des Sichuan-Beckens.
Hier fließen die Nebenflüsse des Yangtse, der Jinshajiang
und der Minjiang, in den Hauptstrom. Yibin ist bekannt vor allem
für seine mehr als 3000-jährige Alkoholherstellungsgeschichte.
Die bekannteste Schnapsmarke heißt Wuliangye. Dank eines
feuchten Klimas wachsen in Yibin auf einer Fläche von über
einer Million Mu (15 Mu = 1 Hektar) immergrüne Bambusse. Vor
kurzem wurde hier das 3. Bambusfest Chinas erfolgreich beendet.
Auf
der Bambusmesse dieses Festes habe ich einen jungen Mann namens
Wang Fangrong kennen gelernt, der seine Bambuswurzelschnitzereien
ausstellte. Er erzählte, dass Bambuswurzeln früher nur
als Brennstoff benutzt wurden. Heute arbeitet Wang Fangrong
als Direktor mit über zehn anderen jungen Männern des Dorfes
unter Anleitung eines Professors der bildenden Kunst in der
Fabrik für Bambuswurzelschnitzerei, die von ihnen selbst gegründet
wurde. Das Jahresabsatzvolumen der Fabrik beträgt 500 000
Yuan. Der Statistik zufolge gibt es in der Umgebung der Stadt
Yibin mehr als 120 000 Bauernfamilien, die jährlich durch
die Bambusindustrie über 80 Millionen Yuan verdienen.
Seit alters her ist
der Bambus ein Lieblingsthema von Dichtern und Literaten. Durch
dieses Bambusfest haben in- und ausländische Gäste
die Bambuskultur gut kennen gelernt. Besonders erwähnenswert
ist Wang Wei, ein Experte für Musikinstrumente aus Bambus. Er
kann nicht nur solche Musikinstrumente herstellen, sondern hat
auch eine Musikgruppe gegründet.
Das Bambusmuseum
von Yibin ist das einzige seiner Art in China. Hier werden verschiedenste
getrocknete Bambusse und Kulturgegenstände aus Bambus ausgestellt.


INBAR (international
network for bamboo and rattan) ist die erste internationale
Organisation, die ihre Zentrale in China hat. Während des
3. Bambusfestes habe ich Ian R. Hunter, den zuständigen
Mitarbeiter des INBAR, interviewt. Er erzählte, dass die
Bauern in den südwestlichen Gebieten Chinas auf jedem Hektar
mit Bambus jährlich ein Einkommen von 15 000 US-Dollar
erzielen können und in den letzten zehn Jahren sich das
Exportvolumen Chinas von Bambusartikeln versiebenfacht hat.
INBAR
ist der Veranstalter der drei bisherigen Bambusfeste. Zum 3.
Bambusfest in Yibin hat es Gäste aus mehreren Ländern,
darunter Diplomaten, Experten und Gelehrte, eingeladen.
Der Bambus ist eine
wertvolle Industriepflanze und ein Nahrungsmittellieferant.
Die Bambussprosse ist essbar. Der ausgewachsene Bambus wird
allgemein als Baumaterial verwendet. Darüber hinaus kann man
mit Bambus Papier, kunstgewerbliche Produkte und Gebrauchsartikel
herstellen.
Die 1944 gegründete
Papierherstellungsgruppe Yibin ist bekannt für die maschinelle
Herstellung des ersten Blattes Zeitungspapier in China. Heute
werden hier jährlich 130 000 t Papier aus Bambus produziert.
Damit ist die Gruppe das größte Papierunternehmen
in Südwestchina.
Statistischen Angaben
zufolge muss China jährlich fünf Milliarden US-Dollar ausgeben,
um für die Papierherstellung Holzbrei zu importieren. Wenn der
Holzbrei durch Bambusbrei ersetzt wird (das technische Problem
hat man schon gelöst), können nicht nur die Kosten
der Papierherstellung reduziert, sondern auch Devisen gespart
werden, so meinen Experten.
Vor 20 Jahren betrug
die Fläche des Stadtgebiets von Yibin nur ca. vier qkm,
bis heute ist sie auf ein Vielfaches angewachsen. Dank der schnellen
Wirtschaftsentwicklung haben sich auch die Verkehrsbedingungen
in Yinbin stark verbessert. Beispielsweise hat sich die Fahrzeit
von Yinbin nach Chongqing oder Chengdu von früher acht Stunden
durch die Autobahnverbindung auf zwei Stunden verkürzt. Der
Flughafen hat wöchentlich 15 planmäßige Flüge
und der neu gebaute Hafen am Yangtse ist in Betrieb genommen
worden.