Februar 2002
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Wirtschaft

 

Der helle Weg eines blinden Elektromechanikers

 Zusammengestellt von Gao Zhuan

Der vorliegende Text beruht u .a. auf dem Bericht über Jiao Zhaolei in der Zeitung Zuojia Wenzhai. 

Jiao Xiaotong, dessen Heimat auf einem Hügelland am Yangtse liegt, wurde 1957 in einer Bauernfamilie in der Provinz Anhui geboren. In seinem 6. Lebensjahr hat  er wegen mangelhafter Ernährung eine böse Krankheit durchmachen müssen, danach wurde er vollkommen blind. Durch diesen Schicksalsschlag wurde die Welt für ihn in Dunkelheit getaucht, doch der  unbeugsame Bauernsohn ist mit unbändigem Willen einen hellen Weg gegangen.

Die Eltern haben, damit er später keine Last für die Familie blieb und  seinen Lebensunterhalt selbst verdienen konnte, einen Wahrsager gebeten, dem Jungen das Geschick des Wahrsagens beizubringen. Der Sohn lehnte es aber entschieden ab und meinte, dass die Wahrsagerei  betrügerisch ist,  und er wollte ein für die Gesellschaft nützlicher Mensch sein. Sein älterer Bruder tröstete ihn damit, dass er ihn lebenslang ernähren kann. Der Junge fasste aber den Willen, eine eigene Existenz aufzubauen. Symbolisch hat er seine Eltern gebeten, ihm einen neuen Namen zu geben, seitdem trägt er den sprechenden Namen: Jiao Zhaolei (Licht und Aufrichtigkeit).

Um das Alltagsleben der Familie zu erleichtern, versuchte er zuerst Brennholz auf dem Hügel zu schlagen. Er hat den Hin-und Rückweg Stück für Stück abgetastet.   Nach einiger Zeit kannte er sich schon in der umliegenden  Landschaft im Umkreis von fünf km aus und konnte sagen, wo Gruben liegen und große Steine stehen. Durch diesen gelungenen Gehversuch konnte er an einem Tag über 100 kg Brennholz nach Hause bringen.

Der blinde junge Mann war dadurch ermutigt und versuchte dann im Fluss zu fischen. Man sagt, dass die Behinderten eine sog. „Kompensationsfähigkeit“ haben. Bei Jiao Zhaolei geht es aber um vieles mehr. Nachdem er sein Sehvermögen verloren hatte, hat er sich durch verschiedene Übungen ein scharfes Gehör und geschickte handwerkliche Fähigkeiten erworben. Er konnte die Windrichtung, der Strömungsverhältnisse und mit Hilfe einer Schnur die Entfernung feststellen. In der tiefen Nacht fuhr er mit einem kleinen Boot auf den Fluss und sprang ins Wasser. Jedes Mal konnte er einige Dutzend kg Fisch nach Hause bringen. Da der Winter auch im Süden kalt ist, entfachte sein Bruder ein Lagerfeuer am Strand, Jiao fischte eine Weile im Fluss, und dann wärmte er sich am Feuer. Das kalte Wasser hat seinen Körper und seinen Willen gestählt,  selbst bei minus 4 Grad konnte er im Yangtse fischen. Der gestählte junge Mann hat zweimal sogar Menschen im Fluss vor dem Ertrinken gerettet.  

Nachdem Jiao Zhaoleis Bruder Abitur gemacht und bei einem Meister mit einer Lehre angefangen hatte, machte er heimlich mit. Denn durch die Reparatur eines Elektromotors verdiente man mehr als mit einigen Dutzend kg Fische. Wenn sein Bruder einen Motor auseinandernahm, ertastete er seine Bestandteile und fragte sorgfältig nach den Namen. Nach einiger Zeit hat er sich alle Bestandteile gemerkt und konnte sie beim Namen nennen.

Um die Mechanismen eines Elektromotors zu verstehen, versuchte er auf einem 50 cm breiten und 20 cm langen Brett die elektromagnetische Induktion eines Elektromotors mit Bambusstäbchen zu  „zeichnen“. Mit Hilfe eines Neffen hat er die elektromagnetische Induktion und den Querschnitt der Induktion sowie das Prinzip des Stroms verstanden. Nun war Jiao Zhaolei in der Lage, einen Elektromotor auseinandernehmen und zusammensetzen, er wartete auf  eine Chance, sein Wissen anzuwenden.

An einem Wintertag 1982 brachte ein Bauer aus der Stadt Guichi einen Elektromotor zu Jiao Zhaolei zur Reparatur. Zufälligerweise war Jiao Zhaoleis Bruder nicht zuhause. Er hat das Geschäft angenommen und versprach dem Kunden, innerhalb einer Woche die Maschine wieder funktionsfähig zu machen. Er nahm sofort den Motor auseinander und reparierte die defekten Stellen. Die Reparatur ist ihm gelungen. Das war der erste Elektromotor, den er repariert hatte. Dafür hatte er vorher drei Jahre lang geübt.

Da sein Bruder von seinem Können überzeugt war, hat er ihm dann das Buch Reparatur von Elektromotoren vorgelesen. Danach hat er unter der Anleitung seines Bruders große handwerkliche Forschritte gemacht. Er kann nicht nur Elektromotoren, sondern auch Pumpen, Ventilatoren und Kühlschränke und viele andere Haushaltegeräte wieder funktionsfähig machen.

Im Februar 1983 hat Jiao Zhaolei die nach seinem  Namen benannte Reparaturwerkstatt eröffnet. Das war die erste von einem Blinden betriebene Reparaturwerkstatt im ganzen Land. Seither hat er über 15 000 elektrische Geräte repariert, die zum Teil importierte Waren waren.

Gerade wegen Jiao Zhaoleis menschlicher Qualität und fachlicher Fertigkeit hat sich ein Mädchen namens Zhou Lanzhen in ihn verliebt. Jiao legte seiner Freundin nahe, sich gut die Folgen einer Ehe mit einem Blinden zu überlegen. Zhou blieb eisern. Auch Zhous Eltern aus dem Land waren anfangs dagegen. Aber nachdem sie das Leben und die Taten von Jiao Zhaolei erfahren haben, änderten sie ihre Meinung: „Er ist ein prima Kerl“,  sagten sie. Die Hochzeit wurde feierlich ausgerichtet, der Kreisvorsteher hat die Trauung abgehalten. Heute hat Jiao Zhaolei eine glückliche Familie mit zwei gesunden Kindern und führt sein Geschäft fort.  

Bei der Auszeichnungsversammlung im Mai 1996 wurde der außerordentliche Mechaniker von Staatspräsident Jiang Zeming empfangen. Dieser schüttelte ihm die Hand und sagte: „Was für Hände sind das! An den Händen lässt sich die mühevolle Reparaturarbeit in den letzten über zehn Jahren ablesen. Das dicke Schmieröl ist im Lauf der Jahre in die Haut eingedrungen. Diese Hände sind ein mustergültiges Beispiels der Bewältigung eines Schicksalsschlages.“ Der Staatspräsident ermutigte ihn zu weiterem Erfolg.

Ende 1997 ist  Jiao Zhaolei ins Guinness-Rekordbuch aufgenommen worden, als der blinde Mann, der in der Welt die meisten Elektromotoren repariert hat.

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