Die
Chinesische Nationalbibliothek in Beijing
Die Chinesische Nationalbibliothek in Beijing
ist die größte Staatsbibliothek mit dem umfangreichsten Bücherbestand
in China. Der Baukomplex, den ein ausgeprägter nationaler
Stil auszeichnet, liegt am Fluß Gaolianghe im Nordwesten
Beijings neben dem Purpurbambuspark. Der frühere Sitz der Nationalbibliothek
in der Wenjin-Straße am Ufer des Beihai-Sees beherbergt
heute eine Zweigstelle der Bibliothek.
Im September 1983 wurde mit dem Bau der neuen
Bibliothek begonnen, im Oktober 1987 wurde sie eröffnet.
Mit einer Baufläche von 140 000 qm nimmt sie eine Gesamtfläche
von 7,42 ha ein. Zusammen mit ihrer Zweigstelle hat die Nationalbibliothek
eine gesamte Baufläche von 170 000 qm. Sie kann 20 Millionen
Bücher unterbringen und verfügt über 30 Lesesäle mit über
3000 Sitzen.
Die Vorläuferin der Chinesischen Nationalbibliothek
war die Ende der Qing-Dynastie (1909) gegründete Hauptstadt-Bücherei,
die 1912, ein Jahr nach der bürgerlich-demokratischen Xinhai-Revolution,
eröffnet wurde. Ihr Bücherbestand umfaßte u.a. Werke
der Kaiserlichen Bücherei der Ming-Dynastie vor mehr als 500 Jahren
- der Halle der Literarischen Blüte (Wenyuange), und sogar der
Kaiserlichen Bücherei der Südlichen Song-Dynastie vor mehr als
750 Jahren - der Jixi-Halle. Bis zur Gründung der Volksrepublik
China im Jahre 1949 hatte die Bibliothek einen Bücherbestand von
1,4 Millionen Bänden angesammelt. Von den jetzt in der Nationalbibliothek
aufbewahrten 16 Millionen Büchern wurden die meisten also nach
der Gründung des Neuen China angeschafft. Der Bücherbestand der
Nationalbibliothek nimmt jetzt den fünften Platz aller Bibliotheken
der Welt ein.
Mit ihren über 3500 Schildkrötenpanzern
und Tierknochen mit Orakelinschriften aus den Ruinen der Yin-Zeit
verfügt die Chinesische Nationalbibliothek über die größte
Sammlung solcher frühen Schriften der Welt. Ferner hat die Bibliothek
einen großen Bestand alter und neuer Atlanten aus China
und anderen Ländern sowie eine Fülle von Büchern der nationalen
Minderheiten Chinas gesammelt. Sie verfügt über mehr als 260 000
Raritäten aus dem Alten China, darunter in den Dunhuang-Grotten
entdeckte Bücher, das Jin Zang aus Zhaocheng, die Yongle
Dadian (Enzyklopädie von Yongle) und die Siku Quanshu
(Enzyklopädie in vier Abteilungen), sowie über rund zwei
Millionen mit Fäden geheftete Bücher aus alten Zeiten. Die
Bibliothek ist damit eine kulturelle Schatzkammer des Volkes.
Die Chinesische Nationalbibliothek legt auch
großen Wert auf die Anschaffung ausländischer Publikationen.
Ihr Bücherbestand umfaßt jetzt bereits mehr als 2,5 Millionen
fremdsprachige Bücher. Hinzu kommen über 36 000 Zeitschriften
und über 1400 Zeitungen anderer Länder. Publikationen in
englischer, russischer, japanischer, französischer und deutscher
Sprache machen davon die Mehrzahl aus.
Die Bibliothek hat ferner zahlreiche Zeitschriften
und Zeitungen aus der Neuzeit Chinas gesammelt, so die 1904 gegründete
Zeitschrift Dongfang Zazhi (Der Osten) und die Zeitungen
Min Bao (Volkszeitung), Shi Wu (Aktuell) und Shen
Bao (Shanghaier Zeitung). Außerdem besitzt die Bibliothek
Dokumentationen in mehr als 20 Schriften der nationalen Minderheiten
Chinas aus alten Zeiten und der Gegenwart.
Seit 1949 hat die Bibliothek auch eine große
Menge von revolutionären Dokumenten gesammelt, darunter Raritäten
wie beispielsweise Originalbriefe von Karl Marx und Friedrich
Engels, Das Kapital in der ersten deutschsprachigen Ausgabe
von 1868, die Schrift Was tun? von Lenin in der ersten
russischen Ausgabe, Über die Neue Demokratie von Mao
Zedong in Holzschnitt-Ausgabe. Schließlich werden auch Manuskripte
der Werke von Lu Xun, Guo Moruo, Mao Dun, Ba Jin und anderen hier
verwahrt.
In den letzten Jahren hat die Bibliothek ein
optimales System für die Sammlung und Zirkulation der Bücher entwickelt.
Mikrofilme und Computer ermöglichen einen schnellen Zugriff
zu gewünschten Titeln. Die Bibliothek steht jetzt mit ihrem umfassenden
Service, der vom Bücherverleih bis zu fachspezifischen Informationen
reicht, jedermann zur Verfügung. Häufig finden auch Vortragsveranstaltungen
und Ausstellungen statt.
Als staatliche Institution ist die Bibliothek
auch zuständig für den im Rahmen von Kulturaustausch-Verträgen
mit anderen Ländern abzuwickelnden Austausch von Publikationen.
Sie empfängt oft ausländische Experten des Bibliothekswesens
und organisiert regelmäßig Seminare und Symposien,
auf denen Erfahrungen hinsichtlich der Bibliotheksarbeit und der
Verwaltung ausgetauscht werden. Umgekehrt entsendet die Bibliothek
häufig die Mitarbeiter zu den von internationalen Organisationen
veranstalteten Konferenzen. Zur Zeit unterhält sie immer
regere Austauschbeziehungen mit mehr als 1000 Bibliotheken, Universitäten
und anderen Institutionen in rund 100 Ländern.