Beijing
präsentiert sein
neues Antlitz
Chinas
Hauptstadt auf dem Weg zu einer modernen Weltmetropole
DER
Chinesische Jahrhundertaltar, das neue Gebäude der Staatsbibliothek
und der „Platz der Zeit“ zählen zu den neuen Sehenswürdigkeiten
Beijings. Mit der Umgestaltung der Stadt in den letzten fünf Jahren
änderte Beijing sein Aussehen entschieden. Man ist immer
mehr dabei, die chinesische Hauptstadt zu einer modernen internationalen
Metropole umzugestalten.
Die Verwandlung der Wangfujing-Straße
Die
Geschäftsstraße Wangfujing, auch „Goldene Straße“
genannt, hat eine Geschichte von über 700 Jahren. Bis zur Mitte
der 80er Jahre war sie die erste Wahl der Konsumenten in Beijing.
Baihuodalou, das größte und bekannteste Warenhaus an
dieser Straße, war damals Beijings modernstes Kaufhaus mit
dem reichsten Angebot. An den Festtagen wimmelte es hier von Einkäufern.
Man stand Schlange.
Mit dem Ende der Zeit der Planwirtschaft
war auch der Mangel an Waren vorbei, und infolge der erhöhten
Kaufkraft wurden nun neue große Kaufhäuser gebaut und
alte Warenhäuser modernisiert. Plötzlich geriet die alte
Wangfujing-Straße ins Hintertreffen. Sie verlor gegenüber
den neuen Einkaufsstätten, die sich in weltstädtischer
Eleganz präsentierten, an Attraktivität.
Eines
der wichtigen Projekte der Stadtregierung im Zuge der Modernisierung
Beijings ist der Umbau traditioneller Geschäftsstraßen,
und das aufwendigste dieser Projekte war die Umgestaltung der Wangfujing.
Dabei hat man sich die Fifth Avenue in New York, die Champs-Elysees
in Paris und die Geschäftsstraße Ginza in Tokio als Vorbilder
genommen. Die neue Wangfujing besticht durch bepflanzte Flächen,
Blumenbeete, Springbrunnen, bunte Laternen und hübsche Sitzgruppen.
Beim Fotografieren nehmen viele Leute aufgestellte Bildhauerarbeiten,
die den Stil des alten Beijing widerspiegeln, und die 1905 gebaute
und frisch renovierte Kirche als Hintergrund. Vor dem Eingang des
Sportartikelgeschäfts Lischeng zieht eine Bunjee-Jumping viele
junge Leute an.
Wie
ein Magnet wirkt das Dongfang-Plaza täglich auf Tausende von
Menschen. Hier gibt es fünf verschiedenartige Basare, die internationale
Spitzenerzeugnisse und Delikatessen aus verschiedenen Ländern
feilbieten. Außerdem sind hier Kinos, ein Kultur- und Fitnesszentrum
und ein Eispalast zu finden. Beim Bau des Plazas freigelegte historische
Grabstätten sind in einer 300 qm großen unterirdischen
Halle zu besichtigen. Eine Tiefgarage bietet Platz für 2000 Autos
und 12000 Fahrräder. Experten schätzen, dass das Dongfang-Plaza
in der Zukunft die Rolle der Lokomotive des Einzelhandels von Beijing
spielen wird.
Ein
anderes Merkmal der Wangfujing-Straße ist, dass viele über
100 Jahre alte Läden wieder da sind, zum Beispiel der Xindong’an-Markt,
der Hutladen Shengxifu und die Schuhläden Tongshenghe und Neiliansheng.
Das bekannte Fotoatelier Zhongguo ist ebenfalls in die Straße
zurückgekehrt. Und das alte Baihuodalou wurde neu renoviert. Das
alles erinnert uns an die Vergangenheit der Wangfujing-Straße.
Die letzte Phase der Umgestaltung
der Wangfujing-Straße gilt der Einrichtung der Imbissgasse
Donghuamen, in der man sich an Spezialitäten aus allen Landesteilen
und auch aus dem Ausland laben kann. Wenn alles fertig ist, werden
hier auch berühmte und traditionsreiche Beijinger Restaurants wie
das alte Sichuan-Restaurant, das Longfusi, das Huntun-Restaurant
der Familie Hou und das Restaurant Baikui mit Filialen vertreten
sein.
Mit Rikschas durch alte
Hutongs
Seit ein paar Jahren sind Rikscha-Touren durch die Gassen der Beijinger
Altstadt, Hutongs genannt, sehr beliebt bei Touristen. Die Hutongs
atmen noch den Geist von Alt-Beijing, sind wie Museen der Sitten
und Gebräuche, denn sie spiegeln die Wandlungen der Geschichte
wider und sind von der lokalen Kultur geprägt.
Manche Hutongs sind nach ihren
besonderen Merkmalen benannt, wie zum Beispiel Kuanjie (breite Straße),
Jiadao (schmaler Durchgang), Xiejie (schräge Gasse) und Yichidajie
(1/3 Meter-Gasse). Andere haben längst die ursprüngliche Bedeutung
ihrer Namen verloren, wie zum Beispiel die Liulichang, wo nicht
mehr glasierte Dachziegel gebrannt werden wie einst. Sie ist zu
einer Kulturstraße mit vielen Antiquitätengeschäften
geworden. Und in der Meishijie (Kohlengasse) werden keine
Kohlen mehr verkauft, und in der Caishikou und Mishihutong besteht
längst kein Gemüse- und kein Reismarkt mehr, nur die Namen
erinnern noch daran.
In
den Hutongs liegen Wohnhöfe mit Häusern an den vier Seiten,
die durch Wandelgänge miteinander verbunden sind. Eine oder
mehrere Familien wohnen in einem Wohnhof, in dem Bäume und
Blumen gepflanzt sind, Vögel und Fische gehalten werden und
manchmal künstliche Felsen angelegt sind.
Die Wohnhöfe wurden sorgfältig
gebaut. Es gab genaue Bestimmungen für die Form der Architektur
und die Ausmaße. Viel Mühe verwandte man auf die Ausstattungen
der Türen, Fenster, Wandschirme und Scheidewände sowie auf
die geschnitzten und bemalten Dekorationen. In immer wiederkehrenden
Symbolen kommt die Sehnsucht nach Glück, Frieden und Wohlstand zum
Ausdruck. Das Motiv Fledermaus bedeutet Glück und Langlebigkeit,
eine Monatsrose in der Blumenvase bedeutet „Alles Gute in den vier
Jahreszeiten“. Texte an den Türen und Kalligraphien und Malereien
an den Wänden sind oft Aussprüche von alten Weisen.
Infolge
des Anwachsens der Bevölkerung sind die meisten Wohnhöfe
heute gedrängt voll, viele sind schon verfallen, noch mehr
wurden im Zoge des Umbaus der Stadt abgerissen. Nur wenige sind
noch gut erhalten. Inzwischen hat die Stadtregierung über 20 Hutongs
samt ihren Wohnhöfen unter Denkmalschutz gestellt.
Manche Architekten, die das
Verschwinden so vieler Hutongs aus dem Stadtbild bedauern, beschäftigen
sich versuchsweise mit dem Umbau von Hutongs. So werden in der Ju’er-Hutong
im Bezirk Dongcheng neuartige kleine Gebäude errichtet, während
im Wohnviertel Xiaohoucang im Bezirk Xicheng Wohngebäude in
Form der alten Hofhäuser entstehen. Wieweit man mit diesen
Bemühungen Erfolg hat, bleibt abzuwarten.
Leute,
die früher in Wohnhöfen gelebt haben und dann in Hochhäuser
gezogen sind, wissen um die Vor- und Nachteile beider Wohnformen.
Sie kommen oft in die einst von ihnen bewohnten Hutongs, um alte
Nachbarn zu besuchen. Familien, die einst in einem Wohnhof zusammengelebt
haben, treffen sich wieder an den Festtagen und unterhalten
sich über ihre neu gewonnenen Erfahrungen.
Viele Neureiche, aber auch
Künstler, finden es schick, einen restaurierten Wohnhof zu beziehen,
und entsprechend werden jetzt die Preise für Hofhäuser in
unglaubliche Höhen getrieben, so dass es Arbeitern und Angestellten
unmöglich ist, solche Beträge zu bezahlen.
Schiffsfahrten durch
die Stadt
Schon in der Yuan-Dynastie
(1271-1368) gab es Wasserwege rund um Beijing, die hauptsächlich
zum Transport dienten. In den späteren Dynastien Ming (1368-1644)
und Qing (1644-1911) wurden die Wasserwege erweitert und mit Seen
innerhalb der Stadt verbunden. Sie dienten u.a. auch zur Ableitung
und Bewässerung. Viele dieser Wasserläufe existieren nicht
mehr. Ihre Spuren kann man allerdings mit Hilfe der Namen von Hutongs,
die die Schriftzeichen für He (Fluß), Hu (See), Jing (Brunnen)
oder Hai (See) haben.
Vergnügungsfahrten auf dem
Wasser haben in Beijing eine Geschichte von 700 Jahren. 1999 investierte
die Stadtregierung ca. eine Milliarde Yuan in die Regulierung der
Flüsse und Seen. Das Wasser ist nun klar und die Ufer sind begrünt.
Ein Teil der Wasserwege ist inzwischen dem Verkehr übergeben. Die
Vergnügungsfahrten ziehen so viele Einwohner Beijings an, so dass
Vorbestellungen notwendig sind.
Gemäß dem Plan der
Stadtregierung werden längs der Ufer noch Sportparks, ein Zehntausend-Weiden-Park
und Grünanlagen angelegt, die dann zusammen mit dem Yuanmingyuan-Park
und dem Sommerpalast den größten grünen Korridor Beijings
bilden. Man nennt ihn schon jetzt die Beijinger Sauerstoff-Bar.
Beijings neue Sehenswürdigkeiten
und Reiserouten:
Schiffsfahrten: Zur Zeit gibt es erst zwei Fahrtlinien:
eine vom Kunming-See im Sommerpalast bis zum Bayi-See im Yuyuantan-Park
(9,5 km) und die andere vom Kunming-See bis zum See hinter der Ausstellungshalle
Beijing (9 km). 40 Yuan kostet eine einfache Fahrt (Dauer: 45 m),
70 Yuan die Hin- und Rückfahrt. 50 Yuan kostet eine einfache Fahrt
mit dem Luxusschiff, 80 Yuan die Hin- und Rückfahrt. Es gibt Tages-
und Abendfahrten. Im Winter ruht der Schiffsverkehr.
Hutong-Touren: In Beijing gibt es ein spezielles
Reisebüro für Hutong-Touren. Die Fahrroute führt hauptsächlich
durch das Gebiet Shichahai im Bezirk Xicheng, wo die Hutongs am
besten erhalten sind. Teilnehmer können den 700-jährigen
Trommelturm, das Zentrum für die Zeitangabe in der Vergangenheit,
die Residenz des Prinzen Gong und natürlich Hofhäuser besuchen,
wo sie Gelegenheit haben, bei Familien zu Gast zu sein und
einen Einblick in das Leben der Bewohner zu gewinnen.
Was hat Beijing seinen
Bewohnern und Besuchern weiter zu bieten?
Das Nachtleben der Hauptstadt! Die bekanntesten
Bars liegen in Sanlitun, dort gibt es eine regelrechte Bar-Straße.
Außerdem finden sich Bars konzentriert in der Gegend der Nationalitäten-Hochschule,
der Sprachen-Hochschule und der Peking-Universität. Die Tee-
und Kaffee-Häuser sind gemütlicher, aber auch teurer. Billiger
sind die Internet-Bars, die in den letzten Jahren eröffnet
wurden.
Abends kann man auch die Imbiß-Gasse
bei der Wangfujing oder die Imbiß-Straße Longfusi
aufsuchen und Spezialitäten verschiedener Landesteile Chinas
genießen. Man hat dort bis in die tiefe Nacht geöffnet.
Zum Fitnesstraining geht man
in die großen Sporthallen, wo man vom Bowling und Boxen über
Wassersport bis hin zum Bogenschießen und Felsenklettern alles
betreiben kann, was Muskelkraft und oft auch Mut erfordert.
Theaterfreunden empfiehlt sich
das Laoshe-Teehaus, das Gesellschaftshaus der Landsleute aus Hunan
und Guangdong, das Große Theaterhaus Chang’an und das Liyuan-Theater.
In der Konzerthalle Beijing, der Nationalen Konzerthalle und der
Zhongshan-Konzerthalle, im Theaterhaus der Ausstellungshalle Beijing
und im Theaterhaus des Baoli-Gebäudes treffen sich die Liebhaber
gepflegter Darbietungen klassischer und moderner Musik.
Beijing bietet also weit mehr,
als übliche Reiseführer verraten. Bei dem Tempo, in dem sich Chinas
Hauptstadt in den letzten Jahren entwickelt hat , ist auch ein guter
Verlag überfordert, seinen Beijing-Führer stets auf den aktuellen
Stadt zu bringen.
2. Internationales Drachenbootrennen
Das zweite Internationale Drachenbootrennen
wird vom 27. bis zum 30. April 2001 in der Stadt Yichang, Provinz
Hubei, stattfinden. Über 800 Sportler, mehr als 20 Mannschaften,
treten zum Kampf an. Sie rudern auf dem Yangtse 74 km flussabwärts.
In der alten Zeit veranstalteten die dortigen Bewohner am 5. Tag
des 5. Monats nach dem chinesischen Mondkalender, also im Juni,
das Drachenbootrennen zum Andenken an den großen Politiker
und Literaten Qu Yuan.
Von
Zhang Xueying
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