Symbole
für Tapferkeit und Standhaftigkeit
Chinesische
Pflaumen- und Kirschbäume, die im Winter blühen
Mei Hua ist ein
Gesamtbegriff für zwei typisch chinesische Blüten: Pflaumenblüten
und Winterkirsche. Zu Winterende und Frühlingsanfang brechen
ihre Knospen trotz Schnee und Kälte auf. Bei den Chinesen
sind sie seit eh und je beliebt. Die Kultivierung der beiden
Baumarten begann vor mehr als 2500 Jahren in China. Weil sie
früher als andere Pflanzen blühen, wurden sie zu Symbolen
für Tapferkeit und Standhaftigkeit. Seit dem 5. Jahrhundert
dienen sie chinesischen Schriftstellern und Malern als beliebte
Motive. Im 10. Jahrhundert lebte der bekannte Dichter Lin
Bu als Eremit auf dem Hügel Gushan bei Hangzhou. Er widmete
sich der Züchtung von Pflaumenblüten und Kranichen. Seine
Zuneigung zu den Pflaumenblüten kommt oft in seinen Gedichten
zum Ausdruck.
Die Pflaumenblüten
und die Winterkirche blühen zwischen Januar und März,
noch bevor sich die Blätter entwickeln. Manche Sorten
der Winterkirsche blühen sogar schon im November. Zu den Pflaumenblüten
zu pilgern, ist in Südchina zwischen dem chinesischen Neujahr
und März fast schon obligatorisch. Die beliebtesten Ausflugsziele
dafür sind der Pflaumengarten Xiangxuehai in Wuxi, der Pflaumengarten-Hügel
in Nanjing und der Pflaumengarten Chaoshan in Hangzhou. In
Nordchina stellt man Pflaumenbäume und die Winterkirsche
als Dekoration fürs Frühlingsfest in Töpfen auf.
Die Provinz Anhui
ist für ihre Pflaumenblüten-Miniaturen bekannt. Sie gehören
zu einer winterfesten Art, die durch Beschneiden und Festbinden
bizarre Formen erhalten. Mit einer Phantasie kann man dann
Drachen und andere Figuren erkennen. In den Städten Ma'anshan,
Anqing und Hefei wurden extra Gärten eingerichtet, um
die blühenden Minibäume auszustellen und neue Variationen
zu entwickeln.
Auch der Ostsee-Park
in Wuhan hat eine große Menge Pflaumenblüten- und Winterkirsch-Arten
gesammelt. Dank der Bemühungen von Professor Chen Junyu von
der Abteilung Gartenbaukunst der Beijinger Forsthochschule
ist der Park jetzt überdies zu einem wichtigen Forschungszentrum
geworden. Prof. Chen hat den Vorsitz der Chinesischen Gesellschaft
für Pflaumenblüten und Winterkirsche inne und sich jahrezehntelang
mit der Entwicklung dieser Bäume gefaßt.
Die Blüten der
Winterkirsche sind goldgelb und haben einen süßen Duft.
Ursprünglich war die Winterkirsche eine wilde Baumart. Heute
noch wächst sie wild in dem Gebiet Shennongjia im Südwesten
der Provinz Hubei. Gezüchtet werden die Winterkirschen hauptsächlich
im mittleren und Unterlauf des Yangtse und des Gelben Flusses.
Der Kreis Yanling
in der Provinz Henan ist für seine lange Geschichte der Kultivierung
der Winterkirsche weiterhin berühmt. Schon im 10. Jahrhundert
war die Yanling-Winterkirsche als spezieller Tribut für den
kaiserlichen Hof ausgewählt worden. Die Miniaturen der
Winterkirsche aus diesem Kreis sind kräftig und sehen
sehr anmutig aus.
Viele Variationen
der Winterkirsche wurden von Feng Ju'en, einem alten Wissenschaftler
des Botanischen Gartens Shanghai, entwickelt. Ein anderer
bekannter Züchter ist Yao Jianhong, der sich auf die Züchtung
der Bäume mit knorrigen und alt aussehenden Stämmen
spezialisiert hat. Im Jahre 1988 wurden etliche Winterkirsche-Bäume
als Yanling vor dem Lincoln-Mausoleum in Washington angepflanzt.
Wissenschaftler
in Beijing, der Provinz Shanxi und anderen Regionen im Norden
Chinas versuchen nun, die im Winter blühenden Pflaumen- und
Kirschbäume auch in den Norden einzuführen. Die Anfang
1989 in Beijing gegründete "Gesellschaft für Pflaumenblüten
und Winterkirsche Chinas" hilft dabei, die Bäume
im Norden zu popularisieren. Schon hat man den Tempel des
Schlafenden Buddhas und andere Plätze in Beijing als
geeignete Standorte ausgewählt.
Die Pflaumenblüten
und die Winterkirsche sind die Stadtblumen von Nanjing, Wuhan,
Wuxi und Zhenjiang. Vor lamgem schon hat man vorgeschlagen,
Mei Hua - Pflaumenblüten und Winterkirsche - als nationale
Blumen zu erklären. Ihre Hauptrivalin indessen ist die
Päonie, einer der anmutigsten und schönsten Blumen
Chinas. Wer das Rennen machen wird, ist offen. Für die eis-
und winterbeständigen Pflaumen- und Kirschblüten spricht
neben ihrer Schönheit das, was sie symbolisieren: Tapferkeit
und Standhaftigkeit.