Januar 2003
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Sonderberichte

Yu Kuizhi, die führende Persönlichkeit in der Kunst der Pekingoper

Von Gao Zhuan

Yu Kuizhi ist der Intendant des Pekingoper-Ensembles Nr. 2 in Beijing und ein in China hoch angesehener und sehr beliebter Pekingoper-Schauspieler. Er ist ein Schauspieler des höchsten staatlichen Rangs und wurde vor einigen Jahren als einer der „Zehn Verdienstvollen Jungen Chinesen“ ausgezeichnet. Er spielt nicht nur in klassischen Opernstücken, sondern hat auch Pekingoper-Aufführungen in verschiedenen Ländern in Asien, Europa, Amerika und Afrika geleitet. Durch seine langjährigen Bemühungen setzt er sich dafür ein, dass die Pekingoper, diese traditionsreiche chinesische Darbietungskunst, eine neue Blüte erreicht.

Yu Kuizhi wurde 1961 in Shenyang in der Provinz Liaoning geboren. Mit zehn Jahren begann er als talentierter Schüler, die Pekingoper zu lernen, und nahm große Anstrengungen auf sich, um eine hohe künstlerische Fertigkeit zu erlangen. Mit 13 Jahren trat er auf die Bühne und spielte die Hauptrolle in einem modernen Pekingoper-Stück. 1978 bestand er die Hochschulaufnahmeprüfung und nahm im gleichen Jahr seine künstlerische Ausbildung an der Beijinger Hochschule für Traditionelle Oper auf, die er vier Jahre später abschloss. Nach dem Studium arbeitete er als Schauspieler im Pekingoper-Ensembel Nr. 2. Am Anfang durfte er keine Hauptrollen besetzen. Drei Jahre lang spielte er als junger Schauspieler in verschiedenen Stücken nur Nebenrollen. Dabei war er jedoch von seinem Beruf nicht enttäuscht und ließ sich seine Passion für die Opernkunst nicht nehmen. In dieser Zeit übte er jeden Tag Gesang und nutzte die Zeit, um sich die Rollen in verschiedenen traditionellen Stücken von den Meistern anzueignen.

1985 bot sich ihm eine günstige Chance. Bei einer Aufführung eines Opernstücks sprang er für den erkrankten Hauptdarsteller ein und erzielte einen sensationellen Erfolg. Seine künstlerische Leistung wurde von Fachkreisen und dem Publikum anerkannt. Vom Jahr 1987 an nahm er an einer Reihe nationaler Pekingoper-Wettbewerbe teil und wurde mit hoch angesehenen Preisen ausgezeichnet. Später absolvierte er einen Aspirantenkurs und konnte sich dadurch auch theoretisch bereichern. Er betrachtet die Pekingoper als umfassende Kunst, also als Synthese von Gesang, Tanz, Akrobatik, Geschichte, Literatur und bildender Kunst. Nach seiner Auffassung sollte ein guter Schauspieler alle diese Künste beherrschen.    

Yu Kuizhi spielt den Rollentypus Laosheng (die männliche Heldenrolle). Seine Darbietung ist dadurch gekennzeichnet, dass er die Essenz der bekannten tradierten Schulen wie der von Yu Shuyan, Li Shaochun und Yang Baosen aufgenommen, andererseits aber einen eigenen Stil entwickelt hat, u.a. durch die angemessene Übernahme bestimmter Elemente des Gesangs der europäischen Opernkunst. So hat er traditionellen chinesischen Opernstücken eine neue künstlerische Darbietungsform gegeben. Das ist auch ein Grund, warum seine Aufführung von traditionellen Stücken sowohl ältere als auch jüngere Zuschauer zur Huldigung verleitet. 

Ein repräsentatives Werk von Yu Kuizhi ist die Geschichte einer leeren Stadt. Darin verkörpert er den Militärstrategen Zhuge Liang, den Typus des Weisesten aller Zeiten in der chinesischen Geschichte. Durch seine Darbietung bringt er die Weisheit und den Mut Zhuge Liangs zur Anschauung. In diesem Stück geht es, kurz zusammengefasst, um Folgendes: In der Periode der Drei Reiche (220–280) erlitten die Truppen des Staates Shu wegen der Unfähigkeit ihres Kommandanten Ma Su eine Reihe von Niederlagen. Der General des Staates Wei drang mit seinen Soldaten bis vor die Stadt Xi, wo keine Truppen stationiert waren. Zhuge Liang, dem Militärstrategen von Shu, blieb nichts anderes übrig, als sich für eine höchst riskante Lösung zu entscheiden. Er ließ das Stadttor öffnen, bestieg mit zwei jungen Dienern den Stadtturm und spielte gelassen die Klassische Zither. Der General des Staates Wei war verblüfft, es fiel ihm außerordentlich schwer zu beurteilen, ob die Stadt Xi leer oder ein Hinterhalt gelegt worden war. Er hörte sich die Musik an und merkte nicht im geringsten Unsicherheit oder Angt. So schloss er, dass ein Hinterhalt gelegt worden und die Musik nur ein Mittel war, um seine Truppen in die Falle zu locken. Daraufhin ließ er seine Truppen zurückziehen. Dadurch rettete Zhuge Liang sich und die Stadt vor einer Katastrophe. Eine bekannte Geschichte, ein altes Stück. Doch Yu Kuizhis Darbietung gibt neuen Aufschluss über den Charakter des Weisen Zhuge Liang, dieser wird in vollendeter Weise dargestellt.

Für Yu Kuizhi ist die Pekingoper eine künstlerische Schatzkammer. Darin sind die guten Tugenden der Chinesen und die kulturelle Tradition Chinas zu erkennen. Deshalb bemüht er sich auch um die Wiederaufführung alter Stücke. Es gelang ihm z. B., das alte Stück Wildschweinewald wieder zur Aufführung zu bringen. Das Stück basiert auf dem klassischen Roman Die Räuber vom Liangshan-Moor. Es spielt in der ausgehenden Nördlichen Song-Dynastie (960–1127): der Sohn Gao Qius, des ranghöchsten Beamten am Hof, will die Frau Lin Chongs, des Exerziermeisters der in der Hauptstadt stationierten Truppen, in Besitz nehmen. Er intrigiert gegen den Exerziermeister, so dass dieser unschuldig verurteilt und nach Cangzhou strafversetzt wird. Der Intrigant besticht außerdem die Gerichtsdiener, damit diese Lin Chong im Wildschweinewald ermordern, doch im kritischen Moment wird Lin Chong von Lu Zhishen gerettet. In Cangzhou muss Lin Chong ein Futterlager bewachen. Gao Qiu versucht erneut, ihn zu töten und  schickt einen Brandstifter, der im Lager Feuer legen soll, doch Lin Chong deckt das Komplott rechtzeitig auf und tötet den Brandstifter. Daraufhin flieht Lin Chong zusammen mit einem Verbündeten zu den „Räubern vom Liangshan-Moor“. Aufrichtigkeit und der Aufstand gegen das Böse bilden das Thema dieses Stücks. Yu Kuizhi verkörpert den Helden Lin Chong. Seine Darbietung verleiht dem Helden klare Charakterzüge, außerdem wird die Handlung durch die Neubearbeitung gestrafft. Die Wiederaufführung dieses Stücks war ein großer Erfolg und fand beim Fachpublikum und bei den Zuschauern ein positives Echo. Es gehört heute zum Repertoire des Ensembles. 

Yu Kuizhi war Delegierter am 16. Parteitag der KP Chinas, der vom 8. bis zum 14. November des letzten Jahres stattfand. Durch die Teilnahme an diesem bedeutenden Parteitag gewann er neue Erkenntnisse über den kulturellen Aufbau und ist von der Sache der Pekingoper sehr überzeugt. Ihm liegen die Wahrung und Entwicklung dieser Kunsttradition am Herzen. Schon gleich nach dem Abschluss des Parteitags stürzte er sich in die Dreharbeiten zu einer fünfteiligen Fernsehserie über ein klassisches Stück. Er will mit seinen Taten zum allseitigen Aufbau eines bescheidenen Wohlstands in China beitragen.

 

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