Eine
besondere Freundschaft zwischen einem
Afrikaner und einem Chinesen
Tat
Mutige
Tat in Hongkong
Die
Geschichte begann vor 30 Jahren, als sich der aus der Bergregion
der Provinz Shandong stammende Bauer Chen Wenqi in Hongkong
bei seinen Verwandten aufhielt. Als er eines Abends nach seiner
Arbeit nach Hause ging, hörte
er einen schrecklichen Hilferuf . Er richtete seinen Blick
zur Seite und sah, dass einige weiße Rowdies einen schwarzen
jungen Mann zu Boden schlugen und ihn verprügelten. Aus Gerechtigkeitssinn
eilte Chen Weiqi, der in seiner Kindheit Kungfu gelernt hatte,
sofort hinzu, und befreite den schwarzen Mann aus der Prügelei.
Er half dem zermürbten und hungrigen Afrikaner aufstehen und
gab ihm etwas zum Essen. Der schwarze Mann merkte sich den Namen
des Chinesen und dankte ihm von Herzen.
Im darauffolgenden Jahr hat Chen Wenqi mit
Hilfe seiner Freunde einen Kurs für Kampfsport veranstaltet
und brachte den Kursteilnehmern traditionelle chinesische Kampfkunst
bei. Eines Tages kam der von Chen gerettete junge Afrikaner
nach langer Suche zu ihm und stellte sich ihm vor: Sein Name
sei Nana Sarkwa, Buabeng II, er komme aus Ghana und lebe wegen
politischer Wirren in seiner Heimat im Exil in Hongkong. Er
dankte seinem chinesischen Freund, dass er sein Leben gerettet
hatte. Seitdem kam Nana öfter zum Kursunterricht und übte
Kampfsport unter Anleitung von Chen, wobei die Freundschaft
zwischen ihm und dem Chinesen vertieft wurde.
Zwei Jahre später sagte Nana zu Chen
Wenqi, dass er zurückkehren werde. Beim Abschied gab ihm Chen
etwas Geld und bat Nana, die freundliche Unterstützung anzunehmen.
Bis dahin wusste Chen Wenqi noch nicht, dass Nana ein Häuptling
in Ghana war.
Wiedersehen nach 30 Jahren in Ghana
Zwei Jahre nachdem Nana nach Afrika zurückgekehrt
war, verließ Chen Hongkong und arbeitete als Apothekenhelfer
zuerst in Singapur, dann in Japan und Korea. 1982 ist er in
die Heimat zurückgekehrt. Er beschäftigt sich nun mit der
Entwicklung von Ginko-Produkten.
Im Juni 1998 fand er einen Brief aus Ghana
im Postkasten liegen, Absender unbekannt. In diesem Brief bat
man um Mithilfe bei der Suche nach einem Chinesen namens Chen
Wenqi. Er ließ ihn zuerst außer Acht und dachte,
dass in China ja viele Menschen diesen Namen tragen. Einige
Zeit später hat er einen weiteren Brief mit dem gleichen
Inhalt erhalten. So hat Chen Wenqi versuchsweise eine Antwort
gegeben. Unerwartet hat er darauf einen Einladungsbrief von
Nana erhalten. Der Brief hat die Ereignisse von damals in ihm
wachgerufen. Sein afrikanischer Freund lud ihn zum Besuch in
Ghana ein.
Im Juli 1998 flog Chen nach Ghana, der 60jährige
Mann begrüßte Chen Wenqi auf dem Flughafen. Die beiden
Freunde erkannten sich nach langer Trennung wieder und umarmten
sich herzlich.
Allmählich hat Chen Wenqi den Hintergrund
verstanden. Nanas Großvater hat sich als führende Persönlichkeit
in den 50er Jahren an der Unabhängigkeitsbewegung gegen
die Engländer beteiligt. Nach dem Sieg der Unabhängigkeitsbewegung
nahm das Land 1957 den jetzigen Namen an. Wegen politischer
Wirren ist Nana 1966 aus Sicherheitsgründen nach Hongkong geflüchtet
und verbarg seine Identität. 1973 kehrte Nana zurück und
entwickelte sich inzwischen zu einem wichtigen Politiker in
seinem Heimatland. Nach seiner Rehabilitation hat Nana mehrmals
versucht, Kontakt mit Chen aufzunehmen, doch erst nach vielen
Jahren ist es ihm endlich gelungen.
In Ghana wurde Chen Wenqi warmherzig aufgenommen.
Er hatte auch die Gelegenheit, die Menschen und das Land dort
kennen zu lernen.
Medizinische Hilfe aus China
Nachdem Chen Wenqi zurückgekehrt war, blieb
er in engem Kontakt mit Nana. Aber im Juni 2000 ist der Kontakt
plötzlich unterbrochen. Mehrere Wochen lang hörte
er nichts von Nana. Als er begann, sich Sorgen um Nana zu machen,
erhielt er ein Fax von Nanas Sohn zugeschickt. Darin hieß
es, dass sich Nana wegen Bluthochdrucks eine Hirnkrankheit zugezogen
habe und schon seit fünf Tagen im Koma liege. Diese Nachricht
erschütterte Chen Wenqi.
Chen ist zwar kein studierter Arzt, stammt
aber aus einer Familie, die in der chinesischen medizinischen
Tradition Bescheid weiß und manche Rezepte kennt. Er teilte
Nanas Sohn telefonisch mit, dass er ihm ein Paket mit chinesischer
Medizin schicken werde, die Chen selbst mit großer Sorgfalt
nach einem alten chinesischen Rezept zubereiten werde. Per Eilpost
sandte er das Paket nach Ghana ab.
Die erfreuliche Nachricht kam zwei Wochen
später, als Nanas Sohn Chen Wenqi anrief und sagte, dass
sein Vater, nachdem er die chinesische Medizin eingenommen hatte,
aus dem Koma erwacht sei und es ihm nun viel besser ginge. In
diesem Moment brach Chen in Tränen aus: Da zeige sich nicht
nur die Wirkung der Medizin, auch der gerechte Himmel wolle
ihn nicht von seinem afrikanischen Freund trennen.
Einige Monate später ist Nana kurz nach
seiner Genesung nach China gekommen. Von der Hauptstadt des
Landes, Beijing, flog er in die Provinzhauptstadt. Nach der
Fahrt von einigen Stunden kam er in Chen Wenqis Heimat, Chongfang,
an. Dort verzichtete er, im Hotel zu logieren, stattdessen wohnte
er in Chen Wenqis Haus und ass mit Chens Familie zusammen.
Nach über drei Wochen in China begab
sich Nana auf die Rückreise. Beim Abschied sagte er, dass die
China-Reise das unvergässlichste Erlebnis in seinem Leben
gewesen sei, sein Sohn und seine Frau auch nach China reisen
werden und seine Freundschaft mit Chen Wenqi für immer in seinem
Herzen bleibe.
Der Text beruht u.a. auf einem von Bian Cunjin
geschriebenen Bericht in der Zeitung Beijing Wanbao.
Zusammengestellt von Gao Zhuan