Wiederbegegnung mit Yunnan
Von Lin Liangqi
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur
von China International Publishing Group.
Vieles wird mich mein Leben lang an die Provinz Yunnan binden.
Dort habe ich fast meine ganze Jugend verbracht. Nach Ende meines
Studiums 1970 in Shanghai, der Metropole an der chinesischen Küste,
kam ich nach Yunnan, um meine berufliche Karriere zu starten.
Dort blieb ich bis 1978. Da verließ ich Yunnan, um in Beijing
zu arbeiten. Danach hatte ich keine Gelegenheit, in diese Provinz
zurückzukehren. Im März dieses Jahres bot sich mir diese
Chance. Ich sollte einige Interviews in den ländlichen Gebieten
der Provinz führen. Die erste Station meiner Dienstreise
war Simao, wo meine Karriere begonnen hatte. Vor meiner Abreise
aus Beijing dachte ich daran, dass damals, als ich Yunnan verließ,
die Reform- und Öffnungspolitik noch nicht überall auf
dem Lande eingeführt worden war. Inzwischen waren 28 Jahre
vergangen. Es war ja wohl kaum möglich, dass es in Yunnan
seither keine Veränderungen gegeben hatte. Und als ich mich
an das Hengduan-Gebirge, das die ganze Provinz durchquert, und
an die Armut und die Rückständigkeit der Provinz in
alter Zeit erinnerte, fiel mir das alte chinesische Sprichwort
ein: Der Himmel ist hoch und der Kaiser fern. Ich
vermutete zwar, dass sich in Kunming, der Hauptstadt der Provinz
Yunnan, nach der Reform und Öffnung vieles verändert
haben würde, ob das allerdings für andere Gebiete auch
zuträfe, vor allem für jene, die durch Gebirge etwas
von der Außenwelt isoliert waren, bezweifelte ich. Während
meiner 6-tägigen Reise habe ich 1500 Kilometer zurückgelegt.
Was ich unterwegs sah und hörte, übertraf jedoch alle
meine Erwartungen. Aber ich habe auch dringend zu lösende
Probleme vorgefunden und einige Übelstände entdeckt,
so dass ich teils recht froh, teils aber auch sehr besorgt von
meiner Reise zurückgekehrt bin.
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