Cornelia von Wülfing ist Hamburger Unternehmerin, Autorin und Charity Lady. Sie ist aber auch Königin eines Gebietes in Ghana, wo sie seit vielen Jahren Entwicklungsprojekte vorantreibt. Dabei hat sie immer wieder mit China zu tun, und immer mit den besten Erfahrungen, wie sie gegenüber „Dialog China-Deutschland“ erklärt.
In Beijing, Verbotene Stadt (Foto: Interviewpartnerin)
Sie haben eine recht ungewöhnliche Biografie: Als Deutsche sind Sie Königin eines Gebietes in Ghana. Wie kam das zustande?
Ich hatte damals eine Pharmafirma und habe Heilpflanzen in Ghana gekauft und dort auch eine Farm betrieben. Die Produkte wurden in zugelassene Medizinprodukte verarbeitet und europaweit vertrieben. Ich habe damit recht gut verdient und ich wollte den Menschen in Ghana etwas zurückgeben. Ich habe soziale Projekte initiiert, meine erste Schule gebaut – und da fragte man mich irgendwann, ob ich ihre „Development Queen“ werden wollte. Neben der Regierung gibt es die traditionellen Könige und zusätzlich dieses zweite Amt, um das Gemeinwesen voranzubringen. Man wird gewählt. Ich habe das zunächst abgelehnt. Mir erschien es suspekt, dass ich als Hamburger Kauffrau jetzt Königin in Ghana sein sollte. Aber nach zwei Jahren habe ich das Amt dann doch angenommen, weil mir bewusst wurde, dass es eine große Ehre ist.
Meeting mit einem Künstler (Foto: Interviewpartnerin)
Wie fügt es sich in Ihr „normales“ Leben ein?
Früher war es ein Leben im Dauerlauf als Pendlerin zwischen den Welten und Kulturen. Inzwischen habe ich nur noch meine Charity-Projekte, das heißt, ich baue Schulen, Kindergärten, Kliniken und Waisenhäuser in Afrika, etwas, was ich eigentlich schon immer gemacht habe. Seit ich 22 war, habe ich international soziale Projekte unterstützt – auf den Philippinen, SOS-Kinderdörfer, Umweltprojekte. Ich habe immer einen Teil meiner Einkünfte gespendet, seit Ende der 1980er für eigene Projekte.
Bei einer Vernissage in Hamburg (Foto: Interviewpartnerin)
Afrika, Philippinen…, Sie waren aber auch in China?
Ja, mehrfach sogar. Eine meiner ersten Reisen führte mich nach Hongkong. In den frühen 1980ern habe ich von dort Waren importiert. Später, als ich in der Volta-Region Königin wurde, war ich mit einer Regierungsdelegation aus Ghana in China, mit mehreren Ministern und Geschäftsleuten, um die Möglichkeiten einer Kooperation auszuloten. Zehn Tage waren wir dort, in Beijing und bis an die Grenze der Inneren Mongolei, wo wir im Autonomen Gebiet Ningxia eine Partnerschaft mit der Volta-Region unterzeichnet haben. Es gibt beispielsweise eine ghanaisch-chinesische Fluggesellschaft, Africa World Airlines, die in Ghana durch eine Partnerschaft mit einem Freund von mir, einem Geschäftsmann, der auch gleichzeitig traditioneller König ist, mitgeführt wird. Es ging aber auch um landwirtschaftliche Projekte und Projekte im medizinischen Bereich.
Das Verhältnis zwischen Afrika und China hat sich in den letzten Jahren insgesamt sehr dynamisch entwickelt. Was sind da Ihre Erfahrungen?
Am Anfang wurde gesagt, die Chinesen beuten uns aus. Das hört man heute nicht mehr, jedenfalls nicht dort, wo ich arbeite. Beziehungen müssen sich entwickeln und die Regierungen in Afrika haben sich recht gut auf die Situation eingestellt. Anfangs ging es allein um Bodenschätze, Edelmetalle, dann kam das Öl. In Ghana wurden, etwas vorschnell, zu langfristige Verträge abgeschlossen. Das hat sich inzwischen alles relativiert. Meine persönlichen Erfahrungen mit chinesischen Geschäftspartnern waren immer exzellent. Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet. Sie waren immer zuverlässig und auf einen Interessenausgleich bedacht. Zusagen wurden immer eingehalten. Ich habe in all den Jahren nie das Gefühl gehabt, dass nur zum eigenen Vorteil gehandelt wurde.
Übertragen wir Ihre Erfahrungen in Afrika auf Deutschland. Was wäre Ihre Empfehlung?
Die Ressentiments, die wir hier sehr oft gegen eine Zusammenarbeit mit China haben, kann ich in keiner Weise nachvollziehen. Wenn man als Kaufmann bzw. Kauffrau vernünftig agiert, mit vernünftigen Verträgen und Rückversicherungen, dann ist es so gut wie ausgeschlossen, dass man über den Tisch gezogen wird. Die Chinesen sind sehr innovativ. Es gibt ein sehr gutes Bildungssystem, selbst die jungen Leute sind schon perfekt ausgebildet. Davon können wir eine Menge lernen. Viele der Vorurteile gegen China im geschäftlichen Bereich sind meiner Meinung nach völlig unbegründet.
Summer Peace Summit: Offener Kulturdialog in Brüssel (Foto: Interviewpartnerin)
Sie arbeiten auch bei Ihren Charity-Projekten noch immer mit Chinesen zusammen?
Ich bin als einzige Frau im Board of Directors von VORDA, Volta Region Development Agency, der Organisation, die die besagte Partnerschaft mit Ningxia unterhält. Darüber hinaus habe ich immer noch viele Kontakte nach China. In Kürze will ich in einem eigenen Projekt mit chinesischen Künstlern zusammenarbeiten. Ich habe es selbst entwickelt und international schützen lassen, ein Projekt, in dem sich Kunst und Kultur mit Charity verbinden. Ich konnte inzwischen schon über 30 Künstler aus unterschiedlichen Ländern gewinnen, aber ich habe auch gerade erst angefangen. Ich werde jetzt auch meine chinesischen Kontakte aktivieren, um Künstler aus China an Bord zu bekommen. Das Projekt soll über viele Jahre laufen, und jeder Kontinent, jedes Land hat die Chance, daran teilzunehmen. China muss selbstverständlich mit dabei sein, denn es hat die älteste und darüber hinaus beeindruckendste Kultur der Welt.
Können Sie schon etwas genauer beschreiben, wie das Projekt aussehen wird?
Die Künstler werden exklusive Kunstwerke gestalten. In Südafrika habe ich mit Professor Christiaan Barnard zusammengearbeitet und er hat mir damals zwei Straußeneier geschenkt. Die habe ich heute noch. Vor einigen Monaten kam mir dann die Idee, das Ei in der Kunst zu thematisieren. Alle großen Künstler haben das Ei dargestellt, die Alten Meister, Michelangelo, Botticelli, Dalí, um nur einige zu nennen. Das Ei steht für den Anfang, das Leben und für Reinkarnation. Ich stelle jetzt das Straußenei in den Mittelpunkt meines Projekts. Jeder Künstler kann damit machen, was er möchte, es malen, bemalen, fotografieren oder eine Skulptur erstellen, was auch immer. Das physische Ei wird dann immer mit dem Werk zusammen versteigert. Aus dem Erlös werden Schulen gebaut – handwerkliche Schulen, in denen Fachkräfte ausgebildet werden. Eine habe ich bereits vor 25 Jahren gebaut, eine andere entsteht gerade in Südafrika. Ich will weitere in anderen afrikanischen Ländern bauen, da kündigen sich gerade Kooperationen mit einigen Staaten an. Natürlich können wir auch Projekte in der ganzen Welt machen, dafür suche ich nach und nach Partner.
Und ein Projekt direkt und exklusiv mit China, ist das auch in Planung?
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Aber das ist eine wunderbare Idee. Nach den vielen positiven Erfahrungen mit dem Land und seinen Bewohnern sollte ich das vielleicht tatsächlich einmal in Angriff nehmen.
Die Meinung des Autors spiegelt nicht unbedingt die Position unserer Website wider.