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Die Wohnungspreise steigen ständig

 

Von Li Yahong

 

Zhu Xintao arbeitet als Angestellter. Vor kurzem hat er eine 86 qm große Secondhand-Wohnung für 720 000 Yuan (etwa 72 000 Euro) gekauft. Der Preis pro Quadratmeter betrug mehr als 8300 Yuan, während er Ende 2004 durchschnittlich noch bei weniger als 7000 Yuan pro Quadratmeter lag. Das war die Zeit, als man das Wohnungsprojekt, zu dem die Wohnung von Zhu Xintao heute gehört, zu verkaufen begann.

 

Mit finanzieller Unterstützung seiner Eltern zahlte Zhu Xintao für seine Wohnung eine erste Rate von 300 000 Yuan und die übrigen 420 000 Yuan hat er durch einen Bankkredit finanziert, den er innerhalb von 20 Jahren zurückzahlen muss. Die Zahlungsrate beträgt monatlich knapp 2000 Yuan. Zhu Xintao verdient pro Monat etwas mehr als 7000 Yuan. Nach Angaben der Staatlichen Kommission für Entwicklung und Reform erhöhte sich der Wohnungspreis in 70 großen und mittleren Städten Chinas im zweiten Quartal diesen Jahres um 6,3% im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Der Anstieg betrug in Shenzhen sogar 14,3% und in Beijing 9,5%. 

Inzwischen hat sich auch der Zinssatz für Wohnungskredite weiter erhöht. Im Oktober 2004 erhöhte die Chinesische Volksbank (People’s Bank of China) nach zehn Jahren zum ersten Mal den Zinssatz, der bis heute schon neun Mal angehoben worden ist.

Zhu Xintao heiratete vor drei Jahren. Weil damals der Wohnungspreis in Beijing anstieg, entschied er, erst einmal zu warten. So wohnte das neue Ehepaar bei den Eltern von Zhu Xintao. Aber in den letzten Jahren erfuhr der Wohnungspreis in Beijing kontinuierlich ein zweistelliges Wachstum. Und der Meinung von Zhu Xintao nach wird diese Tendenz in den kommenden Jahren fortbestehen. „Wenn man sowieso eine Wohnung braucht, wäre es besser, sie frühmöglichst zu kaufen“, entschied er.

 

Nachdem Zhu Xintao und seine Frau im letzten Jahr beschlossen, eine eigene Wohnung zu kaufen, fuhren sie jedes Wochenende zu verschiedenen Wohnungsprojekten. Innerhalb von einem halben Jahr besuchten sie mehr als zehn Wohnungsprojekte. Dabei hatte Zhu Xintao das Gefühl, dass die tatsächlichen Wohnungen nicht so schön wie in der Immobilienanzeige aussahen und der Preis immer höher war als erwartet.

Von 2001 an begann in China eine neue Runde des Wirtschaftswachstums. Entsprechend der Erhöhung des Konsumniveaus, der Urbanisierung und dem ständigen Zuwachs bei den Ersparnissen der Einwohner erhöht sich der Wohnungspreis. Aber der Wohnungspreis in Großstädten wie Beijing, Shanghai und Shenzhen übertrifft die Kaufkraft der Bewohner bei weitem. Nach Angaben des Statistikamts der Stadt Beijing betrug das Pro-Kopf-Jahreseinkommen der Beijinger Bewohner 2006 durchschnittlich 15 000 Yuan und das durchschnittliche Jahreseinkommen pro Haushalt lag bei mehr als 30 000 Yuan. Eine Wohnung kostet aber knapp das 20-fache des durchschnittlichen Jahreseinkommens eines Haushalts, während Experten einen 4-fach so hohen Preis für rationell halten.

Die Menschen, die mehr als 50% ihres monatlichen Einkommens aufbringen müssen, um den Wohnungskredit an die Bank zurückzuzahlen, werden als „Wohnungssklaven“ bezeichnet. Nachdem sie eine eigene Wohnung gekauft haben, ist ihre Lebensqualität in großem Maße gesunken. Sie wagen es beispielsweise nicht, die Arbeitsstelle zu wechseln oder zu reisen. Gegenwärtig nimmt die Zahl solcher Menschen jährlich zu.

 

Die Eltern von Zhu Xintao arbeiteten in einem staatseigenen Unternehmen, bevor sie in Ruhestand traten, und leben unter bescheidenen, aber ausreichenden Verhältnissen. Für junge Menschen wie Zhu Xintao ist es nicht mehr möglich, sorgenfrei in einer Einheit zu arbeiten, wie ihre Eltern das lebenslang getan haben. Zhu Xintao hofft, dass er sein Leben langfristig planen kann. Er will eine Summe Geld für Gesundheitsfürsorge, die Bildung seines Kindes, das Leben im Ruhestand usw. zurücklegen. Außerdem muss man sich auch auf die Eventualität der Arbeitslosigkeit vorbereiten.

 

Noch nicht einmal vor zehn Jahren machten sich die Chinesen noch keine Sorgen um die Wohnungsfrage. Damals gab es die Politik, dass die Regierung eine Wohnung zur Verfügung stellt. Die Generation der Eltern von Zhu Xintao erhielt ihre Wohnung z. B. vom Staat. Heute werden in China die Wohnungen weitgehend über den Immobilienmarkt verteilt. Der Aufbauminister Chinas, Wang Guangtao, wies am 16. Oktober darauf hin, dass von 2003 bis 2006 die Pro-Kopf-Wohnungsfläche der chinesischen Stadtbevölkerung von durchschnittlich 23,6 qm auf 27 qm stieg. Gleichzeitig zeigen die Angaben des Staatlichen Statistikamts, dass 2006 die städtischen Bewohner Chinas mehr als ein Viertel ihres Jahreseinkommens für den Wohnungskauf ausgaben. Dieser Anteil soll 2007 ein Drittel betragen. Ökonomen sind der Ansicht, dass nicht nur das wirtschaftliche Wachstum, sondern auch Spekulationsgeschäfte der Immobilienhändler und frei verfügbares Kapital die schnelle Zunahme des Wohnungspreises verursacht haben. In China werden die Immobilien allgemein als eine Branche angesehen, in der riesige Profite realisiert werden. Sie soll eine große Anzahl von Reichen hervorgebracht haben.

Die chinesische Regierung hat mehrmals Maßnahmen bezüglich der Steuerabgaben, des Kreditwesens und der Nutzung von Boden getroffen, um das Anwachsen der Wohnungspreise einzugrenzen. Das Ministerium für Land und Ressourcen hat verlauten lassen, dass man die Baufläche für günstige Mietwohnungen bzw. Sozialwohnungen, „wirtschaftliche und zweckmäßige“ Wohnungen sowie preiswerte Eigentumswohnungen vergrößern wird und diese nicht weniger als 70% der jährlich von der Regierung angebotenen Gesamtbaufläche für Wohnungen betragen soll. Bis Ende 2006 wurden mehr als 1,3 Milliarden Quadratmeter „wirtschaftliche und zweckmäßige“ Wohnfläche fertig gebaut. Damit wurde das Wohnungsproblem von ungefähr 16,5 Millionen Familien mit mittlerem bzw. niedrigem Einkommen gelöst.

„Erst wenn man eine eigene Wohnung hat, kann man ohne Sorgen leben“, meint Zhu Xintao. Als er die Besitzurkunde für seine Wohnung erhielt, fühlte er sich endlich beruhigt: „Meine wichtigste Aufgabe ist nun, den Kredit möglichst bald abzuzahlen“. In der vergangenen „Goldenen Woche“, bei der man in China zum Nationalfeiertag (1. Oktober) landesweit sieben Tage Urlaub hat, fand Zhu Xintao eine Anstellung als Architekt. Er sagt: „Nachdem ich die Wohnung gekauft habe, ist es mein Prinzip: mehr verdienen und weniger ausgeben“. Es war auch das erste Mal seit fünf Jahren, dass er in der Urlaubszeit keine Reise unternahm. Experten sind der Meinung, dass eine relativ günstige Secondhand-Wohnung für junge Menschen wie Zhu Xintao keine schlechte Wahl ist, weil sie kaum Geld gespart haben.

 

Kurzinformationen:1. Wohnungsreform In China wurde 1998 die Politik der kostenlosen Zuweisung einer Wohnung vom Staat für Beschäftigte in staatlichen Arbeitseinheiten nach knapp 50 Jahren ihres Bestehens abgeschafft. Anschließend wurde die Wohnungsreform, deren Kern in der Privatisierung von Wohnungen besteht, eingeführt. Die unterschiedlichen Einkommensniveaus berücksichtigend löste man das Wohnungsproblem. Menschen mit mittlerem Einkommen können beispielsweise eine „wirtschaftliche und zweckmäßige“ Wohnung bzw. eine Secondhand-Wohnung kaufen. Bedürftige Menschen können eine der Sozialwohnungen mieten, die von der Regierung angeboten werden.

2. „Wirtschaftliche und zweckmäßige“ Wohnungen Um das Wohnungsproblem der städtischen Familien mit mittlerem bzw. niedrigem Einkommen zu lösen, lässt die Regierung preiswerte Wohnungen bauen. Dank dieser Politik sind die mit der Wohnung verbundenen Kosten niedriger als in normalen Wohnungen, die auf dem Immobilienmarkt angeboten werden. Die lokalen Regierungen bestimmen entsprechend dem Preis der normalen Wohnungen, dem verfügbaren Einkommen der Haushalte und nach Berücksichtung weiterer Faktoren, wer eine „wirtschaftliche und zweckmäßige“ Wohnung kaufen darf.

 

 

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