September 2003
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Wirtschaft

Beijing in den Augen international führender Unternehmer

Aufwertung der chinesischen Währung (RMB) nicht angemessen

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Aufwertung der chinesischen Währung (RMB) nicht angemessen

Wirtschaftsexperten wiesen neulich in einem Interview in der Zeitung Jingji Ribao – China Economic Reference darauf hin, dass die Frage des RMB-Wechselkurses in der Gegenwart und auch eine Zeitlang in der Zukunft einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung Chinas ausüben werde. In der heutigen Situation würde eine Aufwertung des RMB der chinesischen Wirtschaft mehr Nachteile als Vorteile bringen und sei daher nicht angemessen.

Wang Yuanlong, ein Experte vom Forschungsinstitut für Internationale Finanz der Bank of China, ist der Auffassung, dass der chinesischen Wirtschaft aus einer Aufwertung des RMB zum jetzigen Zeitpunkt mindestens fünf Nachteile entstünden. Erstens würde das Exportwachstum eingeschränkt. Denn durch die Aufwertung erhöhten sich die Betriebskosten der Exportindustrie, wodurch die internationale Kokurrenzfähigkeit ihrer Produkte geschwächt würde. Dies wirkte sich wiederum negativ auf ein kontinuierliches Exportwachstum aus und würde insbesondere den Export vieler arbeitsintensiver Waren aus China beeinträchtigen.

Zweitens führte die Aufwertung des RMB zu einer Vergrößerung der Auslandsschulden, denn sie würde viel ausländisches Kapital auf den chinesischen Kapitalmarkt anziehen. Dies würde die Stabilität des Finanzmarktes beeinträchtigen. Ein kurzfristiger, profitorientierter Kapitalandrang über verschiedene Kanäle auf dem unterentwickelten chinesischen Finanzmarkt könnte leicht eine Währungs- und Finanzkrise auslösen, was sich negativ auf eine gesunde, nachhaltige Entwicklung der chinesischen Wirtschaft auswirkte.

Drittens würde die Aufwertung des RMB auch die Wirksamkeit der chinesischen Währungspolitik schwächen. Eine Aufwertung der chinesischen Währung könnte bewirken, dass die Zentralbank viel Devisen auf dem internationalen Devisenmarkt einkaufen müsste, um die Stabilität des RMB-Wechselkurses aufrechtzuerhalten, so dass der Devisenanteil an der Zirkulationsgeldmenge vergrößert würde. Als Folge davon würde die Effizienz der Benutzung von Geldmitteln vermindert und die Wirksamkeit der Währungspolitik beeinträchtigt.

Darüber hinaus würde der Arbeitsmarkt durch eine RMB-Aufwertung unter Druck gesetzt. Zur Zeit würden neue Arbeitsplätze hauptsächlich in der Exportindustrie und in ausländischen Unternehmen geschaffen. Durch eine Aufwertung des RMB und die damit zusammenhängende Einschränkung und Beeinträchtigung der Exporte würde sich letzten Endes auch die Beschäftigungssituation verschlechtern.

Wang Yuanlong weist noch darauf hin, dass Chinas internationale Zahlungsbilanz  zwar einen Überschuss aufweise, dieser aber nicht stabil sei. Für die Aufwertung des RMB fehle eine nachhaltige und innere Motivation. Eine blindlings ausgeführte RMB-Aufwertung würde das Gleichgewicht der internationalen Zahlungsbilanz Chinas und die Stabilität des chinesischen Finanzmarktes beeinträchtigen.

Prof. Yi Xianrong vom Forschungsinstitut für Internationale Finanz der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften weist darauf hin, dass es bei der Konkurrenz zwischen den Wechselkursen verschiedener Länder letzten Endes darum gehe, mehr Arbeitsplätze für die einheimische Bevölkerung  zu schaffen. Durch die Aufwertung des RMB werde sich die ohnehin schon ernste Beschäftigungssituation in China noch weiter verschlechtern.

Er zitiert einen Forschungsbericht von Goldman Sachs und weist darauf hin, dass man die Konkurrenzfähigkeit chinesischer Exporterzeugnisse nur zu einem kleinen Teil mit dem Preisvorteil erklären könne. Eine Aufwertung des RMB würde die Konkurrenzfähigkeit der chinesischen Exporte nicht wesentlich beeinträchtigen, würde aber auch an der deflationären Situation in denjenigen Ländern, die China zu einer Währungsaufwertung drängen, nichts verbessern. Außer Zweifel steht jedoch, dass sich ein solcher Schritt sehr nachteilig auf den chinesischen Arbeitsmarkt auswirken würde. Eine Heraufsetzung des RMB-Wechselkurses würde zu einer Preiserhöhung bei bestimmten nichthandelbaren Waren (wie Boden oder Arbeitskraft) führen, was die Inlandsnachfrage senken und so den Arbeitsmarkt erheblich beeinträchtigen würde.

Zwar lassen die Experten nicht unerwähnt, dass China aus der Aufwertung seiner Währung gewisse Vorteile ziehen könnte, z. B. bei der Anwerbung ausländischer Investitionen, bei der Rückzahlung von Auslandsschulden und bei der Anschaffung ausländischer Güter. Diese würden aber die Nachteile vor allem im Exportbereich nicht aufheben. Eine umfassende Abwägung, die die Bedürfnisse der binnenwirtschaftlichen Entwicklung, die Struktur des Im- und Exports und das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot bei den Gütern und Währungen auf dem internationalen Markt berücksichtigt, kommt zum Schluss, dass die chinesische Regierung dem internationalen Druck, die chinesische Währung aufzuwerten, nicht nachgeben sollte.

Aus Xinhuanet, 6. August 2003

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