Aufwertung
der chinesischen Währung (RMB) nicht angemessen
Wirtschaftsexperten
wiesen neulich in einem Interview in der Zeitung Jingji Ribao
– China Economic Reference darauf hin, dass die Frage des
RMB-Wechselkurses in der Gegenwart und auch eine Zeitlang in
der Zukunft einen großen Einfluss auf die wirtschaftliche
Entwicklung Chinas ausüben werde. In der heutigen Situation
würde eine Aufwertung des RMB der chinesischen Wirtschaft mehr
Nachteile als Vorteile bringen und sei daher nicht angemessen.
Wang Yuanlong, ein Experte vom Forschungsinstitut
für Internationale Finanz der Bank of China, ist der Auffassung,
dass der chinesischen Wirtschaft aus einer Aufwertung des RMB
zum jetzigen Zeitpunkt mindestens fünf Nachteile entstünden.
Erstens würde das Exportwachstum eingeschränkt. Denn durch
die Aufwertung erhöhten sich die Betriebskosten der Exportindustrie,
wodurch die internationale Kokurrenzfähigkeit ihrer Produkte
geschwächt würde. Dies wirkte sich wiederum negativ auf
ein kontinuierliches Exportwachstum aus und würde insbesondere
den Export vieler arbeitsintensiver Waren aus China beeinträchtigen.
Zweitens führte die Aufwertung des RMB zu
einer Vergrößerung der Auslandsschulden, denn sie
würde viel ausländisches Kapital auf den chinesischen Kapitalmarkt
anziehen. Dies würde die Stabilität des Finanzmarktes beeinträchtigen.
Ein kurzfristiger, profitorientierter Kapitalandrang über verschiedene
Kanäle auf dem unterentwickelten chinesischen Finanzmarkt
könnte leicht eine Währungs- und Finanzkrise auslösen,
was sich negativ auf eine gesunde, nachhaltige Entwicklung der
chinesischen Wirtschaft auswirkte.
Drittens würde die Aufwertung des RMB auch
die Wirksamkeit der chinesischen Währungspolitik schwächen.
Eine Aufwertung der chinesischen Währung könnte bewirken,
dass die Zentralbank viel Devisen auf dem internationalen Devisenmarkt
einkaufen müsste, um die Stabilität des RMB-Wechselkurses
aufrechtzuerhalten, so dass der Devisenanteil an der Zirkulationsgeldmenge
vergrößert würde. Als Folge davon würde die Effizienz
der Benutzung von Geldmitteln vermindert und die Wirksamkeit
der Währungspolitik beeinträchtigt.
Darüber hinaus würde der Arbeitsmarkt durch
eine RMB-Aufwertung unter Druck gesetzt. Zur Zeit würden neue
Arbeitsplätze hauptsächlich in der Exportindustrie
und in ausländischen Unternehmen geschaffen. Durch eine
Aufwertung des RMB und die damit zusammenhängende Einschränkung
und Beeinträchtigung der Exporte würde sich letzten Endes
auch die Beschäftigungssituation verschlechtern.
Wang Yuanlong weist noch darauf hin, dass
Chinas internationale Zahlungsbilanz zwar einen Überschuss
aufweise, dieser aber nicht stabil sei. Für die Aufwertung des
RMB fehle eine nachhaltige und innere Motivation. Eine blindlings
ausgeführte RMB-Aufwertung würde das Gleichgewicht der internationalen
Zahlungsbilanz Chinas und die Stabilität des chinesischen
Finanzmarktes beeinträchtigen.
Prof. Yi Xianrong vom Forschungsinstitut für
Internationale Finanz der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften
weist darauf hin, dass es bei der Konkurrenz zwischen den Wechselkursen
verschiedener Länder letzten Endes darum gehe, mehr Arbeitsplätze
für die einheimische Bevölkerung zu schaffen. Durch
die Aufwertung des RMB werde sich die ohnehin schon ernste Beschäftigungssituation
in China noch weiter verschlechtern.
Er zitiert einen Forschungsbericht von Goldman
Sachs und weist darauf hin, dass man die Konkurrenzfähigkeit
chinesischer Exporterzeugnisse nur zu einem kleinen Teil mit
dem Preisvorteil erklären könne. Eine Aufwertung des
RMB würde die Konkurrenzfähigkeit der chinesischen Exporte
nicht wesentlich beeinträchtigen, würde aber auch an der
deflationären Situation in denjenigen Ländern, die
China zu einer Währungsaufwertung drängen, nichts
verbessern. Außer Zweifel steht jedoch, dass sich ein
solcher Schritt sehr nachteilig auf den chinesischen Arbeitsmarkt
auswirken würde. Eine Heraufsetzung des RMB-Wechselkurses würde
zu einer Preiserhöhung bei bestimmten nichthandelbaren
Waren (wie Boden oder Arbeitskraft) führen, was die Inlandsnachfrage
senken und so den Arbeitsmarkt erheblich beeinträchtigen
würde.
Zwar lassen die Experten nicht unerwähnt,
dass China aus der Aufwertung seiner Währung gewisse Vorteile
ziehen könnte, z. B. bei der Anwerbung ausländischer
Investitionen, bei der Rückzahlung von Auslandsschulden und
bei der Anschaffung ausländischer Güter. Diese würden aber
die Nachteile vor allem im Exportbereich nicht aufheben. Eine
umfassende Abwägung, die die Bedürfnisse der binnenwirtschaftlichen
Entwicklung, die Struktur des Im- und Exports und das Verhältnis
zwischen Nachfrage und Angebot bei den Gütern und Währungen
auf dem internationalen Markt berücksichtigt, kommt zum Schluss,
dass die chinesische Regierung dem internationalen Druck, die
chinesische Währung aufzuwerten, nicht nachgeben sollte.
Aus
Xinhuanet, 6. August 2003