August 2003
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Skulpturengrotten in Dazu

Skulpturengrotten in Dazu

Von Zhang Jiaqi

Im Altertum Chinas entstanden viele meisterhafte Skulpturengrotten. Die bekanntesten davon sind die Tausend-Buddha-Grotten bei Dunhuang in der Provinz Gansu, die Longmen-Grotten bei Luoyang in der Provinz Henan und die Yungang-Grotten bei Datong in der Provinz Shanxi. Die Skulpturengrotten im Kreis Dazu dagegen in einem bergigen Gebiet, 16 Kilometer nordwestlich der Stadt Chongqing, blieben relativ unbekannt. Ende des 9. Jahrhunderts, das heißt gegen Ende der Tang-Dynastie, war in Dazu damit begonnen worden, aus Felsen Skulpturen zu meißeln. Im 13. Jahrhundert, Ende der Song-Dynastie, gab es dort schließlich bereits mehr als 40 Plätze mit über 50 000 Skulpturen. Die meisten und auch die wertvollsten davon befinden sich in den Grotten des Nord-Bergs und des „Schatzgipfel“-Bergs. Beide Grotten unterstehen dem staatlichen Denkmalschutz.

Der Nord-Berg, auch „Drachenhügel“-Berg genannt, befindet sich zwei Kilometer von der Kreisstadt Dazu entfernt. Ende der Tang-Dynastie hatte ein General dort eine Festung für das Lagern von Waffen und Getreide bauen und aus Felsen Buddhastatuen meißeln lassen. Hier und ringsum in diesem Gebiet kamen auf Befehl reicher Leute weitere hinzu. Bis auf den heutigen Tag haben ungefähr zehntausend die Zeiten überdauert. Der wichtigste Bestandteil am Nord-Berg ist die einviertel Kilometer lange „Buddha-Schlucht“ mit 290 Nischen, von denen jede verschiedene Figuren beherbergt. Die Nischen Nr. 3, 5, 9 und 10 sind typisch für die späte Tang-Dynastie. Die Figuren wirken würdevoll und sind wohlgeformt. Ihre Kleidung ist schlicht. Sie sind in fließenden und schwungvollen Linien ausgeführt. Der mittlere Teil der „Buddha-Schlucht“ enthält hervorragende Skulpturen aus der Song-Dynastie (960-1279). Sie zeichnen sich durch ihre meisterhafte Komposition und ihre klare und ruhige Linienführung aus. Die hervorragendste Stelle am Nord-Berg ist die Nische Nr. 136. Sie stammt aus der Zeit der Song-Dynastie, ist 6,70 Meter tief, 4 Meter hoch und 4,20 Meter breit. In ihrem Zentrum steht etwas, was auf den ersten Blick eine Säule zu sein scheint. Sie reicht bis zur Höhlendecke und unterteilt sich in acht kleine Säulen. Auf halber Höhe bildet sie eine Art von Fahrkorb mit Pavillon- und Tempelverzierungen. Der untere Teil zeigt einen Drachen. Wie kürzliche Untersuchungen ergaben, war der Teil, der eine Stützsäule zu sein scheint, beweglich. Die Wände der Nische sind mit mehr als 20 Skulpturen von Bodhisattwas und Gläubigen bedeckt. Der Bodhisattwa Samantabhadra wirkt wie eine Jadesschnitzerei. Sein Gesicht ist voll und zart, Augen und Augenbrauen sind fein geformt, und sein Körper ist wohlgerundet. Die Guanyin-Statue (buddhistische Göttin der Barmherzigkeit) in der 125. Nische ist ein weiteres meisterhaftes Kunstwerk. Es ist das Porträt einer anmutigen Frau mit einem etwas verschämten, gewinnenden Lächeln. Sie hält die Hände vor der Brust gefaltet; ihre Kleider flattern im Wind.

Die Nische Nr. 245 aus der Zeit der Tang-Dynastie ist 4,30 Meter hoch und 2,60 Meter breit. Sie enthält tausend Figuren aus buddhistischen Erzählungen, Musiker, Pavillons, Pagoden und Tempel sowie phantasievoll gestaltete himmlische Kreaturen: in den Wolken fliegende Feen, hüpfende Sperlinge, Drachen und Schlangen, die Karren ziehen und Phönixe beim Bootrudern.

Der „Schatzgipfel“-Berg liegt 15 km von der Kreisstadt Dazu entfernt. Im Verlauf von 70 Jahren, von 1179 bis 1249, entstanden hier 13 Grotten mit mehr als zehntausend Skulpturen. Der größte und am besten erhaltene der 15 Plätze dort ist die „Große Buddha-Schlucht“.

Im Gegensatz zum Nord-Berg, wo die Skulpturen mehr oder weniger zufällig geschaffen wurden, war die „Große Buddha-Schlucht“ das Ergebnis eines wohldurchdachten Plans. Man fertigte zuerst Miniatur-Skulpturen an, bevor man in der „Großen-Buddha-Schlucht“ zu arbeiten begann. Die pferdehufförmige „Große-Buddha-Schlucht“ ist zwischen 4 und 14 Meter hoch und 500 Meter lang. Es gibt insgesamt 31 Gruppen imponierender Skulpturen, 24 Inschriften mit Legenden, die sich darauf beziehen, und zwei Steinstupas.

Die Bildhauer im Altertum Chinas bewiesen ihr hervorragendes Können auch dadurch, dass sie die natürlichen Gegebenheiten zu nutzen wußten. Beim Schaffen dieser Reliefs mußten die Mechanik, der natürliche Lichteinfall und die Perspektive in Rechnung gestellt werden. Die drei 7 Meter hohen Bodhisattwas, die erstaunlich unversehrt die Zeiten überdauert haben, sind ein Beispiel dafür. Jeder trägt in seinen einen halben Meter vom Körper weggestreckten Händen eine 500 Kilogramm schwere Pagode. Diese Pagoden werden durch nichts anderes getragen als durch einen Teil des Gewandes, der lose über die Arme drapiert ist. Diese Reliefs sind nicht senkrecht gegen eine gerade Wand herausgemeißelt, sondern neigen sich etwas nach vorn, so wurde die Verzerrung vermindert, die entsteht, wenn man von unten her zu den Figuren aussieht. Die anderen Reliefs neigen sich ebenfalls nach vorn, und zwar in einem Winkel, der der Höhe der Felswände entspricht.

Die „Höhle des vollständigen Erwachsens“ ist 9 Meter breit, 12 Meter tief und 6 Meter hoch. In die Stirnwand der Grotte und in die Seitenwände wurden 16 elegant gekleidete Gestalten mit Kronen mit durchbrochenen Verzierungen und seidenähnlichen Gürteln gemeißelt. Ihre Kleidung ist so geschickt gemeißelt, dass man glaubt, das Gewebe fühlen zu können. In dieser Grotte findet sich auch ein riesiger schlafender Buddha. Nur sein Oberkörper ist sichtbar, und der ist 5,5 Meter hoch und 31 Meter lang. Dies erweckt beim Besucher die Vorstellung, dass der Buddha unendlich lang sei. Die übrigen Teile der Grottenwände sind mit Tempeln, Pavillons, Bäumen, Bergen, Flüssen, Wolken, Blumen und Unsterblichen bedeckt. Da das Licht, das vom Eingang hereinkommt, nicht ausreicht, wurde über dem Tor ein riesiges Fenster geschaffen. Dadurch wird nun jeder Winkel beleuchtet, und die Konturen der Skulpturen werden so hervorgehoben, dass die Statuen beinahe dreidimensional wirken.

Nennenswert ist auch der Abfluss für das Regenwasser. Wenn es regnet, hört man Wasser rieseln, sieht aber keine Leitungsröhren. Aber wenn man die Grotte überprüft, entdeckt man, dass hinter den Wolken, Zweigen und Pagoden der Deckenverzierungen ein vollständiges Wasserableitungssystem liegt. Das Regenwasser gelangt in eine große Schale auf dem Kopf einer Teufelsfigur und wird dann durch einen unterirdischen Kanal abgeleitet.

Manche Bildhauer brachen mit der Gewohnheit, nur religiöse Themen darzustellen, und schufen Figuren aus dem Alltagsleben.

Ein Relief mit zehn Hirtenknaben und ihren Ochsen beschreibt das Leben auf dem Lande: Die Ochsen schlafen im Schatten eines Baumes, trinken an einer Bergquelle; ein Hirtenknabe tanzt, und ein anderer führt Ochsen auf einen Berg.

Elf Reliefgruppen, denen man den Titel „Elternliebe“ gegeben hat, zeigen ein Ehepaar, das Buddha um einen Sohn bittet, dann ist die Frau schwanger, das Kind ist geboren, wird gestillt, gewachsen, spielt auf dem Schoß der Mutter, und schließlich nehmen die Eltern vom Sohn Abschied, der sich zu einem weit entfernten Ort begibt. Ein anderes Relief zeigt eine Bäuerin, die offensichtlich mit ihren Küken zufrieden, am frühen Morgen ihren Hühnerkorb öffnet.

1979 stellte die Regierung 60 000 Yuan zur Verfügung für die Renovierung der Grotten in Dazu und für den Bau von Straßen, die die Grotten miteinander verbinden sollen, sowie für eine Straße, die von Chongqing dorthin führt. So ist es nun möglich, in einem Tagesausflug von Chongqing aus die Skulpturengrotten in Dazu zu besichtigen.

Aus „China im Aufbau“, Nr. 6, 1981

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