Lianyungang,
eine sagenumwobene Stadt
Ein wundersamer Berg
Lianyungang ist einer der Schauplätze
der Reise nach dem Westen, eines der vier wichtigsten
Romane der klassischen chinesischen Literatur, und deshalb
mythisch erhöht. Hier liegt die Heimat des Romanhelden,
des Affenkönigs Sun Wukong, und zwar auf dem Huaguo-Berg.
Die
Figur des Affenkönigs ist in China allseits bekannt. Der
Autor der Reise nach dem Westen, Wu Cheng’en, hat sie
in eindrucksvoller Weise charakterisiert: Aus einem Felsspalt
entsprungen, verfügt der Affenkönig über übersinnliche
Wahrnehmungskräfte und erwirbt unübertreffliche Fähigkeiten
in der Kampfkunst. Er kämpft mit einer gewaltigen, tonnenschweren
Kampfstange und kann mit einem Salto Tausende von Kilometern
zurücklegen. Er wagt es, gegen den Himmelskaiser zu rebellieren,
stellt seinen Palast auf den Kopf und stürzt beinahe den Thron.
Als getreuer, aufopfernder Beschützer begleitet er den buddhistischen
Mönch Xuanzang auf dessen Pilgerreise nach Westen. Dabei
kämpft er auf dem ganzen Weg gegen die unterschiedlichsten
bösen Geister und Dämonen. Nach unzähligen Prüfungen
erlangt der Affenkönig schließlich die buddhistische
Erleuchtung. Dieses einzigartige literarische Geschöpf
hat nicht nur in volkstümlichen Sagen seinen festen Platz, sondern
auch als Held in den Herzen der Chinesen.
Der Huaguo-Berg liegt 7 km von der Stadt entfernt
in der Yuntai-Bergkette. Als der literarische Virtuose Wu Cheng’en
vor etwa 400 Jahren aus seiner Heimatstadt Huai’an in der Provinz
Jiangsu, unweit von Lianyungang gelegen, die Gegend besuchte,
war die Bergkette noch von Meer umgeben. Er fuhr mit einem Boot
zum Bergfuß und ließ sich von den wolkenverhangenen,
dichten Wäldern, bizarren Felsen, alten Pagoden, Tempeln
und mysteriösen Berghöhlen zu der wundersamen, phantastischen
Erzählung inspirieren. Besichtigt man heute den Huaguo-Berg,
ist einem so, als ob man den Roman wieder läse. Die einzigartige
Landschaft und die mit der Romanhandlung zusammenhängenden
Sehenswürdigkeiten vermitteln den Eindruck einer Märchenwelt.
Klettert man auf den Yunü-Gipfel, den höchsten
der Provinz Jiangsu, sieht man einen fünf Meter hohen und sieben
Meter breiten Steinblock im Wald stehen. In seiner Mitte ist
ein Spalt, in dem ein 1 m langer ovaler Stein steckt, der aussieht,
als ob er nach außen springen würde. Hier soll die Geburtsstätte
des Affenkönigs Sun Wukong sein.
Am Huaguo-Berg gibt es unzählige Höhlen:
die Wasservorhangshöhle, die Höhlen des Fuchsdämons,
des Tang-Ungeheuers, des Insektendämons, des Flutdrachen,
der Rauschenden Wolken, der zwei Unsterblichen, der Generäle
und viele andere. 72 dunkle, tiefe Höhlen sollen es sein,
die miteinander verbunden sind. Im Roman sind diese Höhlen,
in denen der Mönch Xuanzang und Sun Wukong immer neue Gefahren
meistern müssen, auf die ganze Reise verteilt.
Die Wasservorhangshöhle ist die bekannteste.
Hier hatte der Affenkönig seine Wohnstätte. Diese
Höhle ist sehr tief und vor ihrer Öffnung fällt
ein Wasserfall aus großer Höhe herab, der sie wie
ein Wasservorhang bedeckt. In der Höhle soll es eine Quelle
geben, die nie versiegt und als „Wunderquelle“ bezeichnet wird.
Nach volkstümlichen Legenden führt sie bis in den Kristallpalast
des Meeresdrachenkönigs, deshalb wird sie auch als das
„Auge des Meeres“ bezeichnet. Durch diese Quelle drang der Affenkönig
ins Ostmeer ein.
Auf dem Huaguo-Berg gibt es viele bizarr geformte
Felsen, in denen man viele Figuren des Romans wiedererkennen
kann. Von der Terrasse der Lingguan-Halle aus sieht man eine
Steinfigur mit ernstem Gesichtsausdruck. Sie trägt einen
buddhistischen Mönchshut, eine buddhistische Mönchskute
und eine buddhistische Kette und erinnert stark an den Mönch
Xuanzang. Wer seiner Phantasie freien Lauf lässt, wird
auf dem Berg eine Fabelwelt vorfinden und Göttern, Buddhas,
Unsterblichen, Menschen und Dämonen begegnen. Vor einem
Besuch des Bergs sollte man unbedingt Die Reise nach dem
Westen lesen. Es sind schon mehrere Ausgaben auf Englisch
erschienen.
Auf
dem berühmten Berg gab es schon früh bedeutende Bauwerke. Vor
1500 Jahren wurde der Sanyuan-Tempel gebaut, in dem eine Statue
des Mönches Xuanzang steht, der nach Indien reiste, um
Sutras zu holen. Außerdem gibt es auf dem Berg einen neunstufigen,
aus Ziegelsteinen gebauten Stupa, der 1031, in der Song-Dynastie,
errichtet wurde. Er ist 40 m hoch und hat eine schlichte, aber
elegante Form. Er überdauerte zahlreiche Naturkatastrophen, darunter auch
Erdbeben der Stärke 8,5.
Die
Küstenlandschaft
Lianyungang ist eine Küstenstadt. Vor der
Stadt liegt das sich ins Unendliche ausdehnende Gelbe Meer,
und hinter ihr liegt die Yuntai-Bergkette. Allein wegen der
Küstenlandschaft kommen jedes Jahr zahlreiche Touristen hierher.
Neben dem Huaguo-, dem Kongwang- und dem Jinping-Berg
sind im Yuntai-Gebirge der Donglei- und der Yuwan-Berg zu erwähnen.
Auf dem Donglei-Berg kann man wundersame Felsformationen
bewundern, die als „Steinmeer“ bezeichnet werden. Zum Frühlingsbeginn
kann man die Blütenpracht zweier nahezu 1000 Jahre alter Magnolienbäume
bestaunen.
Der Yuwan-Berg zeichnet sich durch eine einzigartige
Berg- und Wasserlandschaft mit zahlreichen Wasserfällen
und Quellen aus. Yuwan wird als das Zhangjiajie der Provinz
Jiangsu bezeichnet – Zhangjiajie ist ein sehr bekanntes Landschaftsgebiet
in der Provinz Hunan.
Lianyungang verfügt aber auch über vortreffliche
Badeorte, allem voran auf der Insel Lian, der größten
Meeresinsel der Provinz Jiangsu. Auf der Insel gibt es auch
einen Waldpark staatlichen Rangs. Sie ist von Lianyungang über
einen 6700 m langen Damm, den längsten seiner Art
im ganzen Land, zu erreichen. Den Sonnenunter- und -aufgang
am Meer zu betrachten, ist ebenfalls eine große Attraktion.
In den letzten Jahren hat die Stadtverwaltung
von Lianyungang eine Reihe von besonderen Programmen für den
Tourismus entwickelt. Im Juni jedes Jahres findet ein Sommerfestival
statt, und im September wird ein Kulturfestival mit dem Thema
Die Reise nach dem Westen veranstaltet.
Besondere Gaumenfreuden bereiten in Lianyungang
die frischen Meeresfrüchte. Langusten, Krebse und Jiaji-Fisch
sind besonders bekannt. Sie werden in Sojasoße geschmort
oder in Brühe gekocht, und ihr zartes Fleisch verleiht den Gerichten
einen köstlichen Geschmack. Manche Gerichte sind bereits
in den Buchband Berühmte Chinesische Gerichte aufgenommen
worden. Im Winter sind Gerichte mit Shaguang-Fisch zu empfehlen.
Zu den altbekannten kulinarischen Straßen
in den Fischerdörfern in Xishu und am Hafen von Lianyungang
hinzugekommen ist eine neue Essstraße im Badeort Xugou.
Dort werden köstliche, aber preiswerte Meeresfrüchtespeisen
an nahezu einhundert Verkaufständen angeboten.
Reisetipps
für Lianyungang
Reiserouten: Es sind vor allem zwei Reiserouten zu empfehlen, eine zur Besichtigung
der Berg- und Küstenlandschaft und eine zu den historischen
Kulturstätten.
Die erste Route führt zum Huaguo-, zum Donglei-
und zum Yuwan-Berg sowie zum Badeort auf der Insel Lian. Der
Huaguo-Berg ist im Roman Die Reise nach dem Westen
als Wohnstätte des Affenkönigs Sun Wukong beschrieben,
hier stehen aber auch der Sanyuan-Tempel und der Aschoka-Stupa.
Auf dieser Reiseroute kann man vor allem die im Roman beschriebene
Märchenwelt besichtigen.
Die zweite Route führt vor allem zu historischen
Kulturstätten, die zum großen Teil auf Stadtgebiet
liegen. Am Jinping-Berg, auf der Jiangjun-Felswand, findet man
die Felsmalereien, „Himmelsschrift des Ostens“ genannt, auf
dem Kongwang-Berg gibt es buddhistische Skulpturen, und nach
deren Besichtigung kann man ins Stadtmuseum gehen und sich die
freigelegte Leiche aus der Han-Dynastie ansehen.
Unterkunft: Wenn man in einem gemütlichen Hotel am Meer wohnen möchte, dann
ist das Hotel Shenzhou zu empfehlen. Dieses Vierstern-Hotel
mit Sicht auf die Insel Lian liegt in einer gemütlichen Umgebung.
Wenn man jedoch im Stadtzentrum wohnen möchte, dann ist
das Hotel Tianranju zu empfehlen. Es war das erste in Lianyungang,
das ausländische Touristen aufnehmen durfte. In den letzten
Jahren wurden etliche neue Hotels verschiedener Kategorien gebaut,
die den nötigen Komfort bieten. Sie sind zum größten
Teil an der Küste konzentriert.
Im Sommer kann man auch auf der Insel Lian
wohnen, wo es neben verschiedenen Hotels die Möglichkeit
gibt, in Gaststätten von Fischern zu übernachten. Hier
kostet eine Übernachtung pro Person 20 bis 30 Yuan. Das
Esszimmer liegt gewöhnlich im Erdgeschoss, das Schlafzimmer
im Obergeschoss. Die Gaststätten sind sauber, bequem und
preiswert. Außerdem kann man hier lokale Fisch-Spezialitäten
probieren.
Souvenirs: Um den berühmten Roman Die Reise nach dem Westen sind verschiedenartige
Souvenirs mit kulturellem Gehalt entwickelt worden, die sammelnswert
sind.
Lianyungang
ist für Kristallprodukte bekannt. Es ist die größte
Produktionsstätte von Kristallprodukten in China. Der Kristallsarg
für Mao Zedong wurde hier hergestellt. Die Angebotspalette ist
breit und reicht von Gebrauchsgegenständen wie Kristallbrillen
bis zu Kunsthandwerk. Man nehme sich in Acht vor Fälschungen!
Am besten fährt man in den benachbarten Kreis Donghai und
kauft dort in einem der großen Märkte für Kristallprodukte
ein. Dort ist das Angebot groß und die Waren sind preiswert.
Donghai liegt knapp eine Stunde von Lianyungang entfernt.
Verkehrsverbindungen:
Flugzeug: Montags, donnerstags und samstags
gibt es eine Verbindung nach Shanghai (1 Std. 20 Min.). Montags,
mittwochs, freitags und sonntags gibt es einen Flug nach Guangzhou,
und dienstags, freitags und sonntags kann man nach Beijing fliegen.
Außerdem gibt es noch Flugverbindungen nach Hangzhou,
Xiamen und Shenyang.
Zug: Von Lianyungang aus gibt es direkte Verbindungen
nach Beijing, Shanghai, Xuzhou, Guangzhou, Wuhan, Baoji und
Jinan.
Straße: Um die Stadt Lianyungang gibt
es bereits ein dichtes Autobahnnetz, durch das man schnell nach
Norden oder nach Süden gelangt. Der öffentliche Verkehr
in Lianyungang ist auch gut ausgebaut. Die Fahrt vom Stadtzentrum
an die Küste kostet nur fünf Yuan, und die Iveco-Kleinbusse
fahren im Fünf-Minuten-Takt. Außerdem befinden sich die
wichtigsten Kulturstätten wie die Felsenmalereien auf Stadtgebiet
und sind bequem zu erreichen. Eine Fahrt zu diesen Stätten
kostet nur ein Yuan.