Der
Tee-Klassiker, heute ein Kuriosum
Von Atze Schmidt
Wer
über die Teekultur in China schreibt, kommt am „Teemeister“
Lu Yu nicht vorbei. Er war es, der im Jahr 780 (Tang-Dynastie)
das erste umfassende Werk über den Tee veröffentlichte,
das seither berühmte „Cha Ching“, das ihm die Verehrung als
„Schutzpatron des Tees“ beschert und schließlich sogar
den vom Kaiser posthum verliehenen Titel „Teegott“ eingebracht
hat. Tatsächlich wurden im Alten China Leute, die Außergewöhnliches
geleistet hatten, gelegentlich per kaiserlichem Erlass in
einen göttlichen Rang erhoben.
Nun liegt uns dieses einzigartige Dokument
über die Teekultur in einer exzellenten Übersetzung vor.
„Mit größter Hochachtung vor dem bedeutenden Meister
versuchten wir eine möglichst originaltreue Übertragung
aus dem Altchinesischen“, schreiben die Herausgeber Dr. Jian
Wang und Karl Schmeisser.
War
das „Klassische Buch vom Tee“, wie das Werk durch die Jahrhunderte
gerühmt wurde, dank der detaillierten Beschreibungen des Teeanbaus,
seiner Bearbeitung und Zubereitung und der dafür nötigen
Geräte zweifellos sehr wichtig für die Entwicklung der
Teekultur in China und dann, von dort ausgehend, auch in anderen
Ländern, so hat es heute eigentlich keinen praktischen
Wert mehr. Es ist eine Art Kuriosum geworden, wie auch seine
Übersetzer zugeben. Als solches ist es allerdings höchst
amüsant zu lesen, und der Verlag hat auf seine Ausstattung
erkennbar viel Mühe verwandt, es mit Illustrationen und passenden
Gedichten angereichert, so dass ein insgesamt schmuckes Bändchen
entstanden ist.
Lu Yu: „Cha Ching / Das Klassische
Buch vom Tee“, Verlag Styria, Graz, 96 Seiten