März 2002
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Sonderberichte

Menschen, über die man spricht

 

Eine besondere Freundschaft zwischen einem Afrikaner und einem Chinesen

Tat

Mutige Tat in Hongkong

Die Geschichte begann vor 30 Jahren, als sich der aus der Bergregion der Provinz Shandong stammende Bauer Chen Wenqi in Hongkong bei seinen Verwandten aufhielt. Als er eines Abends nach seiner Arbeit nach Hause ging, hörte er einen schrecklichen Hilferuf .  Er richtete seinen Blick zur Seite und sah, dass einige weiße Rowdies einen schwarzen  jungen Mann zu Boden schlugen und ihn verprügelten. Aus Gerechtigkeitssinn eilte Chen Weiqi, der in seiner Kindheit Kungfu gelernt hatte, sofort hinzu, und befreite den schwarzen Mann aus der Prügelei. Er half dem zermürbten und hungrigen Afrikaner aufstehen und gab ihm etwas zum Essen. Der schwarze Mann merkte sich den Namen des Chinesen und dankte ihm von Herzen.

Im darauffolgenden Jahr hat Chen Wenqi mit Hilfe seiner Freunde einen Kurs für Kampfsport veranstaltet und brachte den Kursteilnehmern traditionelle chinesische Kampfkunst bei. Eines Tages kam der von Chen gerettete junge Afrikaner nach langer Suche zu ihm und stellte sich ihm vor: Sein Name sei Nana Sarkwa, Buabeng II, er komme aus Ghana und lebe wegen politischer Wirren in seiner Heimat im Exil in Hongkong. Er dankte seinem chinesischen Freund, dass er sein Leben gerettet hatte. Seitdem kam Nana öfter zum Kursunterricht und übte Kampfsport unter Anleitung von Chen, wobei die Freundschaft zwischen ihm und dem Chinesen vertieft wurde. 

Zwei Jahre später sagte Nana zu Chen Wenqi, dass er zurückkehren werde. Beim Abschied gab ihm Chen etwas Geld und bat Nana, die freundliche Unterstützung anzunehmen. Bis dahin wusste Chen Wenqi noch nicht, dass Nana ein Häuptling in Ghana war.

Wiedersehen nach 30 Jahren in Ghana

Zwei Jahre nachdem Nana nach Afrika zurückgekehrt war, verließ Chen Hongkong und arbeitete als Apothekenhelfer zuerst in Singapur, dann in Japan und Korea. 1982 ist er in die Heimat zurückgekehrt. Er beschäftigt sich nun mit der Entwicklung von Ginko-Produkten.

Im Juni 1998 fand er einen Brief aus Ghana im Postkasten liegen, Absender unbekannt. In diesem Brief bat man um Mithilfe bei der Suche nach einem Chinesen namens Chen Wenqi. Er ließ ihn zuerst außer Acht und dachte, dass in China ja viele Menschen diesen Namen tragen. Einige Zeit später hat er einen weiteren Brief mit dem gleichen Inhalt erhalten. So hat Chen Wenqi versuchsweise eine Antwort gegeben. Unerwartet hat er darauf einen Einladungsbrief von Nana erhalten. Der Brief hat die Ereignisse von damals in ihm wachgerufen. Sein afrikanischer Freund lud ihn zum Besuch in Ghana ein.

Im Juli 1998 flog Chen nach Ghana, der 60jährige Mann begrüßte Chen Wenqi auf dem Flughafen. Die beiden Freunde erkannten sich nach langer Trennung wieder und umarmten sich herzlich.

Allmählich hat Chen Wenqi den Hintergrund verstanden. Nanas Großvater hat sich als führende Persönlichkeit  in den 50er Jahren an der Unabhängigkeitsbewegung gegen die Engländer beteiligt. Nach dem Sieg der Unabhängigkeitsbewegung nahm das Land 1957 den jetzigen Namen an. Wegen politischer Wirren ist Nana 1966 aus Sicherheitsgründen nach Hongkong geflüchtet und verbarg seine Identität. 1973 kehrte Nana zurück und entwickelte sich inzwischen zu einem wichtigen Politiker in seinem Heimatland. Nach seiner Rehabilitation hat Nana mehrmals versucht, Kontakt mit Chen aufzunehmen, doch erst nach vielen Jahren ist es ihm endlich gelungen. 

In Ghana wurde Chen Wenqi warmherzig aufgenommen. Er hatte auch die Gelegenheit, die Menschen und das Land dort kennen zu lernen.

Medizinische Hilfe aus China

Nachdem Chen Wenqi zurückgekehrt war, blieb er in engem Kontakt mit Nana. Aber im Juni 2000 ist der Kontakt plötzlich unterbrochen. Mehrere Wochen lang hörte er nichts von Nana. Als er begann, sich Sorgen um Nana zu machen, erhielt er ein Fax von Nanas Sohn zugeschickt. Darin hieß es, dass sich Nana wegen Bluthochdrucks eine Hirnkrankheit zugezogen habe und schon seit  fünf Tagen im Koma liege. Diese Nachricht erschütterte Chen Wenqi.

Chen ist zwar kein studierter Arzt, stammt aber aus einer Familie, die in der chinesischen medizinischen Tradition Bescheid weiß und manche Rezepte kennt. Er teilte Nanas Sohn telefonisch mit, dass er ihm ein Paket mit chinesischer Medizin schicken werde, die Chen selbst mit großer Sorgfalt nach einem alten chinesischen Rezept zubereiten werde. Per Eilpost sandte er das Paket nach Ghana ab.

Die erfreuliche Nachricht kam zwei Wochen später, als Nanas Sohn Chen Wenqi anrief und sagte, dass sein Vater, nachdem er die chinesische Medizin eingenommen hatte, aus dem Koma erwacht sei und es ihm nun viel besser ginge. In diesem Moment brach Chen in Tränen aus: Da zeige sich nicht nur die Wirkung der Medizin, auch der gerechte Himmel wolle ihn nicht von seinem afrikanischen Freund trennen.

Einige Monate später ist Nana kurz nach seiner Genesung nach China gekommen. Von der Hauptstadt des Landes, Beijing, flog er in die Provinzhauptstadt. Nach der Fahrt von einigen Stunden kam er in Chen Wenqis Heimat, Chongfang, an. Dort verzichtete er, im Hotel zu logieren, stattdessen wohnte er in Chen Wenqis Haus und ass mit Chens Familie zusammen.

Nach über drei Wochen in China begab sich Nana auf die Rückreise. Beim Abschied sagte er, dass die China-Reise das unvergässlichste Erlebnis in seinem Leben gewesen sei, sein Sohn und seine Frau auch nach China reisen werden und seine Freundschaft mit Chen Wenqi für immer in seinem Herzen bleibe. 

Der Text beruht u.a. auf einem von Bian Cunjin geschriebenen  Bericht in der Zeitung Beijing Wanbao.                                                   Zusammengestellt von Gao Zhuan

 

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