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bbbbbbbbb xxxxxxxxbbbbbbMonatszeitschrift Chinas
Januar 200250n

Ein Spanier in Beijing

Von Yao Bei

He Li’ou (Oriol), unser ausländische Experte, ist seit fünf Jahren mein Kollege. Er ist mit einer Chinesin verheiratet und hat eine reizende kleine Tochter. Er ist gar nicht so, wie man sich gemeinhin einen typischen Spanier vorstellt. Oriol hat ein ruhiges und freundliches Wesen, sein Lächeln ist herzlich und warm.

Wenn er sich daran erinnert, wie er seine Frau kennengelernt hat, sagt Oriol sehr ernst „Destino“, um dann hinzuzufügen: „So würden es wohl die Chinesen sagen.“

Es ereignete sich an einem Tag, da eine Party für spanische Experten im Freundschaftshotel, wo die meisten ausländischen Experten wohnen, stattfand. Oriol wollte erst gar nicht teilnehmen, „selbst wenn ich die Frau meines Lebens treffen würde.“ Aber wie das Schicksal so spielt: Er ging doch hin und traf sie – die Frau seines Lebens.

Sie verabredeten telefonisch, sich auf halbem Wege ihrer Wohnorte, am Eingang der Sporthalle im Dorf der Asiatischen Spiele wiederzusehen. Obwohl beide spanisch sprachen, wartete Oriol vergeblich am vereinbarten Treffpunkt, bis er erkannte, dass man sich wohl missverstanden hatte, und eilte zum anderen Treffpunkt. Doch sie war nicht mehr da. Das war das erste einer Reihe von Missverständnissen angesichts unterschiedlicher Kulturen und Sprachen.

So etwas ereignete sich häufig, auch dann noch, als sie sich später regelmäßiger sahen. Manchmal machte eine ohne böse Absicht vorgetragene Äußerung des einen den anderen wütend, was den ersten wiederum völlig verblüffte. Da Oriol kein Chinesisch kann, unterhalten sich die beiden in Spanisch. Verständlicherweise ermüdet es Oriols Frau, über längere Zeit in einer anderen als ihrer Muttersprache zu sprechen.

Da sie nach ihrer Heirat weiterhin im Freundschaftshotel lebten, wo das Englischniveau der Angestellten nicht besonders hoch ist, war Oriol selbst bei elementaren Angelegenheiten auf die Vermittlung durch seine Frau angewiesen.

Ich freue mich immer sehr, wenn Oriols zweijährige Tochter Jennie in unser Büro kommt. Ihre Lebendigkeit und ihre guten Manieren zeigen den guten Erziehungsstil und das enge Verhältnis der Eltern. Sie ist ein ganz liebenswertes kleines Mädchen, das mit etwas Ermunterung mit Hingabe singt und tanzt. Einige Kollegen scherzen schon, dass sie gerne ihre Söhne mit der Kleinen verloben würden.

Jennie liebt es, auf Oriols Schoß zu sitzen, und ihm zu helfen, im Computer den Cartoon von „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ zu finden. Sie spricht mit ihrem Vater spanisch und mit uns chinesisch. Reden wir sie auf spanisch an, so schaut sie uns groß an und sagt nichts. Das liegt wohl daran, dass sie uns dann mit ihrer Mutter assoziiert, mit der sie ausschließlich chinesisch spricht.

Oriol sagt, dass er sich 1996 anfangs wie in einem Traum gefühlt habe und dass es seine Zeit gebraucht habe, sich an alles zu gewöhnen. Dann sah er aber zu seiner Erleichterung, dass die Menschen hier genauso sind wie überall: Auch sie werden mal böse, streiten sich, haben Spaß und freuen sich, mit ihren Kindern zu spielen. Zwei Jahre später, als sein Vertrag ausgelaufen war und er mit seiner Frau nach Spanien zurückkehrte, fühlte er sich wie ein Fremder, wenn er durch die Strassen von Barcelona schlenderte.

Oriol nimmt sein Mittagsgeschirr und geht mit uns in die Kantine. Er erscheint mir als ein Chinese, der kein Chinesisch kann.

Gestern rief er einen Freund an und erzählte ihm: „Ich lerne jetzt Chinesisch, aber meine Frau ist ein bisschen ungeduldig mit mir!“ Naja, leichte Kommunikationsprobleme, wie sie in jeder Familie ab und zu vorkommen.

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