Pekinger
Zeit
Die Pekinger Zeit ist seit der Gründung
der Volksrepublik China für das ganze Land die Normalzeit.
Jede volle Stunde wird über das Zentrale Volksradio die Zeit
mit einer Tonfolge aus sechs Tönen angesagt.

Die Pekinger Zeit ist die Ortszeit vom 120
Grad östlicher Länge, entsprechend dem internationalen
Normalzeitsystem, auf das man sich auf der Washingtoner Meridiankonferenz
geeinigt hat. Insgesamt legte man vierundzwanzig Zeitzonen
fest. Vom O. Längengrad oder dem Anfangsmeridian, der
Sternwarte Greenwich in London, ausgehend, bilden jeweils
fünfzehn Längengrade eine Zeitzone. Die Normalzeit der
Zeitzonen bestimmt sich nach der Ortszeit auf dem mittleren
Meridian der jeweiligen Zonen. Mit jeder Zeitzone gibt es
einen Zeitunterschied von einer Stunde. Peking befindet sich
in der achten Zeitzone der östlichen Halbkugel und zwar
auf dem 116 Grad östlicher Länge, und da alle Orte
auf demselben Längekreis dieselbe Zeit haben, müsste
in Peking eigentlich die Ortszeit vom 116 Grad östlicher
Länge sein. Die Pekinger Zeit ist also nicht die wirkliche
Ortszeit Pekings, sondern in Peking gehen praktisch die Uhren
immer sechzehn Minuten vor. In Peking beträgt die Zeitdifferenz
gegenüber der Weltzeit acht Stunden, d.h. in Peking zeigt
die Uhr 20 Uhr, wenn in Greenwich Mittag ist.
Das chinesische Territorium erstreckt sich
vom 73 Grad bis zum 135 Grad östlicher Länge, dementsprechend
gibt es in China fünf Zeitzonen, die Zeitzonen von der fünften
bis zur neunten der östlichen Halbkugel. Zwischen Ost-
und Westchina beträgt der Zeitunterschied bis zu vier
Stunden, wenn es im Osten Mittag ist, geht man im Westen gerade
zur Arbeit.
Da drei regierungsunmittelbare Städte
Beijing, Tianjin und Shanghai sowie über die Hälfte der
Provinzhauptstädte in der achten Zeitzone der östlichen
Halbkugel liegen und Peking zudem die Hauptstadt der Volksrepublik
China ist, legte man die Normalzeit dieser Zeitzone, Pekinger
Zeit genannt, als die Normalzeit Chinas fest. In Xinjiang
und Tibet, die in denselben Zeitzonen liegen, wurde die Pekinger
Zeit erst in den sechziger Jahren eingeführt. Konkret sieht
das dann z. B. so aus, dass man dort morgens um 10 Uhr Pekinger
Zeit, in Wirklichkeit um 8 Uhr Ortszeit, zur Arbeit geht.
Im alten China wurde zur Zeitmessung Sonnenuhren
oder Wasseruhren genutzt.
Damals wurde der Tag in zwölf Teile
unterteilt. Ab dem 17. Jahrhundert dann, als Uhren aus dem
Westen eingeführt wurden, rechnete man mit vierundzwanzig
Teilen, nämlich mit Stunden.
Noch vor der Befreiung wurde die Zeit angesagt,
indem Schüsse angegeben oder eine Trommel geschlagen wurde.
Die Nacht war in fünf Zeitabschnitte eingeteilt - ein Abschnitt
jeweils etwa zwei Stunden. Nachtwächter patrouillierten
in den Straßen und geben mit Schlitztrommeln aus Bambus
die Zeit an.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
errichteten französische Imperialisten in Shanghai das
Xujiahui-Observatorium und ließen außerdem einen
Signalturm am Ufer des Huangpu-Flusses bauen. Täglich
ließ man mittags eine Art Ball aufsteigen, und abends
um 9 Uhr wurde eine große Laterne aufgehängt.
Heute gibt es in China sechs Observatorien.
Außer für die normale Zeitansage sind sie auch für alles
zuständig, was mit exakter Zeitmessung bei der Forschung
und Landesverteidigung zu tun hat. Die Genauigkeit der astronomischen
Zeitbestimmung ist so gestiegen, dass man Unregelmäßigkeiten
in der Erdrotation in Betrag von 1,2 Millisekunden sicher
ermitteln kann.
(Aus Nr. 1 von „China heute“,
1979)