August 2002
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Kultur und Kunst

Lu Xun und die deutsche Graphik
Große Bauprojekte aus alter Zeit
Pekinger Zeit

Große Bauprojekte aus alter Zeit

Schon in alten Zeiten wurden in China große Kanäle, Bewässerungssysteme, Deiche und Dämme angelegt und andere große Bauprojekte verwirklicht.

Bewässerungssysteme

Wahrscheinlich schon in den Tagen des Wahrkaisers Yu (etwa 2200 v.u.Z.) ging man daran, die Flüsse auf der Ebene zwischen dem Huaihe- und dem Gelben Fluss nutzbar zu machen. Während der Westlichen Zhou-Dynastie (1100-800 v. u. Z.) begannen die Menschen damit, in dem heutigen Tal des Weihe-Flusses, in der Provinz Shaanxi, Wasser zu speichern und Kanäle anzulegen, die die Ebene kreuz und quer durchliefen. Das waren wichtige Faktoren, um dieses Gebiet wirtschaftlich zu entwickeln. Wasser aus dem Gelben Fluss wurde seit der Qin-Dynastie (221-207v.u.Z.) zur Bewässerung benutzt. Durch im Lauf von Jahrhunderten gebaute Kanäle von der Qingtong-Schlucht am Gelben Fluss aus wurde das Wasser zum Ödland geleitet und verwandelte dieses Gebiet in eine Getreidekammer.

Das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang hat trockenes Klima und sehr wenig Wasserquellen. Schon vor langem kam die Bevölkerung hier auf ein besonderes Bewässerungssystem und zwar auf unterirdische Kanäle, auf uigurisch "Karese" genannt.

Am Fuß der Tianshan-Gebirgskette wurden senkrechte Schächte von zehn bis hundert Metern Tiefe in Abständen von einigen Dutzend Metern ausgehoben. Sie dienen zur Belüftung, und durch sie wurde die Erde nach oben befördert. Die Sohlen der Schächte wurden durch Tunnel verbunden, die zum Zentrum der Senke führen, wo dann nicht tiefreichende Kanäle das Wasser aus dem Boden herausleiten. So entstand mitten in der Wüste Ackerland.

Zu den großen antiken Wasserbauprojekten, die bis heute für die Landwirtschaft eine Rolle spielen, gehören das Bewässerungssystem Dujiangyan im Westen der Provinz Sichuan und die Deiche entlang der Hangzhou-Bucht.

Das Bewässerungssystem Dujiangyan  Westsichuan ist fruchtbar, dicht bevölkert, mit einer blühenden Landwirtschaft. Die 6000 Quadratkilometer große Ebene hier, die Chengdu-Ebene, entstand durch Anschwemmungen das Minjiang-Flusses, ein Nebenfluss des Yangtse.

Vor der Zeit der Streitenden Reiche (475-221 v. u. Z.) schwemmte der Minjiang-Fluss eine große Menge Schlamm bei der Kreisstadt Guanxian an, denn dort verlangsamt er, von den Bergen kommend und in die Ebene einfließend, sein Tempo. Er erhöhte so sein Flussbett und verursachte viele Überschwemmungen. 320 v. u. Z. begann die Bevölkerung dort das Flussbett zu vertiefen, um so den Überschwemmungen vorzubeugen.

Mit einem beständigen Projekt begann man dann 250 vor unserer Zeitrechnung. Bei Guanxian, praktisch das Tor zur Ebene, schlugen die Leute durch eine Felswand den zentralen Hauptkanal durch den Yule-Berg, Die Hauptkanäle und den Fluss entlang, da, wo er gerade in die Ebene eintrat, wurden Dämme und Deiche errichtet, um den Flusslauf zu regulieren und das Wasser für die Bewässerung zu verteilen. Es wurden 2000 Deiche, zehn Hauptkanäle und 520 Nebenkanäle mit einer Gesamtlänge von 1165 Kilometern gebaut. So wurde es möglich mehr als 200 000 Hektar der Chengdu-Ebene zu bewässern. 2000 Jahre lang hat dieses Wasserbauprojekt seinen Dienst getan.

Die großen Deiche wurden aus mit Kies gefüllten wie Würste geformten Bambuskörben gebaut. Auf diese Methode greift man auch heute öfters noch zurück, denn die benötigten Materialien hat man zur Hand, und das Ergebnis ist ein dauerhafter Deich. Schon damals zog man alle Aspekte in Betracht und ging beim Bauen und Instandhalten dieses Bewässerungssystems sehr gewissenhaft vor. Jeden Winter, wenn der Wasserstand niedrig war, wurden im Flussbett und in den Kanälen Schlick und Sand, die sich in der Zwischenzeit abgelagert hatten, weggeschafft, und die Deiche wurden repariert.

Dann aber unter der reaktionären Kuomintang-Herrschaft vor 1949 war das Dujiangyan-Bewässerungssystem völlig baufällig. Die ständigen Schlammablagerungen führten dort zu Überschwemmungen, und das bewässerte Gebiet war auf 133 000 Hektar reduziert. Nach der Befreiung begann man im großen Ausmaß mit Instandsetzungs- und Ausbauarbeiten. Neue Schleusen und Wasserverteilungsprojekte erhöhten die Leistungsfähigkeiten dieses Systems.

Heute besteht das Dujiangyan-Bewässerungssystem aus drei Hauptprojekten, nämlich dem Dujiang-Fischmaul-Deich, dem Feshayan-Deich und dem Baopingkou-Kanal durch den Yule-Berg sowie vielen Kanälen und Deichen, 467 Hektar Land wurden bewässert, und auf der Chengdu-Ebene werden jetzt jedes Jahr hohe und stabile Ernten eingebracht.

Die Deiche entlang der Hangzhou-Bucht  Unter den vielen Deichen, die in der alten Zeit an der östlichen Küste gebaut wurden, sind dies die größten. Sie sollten das Ackerland vor der Flut schützen. Die Hangzhou-Bucht ist wie ein Trichter geformt, und bei der Flut, wenn das Meerwasser das schmale Ende des Trichters erreicht, steigt es höher und höher, und es kommt zu der berühmten "Qiantang-Flut". Der Name kommt von dem Fluss, der in die Hangzhou-Bucht mündet. Diese Fluten bedrohten die Ebenen, nördlich und südlich der Bucht zerstörten Häuser, spülten Ackerland weg und machten aus den Feldern Salzboden.

Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts, in der Tang-Dynastie, begann die Lokalbevölkerung damit, gegen die Gezeiten zu kämpfen. Zuerst baute man Deiche aus Erde, später aus Stein. Hatte man zuerst mit Steinen gefüllte Bambuskörbe benutzt, ging man später zu Steinblöcken über. Gab es zunächst nur einfache Deiche die Küste entlang, so gab es später massive Deiche aus Steinblöcken, die stufenweise bis zum Meeresboden abfielen.

Die reaktionären Herrscher aller Dynastien beuteten die arbeitenden Massen grausam aus und legte wenig Wert auf die Instandhaltung und -setzung der Dämme und Deiche. Renovierung und Verstärkung der Deiche war für die Kuomingtang-Regierung ein willkommener Anlass, um mehr Geld aus den Volksmassen zu pressen. Nach der Befreiung begann die Lokalbevölkerung damit, die Deiche instandzusetzen und auszubauen. Heute bestehen sie aus großen Steinblöcken, ziehen sich 190 km an der nördlichen Küste und 118 km an der südlichen Küste entlang, trotzen den Gezeiten und schützen das als "Heimat von Fisch und Reis" bekannte Gebiet.

Wasserwege

Viele große Flüsse fließen durch die östliche Hälfte Chinas. Zwischen ihnen besteht keine natürliche Verbindung. Um sie zu verbinden und so den Verkehr zwischen dem Norden und dem Süden zu erleichtern, bauten unsere Vorfahren eine Reihe von Kanälen, unter denen der Beijing-Hangzhou-Kanal und der Hsingan-Kanal im Süden die größten und wichtigsten davon.

Der Beijing-Hangzhou-Kanal, auch großer Kanal genannt, der von Peking im Norden bis nach Hangzhou im Süden verläuft, misst 1794 km. Er wurde über die Jahre hinweg abschnittsweise angelegt. In Chroniken wurde festgehalten, dass zunächst am Unterlauf des Yangtse der Han-Kanal angelegt wurde, der den Yangtse und den Huaihe-Fluss in der Nähe der Stadt Yangzhou, Provinz Jiangsu, miteinander verbindet. In den folgenden Jahrhunderten wurde dieser Kanal dann verbessert und verlängert, bis der Große Kanal, so wie er heute existiert, entstand. Der Hauptteil der Kanalbauten fiel in die Sui- bzw. Yuan-Dynastie.

In der Sui-Dynastie (581-618) war die Stadt Luoyang in der Provinz Henan die damalige Hauptstadt und deshalb auch Ausgangspunkt des Kanals. Ab 605 wurde innerhalb von sechs Jahren drei Kanalhauptstrecken gegraben. Der erste Abschnitt war der etwa 1000 km lange "Tungdji-Kanal,", der sich von Luoyang bis nach Tjingdjiang (heute Huaiyin) in der Provinz Jiangsu hinzieht. Ein anderer Abschnitt war der auch über 1000 km lange "Yungdji-Kanal" von Luoyang durch Linting in der Provinz Shandong bis nach Tianjin. Und der dritte schließlich, der 400 km lange "Djiangnan-Kanal", der die Stadt Zhenjiang in der Provinz Jiangsu mit Hangzhou verbindet, instandgesetzt. Der ganze Große Kanal maß dann schließlich 2700 km. Er ist zwischen dreißig und siebzig Meter breit. Es war der erste Kanal, durch den der Haihe-Fluss, der Gelbe Fluss verbunden wurden. Große Holzschiffe konnten so von Tianjin über Luoyang bis nach Hangzhou fahren.

Nachdem Beijing in der Yuan-Dyanstie (1279-1368) Hauptstadt geworden war, waren diese Kanäle, die ja alle nach Luoyang führten, nicht mehr zu gebrauchen. Um einen Umweg zu vermeiden, wurde von Lintjing nach Tjingdjiang ein 600 km langer Kanal (der Kanal Huitung-Djidschou) angelegt. Um das große Gefälle in dem Kanalgebiet aufzufangen, wurden dreißig Schleusen gebaut. 1292 wurde dann noch ein weiterer Kanal, der Nordkanal, gegraben. Er leitete Wasser von den Quellen in den Westbergen, nahe bei Beijing, durch Beijing und dann in den Kreis Tongxian und mündete dann in den Wenyu-Fluss, der nach Tianjin fließt.

Diese zwei Kanäle aus der Yuan-Zeit, verbunden mit dem Großen Kanal aus der Sui-Zeit, stellten einen direkten Wasserweg von Beijing nach Hangzhou dar, und dadurch wurde ein Umweg von 900 km vermieden. Dieser Kanal ist heute als der Beijing-Hangzhou-Kanal bekannt.

Der Hsingan-Kanal   Das Nanling-Gebirge in Südchina ist die Wasserscheide für die Stromgebiete des Yangtse und des Perflusses. Ein Pass, nordöstlich der Stadt Guilin im Autonomen Gebiet Guangxi der Zhuang-Nationalität, trennt den nach Norden fließenden Xiangjiang-Fluss, einen Nebenfluss des Yangtse, und den nach Süden fließenden Guijiang-Fluss, einen Nebenfluss des Perlflusses. In der Qin-Zeit (221-207 v. u.Z.) wurde diesen Pass entlang der 35 km lange Hsingan-Kanal, auch Ling-Kanal genannt, angelegt, der die beiden Flusssysteme verband. In der Nähe der Stadt Hsingan wurde der Xiangjiang-Fluss blockiert, um den Wasserstand zu erhöhen und einen Teil des Flusswassers direkt durch den Ling-Kanal in den Guijiang-Fluss zu leiten. Um die Gefahr für die Schifffahrt, das starke Gefälle zwischen den beiden reißenden Flüssen, in den Griff zu bekommen, wurde der Kanal in einer Zickzacklinie angelegt.

Die Große Mauer

Die Grate der Badaling-Berge entlang, nordwestlich von Beijing, erstreckt sich eine majestätische Schutzmauer, die sich wie ein riesiger Drache durch die Berge windet. Es ist die Große Mauer, eines der berühmtesten Bauprojekte des alten China. Sie verläuft von Shanhaiguan, an der Küste des Bohai-Meeres, bis Jiayuguan in der Provinz Gansu. Sie misst etwa 6700 km, wobei an manchen Stellen eine doppelte Mauer gezogen ist. Wir nennen die Große Mauer Wanlichangcheng, d.h. "10000 Li lange Mauer" (2 Li = 1 km).

Mit der Mauer wurde schon im 4 Jahrhundert v. u. Z. in der Zeit der Streitenden Reiche begonnen. Damals musste die Bevölkerung in den Fürstenstaaten in Nordchina, wie dem Yan-, Zhao- und Qin-Reich Zwangsarbeit leisten, und das hieß in diesem Konkreten Fall, Schutzmauern entlang der jeweiligen Staatsgrenzen anlegen. Im dritten Jahrhundert v. u. Z., als China unter der Qin-Dynastie geeinigt wurde, wurden diese Mauern miteinander verbunden und ausgebaut. Die so entstandene Große Mauer wurde dann in den folgenden Dynastien mehrmals instandgesetzt oder an manchen Orten auch ganz neugebaut. Am meisten wurde dafür in der Ming-Zeit (1368-1644) getan.

Im allgemeinen ist die Große Mauer fünf bis zehn Meter hoch und fünf bis acht Meter breit. Manche Abschnitte wurden nur mit Erde gebaut, andere mit Ziegeln oder Steinen verkleidet, am stabilsten ist das Stück, nordwestlich von Beijing, mit Steinblöcken und viereckigen großen Ziegeln. Oben auf der Mauer gibt es Zinnen und Brüstungen, Wachttürme stehen im Abstand von jeweils 140 Metern. Der höchste Punkt der großen Mauer liegt tausend Meter über dem Meeresspiegel. Mit den Steinen und Ziegeln der Großen Mauer könnte man einen 2,5 Meter hohen und 1 Meter breiten Deich um den Äquator herum bauen.

(Aus Nr. 1 von „China heute“, 1979)

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