Große
Bauprojekte aus alter Zeit
Schon in alten Zeiten wurden in China große
Kanäle, Bewässerungssysteme, Deiche und Dämme
angelegt und andere große Bauprojekte verwirklicht.

Bewässerungssysteme
Wahrscheinlich schon in den Tagen des Wahrkaisers
Yu (etwa 2200 v.u.Z.) ging man daran, die Flüsse auf der Ebene
zwischen dem Huaihe- und dem Gelben Fluss nutzbar zu machen.
Während der Westlichen Zhou-Dynastie (1100-800 v. u.
Z.) begannen die Menschen damit, in dem heutigen Tal des Weihe-Flusses,
in der Provinz Shaanxi, Wasser zu speichern und Kanäle
anzulegen, die die Ebene kreuz und quer durchliefen. Das waren
wichtige Faktoren, um dieses Gebiet wirtschaftlich zu entwickeln.
Wasser aus dem Gelben Fluss wurde seit der Qin-Dynastie (221-207v.u.Z.)
zur Bewässerung benutzt. Durch im Lauf von Jahrhunderten
gebaute Kanäle von der Qingtong-Schlucht am Gelben Fluss
aus wurde das Wasser zum Ödland geleitet und verwandelte
dieses Gebiet in eine Getreidekammer.
Das Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang
hat trockenes Klima und sehr wenig Wasserquellen. Schon vor
langem kam die Bevölkerung hier auf ein besonderes Bewässerungssystem
und zwar auf unterirdische Kanäle, auf uigurisch "Karese"
genannt.
Am Fuß der Tianshan-Gebirgskette wurden
senkrechte Schächte von zehn bis hundert Metern Tiefe
in Abständen von einigen Dutzend Metern ausgehoben. Sie
dienen zur Belüftung, und durch sie wurde die Erde nach oben
befördert. Die Sohlen der Schächte wurden durch
Tunnel verbunden, die zum Zentrum der Senke führen, wo dann
nicht tiefreichende Kanäle das Wasser aus dem Boden herausleiten.
So entstand mitten in der Wüste Ackerland.
Zu den großen antiken Wasserbauprojekten,
die bis heute für die Landwirtschaft eine Rolle spielen, gehören
das Bewässerungssystem Dujiangyan im Westen der Provinz
Sichuan und die Deiche entlang der Hangzhou-Bucht.
Das Bewässerungssystem
Dujiangyan Westsichuan ist fruchtbar, dicht
bevölkert, mit einer blühenden Landwirtschaft. Die 6000
Quadratkilometer große Ebene hier, die Chengdu-Ebene,
entstand durch Anschwemmungen das Minjiang-Flusses, ein Nebenfluss
des Yangtse.
Vor der Zeit der Streitenden Reiche (475-221
v. u. Z.) schwemmte der Minjiang-Fluss eine große Menge
Schlamm bei der Kreisstadt Guanxian an, denn dort verlangsamt
er, von den Bergen kommend und in die Ebene einfließend,
sein Tempo. Er erhöhte so sein Flussbett und verursachte
viele Überschwemmungen. 320 v. u. Z. begann die Bevölkerung
dort das Flussbett zu vertiefen, um so den Überschwemmungen
vorzubeugen.
Mit einem beständigen Projekt begann
man dann 250 vor unserer Zeitrechnung. Bei Guanxian, praktisch
das Tor zur Ebene, schlugen die Leute durch eine Felswand
den zentralen Hauptkanal durch den Yule-Berg, Die Hauptkanäle
und den Fluss entlang, da, wo er gerade in die Ebene eintrat,
wurden Dämme und Deiche errichtet, um den Flusslauf zu
regulieren und das Wasser für die Bewässerung zu verteilen.
Es wurden 2000 Deiche, zehn Hauptkanäle und 520 Nebenkanäle
mit einer Gesamtlänge von 1165 Kilometern gebaut. So
wurde es möglich mehr als 200 000 Hektar der Chengdu-Ebene
zu bewässern. 2000 Jahre lang hat dieses Wasserbauprojekt
seinen Dienst getan.
Die großen Deiche wurden aus mit Kies
gefüllten wie Würste geformten Bambuskörben gebaut. Auf
diese Methode greift man auch heute öfters noch zurück,
denn die benötigten Materialien hat man zur Hand, und
das Ergebnis ist ein dauerhafter Deich. Schon damals zog man
alle Aspekte in Betracht und ging beim Bauen und Instandhalten
dieses Bewässerungssystems sehr gewissenhaft vor. Jeden
Winter, wenn der Wasserstand niedrig war, wurden im Flussbett
und in den Kanälen Schlick und Sand, die sich in der
Zwischenzeit abgelagert hatten, weggeschafft, und die Deiche
wurden repariert.
Dann aber unter der reaktionären Kuomintang-Herrschaft
vor 1949 war das Dujiangyan-Bewässerungssystem völlig
baufällig. Die ständigen Schlammablagerungen führten
dort zu Überschwemmungen, und das bewässerte Gebiet
war auf 133 000 Hektar reduziert. Nach der Befreiung begann
man im großen Ausmaß mit Instandsetzungs- und
Ausbauarbeiten. Neue Schleusen und Wasserverteilungsprojekte
erhöhten die Leistungsfähigkeiten dieses Systems.
Heute besteht das Dujiangyan-Bewässerungssystem
aus drei Hauptprojekten, nämlich dem Dujiang-Fischmaul-Deich,
dem Feshayan-Deich und dem Baopingkou-Kanal durch den Yule-Berg
sowie vielen Kanälen und Deichen, 467 Hektar Land wurden
bewässert, und auf der Chengdu-Ebene werden jetzt jedes
Jahr hohe und stabile Ernten eingebracht.
Die Deiche entlang der
Hangzhou-Bucht Unter den vielen Deichen,
die in der alten Zeit an der östlichen Küste gebaut wurden,
sind dies die größten. Sie sollten das Ackerland
vor der Flut schützen. Die Hangzhou-Bucht ist wie ein Trichter
geformt, und bei der Flut, wenn das Meerwasser das schmale
Ende des Trichters erreicht, steigt es höher und höher,
und es kommt zu der berühmten "Qiantang-Flut". Der
Name kommt von dem Fluss, der in die Hangzhou-Bucht mündet.
Diese Fluten bedrohten die Ebenen, nördlich und südlich
der Bucht zerstörten Häuser, spülten Ackerland weg
und machten aus den Feldern Salzboden.
Seit dem Beginn des 7. Jahrhunderts, in
der Tang-Dynastie, begann die Lokalbevölkerung damit,
gegen die Gezeiten zu kämpfen. Zuerst baute man Deiche
aus Erde, später aus Stein. Hatte man zuerst mit Steinen
gefüllte Bambuskörbe benutzt, ging man später zu
Steinblöcken über. Gab es zunächst nur einfache
Deiche die Küste entlang, so gab es später massive Deiche
aus Steinblöcken, die stufenweise bis zum Meeresboden
abfielen.
Die reaktionären Herrscher aller Dynastien
beuteten die arbeitenden Massen grausam aus und legte wenig
Wert auf die Instandhaltung und -setzung der Dämme und
Deiche. Renovierung und Verstärkung der Deiche war für
die Kuomingtang-Regierung ein willkommener Anlass, um mehr
Geld aus den Volksmassen zu pressen. Nach der Befreiung begann
die Lokalbevölkerung damit, die Deiche instandzusetzen
und auszubauen. Heute bestehen sie aus großen Steinblöcken,
ziehen sich 190 km an der nördlichen Küste und 118 km
an der südlichen Küste entlang, trotzen den Gezeiten und schützen
das als "Heimat von Fisch und Reis" bekannte Gebiet.
Wasserwege
Viele große Flüsse fließen durch
die östliche Hälfte Chinas. Zwischen ihnen besteht
keine natürliche Verbindung. Um sie zu verbinden und so den
Verkehr zwischen dem Norden und dem Süden zu erleichtern,
bauten unsere Vorfahren eine Reihe von Kanälen, unter
denen der Beijing-Hangzhou-Kanal und der Hsingan-Kanal im
Süden die größten und wichtigsten davon.
Der Beijing-Hangzhou-Kanal, auch großer Kanal genannt, der von Peking im Norden bis nach Hangzhou
im Süden verläuft, misst 1794 km. Er wurde über die Jahre
hinweg abschnittsweise angelegt. In Chroniken wurde festgehalten,
dass zunächst am Unterlauf des Yangtse der Han-Kanal
angelegt wurde, der den Yangtse und den Huaihe-Fluss in der
Nähe der Stadt Yangzhou, Provinz Jiangsu, miteinander
verbindet. In den folgenden Jahrhunderten wurde dieser Kanal
dann verbessert und verlängert, bis der Große Kanal,
so wie er heute existiert, entstand. Der Hauptteil der Kanalbauten
fiel in die Sui- bzw. Yuan-Dynastie.
In der Sui-Dynastie (581-618) war die Stadt
Luoyang in der Provinz Henan die damalige Hauptstadt und deshalb
auch Ausgangspunkt des Kanals. Ab 605 wurde innerhalb von
sechs Jahren drei Kanalhauptstrecken gegraben. Der erste Abschnitt
war der etwa 1000 km lange "Tungdji-Kanal,", der
sich von Luoyang bis nach Tjingdjiang (heute Huaiyin) in der
Provinz Jiangsu hinzieht. Ein anderer Abschnitt war der auch
über 1000 km lange "Yungdji-Kanal" von Luoyang durch
Linting in der Provinz Shandong bis nach Tianjin. Und der
dritte schließlich, der 400 km lange "Djiangnan-Kanal",
der die Stadt Zhenjiang in der Provinz Jiangsu mit Hangzhou
verbindet, instandgesetzt. Der ganze Große Kanal maß
dann schließlich 2700 km. Er ist zwischen dreißig
und siebzig Meter breit. Es war der erste Kanal, durch den
der Haihe-Fluss, der Gelbe Fluss verbunden wurden. Große
Holzschiffe konnten so von Tianjin über Luoyang bis nach Hangzhou
fahren.
Nachdem Beijing in der Yuan-Dyanstie (1279-1368)
Hauptstadt geworden war, waren diese Kanäle, die ja alle
nach Luoyang führten, nicht mehr zu gebrauchen. Um einen Umweg
zu vermeiden, wurde von Lintjing nach Tjingdjiang ein 600
km langer Kanal (der Kanal Huitung-Djidschou) angelegt. Um
das große Gefälle in dem Kanalgebiet aufzufangen,
wurden dreißig Schleusen gebaut. 1292 wurde dann noch
ein weiterer Kanal, der Nordkanal, gegraben. Er leitete Wasser
von den Quellen in den Westbergen, nahe bei Beijing, durch
Beijing und dann in den Kreis Tongxian und mündete dann in
den Wenyu-Fluss, der nach Tianjin fließt.
Diese zwei Kanäle aus der Yuan-Zeit,
verbunden mit dem Großen Kanal aus der Sui-Zeit, stellten
einen direkten Wasserweg von Beijing nach Hangzhou dar, und
dadurch wurde ein Umweg von 900 km vermieden. Dieser Kanal
ist heute als der Beijing-Hangzhou-Kanal bekannt.
Der Hsingan-Kanal
Das Nanling-Gebirge in Südchina ist die Wasserscheide für
die Stromgebiete des Yangtse und des Perflusses. Ein Pass,
nordöstlich der Stadt Guilin im Autonomen Gebiet Guangxi
der Zhuang-Nationalität, trennt den nach Norden fließenden
Xiangjiang-Fluss, einen Nebenfluss des Yangtse, und den nach
Süden fließenden Guijiang-Fluss, einen Nebenfluss des
Perlflusses. In der Qin-Zeit (221-207 v. u.Z.) wurde diesen
Pass entlang der 35 km lange Hsingan-Kanal, auch Ling-Kanal
genannt, angelegt, der die beiden Flusssysteme verband. In
der Nähe der Stadt Hsingan wurde der Xiangjiang-Fluss
blockiert, um den Wasserstand zu erhöhen und einen Teil
des Flusswassers direkt durch den Ling-Kanal in den Guijiang-Fluss
zu leiten. Um die Gefahr für die Schifffahrt, das starke Gefälle
zwischen den beiden reißenden Flüssen, in den Griff
zu bekommen, wurde der Kanal in einer Zickzacklinie angelegt.
Die Große Mauer

Die Grate der Badaling-Berge entlang, nordwestlich
von Beijing, erstreckt sich eine majestätische Schutzmauer,
die sich wie ein riesiger Drache durch die Berge windet. Es
ist die Große Mauer, eines der berühmtesten Bauprojekte
des alten China. Sie verläuft von Shanhaiguan, an der
Küste des Bohai-Meeres, bis Jiayuguan in der Provinz Gansu.
Sie misst etwa 6700 km, wobei an manchen Stellen eine doppelte
Mauer gezogen ist. Wir nennen die Große Mauer Wanlichangcheng,
d.h. "10000 Li lange Mauer" (2 Li = 1 km).
Mit der Mauer wurde schon im 4 Jahrhundert
v. u. Z. in der Zeit der Streitenden Reiche begonnen. Damals
musste die Bevölkerung in den Fürstenstaaten in Nordchina,
wie dem Yan-, Zhao- und Qin-Reich Zwangsarbeit leisten, und
das hieß in diesem Konkreten Fall, Schutzmauern entlang
der jeweiligen Staatsgrenzen anlegen. Im dritten Jahrhundert
v. u. Z., als China unter der Qin-Dynastie geeinigt wurde,
wurden diese Mauern miteinander verbunden und ausgebaut. Die
so entstandene Große Mauer wurde dann in den folgenden
Dynastien mehrmals instandgesetzt oder an manchen Orten auch
ganz neugebaut. Am meisten wurde dafür in der Ming-Zeit (1368-1644)
getan.
Im allgemeinen ist die Große Mauer
fünf bis zehn Meter hoch und fünf bis acht Meter breit. Manche
Abschnitte wurden nur mit Erde gebaut, andere mit Ziegeln
oder Steinen verkleidet, am stabilsten ist das Stück, nordwestlich
von Beijing, mit Steinblöcken und viereckigen großen
Ziegeln. Oben auf der Mauer gibt es Zinnen und Brüstungen,
Wachttürme stehen im Abstand von jeweils 140 Metern. Der höchste
Punkt der großen Mauer liegt tausend Meter über dem
Meeresspiegel. Mit den Steinen und Ziegeln der Großen
Mauer könnte man einen 2,5 Meter hohen und 1 Meter breiten
Deich um den Äquator herum bauen.
(Aus Nr. 1
von „China heute“, 1979)